Konstadínos Kederis – Laufen gegen die Uhr
Der griechische Vorzeigeathlet hat sich für die Europameisterschaft einiges vorgenommen. Nach dem Olympiasieg und dem Weltmeistertitel über die 200 Meter fehlt ihm nur noch der europäische Titel in seiner Sammlung. Die Chance dafür möchte er in München nutzen.
Konstadions Kederis scheint sich seiner Sache sicher. (Foto: Kiefner)
Etwas schüchtern wirkte er schon auf der Pressekonferenz – er spricht schlecht Englisch. Sein Trainer muss ihn übersetzen. Auch wenn ihm hier augenscheinlich das Selbstbewusstsein manch anderer Sprinterkollegen fehlt, so steht er denen doch auf der Bahn in Nichts nach. Er konzentriert sich sowieso lieber auf sich selbst. Was die anderen bringen ist ihm relativ gleich – so lange sie nicht schneller sind als er..."Ich konzentriere mich voll auf mich selbst. Ich respektiere auch die Leistungen der anderen Athleten. Aber ich möchte in keine Favoritenrolle gesteckt werden." So hört man ihn bescheiden sagen. Die Favoritenrolle hat er aber weg. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Immerhin führt er die europäische Bestenliste mit 20,18 Sekunden an. Gefolgt von Francis Obikwelu mit 20,26 Sekunden.
Kenderis – ein Phantom der Leichtathletik?!
Wer Kenderis in den letzten Jahren beobachtet hat, wird wissen, dass er sich selten zeigt und zu den großen Ereignissen immer topfit ist. Auch in dieser Saison geht er so vor. Dabei könnte gerade er sich als Sieger aller Großereignisse der letzten zwei Jahre bei den Meetings eine goldenen Nase verdienen.
Auf die Frage, warum er sich bloß bei seinem Saisoneinstand und bei den griechischen Meisterschaften gezeigt hat, antwortet er lächelnd: "Leider gibt es in den Grand-Prix-Meetings keine 200 Meter". Sämtliche anderen "kleinen Meetings", wie sie sein Trainer nannte, würden nicht interessieren. Wie das, fragt man sich da? Einfache Frage, einfache Antwort: "Für die kleinen Meetings interessieren sich die griechischen Fans nicht" – und dabei ist Kederis ein Mann, der seinem Volk gerne etwas bietet. Er laufe ausschließlich für sich und Griechenland – und gegen die Uhr.
Geld von der Regierung
Das nötige Kleingeld fehlt im auf jeden Fall nicht. Er lebt momentan noch von seinem Olympiasieg. Zwar wirft sein Beruf als Offizier bei der griechischen Airforce nicht viel Geld ab, aber Vater Staat finanziert den Vorzeigeathleten gerne. "Als Bonus, nicht als Gehalt" stellt Kederis richtig. So kann er sich voll und ganz auf seinen Vollzeitjob konzentrieren: die Leichtathletik.
Wird Kederis bald der vierte Europäer unter 20 Sekunden sein?
Auf diese Antwort hat sein Trainer gleich die passende Antwort. Wenn die Zeit reif sei, werden auch die 20 Sekunden fallen. Kederis ist sich mit seinem Trainer Christos Tzekos jedoch sicher, dass es noch nicht in München passieren wird. "Wir werden uns die 20-Sekunden-Grenze für ein größeres Ereignis aufheben", postulierte Tzekos. Seiner Meinung nach muss für eine weitere Leistungssteigerung ohnehin noch einiges getan werden. Neben mehr Training sollte vor allem jemand da sein, der Kederis fordert. Das griechische Duo ist sich sicher, dass dafür nur ein amerikanischer Sprinter in Frage kommen kann, und verschiebt das Fernziel also auf die kommenden Olympischen Spiele in Athen im Jahr 2004. Das die in seinem Heimatland stattfinden scheint ihn nicht zu belasten – Leistungsdruck würde er nicht spüren. Wenn er denn auch einen kühlen Kopf in München behält, dürfte für ihn der Titelgewinn möglich sein. In München wolle er noch gewinnen, danach beginnt schon die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele.