Lehrer in der "Praxisfalle"
Nach den hohen Anmeldezahlen der Premierenveranstaltung fand der Brandenburger Sportlehrertag im Potsdamer Luftschiffhafen nach 12 Monaten vor kurzem seine Fortsetzung. Rainer Grimm, Brandenburger Schulsportbeauftragter, und David Deister, Mitglied des DLV-Referententeams "Kinder in der Leichtathletik", warben mit koordinativ anspruchsvollen Übungsformen, attraktiven und kostengünstigen Hilfsmitteln mit sozial-kindgerechten Methoden für die Grundlagensportart.
David Deister, im DLV für die Kinderleichtathletik verantwortlich, stellte sich der Diskussion
Ziel des "Aktionsbündnisses für den Schulsport im Land Brandenburg" war es, den Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zu geben, in Eigenrealisation leichtathletikspezifisches Handwerkszeug für den Sportunterricht auszuprobieren, aufzufrischen und sich mit theoretischen Konzepten des Schulsports produktiv auseinander zusetzen. Diskussionsstoff
Der 150-minütige Praxisteil wurde effektiv genutzt. Der Handlungsrahmen war in Brandenburg gegeben. Im nunmehr dritten Jahr ist eine Entwurfsfassung des Rahmenlehrplanes Sport für die Sekundarstufe I maßgeblich. Und die sorgt für Diskussionsstoff: Während - wie in vielen Bundesländern auch - sechs pädagogische Perspektiven "den Lehrenden und Schülerinnen und Schülern im Sportunterricht Handlungsorientierung geben" sollen, sieht der Alltag in den Schulen oft anders aus.
David Deister, ehemaliger Gymnasiallehrer und nunmehr im DLV hauptamtlich für die Kinderleichtathletik verantwortlich, stellte in der Diskussion seine Sicht der Dinge dar: "Wenn ein Schüler mit ungünstigen körperlichen Voraussetzungen hilfsbereit und sozial stark ist, dann hat dieser statt einer "Vier" im Zeugnis eine "Drei" verdient. Und wenn mir ein Akzelerierter ständig die Stunde schmeißt, dann bekommt dieser keine "Eins". Und dies mit pädagogischer Begründung."
Lehrer-Rückzug durch Drucksituationen
Hilflos bis irritiert die Reaktionen der engagierten Lehrkräfte: Nein, führte einer – von der Gruppe unwidersprochen - aus. Es gibt Direktoren, die dem Druck der Eltern nachgeben und den Sportpädagogen anweisen, dem leistungsstarken Chaoten eine "Eins" zu erteilen.
Blauäugig und nahezu resignierend resümiert Deister: "Wenn es nicht gelingt, die Lehrkräfte stark zu machen, helfen gutgemeinte bis wertvolle pädagogische Perspektiven rein gar nichts. Wie soll man jene Werte fordern und fördern, wenn sich die Lehrer zwecks Zensierung ausschließlich auf Notentabellen zurückziehen? Die Schule braucht Pädagogen mit Leistungsperspektiven und die Vereine brauchen Leistungstrainer – und natürlich brauchen auch diese pädagogisches Know-how."
Vielleicht lädt Peter Haase, Referent Sport im Landessportbund Brandenburg, auch im nächsten Jahr wieder zur dritten Auflage des Brandenburger Sportlehrertages ein: Auch dann stände ein DLV-Referententeam bereit, um entwicklungsgemäße Mittel und Inhalte einer "Leichtathletik in der Schule" vorzustellen.