Leichtathletik-Weltklasse in Stuttgart
Im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion wird zwischen 2006 und 2008, jeweils am Ende einer Saison, das große Leichtathletik-Finale mit den besten Athletinnen und Athleten der jeweiligen Disziplin ausgetragen. An zwei Wettkampftagen findet dann eine Art Mini-WM mit 36 Finals in 18 Wettbewerben bei Männern und Frauen statt.
In Stuttgart sollen die Athleten vor vollen Rängen starten (Foto: Chai)
Im nächsten Jahr ist der Termin der 9. und 10. September. Vergangene Woche besuchte erstmals eine Delegation der IAAF den Austragungsort, um sich ein Bild über die Trainings- und Wettkampfanlagen zu verschaffen und um gemeinsam mit den Veranstaltern die Konzepte und wichtige Details zu besprechen. Mit der Vergabe des Weltfinals nach Stuttgart möchte der Leichtathletik Weltverband IAAF der zuletzt durch Zuschauermangel lahmenden Veranstaltung zu neuem Glanz verhelfen. Seit 2003 fand das Finale in Monaco, dem Sitz der IAAF, statt. In diesem Jahr waren in Monaco 33 von 36 Weltmeistern am Start und erzielten reihenweise Top-Resultate – vor beinahe leeren Rängen!
Zu wenig Zuschauer in Monaco
Da sich in dem kleinen Fürstentum am Mittelmeer leider kaum jemand für dieses Event interessierte, kamen am Freitag nur etwa 3.000 Zuschauer ins Stadion. Immerhin nahmen am Samstag rund 8.000 Besucher im Stade Louis II platz, gemessen an der Qualität der Veranstaltung ist das allerdings viel zu wenig.
In der Schwaben-Metropole sollen es pro Tag mehr als 30.000 Zuschauer, die im Stadion für die entsprechende Stimmung und eine ähnliche Athmosphäre wie bei der WM 1993 sorgen sollen, werden. Pierre Weiss, Generaldirektor der IAAF, war als Delegationsleiter in Stuttgart sichtlich zufrieden mit der Entscheidung für Stuttgart als neuen Austragungsort. "Das ist ideal für die Leichtathletik. In Stuttgart gibt es ein perfektes Stadion und ein fachkundiges Publikum, wie nirgendwo sonst auf der Welt."
Zweiter Anlauf geglückt
Damit hat Stuttgart endlich den Zuschlag für diesen international angesehenen Wettbewerb erhalten. Denn die Stadt am Neckar hatte sich bereits für die Austragung des World Athletics Final für die Jahre 2003 bis 2005 beworben. Im Juni dieses Jahres folgte nun der zweite Anlauf.
Damals besuchte der Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster gemeinsam mit Andreas Kroll, Geschäftsführer der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, die IAAF Zentrale in Monaco. Am 1. August dann verkündete der Weltverband seine Entscheidung, Stuttgart mit der Organisation und Austragung des Leichtathletik Weltfinals zu beauftragen.
Stuttgart will erfolgreiche Wettbewerbe
Doch in Stuttgart möchte man nicht nur in Sachen Publikum an die WM 1993 anknüpfen, sondern man erwartet auch ähnlich herausragende Leistungen der Protagonisten, idealerweise natürlich durch die Deutschen Athletinnen und Athleten.
Einem werden die Zuschauer im bis dahin fertig umgebauten und mit einer neuen Rundbahn versehenen Gottlieb-Daimler-Stadion besonders laut zujubeln. Lokalmatador Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/ Ludwigsburg) aus Wendlingen, knapp 30 Kilometer vor den Toren der Landeshauptstadt, gehört zu den absoluten Publikumslieblingen der Deutschen Leichtathletik und gilt spätestens seit seinem Deutschen Rekord über 200 Meter auch in einem Weltklassefeld als nicht ganz chancenlos. Ob es für ihn aber zu einem Sieg vor heimischem Publikum reichen wird, bleibt abzuwarten.
Schließlich werden sich die Stars der Szene dank satter Prämien, die der Weltverband IAAF ausschreibt, auch zahlreich in Stuttgart versammeln. Für einen Sieg gibt es 30.000 Dollar Prämie, für einen Weltrekord werden sogar 100.000 Dollar ausbezahlt.
