| Interview der Woche

Laura Müller: „Sehe über 400 Meter auch noch sehr viel Potenzial“

Lokalmatadorin Laura Müller (LC Rehlingen) hat am Sonntag beim Internationalen Pfingstsportfest ihres Vereins groß aufgetrumpft und ihre 100-Meter-Bestzeit auf 11,15 Sekunden verbessert. Im Interview sprach sie anschließend über ihren tollen Saisoneinstieg, das Erlebnis Mixed-Staffel bei den World Relays und ihre weitere Saisonplanung.
Manuel Keil

Laura Müller, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Sieg beim Heimspiel hier in Rehlingen und auch zu der tollen Bestzeit. Hätten Sie selbst damit gerechnet, dass es heute so schnell wird?

Laura Müller:

Dankeschön. Nun ja, ich habe es mir im Hinterkopf schon gewünscht, aber dass es wirklich noch einmal schneller wird als in Weinheim vor zwei Wochen, damit hätte ich nicht unbedingt gerechnet. Ich hatte mir vorher eine Woche Urlaub gegönnt als kleine Auszeit. Da wurde auf jeden Fall auch trainiert, aber ich war nicht in absoluter Topform vom Gefühl her. Deswegen bin ich schon ein bisschen verwundert über die Zeit.

Es war ja zudem eine besondere Situation bei so einem Top-Meeting des eigenen Vereins. Wie ist es denn, wenn man so eine Leistung ausgerechnet zu Hause bei seinem Heimspiel zeigen kann?

Laura Müller:

Das war unglaublich. Mir sind auch wirklich ein bisschen die Tränen gekommen. Das ist einfach schön, dem Verein so etwas zurückgeben zu können, weil man ja doch viel unterwegs ist unter anderem mit der DLV-Nationalmannschaft. Hier zu Hause jetzt so ein schnelles Rennen zu laufen, das bedeutet mir sehr viel.

Normalerweise kennt man Sie ja eher von den 400 Metern und der 4x400-Meter-Staffel des DLV. Warum läuft es im Moment so herausragend gut auf der Unterdistanz?

Laura Müller:

Wir haben im Winter schon vermehrt speziell an der Unterdistanz gearbeitet. In der Halle ich zum Beispiel auch eine neue Bestzeit über 60 Meter aufgestellt, und ich bin auch ganz gut die 300 Meter gelaufen. Dann haben wir auch das Krafttraining etwas forciert und an der Sprinttechnik generell gefeilt. Deswegen kommt es nicht allzu überraschend. Dass es jetzt aber auch wirklich direkt zum Anfang der Saison schon so schnell wurde, ist natürlich sehr, sehr schön.

Bei den World Relays sind Sie in der Staffel die vollen 400 Meter gelaufen und waren auch dort richtig schnell unterwegs. War es da keine Option im Anschluss auch direkt ein schnelles Einzel-Rennen über die Distanz zu versuchen?

Laura Müller:

Das war zunächst schon eine Überlegung, aber Japan hat doch recht viel Kraft gekostet mit der langen Reise. Ich bin dort auch leider kurz vor den Wettkämpfen bei den World Relays ein wenig krank geworden. Mit dem Jetlag danach durch die große Zeitverschiebung wollte ich dem Körper dann lieber etwas Ruhe gönnen. Deswegen haben wir entschieden, dass ich zuerst mit der Unterdistanz einsteige. Die 100 Meter in Rehlingen haben wegen dem Urlaub auch besser gepasst. Aber ich werde demnächst auch noch ein paar 400-Meter-Rennen angehen. Da freue ich mich auch schon sehr drauf.

In Japan gab es für Sie auch eine Premiere mit dem Start in der 4x400 Meter-Mixed-Staffel, die bei der WM in Doha ja auch erstmals im Programm sein wird. Wie hat Ihnen diese Disziplin gefallen?

Laura Müller:

Das war alles ganz neu, auch mit den Jungs gemeinsam im Callroom zu sitzen und sich zusammen warm zu machen. Es war schon echt ungewohnt, aber es hat super viel Spaß gemacht. Das war für den Teamspirit noch einmal etwas ganz anderes. Wir haben das im Vorlauf glaube ich richtig gut gemacht, und ich würde mich freuen noch einmal im Mixed zu laufen.

