Leichtathletik-WM nichts für schwache Nerven
Bei der WM-Pressekonferenz im DLV-Team-Hotel herrschte am Samstag gelöste Stimmung. Es war wohl die Erleichterung nach einem erfolgreichen siebten Wettkampf-Tag, den Kugelstoßer David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) mit der Titelverteidigung gekrönt hatte. Nach einer WM-Woche mit bemerkenswerten Leistungen und knappen Entscheidungen betonte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska: „In der Turniersituation einer WM ist kein Tag etwas für schwache Nerven!“
Es ist aus deutscher Sicht eine WM der Zentimeter-Entscheidungen. Zwei Zentimeter fehlten Weitspringer Sebastian Bayer (Hamburger SV; 7,98 m) am Freitag zum Einzug in den Endkampf. „Das ist extrem ärgerlich“, konstatierte er. Fünf Zentimeter fehlten seinem Disziplinkollegen Christian Reif (8,22 m) zur Medaille. „Auch wenn ich das Wort nicht gerne benutze: da fehlte wohl das Quentchen Glück“, sagte der Rehlinger.„Wir haben viele tolle Leistungen gesehen, mit zum Teil unglücklichen Wettkampf-Verläufen“, konstatierte Idriss Gonschinska und verwies dabei auch auf die Leverkusenerin Katharina Molitor, die am Freitag um acht Zentimeter am Speerwurf-Finale vorbeigeschrammt war.
Sieben Tage, sechs Medaillen
Dennoch konnte Idriss Gonschinska bereits zwei Wettkampf-Tage vor Ende der WM ein positives Zwischenfazit mit sechs deutschen Medaillen, davon drei goldenen, ziehen. „Wir sind momentan auf Rang vier der Medaillen- und Nationenwertung, das ist ein sehr gutes Ergebnis“, sagte er.
Das dritte Gold der Titelkämpfe hatte am Freitag David Storl beigesteuert. „Eine Titelverteidigung in dem Alter ist außergewöhnlich. Diese Souveränität und offensive Wettkampf-Gestaltung – das ist bemerkenswert!“ staunte der Cheftrainer.
Ziel: Jugend zu integrieren
Dabei betonte Idriss Gonschinska, dass für seine Einschätzung der Leistungen seiner Schützlinge die Farbe einer Medaille eine untergeordnete Rolle spiele. Er hob auch die vielen vierten Plätze hervor, bei denen – wie sollte es anders sein – Zentimeter den Ausschlag über Medaille oder Blech gegeben hatten.
Im vielzitierten „Übergangsjahr“ 2013 sei eines der zentralen Ziele der Mannschaftsleitung ohnehin gewesen, junge Athleten in das Team zu integrieren. Deren Ergebnisse sind bei der WM-Premiere nicht mit Medaillen aufzuwiegen. Aber: „Davon werden wir in den nächsten drei, vier Jahren erheblich profitieren“, prognostizierte der Cheftrainer.
Talente profitieren von erfahrenen Athleten
Sebastian Bayer pflichtete bei: „Ich finde es wichtig, dass junge Athleten das Vertrauen erhalten“, sagte er. Das deutsche Sprungteam habe im Frühjahr mit 50 bis 60 Athleten gemeinsam auf Teneriffa trainiert. „Da profitieren die jüngeren von den älteren Athleten!“
David Storl, der mit seinen 23 Jahren noch deutlich unter dem Altersdurchschnitt des DLV-Teams von 25,1 Jahren liegt, erklärte: „Die Entwicklung in den jüngeren Altersklassen ist gut nach vorne gegangen. Wir haben innerhalb des Teams gemeinsam viel Freude und Spaß. Das schweißt zusammen, daraus kann man wachsen.“
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