Laufschuh-Tuning mit Einlagen
Wie viel Unterstützung braucht der Fuß? Hilfsmittel wie Schuheinlagen werden gleichermaßen verteufelt wie hochgelobt. Hier lesen Sie, was Einlagen leisten, wie sie funktionieren und welche Hilfestellung man von ihnen erwarten darf.
Am Anfang war der Klumpfuß. Hippokrates (430-370 v. Chr.) verwendete zur Korrektur eines solchen eine um den Fuß geformte Schale aus Leintuch – getränkt in Bienenwachs. Konstruktionen, die den heutigen Einlagen ähneln, gab es in vielen Epochen unserer Geschichte. Die Materialien und Prinzipien, um den menschlichen Fuß zu unterstützen, wurden immer weiter verbessert.Heute verwendet man meist Kunst- und Schaumstoff für die Polsterung. Ein Korkanteil dient der Stabilisation. Ärzte und Techniker wissen seit langem um die positiven Eigenschaften von Einlagen bei bestimmten Beschwerden und Verletzungen. „Jeder Läufer kann seinem Körper mit Einlagen etwas Gutes tun“, bestätigt Christoph Wallenborn.
Der Orthopädieschumacher und -techniker fertigt in seinem Unternehmen Sporthopädie Wallenborn bereits in der dritten Generation Einlagen und weiß um die guten Eigenschaften einer speziell angefertigten Sportschuheinlage. Dabei muss der Läufer nicht erst unter Beschwerden leiden. „Mit einer Einlage kann man auf die individuellen Druck- und Belastungsverhältnisse des einzelnen Läufers eingehen“, erklärt der 46-Jährige.
Polstern, stützen, führen
Einlagen polstern, stützen und führen die Füße. Sie unterstützen die Längs- und Quergewölbe und sorgen so für eine ideale Stellung aller im Fuß befindlichen Gelenke zueinander. Die Füße stehen insgesamt auf mehr Fläche. Hierdurch haben sie einen entscheidenden Einfluss auf den gesamten Bewegungsapparat. Steht unser Fundament gerade, richtet sich der gesamte Körper danach aus. Fußdeformitäten haben immer einen Einfluss auf die übergeordneten Systeme. Nicht selten verschwinden beispielsweise Rückenbeschwerden durch das Tragen von Einlagen wie von selbst.
Wer trotz Fußfehlstellungen auf Einlagen verzichtet, läuft Gefahr, sich eine typische „Läuferverletzung“ zuzuziehen. Die Liste solcher Verletzungen ist lang. „Durch die Fehlbelastung leiden die Gelenke, Sehnen und Bänder und dies kann schmerzhaft werden. Viele Läufer leiden unter Knie-, Sprunggelenks-, Hüft-, oder Rückenbeschwerden“, berichtet der Experte.
Um herauszufinden, ob man unter einer Fußfehlstellung leidet, reicht ein kurzer Besuch beim Orthopädietechniker. „Die Zeit sollte jeder Läufer aufbringen. Schließlich geht man ja vor dem Einstieg ins Lauftraining auch zum Arzt, um sich durchchecken zu lassen“, findet Christoph Wallenborn. Liegt eine Fehlstellung vor, kann man sich vom Arzt eine Sporteinlage verschreiben lassen. Ein Paar Einlagen kostet – je nach Befund – zwischen 100 und 150 Euro. Die meisten Krankenkassen übernehmen einen großen Teil der Kosten.
So entsteht eine Einlage
Durch einen Trittschaumfußabdruck wird die Fußform des Läufers ermittelt. Der Schaumstoff wird später ausgegossen und ein Positiv erstellt (Foto: Chai)
Am Anfang der Einlagenherstellung steht der Abdruck. Hier unterscheidet man zwischen der Trittspur (Blaupauseabdruck) und dem Gips oder Trittschaum. Während die Trittspur ein einfaches zweidimensionales Messverfahren darstellt, auf welchem Belastungsstellen und Umrissmaße festgestellt werden können, ist der Gips oder Trittschaum ein dreidimensionales Abformverfahren. In der Praxis werden beide Techniken kombiniert. Eine Computergesteuerte Fußdruckvermessung gibt Aufschluss über die Druckverhältnisse am Fuß. „Dabei ist der Druck an den Stellen am Stärksten, an denen der Läufer auch Probleme hat“, berichtet Christoph Wallenborn. Das so entstandene Negativ wird anschließend ausgegossen und anhand der Trittspur bearbeitet. Über diese Form wird nun schichtweise polsterndes und stabilisierendes Material gezogen und thermoplastisch geformt. Die so entstandene Roheinlage wird dann in die dafür vorgesehenen Schuhe eingepasst.
