leichtathletik.de-Analyse - 400 Meter Männer
Das Leichtathletik-Jahr 2007 ist Geschichte. Die deutsche Szene war dabei vor allem von einer erfolgreichen WM in Osaka (Japan) gekennzeichnet. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2007, blickt auf 2008 voraus und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.

Bastian Swillims bestimmte in Deutschland das Geschehen über 400 Meter (Foto: Krebs)
Wo stehen die DLV-Asse international?Die Hallensaison verlief für die Viertelmeiler recht positiv. Bastian Swillims (TV Wattenscheid 01) wurde bei der Hallen-EM in Birmingham (Großbritannien) in der Einzelkonkurrenz Zweiter. "Wir haben den Anschluss an das europäische Spitzenniveau gefunden, denn auch seine Freiluftzeit von 45,44 Sekunden sicherte ihm einen Rang unter den besten sechs Europäern", lautet die Einschätzung von DLV-Disziplintrainer Volker Beck.
Und das wurde durch die 4x400-Meter-Staffel in Birmingham untermauert. Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen), Florian Seitz (OSC Berlin), Simon Kirch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) und Bastian Swillims gewannen das Rennen, verloren dann aber diesen Sieg noch wegen einer Disqualifikation. "Aus meiner Sicht war das eine Fehlentscheidung, aber man muss das akzeptieren", meint Volker Beck. "Doch es zeigte, dass wir ähnlich wie im Einzelwettbewerb das europäische Niveau mitbestimmen." Das wurde noch untermauert durch die 3:01,77 Minuten vom Europacup in München, denn eine solche Zeit liefen DLV-Staffeln in den letzten zehn Jahren nur dreimal.
Schwieriger ist naturgemäß der Sprung in die Weltspitze. Die persönliche Bestzeit von 45,44 Sekunden durch Bastian Swillims reichte bei der WM in Osaka (Japan) nicht einmal für den Einzug ins Halbfinale. So musste man wie so oft die Hauptchance in der Staffel suchen. Diese überstand den Vorlauf und im Finale war vieles möglich. Doch ein Wechselfehler zerstörte alle Hoffnungen. "Wenn individuelle Fehler vermieden worden wären, hätten wir Platz drei bis fünf belegen können", schaut Volker Beck zurück. In der bereinigten Weltbestenliste nimmt die Staffel den sechsten Platz ein.
Die Bilanz 2007
Mit einem zweiten Platz in Birmingham gab Bastian Swillims eine sehr gute Vorstellung und hätte das auch noch fast als Schlussläufer der Staffel gekrönt. Zwar lief er als Erster ins Ziel, wurde aber (und damit auch die Staffel) danach wegen eines angeblichen Remplers disqualifiziert. Das hohe Leistungsniveau der Hallensaison hielt Bastian Swillims auch im Freien. "Er ist der Powermann in diesem Jahr gewesen, hat das Niveau in Deutschland bestimmt", lobt Volker Beck.
Kamghe Gaba (LG Eintracht Frankfurt) wurde zwar mit 45,84 Sekunden bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt Zweiter hinter Bastian Swillims, konnte aber insgesamt nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen. Dafür waren vor allem einige Probleme in der Vorbereitung verantwortlich. Sein Wechselpech im WM-Staffelfinale von Osaka, wo er zu Fall kam, war für ihn sicher der Tiefpunkt des Jahres.
Ingo Schultz (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat sich in dieser Saison sehr gut entwickelt. Schon in der Hallensaison deutete er Fortschritte an. Mit der Jahresbestzeit von 45,67 Sekunden war er deutlich schneller als im letzten Jahr. Nur bei den Deutschen Meisterschaften konnte er sein Leistungsniveau nicht voll abrufen und wurde nur Dritter. Seine Qualitäten als zuverlässiger Staffelläufer bewies er erneut und wurde deshalb auch als Startläufer eingesetzt.
Simon Kirch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) hatte in der Vorbereitung und im ersten Teil der Saison Verletzungsprobleme, was ihn daran hinderte, schnellere Zeiten zu laufen. Aber das Vertrauen, das DLV-Trainer und Heimtrainer in ihn setzten, rechtfertigte er vor allem bei seinen Staffeleinsätzen in Osaka. Im Vorlauf wurden dort für ihn 45,27 Sekunden (fliegend) gestoppt.
Jonas Plass (Team Wendelstein) ist ein junger Athlet, der sich seinen Platz für die WM-Staffel erkämpfte und dort schnell ins Team wuchs. "Ersatzleute gibt es nicht", charakterisierte Volker Beck seine Rolle.
