Kugelstoß-Talente im "Haus der Athleten"
In der Karriere zahlreicher Spitzensportler stellt der Schulabschluss einen besonderen Knotenpunkt dar, fällt er doch oft mit dem Übergang von der Jugend- oder Junioren- zur Erwachsenenklasse zusammen. In Bayern bieten die "Häuser der Athleten" beste Rahmenbedingungen für die kompatible Gestaltung der Bildungs- bzw. Berufskarriere neben dem Spitzensport.
Daniel Bernhardt fühlt sich in München wohl
Seit September wohnen neben Judokas und Short-Tracklern auch die Kugelstoß-Talente Sandra Büttner und Daniel Bernhardt im Münchner "Haus der Athleten". Nach ihrem mittleren Bildungsabschluss (Wirtschaftsschule) wollte Sandra Büttner wegen der sportlichen Voraussetzungen unbedingt nach München. Im Herbst begann die 16-Jährige beim Münchner Studentenwerk ihre Ausbildung zur Bürokauffrau. Nicht nur hierbei hatte der Laufbahnberater beim Olympiastützpunkt Bayern seine Hand im Spiel, von Klaus Sarsky erfuhr die Kugelstoßerin des LAC Quelle Fürth/München/Würzburg vom "Haus der Athleten".
Über ihn kam ebenfalls der Kontakt zum Initiativkreis für Olympiasieger zustande, der ihren Aufenthalt im Jugendwohn- und Gästehaus des Katholischen Jugendsozialwerks, denn das "Haus der Athleten" ist ein Bereich davon, bezuschusst. Finanziell unterstützt wird die Athletin aus Fürth ebenfalls von ihren Eltern und Großeltern.
Sanfte Landung in der großen Stadt
"Mir gefällt es hier sehr gut. In meinem Appartement habe ich ein eigenes Bad und eine Kochnische, es ist sehr gemütlich. Das Leben in der Großstadt ohne meine Eltern und Schwester fällt mir überhaupt nicht schwer", resümiert Sandra Büttner die ersten drei Monate in der Landeshauptstadt.
Seither konnte die C-Kader-Athletin mit einer Bestleistung von 13,63 Metern (4-Kilo-Kugel) ihr Trainingsvolumen erhöhen und profitiert von den kürzeren Wegen zum Training. Zehn Minuten braucht sie mit dem Fahrrad oder - wenn sie mit ihrem Trainingskollegen Daniel Bernhardt im Auto fährt - nur fünf Minuten.
Vom Einzeltraining zur Trainingsgruppe
Der 19-Jährige besucht die 12. Klasse der Fachoberschule für Wirtschaft und erfuhr von seinem Landestrainer Wurf, Joachim Lipske, von "Haus der Athleten".
"Als mein Heimtrainer nach Würzburg zog und klar war, dass er mich dann nicht mehr trainieren kann, wurde mein Umzug nach München konkret", beschreibt Daniel Bernhardt den Entscheidungsprozess. Nach drei Monaten fällt sein Fazit durchweg positiv aus: "Hier in München habe ich mit Joachim Lipske einen tollen Trainer und endlich eine Trainingsgruppe mit Sandra, Alexandra Raabe, Robert Dippl und Jerrit Lipske. Die Trainingsbedingungen sind für mich optimal, auch weil ich nicht wie bei der LG Erlangen 30 Minuten zum Training brauche, sondern nur fünf."
Unter der Woche kommt der Athlet mit einer Bestleistung von 17,46 Metern (6-Kilo-Kugel) auf vier bis fünf Trainingseinheiten, am Wochenende zieht es ihn meist zu seiner Freundin in die Heimat. Die Erwartungen sind fast alle erfüllt worden. Zur Zeit wohnt er noch in einem Einzelzimmer und wartet auf ein Appartement im "Haus der Athleten", "um mal selber kochen zu können."
Zu Persönlichkeiten im Wettkampf werden
Mit Klaus Wolfermann wurde dem Duo ein erfahrener Pate und Mentor zur Seite gestellt. Der Speerwurf-Olympiasieger ist begeistert darüber, "dass es endlich so etwas in München gibt. Das hat mir als Student damals gefehlt." Noch vor Weihnachten wollen die drei sich treffen und dann möchte der 59-Jährige vor allem Tipps zum Wintertrainingsprogramm geben und über Wettkampfstrategien sprechen, damit die jungen Athleten auch "selbstsicher und als Persönlichkeit im Wettkampf auftreten".
Davon erhoffen sich die Kugelstoßer viel. "Im Training bin ich Weltmeister und im Wettkampf habe ich dann ein Blackout, auch wenn ich mich vorher noch richtig gut eingestoßen hatte", bringt es Daniel Bernhardt auf den Punkt.