Lars Riedel glaubt an Robert Harting
Robert Harting (SCC Berlin) könnte am Dienstagabend (7. August) die Nachfolge von Lars Riedel antreten: Der heute 45 Jahre alte Chemnitzer gewann 1996 in Atlanta (USA) als bislang letzter Deutscher Olympia-Gold im Diskuswurf. Als Experte der Deutschen Sporthilfe blickt Lars Riedel voraus auf das mit Spannung erwartet Diskuswurf-Finale bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien).
Die Olympischen Spiele sind das Größte, nochmals anders als eine Weltmeisterschaft. Im Diskuswerfen ohnehin, da diese Disziplin mehr oder minder das Sinnbild der Spiele beziehungsweise des Athleten im Altertum war.Hier entwickeln sich großartige Wettkämpfe, heiße Fights. Und das liebt der momentan beste deutsche Diskuswerfer. Er hat Spaß daran, auch oder gerade weil die Athleten dabei unter einem unheimlichen Druck stehen. Er hat diesen eisernen Willen, den man nicht lernen kann. Deshalb ist Robert Harting mein großer Goldmedaillen-Favorit für den Diskus-Wettbewerb der Männer.
68 Meter für eine Medaille
Aber ein Selbstläufer wird der Wettkampf für den amtierenden Welt- und Europameister deshalb noch lange nicht. Der Olympiasieger von 2008 Gerd Kanter aus Estland, der Pole Piotr Malachowski, Ehsan Hadadi aus dem Iran und nicht zuletzt der zweimalige Olympiasieger und frühere Weltmeister Virgilijus Alekna (Litauen) sind ebenso heiße Kandidaten.
Ich schätze, die Medaillen werden ab 68 Metern aufwärts vergeben. Voraussichtlich wird Martin Wierig, der sich erfreulicher Weise auch für das Finale qualifiziert hat, so weit nicht werfen, aber ich wünsche ihm einen super Wettkampf mit Weiten von 66 oder 67 Metern.
Die meisten Athleten wollen mit dem ersten Versuch einen technisch sauberen Wurf abliefern, der sie sicher ins Finale bringt. Gelingt das, kann man die restlichen Würfe mit mehr Risiko angehen. Das heißt, man kann mehr Druck aufbauen, um den ganz großen Wurf raus zu hauen – mit dem kalkulierten Risiko, dass der Diskus auch mal im Netz landet oder übergetreten wird.
Dynamik zwischen den Würfen
Ich würde zu gerne im Stadion live dabei sein, aber leider habe ich selbst als Olympiasieger keine Eintrittskarte bekommen. Vor Ort könnte ich bestens beobachten, schon beim Einwerfen, wer auf wen guckt und wer sich nicht beirren lässt und nur auf sich schaut.
Diskuswerfen ist weit mehr als nur „in den Ring gehen und werfen“. Entscheidendes spielt sich auch zwischen den Würfen ab. Mit dem richtigen Experten, analog zum Beispiel zum Wintersport, könnte man das auch dem Fernsehzuschauer toll vermitteln. Aber ich hoffe, dass die deutschen Sportfans zuhause auch so einen spannenden Wettkampf verfolgen können.
„Etwas ganz, ganz Großes“
Ich schaue neben Diskus viele weitere Wettbewerbe im TV an, Schwimmen, Judo, Ringen und viele mehr. Ich freue mich auf die besonderen Momente, die Olympische Spiele immer wieder hervorbringen: Wenn Athleten, denen man es im Vorfeld gar nicht zugetraut hatte, über sich hinauswachsen. Das macht für mich Olympia aus, es ist für mich etwas ganz, ganz Großes.
Olympische Spiele sind einzigartig, mit unheimlich viel positiver Energie besetzt. Hier vereint der Sport in der Tat die Sportler. Und deshalb muss man auch aufpassen, dass durch den Kommerz, auch wenn er teilweise notwendig ist, der Sport dabei nicht untergeht.
Quelle: Deutsche Sporthilfe