Matthias Bos (TV Gladbeck) war überraschend in Kassel 46,12 Sekunden gelaufen und hatte sich damit für den Europacup in München qualifiziert. Dort bestritt er in der Staffel ein gutes Rennen. Das anfangs sehr gute Niveau konnte er nicht über die gesamte Freiluftsaison halten. So folgte ein weniger gutes Ergebnis bei der U23-EM. Danach entschied er sich für einen Start bei der Universiade in Bangkok (Thailand).
Sebastian Gatzka (LG Eintracht Frankfurt) konnte nicht an seine Form vom letzten Jahr (45,88 sec) anknüpfen, war ein Schatten seiner selbst. Mit einem Trainerwechsel von Volker Beck zu Daniel Limburger erhofft er sich jetzt, an alte Erfolge anknüpfen zu können. Ruwen Faller (SC Magdeburg), noch im vergangenen Jahr einer der Leistungsträger, musste wegen Achillessehnenproblemen die gesamte Saison ausfallen lassen.
Florian Seitz (OSC Berlin) hatte sich nach einer guten Hallensaison, in der er auch in der EM-Staffel eingesetzt wurde, im Vorfeld der Freiluftsaison verletzt, als er sich einen Faserriss in der Wade zuzog. Deshalb konnte er kaum Wettkämpfe bestreiten. Andreas Wischek (LG Meckenheim) hatte im Vorjahr mit einer Zeit von 45,93 Sekunden bei der Deutschen Meisterschaft in Ulm geglänzt, musste aber 2007 wegen eines Bandscheibenvorfalls aussetzen.
Recht erfolgreich zeigte sich der Nachwuchs bei der U20-EM in Hengelo (Niederlande). Über die Einzeldistanz holte sich Eric Krüger (Dresdner SC) in 46,49 Sekunden die Bronzemedaille. Die Staffel mit Pascal Nabow (SC Rönnau), Eric Krüger, Thomas Schneider (LC Cottbus) und Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) wurde in 3:08,64 Minuten Zweiter hinter Großbritannien.
Ebenfalls eine Medaille erkämpfte sich die 4x400-Meter-Staffel bei der U23-EM in Debrecen (Ungarn). Jonas Plass (Team Wendelstein), Florian Schwalm (Friedberg-Fauerbach), Matthias Bos (TV Gladbeck) und Martin Grothkopp (Dresdner SC) holten dort den dritten Platz.
Vorschau 2008
Für die Hallen-WM in Valencia (Spanien) gibt es keine besondere Orientierung. Die meisten Athleten werden eine relativ kurze Hallensaison bestreiten und sich primär Richtung Freiluftsaison vorbereiten. "Für die Olympischen Spiele in Peking konzentrieren wir uns vor allem auf die Staffel", gibt Volker Beck das Saisonziel vor. "Wir wollen den Platz erringen, den wir diesmal in Osaka unglücklich verfehlt haben. Das heißt wir wollen in den Bereich um Platz drei bis sechs hineinlaufen. Das geht nur über eine Verbesserung der Einzelleistungen. Die Normen sind recht hoch, so dass wir es offen lassen, ob auch ein Einsatz im Einzelwettbewerb möglich ist."
Die Kandidaten werden die gleichen sein, die auch 2007 das Niveau bestimmten. Wieder zu rechnen ist mit Ruwen Faller und Florian Seitz. Bei Ruwen Faller hat die konservative Behandlung der Achillessehne angeschlagen, er ist beschwerdefrei und wieder voll im Training. Auch Florian Seitz ist fit.
Die Hoffnungsträger
Positiv bewertet der DLV-Trainer, dass aus dem Nachwuchsbereich einige Athleten nachdrängen, vor allem Eric Krüger. Als Hoffnungsträger kann man auch Jonas Plass und Matthias Bos bezeichnen. Alle drei haben die Chance, einen Platz in der Olympia-Staffel für Peking (China) zu erhaschen.
Zudem gibt Volker Beck die Marschroute aus, dass "wir bei der U20-WM versuchen werden, die positive Bilanz des Jahres 2007 fortzusetzen."
Weitere Analysen:
http://www.leichtathletik.de/index.php?NavID=1&SiteID=28&NewsID=15747&Year=200710.10. - Sprint Frauen
09.10. - Sprint Männerhttp://www.leichtathletik.de/index.php?NavID=1&SiteID=28&NewsID=15753