Bei der Fußdruckmessung werden die Druckverhältnisse im Fuß farblich dargestellt (Foto: Chai)
Neben dieser anspruchsvollen Umsetzung gibt es auch viele Modul- oder Fertigeinlagen auf dem Markt, die für den Laien nicht zu erkennen sind. „Sicherlich haben auch vorgefertigte Einlagen eine messbare Wirkung“, sagt Christoph Wallenborn, „allerdings bieten diese natürlich nicht so individuelle Stütze wie eine von uns gefertigte Einlage.“Neue Techniken
Seit einigen Jahren hat sich die Scan- und CAD-Technik etabliert. Hierbei wird mit einem Scanner ein digitales Abbild der Füße erstellt. Diese Daten fließen im Computer in ein CAD-Programm ein. Verknüpfungen mit Video- oder Druckmessdaten sind ebenfalls möglich. Auf dieser Grundlage wird nun eine Einlage konstruiert. Die Konstruktionsdaten werden dann in der Werkstatt von einem Fräsroboter umgesetzt.
Sind alle Schichten verklebt und getrocknet, wird die Einlage abgeschliffen und in Form gebracht (Foto: Chai)
Hält man seine Sporteinlagen schließlich in den Händen, legt man sie statt der Innensohle des Herstellers in den Laufschuh. Aber Achtung: Wer vorher mit Stabilitätsschuhen gelaufen ist, sollte auf Neutralschuhe umsteigen. „Ein Stabilitätschuh verstärkt die Wirkung der individuell gefertigten Einlage“, warnt Christoph Wallenborn. „Dadurch wird der Fuß wieder falsch unterstützt und die Einlage bringt gar nichts.“Einlagen halten etwa 1.000 Kilometer. Dann lässt ihre dämpfende Wirkung langsam nach und sie sollten durch ein Paar neue ersetzt werden, damit dem schmerzfreien Laufen weiterhin nichts mehr im Wege steht.
Das sollten Sie über Einlagen wissen > Hoher Tragekomfort bedeutet gute Wirkung. Wissenschaftliche Studien konnten nachweisen, dass gut passende Einlagen den Kraftaufwand reduzieren können. Sie schonen damit die Energiereserven und wirken leistungssteigernd. > Das Tragen von gut angepassten Einlagen kann zu einer Verbesserung der gesamten Körperaufrichtung führen. Dahinter verbirgt sich auch der Grund für die oftmals beobachtete Verbesserung sonstiger Beschwerden. > Einlagen sollten in ihren Dämpfungigenschaften auf die Laufschuhe abgestimmt sein. Biomechanische Untersuchungen konnten zeigen, dass die Dämpfung in Laufschuhen oft zu stark ausfällt. > Schuh und Einlage bilden immer eine Einheit. Einlagen sollten vom Fachmann in die jeweiligen Schuhe eingepasst werden. > Die Basis für eine Einlage sind immer Fuß und Schuh. Die Einlage ist nur das „individuelle Tuning“ für den Schuh. Ist der Schuh falsch, bringt auch die Einlage nichts. > Die Materialien werden anhand der Laufstrecke, gelaufenen Distanzen und Geschwindigkeiten sowie etwaigen Beschwerden des Läufers zusammengestellt. Aus dem Körpergewicht und den gelaufenen Geschwindigkeiten ergibt sich die Kraft welche zwischen Fuß und Boden wirkt. Nimmt man hier die falschen Materialien hat auch die perfekte Passform wenig Sinn. > Einlagen die als Therapiemittel angefertigt werden, sollten an den Problemstellen besonders behandelt werden. Tieferlegungen und Aussparungen, Polsterintarsien und Dämpfungselemente werden dann entsprechend eingearbeitet. |