Leichtathletik in China – Zwei Jahre vor Peking
Wer beim Weltfinale in Stuttgart im Stadion zugegen war, bekam einen Vorgeschmack auf das, was die Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in Peking erwartet. Euphorische Fans feierten Hürden-Weltrekordler Liu Xiang wie einen Helden und sorgten auch außerhalb des Stadions für Popkonzert-Stimmung. Doch wie steht es sonst um die chinesische Leichtathletik?
Chinesische Begeisterung beim Weltfinale (Foto: Chai)
Die letzten Meldungen aus China rückten das Land wieder ins Zwielicht. So meldeten die Nachrichtenagenturen, dass die bekannte Shenyang Sportschule der Provinz Liaoning ihre Schüler kollektiv gedopt haben soll. Aber diesmal hat die Sportverwaltung selbst den Skandal aufgedeckt. Vielleicht ein Anzeichen dafür, dass die 2004 eigens für die Olympischen Spiele im eigenen Land erlassenen Anti-Doping-Bestimmungen auch angewendet werden. Jedenfalls droht nach offiziellen Angaben den Verantwortlichen jetzt strafrechtliche Verfolgung.
Von Li Meisu zu Liu Xiang
Die erste olympische Medaille in der Leichtathletik für China gewann die Kugelstoßerin Li Meisu in Seoul 1988. Sie wurde Dritte und holte die einzige Medaille für Asien in der Leichtathletik. Nach dem Olympiasieg von Liu Xiang in Athen 2004 über 110 Meter Hürden erwarten die Chinesen von ihren Leichtathleten großartige Leistungen bei den Spielen im eigenen Land. Dazu wurden einige Anstrengungen angekündigt und im August sollte gezeigt werden, wie gut sich Chinas Leichtathleten darauf vorbereiten.
Bei der Junioren-Leichtathletik-WM in Peking vom 15. bis 20. August hat China einen beachtlichen zweiten Platz im Medaillenspiegel errungen. Für Aufsehen sorgten vor allem Huang Haiqiang mit dem Sieg im Hochsprung, die beiden Sieger im 10 Kilometer Gehen, Bo Xiangdong bei den Männern und Liu Hong bei den Frauen, und Zhou Yang im Stabhochsprung. Besonders Huang Haiqiang gilt als hoffnungsvolles Talent für 2008. Er gewann mit starken 2,32 Metern. Von solch einer Leistung konnte diese Saison so mancher Profi-Hochspringer nur träumen. Doch beim Saisonabschluss beim Shanghai Golden Grand Prix durfte er nicht einmal an den Start. China schickte Xu Xin und Zhang Shufeng. Er scheint nicht das einzige Eisen im Feuer der chinesischen Kaderschmiede zu sein.
Viele Hoffnungsträger
Die 5.000-Meter-Siegerin der Junioren-WM, Xue Fei, begeisterte das Publikum beim Shanghai Golden Grand Prix genauso wie die beiden Stabhochspringerinnen Gao Shuying, Asienrekord-Halterin, und Junioren-Weltmeisterin Zhou Yang. Die erreichte bei der Junioren-WM eine Leistung von 4,30 Metern.
Es gibt viele Hoffnungsträger in China. Zumindest die chinesischen Fans waren sich nach der Junioren-WM einig, dass sie mit ihren Talenten bei den Olympischen Spielen in zwei Jahren richtig auftrumpfen werden.
Keine Garantie für große Triumphe
Cheftrainer Feng Shuyong sieht das anders. Er ist mit der körperlichen Konstitution seiner Athleten im Vergleich zu ausländischen Athleten unzufrieden. Außerdem sieht er in den Erfolgen der Junioren keine Garantie für große Triumphe bei Olympia. "Wir waren bei der Junioren-WM schon immer erfolgreicher als bei den Senioren. Denn unsere Athleten beginnen schon sehr früh mit dem konsequenten, regelmäßigen und systematischen Training", erklärt er nüchtern.
In den kommenden zwei Jahren sollen die chinesischen Leichtathleten durch hartes Training ihre Konstanz verbessern und öfters bei großen internationalen Meetings starten. Das ist auch eine gute Gelegenheit für die hiesigen Leichtathletik-Fans, die Stars aus Fernost kennen zu lernen. Wie Liu Xiang im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion.