Leichtathleten zwischen Weihnachten und Silvester
Das Jahr 2004 geht zu Ende. Weihnachten ist gerade vorbei und Silvester steht vor der Tür. Eine Zeit, in der die deutschen Top-Leichtathleten ganz unterschiedliche Pläne haben. Einige gönnen sich eine kleine Auszeit, trainieren etwas weniger oder fahren für ein paar Tage in den Schnee. Andere heben ihr Trainingspensum in dieser Zeit nochmals an, teils in den heimischen Trainingshallen und Stadien, teils während eines Trainingslagers im Süden.
Deutschlands Vorzeigesprinter Tobas Unger schöpfte über die Feiertage Kraft für die Hallensaison (Foto: Chai)
Doch wie sind die Essgewohnheiten an Weihnachten und wie ist die Trinkfreudigkeit an Silvester? Gänsebraten und Sekt haben Hochkonjunktur, gehören aber nicht unbedingt auf den Ernährungsplan eines Sportlers. leichtathletik.de forschte nach.Deutschlands "Leichtathlet des Jahres", Tobias Unger, ließ es über Weihnachten gemütlich angehen. Im Kreise der Familie und mit der Freundin achtete er außnahmsweise einmal nicht auf den sonst recht strengen Speiseplan und gönnte sich vom Sauerbraten auch ein etwas größeres Stück. Zudem standen in den drei Tagen nur zwei Trainingseinheiten auf dem Plan.
"Das tat ganz gut, um wieder Kraft für die kommenden Wochen und die Vorbereitung auf die Hallensaison zu schöpfen." Ein konkreter Silvesterplan steht bei Tobias Unger noch nicht, sicher ist nur, dass seine Freundin dabei ist. Das Thema Alkohol spielt an diesem Abend kaum eine Rolle. "Mehr als ein Glas Sekt wird es sicher nicht werden. Vermutlich werde ich auch sowieso mit dem Auto unterwegs sein", sagte der Wendlinger Sprinter.
Skifahren in Österreich
Claudia Gesell, 800-Meter-Läuferin des TSV Bayer 04 Leverkusen, hat über Weihnachten ihr umfangreiches Grundlagentraining der vergangenen Wochen fortgesetzt und gönnte sich keine Verschnaufpause. Gerade beim Essen zog sie das eine oder andere Mal die "Notbremse".
Etwas erholen möchte sich Claudia Gesell nun über Silvester beim Skifahren in Österreich. "Da dürfen es ruhig zwei Gläser Sekt werden", damit der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt. Mit dem guten Grundlagentraining in den Beinen und der Lockerheit des Skifahrens wird sie dann in die Hallensaison starten und stellt dabei zunächst den Spaß am Laufen in den Vordergrund.
Zum Fest zurück nach Dortmund
Viertelmeiler Bastian Swillims, erst vor wenigen Wochen von Wattenscheid in Richtung Magdeburg aufgebrochen, feierte Weihnachten mit seiner Familie und den Verwandten im heimischen Dortmund.
Die Gans durfte freilich nicht fehlen, "wurde jedoch bei der täglichen Trainingseinheit wieder abtrainiert". Damit reduzierte er zwar das Trainingspensum etwa um die Hälfte, klagte jedoch nicht über eine zu geringe Auslastung. Seine Silvesterpläne sind noch offen, von Ischgl über Frankfurt bis hin zu Dortmund scheint alles möglich. Sicher ist nur, dass es vielleicht ein Gläschen mehr werden wird.
Erst die Arbeit, dann ab ins Vergnügen
Sabrina Mockenhaupt lässt sich die anstehende Silvesterfeier nicht durch die aberkannte Bronzemedaille (Mannschaft) der Cross-EM vermiesen. Bereits über Weihnachten absolvierte die Siegerländerin zwei Trainingseinheiten pro Tag, um nicht nur das gute Essen genießen zu können, sondern auch um beim Silvesterlauf am 31. Dezember in Trier in guter Form zu sein. Am Abend nach dem Lauf wird selbstverständlich gefeiert und nach getaner Arbeit darf es dabei auch das eine oder andere Glas Sekt sein.
"Dosiertes Weihnachten" bei Kathleen Friedrich
Bei der Potsdamer Mittelstrecklerin Kathleen Friedrich sieht das Programm ähnlich aus. Nach "dosierten Weihnachten" plant sie einen Start bei Silvesterlauf in Peuerbach und wird in Österreich auch das neue Jahr beginnen. Wenige Tage später ruft dann aber ein Trainingslager in Portugal.
Weihnachten bei 30 Grad
Dort, im Trainingslager, ist ein anderer schon längst angekommen. Um im kommenden Jahr auch noch die letzten Hundertstel beim Lauf gegen die Qualifikationsnormen herausholen zu können, befindet sich 800-Meter-Läufer Nico Motchebon nämlich schon seit Mitte Dezember in Namibia. Seine Schwester ist mit Frankie Fredericks verheiratet, der aus Namibia's Hauptstadt Windhoek stammt.
Weihnachten und Silvester feiert die ganze Familie gemeinsam bei über 30 Grad im Schatten. Pro Woche stehen bei dem Mann vom LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg 13 Trainingseinheiten auf dem Programm. Das änderte sich auch über die Feiertage nicht. Die Portionen auf dem Teller blieben eher klein, auf Alkohol verzichtet Nico Motchebon generell. Angestoßen wird daher mit alkoholfreien Fruchtgetränken, auch an Silvester.
Stephanie Kampf macht regenerative Woche
Die in diesem Jahr vom Verletzungspech geplagte Deutsche Meisterin über 400 Meter Hürden, Stephanie Kampf, nimmt sich traditionell eine kleine Auszeit zwischen den Jahren. Dann wird das Training, zur Zeit wegen einer Kapselentzündung noch viel im Wasser und auf dem Rad, reduziert.
Dafür muss sie aber bei ihrem Arbeitgeber IBM am Jahresabschluß kräftig mitarbreiten. Weihnachten verbrachte Stephanie Kampf mit der Familie in Düsseldorf, Silvester wird sie mit Freunden zu Hause in Sindelfingen feiern. Sicher wird sie auch auf das eine oder andere Glas Sekt nicht verzichten, um auf ein verletzungsfreies Jahr 2005 anzustoßen.
In diesem Sinne: Prost und alles Gute für das Neue Jahr!