Stefan Koch und Luminita Zaituc siegen in Ohrdruf
Stefan Koch (TV Wattenscheid 01) und Luminita Zaituc (LG Braunschweig) holten sich am Sonntag die Titel bei den 29. Deutschen Straßenlaufmeisterschaften im Halbmarathon in Ohrdruf. Der Juniorenmeister des Vorjahres überholte bei Kilometer 19 den lange Zeit führenden Martin Beckmann und gewann nach 1:04:44 Stunden. Luminita Zaituc siegte nach einem ungefährdeten Sololauf in 1:13:38 Stunden.

Stefan Koch biss sich in Ohrdruf überraschend durch (Foto: Kiefner)
Es sah im thüringischen Ohrdruf eher nach Wintersport aus, doch die örtlichen Organisatoren hatten ganze Arbeit geleistet, die Schneemassen zur Seite geräumt und damit beste Laufbedingungen geschaffen. Start und Ziel war im schmucken Goldbergstadion. Eine rote Laufbahn zwischen Schneebergen, ringsum viel Weiß, außerdem viel Sonne am Sonntag, das Flair dieser Titelkämpfe stimmte.Vor dem Halbmarathon der Männer stand vor allem die Frage, ob die Bahnläufer (vorrangig Oliver Dietz) gegen die Phalanx der Straßenläufer bestehen würden. Doch die Grippe hatte zugeschlagen, Oliver Dietz musste ebenso wie Embaye Hedrit (beide LG Braunschweig) schon vorher die Segel streichen.
Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) wollte es trotzdem oder gerade deshalb wissen, schlug von Beginn an ein flottes Tempo vor und war bald ganz allein in Front: "Ich wollte eine schnelle Zeit laufen, zudem natürlich den Titel holen". In der Verfolgung positionierte sich anfangs das Duo Stefan Koch und Oliver Mintzlaff (PTSV Jahn Freiburg), dahinter das Trio Carsten Schütz (TV Wattenscheid 01), Philipp Büttner und Michael Schering (LAZ Leipzig).
Asthma-Probleme
Oliver Mintzlaff gab später auf, sodass nur noch Stefan Koch die Verfolgungsrolle innehatte. Fünf Kilometer vor Schluss spitzte sich das Geschehen zu. "Ich bekam Asthma-Probleme, musste mit dem Tempo heruntergehen", schilderte Martin Beckmann hinterher die Schlussphase.
Bei Kilometer 19 eilte Stefan Koch an Martin Beckmann vorbei, der Weg zum Sieg war für den Schützling von Tono Kirschbaum frei. Mit persönlicher Bestzeit von 1:04:44 Stunden gewann Stefan Koch sowohl den Titel bei den Männern als auch bei den Junioren und war anfangs doch recht überrascht vom Sieg: "Ich habe zwar mitbekommen, dass Martin Probleme hatte, aber eigentlich hatte ich nicht mit dem Titelgewinn gerechnet." Nun will der 24-Jährige als nächstes großes Ziel die 10.000 Meter bei der U23-Europameisterschaft im Juli in Erfurt anpeilen. "Später soll es auch mal ein Marathon werden", erklärte er.
Den plant der Zweitplazierte Martin Beckmann schon am 24. April in Hamburg: "Ich will dort meine Bestzeit von 2:15:06 Stunden unterbieten, auch wenn das heute ein Rückschlag war. Doch bei solch nass-kaltem Wetter bekomme ich Asthmabeschwerden, und dann ist ein schnelles Tempo nicht mehr möglich." Deshalb war er mit der Zeit von 1:05:12 nicht gerade glücklich. Glücklich aber spurtete Philipp Büttner (TSV Friedberg-Fauerbach) als Dritter in 1:06:55 Stunden ins Ziel: "Das war völlig unverhofft, der bisher größte Erfolg meiner Laufkarriere."
Luminita Zaituc ungefährdet
Bei den Frauen holte sich Luminita Zaituc einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg (1:13:38 h) und sich damit den dritten Halbmarathon-Titel in Serie: "Ich bin ein wenig zu schnell angegangen, doch dann diszipliniert weitergelaufen. Die Strecke war leider nicht allzu schnell, vielleicht war auch der Termin zu früh im Jahr."
