Ladji Doucouré - "Nur mehr gemütlich gejoggt"
Bis Mittwochabend blieb es spannend. Läuft der frischgekürte Weltmeister über 110 Meter Hürden beim Züricher Weltklasse-Meeting oder nicht? Ladji Doucouré hatte den Schweizer Meetingmachern seinen Start gegen Oldie Allen Johnson (USA) und Olympiasieger Xiang Liu (China) fix zugesagt, wollte aber nach seinen zwei WM-Goldmedaillen mehr Geld, wofür er von der Schweizer Presse arg kritisiert wurde.

Ladji Doucouré stürmte in Helsinki zum WM-Titel (Foto: Kiefner)
Als der junge Franzose am Donnerstag bei der finalen Pressekonferenz erschien, war klar, dass dieses weitere spannende Duell am Letzigrund einer finanziellen "Last-Minute-Einigung" zu verdanken war. Im Interview mit Ulrike Philipp sah Frankreichs Hürden- und Staffel-Weltmeister der WM-Revanche sehr gelassen entgegen und war angeblich gar nicht am schnöden Mammon interessiert.
leichtathletik.de:
Ladji, wie fühlen Sie sich als zweifacher Goldmedaillengewinner von Helsinki?
Ladji Doucouré:
Es ist wunderschön. Mit meinem Sieg bei den Weltmeisterschaften bin ich auf dem Gipfel der Welt angelangt. Aber die ganze Saison war schon top und lief super, das hatte ich noch nie zuvor.
leichtathletik.de:
Wie sind Sie denn in Ihrer Heimat empfangen worden?
Ladji Doucouré:
Bei unserer Ankunft am Montag in Paris, da war wirklich die Hölle los auf dem Flughafen, so viele Leute! Nach meiner Rückkehr aus Helsinki war ich zuhause, habe meinen Osteopathen aufgesucht und meine Hürdenkollegin Linda Ferga-Khodadin im Krankenhaus besucht. Sie war ja im Halbfinale schwer gestürzt und ist gestern entlassen worden, es geht ihr ganz gut.
leichtathletik.de:
Wie haben Sie sich auf das Rennen in Zürich vorbereitet?
Ladji Doucouré:
Seit dem Staffelfinale am Samstag habe ich überhaupt nichts mehr gemacht. Nur gestern, da bin ich gemütlich gejoggt. Ich habe also gar nicht versucht, meine Form zu halten. Das ist nicht schlimm, denn mein Hauptziel war ja Helsinki. Meine ganze Saison war auf die Weltmeisterschaften ausgerichtet. Deshalb bin ich auch nicht enttäuscht, wenn ich gegen die anderen morgen verlieren sollte. Das Rennen wird morgen sehr schnell werden, denn die anderen wollen ja, wie sie sagen, die Revanche für Helsinki.
leichtathletik.de:
Wenn Sie nicht so gut laufen, erhalten Sie aber doch auch weniger Prämien vom Veranstalter?
Ladji Doucouré:
Was das Geld in Zürich und bei den anderen kommenden Meetings anbelangt, so mache ich mir deswegen keinen Kopf.
leichtathletik.de:
Wissen Sie denn schon, was Sie mit den Prämien für Ihre zwei Goldmedaillen aus Helsinki machen werden?
Ladji Doucouré:
Keine Ahnung, ich werde mir von dem Geld wohl eine Immobilie kaufen. Ich kann ja nicht immer bei meinen Eltern wohnen bleiben, sonst ende ich als großes Baby (lacht). Mit meinen Prämien von 2003 und 2004 habe ich meinen Eltern geholfen, die haben in ihren Heimatländern Senegal und Mali gebaut.
leichtathletik.de:
Wie sieht denn Ihre weitere Saisonplanung aus?
Ladji Doucouré:
Ich werde auf jeden Fall in Berlin und Monaco starten, Brüssel ist noch nicht ganz sicher. Pro Woche möchte ich maximal ein Rennen bestreiten.
leichtathletik.de:
Glauben Sie, dass Sie dieses Jahr noch Ihre Bestzeit verbessern können?
Ladji Doucouré:
Als ich in Angers mit 12,97 Sekunden französischen Rekord gelaufen bin, da hatte ich einen guten Rhythmus gefunden und genauso einen Lauf möchte ich versuchen zu wiederholen.
leichtathletik.de:
Halten Sie es für möglich, dass der Weltrekord demnächst fällt?
Ladji Doucouré:
Ich glaube auch, dass der Weltrekord bald wieder verbessert werden könnte. Allerdings geht das nicht so schnell und ist auch nicht so einfach wie zum Beispiel bei den Sprüngen, vor allem dem Stabhochsprung. Ein Hürdenrennen kann man nur bis zur neunten Hürde planen.