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Lara Hoffmann – Comeback mit Titel gekrönt

Bei der Hallen-DM in Leipzig haben sieben DLV-Athleten ihren ersten nationalen Einzeltitel geholt. leichtathletik.de stellt sie in einer Serie vor. Heute: 400-Meter-Läuferin Lara Hoffmann (LT DSHS Köln).
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail lara-hoffmann _blank>Lara Hoffmann
LT DSHS Köln

*25. März 1991
Größe: 1,73 Meter
Gewicht: 67 Kilo

400 Meter
Bestleistung: 53,15 sec (2014)
Deutsche Hallen-Meisterin 2016

Das 400-Meter-Finale der Hallen-DM hinterließ eine Athletin am Boden zerstört: Laura Müller (LC Rehlingen), die als Erste durchs Ziel gelaufen war, dann aber disqualifiziert wurde, weil sie ihre Bahn verlassen hatte. Als Deutsche Meisterin durfte damit Lara Hoffmann (LTDSHS  Köln; 53,41 sec) ganz oben aufs Treppchen klettern. "Mir tut es sehr leid für Laura, sie war eindeutig die Stärkste", sagt die Kölnerin über ihre Konkurrentin. Für Lara Hoffmann ist es schon ein Sieg gewesen, überhaupt wieder im DM-Finale gestanden zu haben. Der Titel krönt das Comeback nach anderthalb Jahren Verletzungspause.

"Vor einem Jahr habe ich mir die Hallen-DM mit geschientem Knie vom Krankenbett aus angesehen", erinnert sich die 24-Jährige. Nachdem sie 2014 dank der Bestzeit von 53,15 Sekunden den Sprung in die DLV-Staffel bei der Team-EM geschafft hatte, schmerzten die Knie schon bei der EM in Zürich (Schweiz), so dass nur noch ein Einsatz im Vorlauf möglich war. Nach der ersten OP im Februar 2015 folgte im Juni eine weitere am anderen Knie. "Der Knochen wurde angebohrt, damit sich durch eine Einblutung ein Sekundärknorpel bildet. Der hat vorher komplett gefehlt auf dem Knochen", berichtet Lara Hoffmann, die sich von der Verletzung nicht entmutigen ließ. "Schon mit dem Tag nach der ersten OP hat die Arbeit am Comeback begonnen."

Dank der professionellen Betreuung durch Ärzte und Physiotherapeuten sowie der Trainingsgestaltung von Coach Andreas Gentz ging es wieder aufwärts - auch wenn die Verletzungs-Zeit nicht leicht war. "Es war hart, meine Trainingsgruppe zu sehen und nicht richtig mitmachen zu können." Im Moment bereiten die Knie keine Probleme, dennoch brauchen sie weiterhin Beachtung. Die Belastungsfähigkeit kann sich von Tag zu Tag unterscheiden, so wird der Trainingsplan flexibel angepasst, wenn es mal nicht so gut geht. Um die Knie zu entlasten, stehen zum Beispiel auch weniger Sprünge auf dem Trainingsplan, die durch spezielle Kraftübungen ersetzt werden.

DM-Premiere schon im Alter von 15 - auch in Leipzig

Die Knie-Probleme nennt Lara Hoffmann eine "normale Abnutzungserscheinung" nach zehn Jahren Leistungssport. Schon im Alter von 15 Jahren stand die Lehramts-Studentin erstmals bei Deutschen Meisterschaften auf der Bahn – in der 4x200 Meter Staffel der LG Kindelsberg-Kreuztal gab es Platz vier. Diese DM-Premiere fand übrigens auch in der Arena Leipzig statt, genauso also wie der erste DM-Titel.

Bevor es zur Leichtathletik ging, hat die heutige Viertelmeilerin von ihrem sechsten bis elften Lebensjahr geturnt. Dann offenbarte sie Talent für den Sprint, wechselte die Sportart und konzentrierte sich in ihrem Heimatverein TuS Hilchenbach auf die Leichtathletik.

Dort stellten sich schnell Erfolge ein, mit einem ersten Höhepunkt 2008, als es über 200 Meter zur U20-WM nach Bydgoszcz (Polen) ging und dort bis ins Halbfinale. Aus dem Jahr stammen bis heute die Bestzeiten über 200 Meter in der Halle (23,91 sec) und draußen (23,92 sec).

Ziel: DLV-Staffel

Mit ihrer Leistung im Finale der Hallen-DM von Leipzig, wo nur vier Hundertstel zur Hallen-Bestzeit (53,37 sec) fehlten, hat Lara Hoffmann bewiesen, dass sie wieder zurück in der Erfolgsspur ist. Eine große Stütze ist neben Trainer Andreas Gentz auch die starke Gruppe beim LT DSHS Köln mit der Zweitplatzierten der Hallen-DM Friederike Möhlenkamp (53,45 sec) oder den Langhürdlerinnen Christine Salterberg und Kim Carina Schmidt. "Wir ziehen alle Läufe zusammen durch, pushen uns. Das ist ein unglaublich starkes Gefühl", sagt Lara Hoffmann.

Auf dem Weg Richtung Sommer gilt es, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Behutsam aber dennoch konsequent wird daran gearbeitet, dass die Bestzeit im Sommer fällt. Es soll auf jeden Fall unter 53 Sekunden gehen. Die Deutsche Hallenmeisterin möchte sich wieder für die DLV-Staffel empfehlen und zur EM in Amsterdam (Niederlande; 6. bis 10. Juli) und noch besser zu den Olympischen Spielen in Rio de Janerio (Brasilien; 12. bis 20. August).

Video-Interview: <link video:13867>Lara Hoffmann: "Ich hätte mich über jede Medaille gefreut"
Video: <link video:13879>Laura Müller nach Final-Sieg disqualifiziert

Das sagt Bundestrainer Tobias Kofferschläger:

Lara hat sich zurückgemeldet. Das erste Ziel der Hallensaison war es, wieder Wettkampfpraxis zu sammeln. Der Auftakt nach einem Jahr Ausfall war bei den Landesmeisterschaften etwas holprig. Die Trainingswerte waren da aber schon  besser. Das konnte Lara bei den Deutschen Hallenmeisterschaften umsetzen. Sie ist voll im Fahrplan Richtung Sommer. Auf die Knie ist weiter zu achten, man könnte sie wetterfühlig nennen. Lara und ihr Heimtrainer Andreas Gentz gehen damit sehr sensibel um. Verletzungsprobleme begleiten Lara schon seit mehreren Jahren. Dass sie trotzdem durchzieht, zeigt ihren Willen. Lara ist eine ganz klare Kandidatin für die Staffel. Die 52x ist das Ziel und mit einer 53,4 aus der Halle auf jeden Fall möglich. Wie weit es Richtung Einzelnorm gehen kann, muss man abwarten. Lara ist unkompliziert. Es macht Spaß, mit ihr zu trainieren. Sie ist ein absoluter Wettkampf-Typ und kann sich steigern. Das ist gerade mit Blick auf die Staffel gut. Lara hat keine Angst vor großen Namen, wenn es in den Nahkampf geht. Sie weiß sich durchzusetzen.

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