Bisher ist ihre Vorbereitung auf einen Marathon im Frühjahr für die gebürtige Rumänin gut verlaufen. Im Januar und Februar trainierte sie sieben Wochen lang im warmen Andalusien bei Temperaturen um die 25 Grad: "Da machte es unheimlich Spaß, zu laufen, im Flachland, dicht am Meer."
Auf dem zweiten Rang landete bei den Frauen Eva Maria Stöwer (LAC Veltins Hochsauerland) in 1:14:25 Stunden. Sie konnte sich auf dem letzten Kilometer absetzen und Michaela Schedler (Post-Sport Telekom Trier; 1:14:39 h) auf den dritten Rang verweisen konnte. Nicht ganz glücklich war die Freundin von Martin Beckmann, Stephanie Maier (LG Leinfelden/Echterdingen; 1:14:55 h), die zum wiederholten Male auf dem undankbaren vierten Platz landete.
Johann Hopfner schnellster Senior
Im Rahmen der Meisterschaften wurden auch die Titel in den verschiedenen Alterklassen ab M/W40 vergeben, wobei sich in der Regel die bekannten Leistungsträger der letzten Jahre wieder durchsetzen konnten. Allen voran Johann Hopfner (LLC Marathon Regensburg), der als Erster aller Altersklassensportler in 1:09:28 Stunden ins Ziel lief und damit den Titel in der M45 holte.
Mit im Rennen war auch Deutschlands einst beste Marathonläuferin Kathrin Dörre-Heinig, die in ihrer Altersklasse W40 in 1:21:14 Stunden den dritten Platz belegte: "Ich wollte mir heute vor allem beweisen, dass ich die Basis für einen 3-Stunden-Marathon habe. Ich bin zu einem Marathon im japanischen Nagano eingeladen, wo ich diese Zeit in einem Volkslauf bringen möchte."
Zum Auftakt der Meisterschaften war der Nachwuchs ins Rennen über 10 Kilometer gegangen, zuerst die weibliche Jugend A und B, fünf Minuten später die männlichen Nachwuchsasse.
Dramatisches Finale in der Jugend
Die Frage von Stadionsprecher Arthur Schmidt, ob die Jungens die Mädels überholen würden, klärte sich schon nach 5 Kilometern auf. Wie ein D-Zug rauschte die Sechserspitzengruppe der männlichen Jugend an den Mädels vorbei. Spannend wurde es dann angesichts des Stadions. Als Erster lief Rico Loy (LG Badenova Nordschwarzwald) ein, leicht attackiert von Zelalem Martel (LG Fulda). Doch der hatte sich verkalkuliert, meinte, dass nur ein 100-Meter-Spurt gefragt sei. Doch noch eine Stadionrunde war zu absolvieren. Rico Loy blieb zwar vorn, kam aber kurz vor dem Ziel nochmals in arge Bedrängnis, als mit Vehemenz Andreas Klöble (LC Rothaus Breisgau) angriff und schon vorbei schien. Doch Rico Loy konterte und holte sich den Titel der männlichen Jugend A nach 30:49 Minuten vor Andreas Klöble (30:49 min) und Zelalem Martel (30:56 min). Rico Loy wird von Jörg Müller trainert, Andreas Klöble von Jens Boyde. Schnellster in der männlichen Jugend B wurde Matti Markowski (OSC Berlin) in 31:39 Minuten.
Taktik war auch bei den Mädels angesagt. Einen Kilometer vor dem Ziel waren noch fünf Athletinnen aussichtsreich in einer Gruppe zusammen. Beim Einlauf ins Stadion konnte sich dann die B-Jugendliche Daniela Oemus (LC Dübener Heide) leicht absetzen und in 36:41 Minuten den Titel holen. Auf dem zweiten Platz landete als Meisterin der weiblichen Jugend A Cornelia Schwennen (SC Concordia Emsbüren; 36:44 min) vor Rebecca Robisch (LAC Quelle Fürth/München/Würzburg; 36:44 min).
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