Die Mixed-Staffel des DLV hat sich schon für die WM qualifiziert. Das hört sich fast so an, als würden Sie dort lieber in dieser Staffel als in der Frauenstaffel laufen...

Laura Müller:

Nicht unbedingt. Ich bin bei Staffeln immer für alles offen. Bei den Frauen haben wir auch einen tollen Staffelspirit. Mit den Männern hat es sehr viel Spaß gemacht, aber was ich letztlich laufe wird sich zeigen. Ich werde alles geben, egal mit wem ich renne. Ich glaube das ist das, was zählt.

Und wie sehen die Planungen für die Einzelstrecke aus?

Laura Müller:

Da wollen wir uns jetzt noch gar nicht festlegen, weil die Saison noch ziemlich jung ist. Ich habe gerade mal zwei Einzelwettkämpfe gemacht. Ich möchte in den nächsten beiden Wochen im Training weiter an den Grundlagen arbeiten und gezielt Tempoläufe machen. Dann werde ich die nächsten Wettkämpfe angehen, auch über 200 und 400 Meter. Bei den Deutschen Meisterschaften werde ich vermutlich die Strecke laufen, die ich später auch bei der WM anpeile. Mein Trainer Uli Knapp und ich haben beschlossen, dass wir uns für diejenige Strecke entscheiden, auf der ich international am konkurrenzfähigsten bin.

Ist schon klar, wann die ersten ernsthaften Starts über 200 und 400 Meter kommen?

Laura Müller:

Die 400 Meter werde ich beim Soundtrack in Tübingen laufen [22. Juni] und die ersten 200 Meter wahrscheinlich bei der Gala in Regensburg [7. Juli].

Auf welcher Strecke sehen Sie sich denn selbst in der Zukunft, nachdem Sie nun so viele verschiedene Optionen haben?

Laura Müller:

Langfristig würde ich die 400 Meter gar nicht so abschreiben, obwohl im Moment jeder über 100 und 200 Meter spricht und sagt ‚Du sollst sprinten und sprinten’. Für mich sind die 400 Meter immer noch wichtig. Ich denke, dass ich da auch noch sehr viel Potenzial habe. Richtung der Olympischen Spiele in Tokio werden es vermutlich eher die kürzeren Strecken werden, weil wir uns das auch als Ziel gesetzt haben und es bisher Früchte trägt. Ich würde das mit der Strecke einfach offen lassen. Man kann seine Karriere nie ganz genau planen. Man muss auch spontan sein und nach Körpergefühl, nach Training und danach wie es läuft, handeln. Mal sehen, wo die Reise hingeht.

Zurück zur aktuellen Saison. Haben Sie wegen der extrem späten WM irgendetwas komplett anders gemacht in der Vorbereitung oder in der Saisonplanung?

Laura Müller:

Nein, eigentlich nicht. Ich habe mir jetzt nur mal zwischendrin eine Woche Urlaub gegönnt, weil die Saison so lange ist. Nach Doha kann man ja nicht mehr groß Urlaub machen, weil die Olympiavorbereitung sowieso schon relativ kurz ist. Deswegen habe ich mir diese Auszeit für mich bewusst gegönnt. Ich denke, es war wichtig, im Saisonverlauf noch mal die Akkus etwas aufzuladen, weil Japan schon anstrengend war. Sonst haben wir seit der Hallensaison kontinuierlich durchtrainiert.

Haben Sie für die WM als Saisonhöhepunkt auch schon konkrete Ziele, oder ist es dafür noch zu früh?

Laura Müller:

Man hat immer persönliche Ziele im Hinterkopf, die man erreichen will. Ich will bis dorthin erst einmal gesund bleiben und mich bei der DM in Berlin endgültig für Doha empfehlen. Ich möchte schöne und gute Rennen in Berlin laufen und dann für mich persönlich das beste Resultat bei WM erzielen.

Haben Sie die Hoffnung mit den sehr guten 100 Meter-Zeiten auch in das ein oder andere ganz große internationale Meeting reinzukommen?

Laura Müller:

Klar wären Starts bei größeren Meetings schön. Ich möchte aber zunächst mal meine Paradestrecken, die 200 und 400 Meter angehen. Aber wenn wir Anfragen bekommen für gute Meetings, dann sage ich auf keinen Fall nein. Es kommt hoffentlich alles so, wie es kommen soll.

Mehr:

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