Legionäre schreiben Geschichte für Bahrain
Ein Marokkaner gewann für den Bahrain das erste Gold bei Olympia, eine Äthiopierin soll nun das zweite holen: Dank seiner Petrodollars schreibt der Inselstaat am Persischen Golf bei den Spielen in Peking (China) Sportgeschichte. Allerdings sind es vorerst nur die eingekauften und eingebürgerten Aushängeschilder, die den Ruhm des Königreiches mehren.
800-Meter-Läufer Rashid Ramzi holte bei seinem Sieg die erste Olympiamedaille für das eine Million Einwohner zählende Land. Die Weltranglisten-Dritte Maryam Yusuf Jamal soll die zweite im Finale über 1.500 Meter am Samstag (23. August) folgen lassen. Die auffälligste Athletin des Landes ist derzeit jedoch Roqaya Al-Ghassara, die Siegerin der Asienspiele von 2006.Mit einem langärmligen und langbeinigen Anzug sowie Kopftuch rannte Roqaya Al-Ghassara am Mittwoch im 200-Meter-Halbfinale über die Bahn des Vogelnestes. „Ich denke nicht darüber nach, was andere dazu sagen. Alles was ich denke, ist, wie ich schneller ins Ziel komme“, sagt die 25-Jährige, deren Bestzeit bei 22,65 Sekunden steht, die aber am Mittwochabend als Sechste ihres Laufes ausschied (22,72 sec).
Botschaft an muslimische Frauen
Ihre Rennen sind eine Botschaft an die Frauen in muslimischen Gesellschaften, dass der Weg in den Spitzensport nicht allein den Männern vorbehalten ist. Bei der Eröffnungsfeier trug sie sogar die Fahne ihres Landes. Ihr Erfolg ist ein erstes Ergebnis eines Talent-Findungsprogramms, dass das Nationale Olympische Komitee des Landes vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat.
Doch talentierter Nachwuchs ist bei nur einer Million Einwohner rar gesät, und so sind es vor allem die eingekauften Legionäre, die Bahrain die Medaillen bescheren sollen. Bei Rashid Ramzi, der 2005 bei der WM Gold über 800 und 1.500 Meter gewann, ist der Plan schon aufgegangen. „Das ist ein großer Erfolg für ein kleines Land“, meinte er nach seinem Olympiasieg: „Aber die Marokkaner können auch stolz sein.“
Lohnende Investition
2002 war der in Safi geborene Mittelstreckler nach Bahrain gekommen. Er erhielt einen Job als Palastwächter des Königs und wurde zum Laufen freigestellt. Die Investition in den 28-Jährigen hat sich längst ausgezahlt.
Groß sind auch die Erwartungen an die in Äthiopien als Zenebech Tola geborene 1.500-Meter-Weltmeisterin Maryam Jamal, die 2007 als erste Frau überhaupt aus einem Golfstaat eine WM- oder Olympiamedaille in der Leichtathletik gewann. Die 23-Jährige läuft anders als Roqaya Al-Ghassara ohne Kopftuch, lange Ärmel und lange Hose. Wegen ihrer Herkunft ist sie davon befreit, handelte sich aber wegen ihrer „ungebührlichen“ Kleidung schon Kritik von bahrainischen Parlamentariern ein.
Mushir Salem Jawher abserviert
Maryam Jamal muss vorsichtig sein, denn der Staat kann selbst im Umgang mit seinen Sport-Legionären hart sein. Nachdem der gebürtige Kenianer Mushir Salem Jawher im Januar 2007 bei einem Marathon in Israel gestartet war, entzog ihm die neue Heimat kurzerhand die Staatsbürgerschaft wieder. Ein Start im Feindesland war unverzeihlich, sportliche Erfolge hin oder her.
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