Yelena Slesarenko – "Ich träume vom Weltrekord!"
Hochspringerin Yelena Slesarenko war als Olympiasiegerin und Hallen-Weltmeisterin eine der herausragenden Athletinnen des letzten Jahres. Am vergangenen Wochenende wurde sie beim Spezial-Meeting in Arnstadt auch standesgemäß als "weltbeste Hochspringerin 2004" geehrt. Svetlana Zakharova hat sich für leichtathletik.de mit der 22-jährigen Russin unterhalten.
Yelena Slesarenko wurde als weltbeste Hochspringerin des letzten Jahres geehrt (Foto: Chai)
leichtathletik.de:Yelena, im letzten Sommer sind Sie Olympiasiegerin in Athen geworden. Nicht zuletzt deshalb wurden Sie jetzt auch am Wochenende in Arnstadt als weltbeste Hochspringerin des letzten Jahres geehrt. Was bedeutet Ihnen dieser Riesenerfolg?
Yelena Slesarenko:
Natürlich bedeutet das für mich wahnsinnig viel. Jeder Sportler träumt davon, Olympiasieger zu werden. Für mich war es ein langer Weg bis dorthin. Die erste große Steigerung gab es bei mir in der letzten Hallensaison, also vor einem Jahr. Davor haben sich bei mir oft gute und schlechte Wettkämpfe abgewechselt. Deshalb war das Ende des Olympiazyklus mit dem Sieg in Athen nun wirklich perfekt.
leichtathletik.de:
2004 hatten Sie mit der Verbesserung Ihrer persönlichen Freiluft-Bestleistung um zehn Zentimeter auf 2,06 Meter eine Leistungsexplosion. Was war Ihr Erfolgsgeheimnis?
Yelena Slesarenko:
Ich wusste, dass ich auch schon vorher hoch springen hätte können. Aber mein Trainer hat mich gebremst. Er hat gesagt, ich soll die ganze Power in das Olympiajahr legen. So konnte ich meine Kräfte für die Saison mit der Hallen-WM und Olympia sparen.
leichtathletik.de:
Russland hat in der Leichtathletik ohnehin ein hohes Niveau. Was sind die Gründe dafür? Werden die Athleten und auch der Nachwuchs momentan vom Staat besonders gefördert?
Yelena Slesarenko:
In Russland gibt es viele Trainer, die gut ausgebildet sind. Man hört aber trotzdem, dass in Russland das Niveau im Sport nachgelassen haben soll. Aber das stimmt nicht. Die alten Traditionen werden nach wie vor gepflegt. Was den Nachwuchs betrifft, habe ich selbst gesehen, wie in Wolgograd an einem 60-Meter-Lauf 300 Kinder teilgenommen haben. Das zeigt, Sport hat für und in Russland immer noch eine große Bedeutung. Und ich finde, dass wir uns immer noch auf einem hohen Level befinden. Natürlich wird der Sport stark von der Regierung gefördert. Sie entwickelt neue Programme, die uns sehr viel Freiheit geben. Wir können das ganze Jahr Trainingslager nutzen, uns unseren Wohnort aussuchen. Wir bekommen Spesen bezahlt und ein gutes monatliches Gehalt. Auch die Startgelder und Prämien bei den internationalen Starts dürfen wir behalten. Meiner Meinung nach wird Russland deshalb auch weiterhin noch sehr viele großartige Sportler hervorbringen.
leichtathletik.de:
In Arnstadt waren Sie am Wochenende nur Zuschauerin. Warum bestreiten Sie keine Hallensaison?
Yelena Slesarenko:
Die letzte Sommersaison war sehr anstrengend. Deshalb hatte ich mir schon frühzeitig vorgenommen, mich im Winter ein bisschen auszuruhen. Nach dem Olympiasieg hatte ich auch viele Termine, Feiern und Verpflichtungen. Deshalb fehlte mir die Zeit, mich vernünftig auf die Hallensaison vorzubereiten. Ich möchte mich auch nicht unter Wert verkaufen und geschlagen werden. Außerdem bin ich nicht die einzige, die die Hallensaison auslässt.
leichtathletik.de:
Aber was geht in Ihnen vor, wenn Sie jetzt wie in Arnstadt nur Zuschauerin sind, während Ihre Gegnerinnen springen? Wären Sie nicht doch gerne dabei gewesen?
Yelena Slesarenko:
Natürlich wäre ich gerne dabei, aber ich kann die Situation gut einschätzen. Ich bin realistisch und weiß, dass ich nicht höher als 1,95 Meter springen könnte. Das ist aber nicht mein Niveau. Ich will mich weiterentwickeln und keinen Rückschritt machen. Was Arnstadt betrifft, so würde ich dort gerne im nächsten Jahr springen.
leichtathletik.de:
Im kommenden Sommer findet in Helsinki die Weltmeisterschaft statt. Welche Höhen haben Sie sich für die nächste Freiluftsaison vorgenommen?
Yelena Slesarenko:
Ich träume von einem neuen Weltrekord (Anm.: derzeit 2,09 m). Aber ich bin auch nur ein Mensch, deshalb will mich nicht schon jetzt damit so unter Druck setzen.
leichtathletik.de
Vielen Dank für das interessante Gespräch.