Läufer-Demo in Berlin - Protest gegen S-Bahn-Stopp
Das gab es noch nie - Läufer gingen in Berlin auf die Straße, aber aus Protest! Aus Protest gegen die Pläne der S-Bahn, am Marathonwochenende die wichtige Ost-West Verbindung der Bahn zum Start für die Teilnehmer des Berlin-Marathons am 29. September - wegen Bauarbeiten - einzustellen.
Wie kommen die Teilnehmer des Berlin-Marathons zum Start?
Aufgerufen zur Demonstration hatte eine parteiübergreifende Initiative von Steffen Reiche (SPD - Bildungsminister in Brandenburg) und den Mitgliedern des Abgeordnetenhauses von Berlin, Peter Kurth (CDU) und Claudia Hämmerling (Bündnis 90/Die Grünen). Um 8.15 Uhr traf man sich am Bahnhof Friedrichstraße. Mit Transparenten, Glocken und Trillerpfeifen lief man zum Start am Charlottenburger Tor und dann zum Potsdamer Platz, um dem Ärger über die unverständliche und rücksichtslose Entscheidung der Bahnverwaltung Ausdruck zu verleihen. Rücksichtslos deswegen, weil weit über 100.000 Lauftouristen aus 90 Ländern in Berlin zu Gast sind und einen reibungslos funktionierenden öffentlichen Nahverkehr nutzen wollen - zusammen mit den 800.000 Zuschauern an der Laufstrecke.
Chaos ist vorprogrammiert
Unabhängig von den Beeinträchtigungen schon beim Frühstückslauf am Sonnabend zum Olympiastadion müssen am Sonntag über 41.000 Marathonläufer mit ihren Angehörigen und Freunden zu ihren Startpunkten am Charlottenburger Tor und der Urania sowie über 7.000 Jugendliche mit ihren Eltern zum Start am Hohenzollerndamm. 43 Linien der BVG werden umgeleitet oder eingestellt. Der Individualverkehr kann die Laufstrecke von 42,195 Kilometer nicht queren und nicht befahren. Da ist Chaos vorprogrammiert.
Alles dies in der Vorplanung nicht beachtet zu haben, ist ein offensichtlicher Fehler der Bahn, welche kaum Verständnis für Berlins größte und internationalste Sportveranstaltung und für die Bedürfnisse der Berliner Bevölkerung zeigt.
Verknotete Laufschuhe übergeben
Vor der Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz 2 endete die Läufer-Demonstration mit Abschlussworten und einem Appell an die Verantwortlichen der Bahn, sich für das Marathonwochenende noch eines Besseren belehren zu lassen und sich zu überlegen, wie das Wort "Schienenersatzverkehr" den weit über 15.000 Ausländern, z.B. in "Portugiesisch" übersetzt werden könnte.
Die verknoteten Laufschuhe (mit "Berlin-Marathon 2002" beschriftet!) wurden dann von den mitlaufenden Politikern des Abgeordnetenhauses dem Verkehrssenator bei der Sondersitzung mit der Bitte übergeben, diesen Verkehrsknoten der Bahn zu entknoten, damit der 29. Berlin-Marathon am 29. September reibungslos funktioniert.