Top-Stars live erleben
Angesichts solcher Zahlen darf man sich schon heute auf so schillernde Persönlichkeiten wie die Russin Yelena Isinbayeva oder den Äthiopier Kenenisa Bekele freuen, vorausgesetzt sie bleiben verletzungsfrei. Denn zur Teilnahme am Weltfinale sind die sieben besten Athleten und Athletinnen der Weltrangliste in ihrer jeweiligen Disziplin berechtigt. Diese Weltrangliste erstellt sich im Saisonverlauf anhand der Punkte, die bei den verschiedensten Wettkämpfen wie Meetings oder nationalen Meisterschaften gesammelt werden. Jeweils die sechs besten Ergebnisse gehen in diese Wertung ein.
Zusätzlich wird pro Disziplin eine Wildcard, also eine Einladung, vergeben. Diese wird in Abstimmung mit der IAAF, dem Deutschen Leichtathletikverband (DLV) und auch dem austragenden Landesverband WLV (Württembergischer Leichtathletik Verband) festgelegt. Der Fokus liegt dabei zunächst auf Deutschen Athletinnen und Athleten, die nur knapp die reguläre Qualifikation verpasst haben. Zudem kommen für die Wildcard aber auch internationale Top-Athleten in Frage, die sich beispielsweise durch eine Verletzung ebenfalls nicht direkt für das Finale qualifizieren konnten.
Freude beim DLV
Die Vergabe des Weltfinals nach Stuttgart ist auch für den Deutschen Leichtathletikverband von enormer Wichtigkeit. So bekommt eine relativ große Anzahl Deutscher Top-Athleten die Möglichkeit, sich im eigenen Land der harten internationalen Konkurrenz zu stellen. Dem Zuschauer wird damit eine ideale Mischung aus den besten nationalen Athleten und den großen internationalen Top-Stars präsentiert.
Frank Hensel, Generalsekretär und Sportdirektor des DLV, ist über diesen Umstand sehr erfreut. "Etwas Besseres hätte uns im Hinblick auf die WM 2009 in Berlin gar nicht passieren können." In den kommenden vier Jahren findet nun Spitzenleichtathletik "in Deutschland greifbar statt und nicht nur an den Fernsehschirmen", was den hiesigen Leichtathletik-Fans sehr entgegen kommen wird.
Weltfinale ist internationales Highlight
Ein weiterer Pluspunkt für das Weltfinale im kommenden Jahr ist die Tatsache, dass es weder eine Weltmeisterschaft noch Olympische Spiele geben wird. Daher findet in Stuttgart 2006 die größte internationale Leichtathletik-Veranstaltung mit Athleten aus allen Kontinenten statt, weshalb die Veranstalter mit entsprechend hochklassigen Resultaten und spannenden Zweikämpfen, wie beispielsweise zwischen den Sprint-Assen Justin Gatlin und Asafa Powell, rechnen. Und so spekuliert man in Stuttgart vollkommen zurecht auf eine ganze Reihe von Weltjahresbestleistungen und vielleicht sogar auf einen Weltrekord.
Neben solchen Spitzenleistungen wird aber auch die leichtathletikbegeisterte Region Stuttgart vom Weltfinale profitieren. Speziell für Hobby-Läufer und den Leichtathletik-Nachwuchs wird der Württembergische Leichtathletikverband im Rahmen des Weltfinals eine Reihe an Maßnahmen initiieren. WLV-Geschäftsführer Gerhard Müller sieht daher in dem Weltfinale eine "große Chance für die Leichtathletik in der Region", um einerseits mehr in den Blickpunkt der Medien und der Öffentlichkeit zu kommen und andererseits viele junge Menschen für den Sport zu begeistern.
Tickets gibt es ab jetzt!
Zudem wäre "ein erfolgreiches Weltfinale mit einem tollen Stuttgarter Publikum ein klares Bekenntnis zum Erhalt des Leichtathletik-Standortes Stuttgart", sagt Gerhard Müller. Um letztlich eine möglichst große Masse anzusprechen und live im Stadion begrüßen zu können, werden die Tickets für das Weltfinale zu sehr günstigen Preisen verkauft. Beim Stuttgarter Easy Ticket Service kann man Karten für das Weltfinale ab sofort unter www.easytickt.de oder telefonisch unter der Runfummer 0711 / 2 555 555 bestellen.
Bereits ab 15 Euro gibt es die immer für beide Veranstaltungstage geltenden Tickets. Die teuerste Kategorie kostet 50 Euro und berechtigt ebenfalls zum Eintritt am Samstag und Sonntag. Kinder und Jugendliche erhalten 50 Prozent Rabatt. Zum Vergleich: Ein Sitzplatz beim Golden League Meeting in Zürich kostet umgerechnet knapp 75 Euro, und dort ist nur ein Teil der 36 Disziplinen des Weltfinals im Programm. Damit ist Stuttgart ganz bestimmt eine Reise wert!