Laufen für den guten Zweck als Modell
Event, Charity und Sport, diese Kombination machen sich immer mehr internationale Laufveranstalter zunutze. In Mitteleuropa noch wenig vertreten, könnte auch hier das Charity-Running bald an Bedeutung gewinnen.
Einen Denkanstoß gab zuletzt im Rahmen des Marathon-Symposiums der Association of International Marathons and Road Races (AIMS) in Marathon (Griechenland) John Caine, der Direktor des britischen Veranstalters Nova International, der die ,Great Run’-Serie organisiert.Dazu zählt der Great North Run, der größte Halbmarathon der Welt in Newcastle. John Caine erklärte die Erfolgsgeschichte des Charity-Laufens im Detail. 2008 verzeichnete seine Laufserie 170.000 Teilnehmer, die alleine für die offiziellen Charity-Partner 28 Millionen Pfund an Spendengeldern sammelten.
Läufer erhalten Startplatz kostenlos
John Caine empfahl Veranstaltern zunächst eine bestimmte Prozentzahl von Startnummern festzulegen, die Charity-Läufer erhalten sollen. Danach sollten sie jene Organisationen kontaktieren, die sie als Partner gewinnen möchten. Beim Great North Run erhalten die Charity-Partner dann Startnummern-Gutscheine, die sie an ,ihre’ Läufer weitergeben können. „Am besten funktioniert das natürlich, wenn es auf normalem Weg für das Rennen keine Startnummern mehr gibt, weil das Limit erreicht wurde“, erklärte John Caine.
Seine Veranstaltungen bieten den Organisationen eine bestimmte Anzahl von Startnummern zum normalen Preis an. Läufer, die für einen Charity-Partner starten, erhalten ihre Startnummern dann umsonst. Dafür müssen sie der gemeinnützigen Organisation eine bestimmte Summe von Spenden garantieren. Normalerweise sind diese Beträge in Großbritannien rund fünfmal so hoch wie das normale Startgeld, das die Charities an die Veranstalter gezahlt haben. So entsteht ein satter Gewinn für den guten Zweck.
Persönliche Motivation
Charity-Läufer haben in der Regel eine persönliche Motivation. Wie John Caine erklärte, können dies medizinische, politische, tierfreundliche oder soziale Beweggründe sein. Die Läufer fragen dann Verwandte, Freunde, Kollegen oder andere Menschen, die sie kennen, ob sie ihren Lauf quasi sponsern, indem sie etwas spenden. Dies könnte zum Beispiel ein Euro pro Laufkilometer sein.
Neben erheblichen Spendengeldern gibt es weitere Punkte, mit denen Veranstalter Charity-Partner gewinnen können. Beim Great North Run erhalten die offiziellen Partner einen Link sowie Videoclips auf der Webseite, sie bekommen eine Werbefläche auf der Laufmesse, spezielle Werbepunkte an der Strecke, eine Hospitality-Fläche für ihre Läufer im Ziel sowie Anzeigen im Programmheft. Individuelle Hintergründe über Charity-Läufer werden zudem den Medien für Reportagen zur Verfügung gestellt.
Spendennummer im TV
Wie Mark Dickinson, der Renndirektor des Beirut-Marathons, erklärte, erhalten die Laufveranstalter in dem Augenblick weitere Publicity, wenn die Charity-Partner ihre Kontakte nutzen, um Läufer zu werben. In der Hauptstadt Libanons stellen die Organisatoren zudem sicher, dass während der Live-TV-Sendung vom Rennen eine Telefonnummer eingeblendet wird. So können Zuschauer anrufen und direkt für den Charity-Partner spenden.
In Großbritannien ist der größte Lauforganisator inzwischen weder die Organisation der Great Run-Serie noch die des London-Marathons sondern ein Charity-Veranstalter. Wie John Caine berichtete, gibt es eine 5-Kilometer-Laufserie, die jährlich etwa 750.000 Teilnehmer hat. Der Kurs und die Zeitmessung spielen keine so große Rolle bei diesen Läufen. Während John Caine betont, dass das für das Charity-Running ein großer Erfolg ist, glaubt er, dass beim Charity-Running alle Bereiche der Veranstaltung profitieren sollten - Event, Charity und Sport.
„In vielen Teilen der Welt ist das Charity-Running noch nicht bekannt. Sogar in Mitteleuropa spielt es noch keine große Rolle“, sagte der Berliner Horst Milde, der Vorsitzender des Symposiums war und AIMS-Board-Mitglied ist. „Deswegen werden wir bei AIMS diese Idee weiter unterstützen und die Veranstalter motivieren, Charity-Running in ihre Läufe zu integrieren. Das ist auch ein wichtiges gesellschaftliches Thema.“