Lamine Diack glaubt an deutsche Leichtathleten
Ein Weltrekord über 100 Meter, ein gutes Abschneiden deutscher Athleten, aber auch Kritik an der Mentalität der Gastgeber: Fünf Monate vor den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin hat Präsident Lamine Diack vom Leichtathletik-Weltverband IAAF für das Event im Olympiastadion (15. bis 23. August) Wettkämpfe der Superlative in Aussicht gestellt und von den Deutschen mehr Optimismus eingefordert.
„Die Deutschen schauen zu viel in den Rückspiegel. Sie müssen nach vorn sehen, sonst entmutigt man junge Leute, zur Leichtathletik zu kommen. Wir sind die Sportart Nummer eins bei Olympia. Daran sollte das Land denken.“Außerdem mahnte er die Deutschen, sich bei der WM nicht zu sehr als Vorreiter in Sachen Dopingbekämpfung präsentieren zu wollen. „Wir müssen weniger über Doping reden, mehr über die schönen Seiten der Leichtathletik“, sagte er zu Zeit Online und dem Tagesspiegel.
Er befürchte, dass sich in Berlin „alles nur auf Doping konzentrieren würde. Nach dem Motto: Wir Deutschen sind sauber und die anderen schmutzig. Der Deutsche Leichtathletik-Verband ist der Verband, der Doping am ernsthaftesten bekämpft. Aber man muss mit Vorwürfen gegenüber anderen sehr vorsichtig sein, schließlich kämpfen auch wir als internationaler Verband gegen Doping“, sagte Lamine Diack.
Deutsche Athleten mit guten Chancen
Den deutschen Athleten räumte er bei der Heim-WM gute Chancen ein. „Ohne Namen zu nennen, es wird durch den Heimvorteil unerwartete Ergebnisse geben“, sagte der Funktionär, der auch einen Weltrekord vorhersagt. „Wer in Berlin die 100 Meter gewinnen will, wird wohl unter 9,69 Sekunden laufen müssen. Die tolle blaue Bahn gibt das her“, sagte der Senegalese der Bild-Zeitung und stufte Weltrekordler Usain Bolt (Jamaika) als schlagbar ein. „Bolt ist nicht soweit weg von den anderen, wie es in Peking aussah. Das wird ein hochklassiges Finale.“
Über 200 Meter sieht er den Dreifach-Olympiasieger von 2008 als klaren Favoriten und Weltrekord-Aspiranten: „Vielleicht wird er die 200 Meter unter 19,30 Sekunden laufen.“ Der Weltverbands-Präsident befürchtet aber keinen Doping-Skandal um den derzeitigen Star der Leichtathletik: „Ich glaube nicht, dass Usain Bolt als Doper erwischt wird.“
Keine Zweifel an Sebatsian Bayers Sprung
Die Zweifel von Präsident Jose Maria Odriozola vom spanischen Leichtathletik-Verband an der Rechtmäßigkeit des Sprungs von Sebastian Bayer (Bremer LT) über 8,71 Meter zum Titel bei der Hallen-EM in Turin (Italien) wies der 74-Jährige zurück. „Seine 8,71 Meter habe ich im Fernsehen gesehen. Der Zweifel des spanischen Verbands-Bosses über die Weite war ein lächerlicher, unglücklicher Kommentar. Einfach verantwortungslos ohne Beweise“, sagte Lamine Diack, der selbst einst Weitspringer war.
Im Anti-Doping-Kampf will der Verband zur WM besondere Anstrengungen unternehmen. „Wir werden 1.000 Kontrollen machen, 300 mehr als in Peking. Dazu 2.000 zuvor im Training, die schon laufen. Erstmals bei einer WM wird auf das Wachstumshormon HGH getestet.“
Von Berlin erwartet Lamine Diack zur WM eine besondere Stimmung. „Ich war beim Fußball-Finale 2006 im Olympiastadion. Diese WM wurde vom ganzen Land gelebt. Jetzt will ich hoffen, dass das bei uns auch so wird. Das Stadion ist ein Denkmal für den Sport. Jesse Owens hinterließ 1936 Spuren, die uns bis heute verfolgen.“
Quelle: Sport-Informations-Dienst