leichtathletik.de-Analyse - Dreisprung Frauen
Die Olympische Leichtathletik-Saison 2008 ist Geschichte. Sowohl mit Enttäuschungen als auch mit freudigen Überraschungen im Gepäck kehrten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aus Peking (China) zurück. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2008, blickt voraus auf 2009 und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Wo stehen die DLV-Asse international?Bei den deutschen Dreisprung-Frauen weht international nach wie vor ein eher laues Lüftchen. Mit ihrer Saisonbestleistung von 14,00 Metern verpasste Katja Demut vom TuS Jena einen Platz unter den besten 50 der Welt (57.).
Doch im Nachwuchsbereich baut sich Druck auf. Die 21-jährige Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) steigerte sich auf 13,67 Meter und landet damit im europaweiten Vergleich des U23-Nachwuchses auf dem 13. Rang. Die ebenfalls 21-jährige Ekaterina Menne (LC Paderborn) schaffte es in ihrem ersten Dreisprung-Jahr auf beachtliche 13,40 Meter und sicherte sich damit die 21. Position.
Noch besser sieht es im deutschen U20-Bereich aus. Mit Jenny Elbe (Dresdner SC), Maike Nieklauson (TuS Jena) und Eva Linnenbaum (TuS Neuenhaus) konnten gleich drei Springerinnen ein Ticket für die U20-WM im polnischen Bydgoszcz ergattern. Dort sprangen Jenny Elbe und Maike Nieklauson sogar ins Finale und freuten sich über einen zehnten und elften Platz.
Mit 13,29 Meter findet sich Maike Nieklauson im kontinentalen Jugendvergleich auf Rang 20 wieder. Jenny Elbe reiht sich mit 13,27 Meter zwei Plätze dahinter ein.
Die Bilanz 2008
Deutschlands beste Dreispringerin Katja Demut zeigte sich bereits im Mai in Garbsen in einer hervorragenden Form und konnte gleich die 14-Meter-Marke erreichen. Danach ging es über eben diese jedoch nicht mehr hinaus. Die Weltspitze sprang dieses Jahr fast eineinhalb Meter weiter.
„Katja Demut hat sicherlich technische Probleme, die es einfach verhindert haben, die gewünschte Leistung zu springen. Ich hoffe, dass wir diese Probleme jetzt über den Winter in den Griff bekommen und Katja endlich das abrufen kann, was wirklich in ihr steckt“, wünscht sich DLV-Disziplintrainerin Elke Bartschat.
Große Überraschungen gab es dann durch ganz andere Athletinnen. Katharina Schreck und auch Ekaterina Menne hatte keiner auf der Rechung gehabt. Dass das ein Fehler war, bewiesen sie in dieser Saison eindrucksvoll. Ekaterina Menne ist erst in diesem Jahr vom Mehrkampf auf den Dreisprung gewechselt und feierte mit der Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften einen gelungenen Einstand.
„Durch die beiden Mädchen wurde endlich eine große Lücke geschlossen, die einfach vorhanden war. Es gab Katja Demut und dann lange, lange nichts, was so ein bisschen auf Anschluss hoffen ließ“, freut sich Elke Bartschat über die Entwickelung.
Karoline Köhler (TV Wattenscheid 01) reiht sich mit ihren 13,48 Metern zwischen Katharina Schreck und Ekaterina Menne ein, doch hatte sie größere Hoffnungen, mit der Sprintstaffel zu den Olympischen Spielen nach Peking (China) zu kommen, da die Olympianorm von 14,30 Meter ein zu fernes Ziel waren.
Auch in der weiblichen Jugend gibt es bereits ein Gerangel um die vorderen Plätze. Diese Saison konnte sich in der Bestenliste die 19-jährige Maike Nieklauson vor der erst 18-jährigen Jenny Elbe und der 19-jährigen Eva Linnenbaum behaupten. Doch der Abstand zwischen ihnen ist nur sehr gering und weckt zusätzlichen Ehrgeiz. Trotzdem ist die Stimmung zwischen den Mädchen sehr positiv.
„Es herrscht ein gutes Miteinander und trotzdem weiß jede, dass sie etwas tun muss, um nicht ausgestochen zu werden. Wenn man ganz alleine ist, dann geht man zum Wettkampf, springt, gewinnt und geht wieder. Es fehlt die Motivation. Jetzt weiß jede, dass wenn sie gegeneinander springen, eine Top-Form gezeigt werden muss“, erklärt Elke Bartschat die besondere Konkurrenzsituation.
Bei Katja Demut gab es lange Zeit eine „Alleinherrschaft“. In Nürnberg bei den Deutschen Meisterschaften hatte sie jedoch hart zu kämpfen, um ihren Dreisprung-Thron zu verteidigen. Erst im letzten Versuch konnte sie Katharina Schreck, die an diesem Tag einen einmaligen Wettkampf bot, noch bezwingen.
Wie es zu dieser Welle an guten Springerinnen kam, erklärt sich Elke Bartschat folgendermaßen: „Diese Mädchen setzen sich bewusst mit dem Dreisprung auseinander. Sie empfinden sich als Dreispringerinnen. Es ist nicht mehr so, dass wenn es für den Sprint und den Weitsprung nicht reicht, man halt zum Dreisprung geht. Jetzt handelt es sich nicht mehr um reinen Zufall. Dass Dreisprung eine Herzensangelegenheit ist, sieht man an der Art, wie die Mädchen springen und wie sie mit dem Dreispringen umgehen. Und genau das muss auch der Weg sein.“
Die Chancen 2009
Die Weltmeisterschaft 2001 in Edmonton (Kanada) ist bei den deutschen Dreispringerinnen noch im Gedächtnis. Mit der Berlinerin Nicole Herschmann war das letzte Mal eine deutsche Dreispringerin bei einer internationalen Meisterschaft vertreten. Danach herrschte eine siebenjährige Dürre.
Schafft es Katja Demut, diesen Fluch 2009 bei der WM im eigenen Land zu durchbrechen und somit für den vielversprechenden Nachwuchs eine Tür zu öffnen? Elke Bartschat traut es der 25-Jährigen durchaus zu: „Voraussetzung ist, dass sie ihre technischen Probleme in den Griff bekommt. Dann ist alles möglich.“
Für die restlichen Springerinnen stehen andere internationale Meisterschaften im Fokus. So kämpfen Katharina Schreck, Ekaterina Menne, Maike Nieklauson, Anne Neubauer (ASV Erfurt) und Eva Linnenbaum um ein Ticket für die U23-EM in Kaunas (Litauen). Besonders Katharina Schreck und Ekaterina Menne stehen bei Elke Bartschat ganz oben auf der Rechnung, obwohl auch die Norm im U23-Bereich nicht niedrig sein wird.
Jenny Elbe, Celine Hanenberger (TV Königstädten) und Theresa Greb (DSC Wanne-Eickel) werden bei der U20-EM in Novi Sad (Serbien) zeigen wollen, wie weit sie tatsächlich sind.
Die Hoffnungsträgerinnen
Die Liste der Hoffnungsträgerinnen ist lang, da ein Großteil der besten deutschen Springerinnen noch unter 23 Jahre alt ist. Doch neben all den Mädchen, die sich diese Saison so stark präsentiert haben, darf man die 19-jährige Anne Neubauer (ASV Erfurt) nicht vergessen, die sich in der Halle mit 13,24 Metern sehr stark präsentiert hat, diese Leistung im Freien jedoch nicht mehr abrufen konnte.
„Ich glaube stark daran, dass Anne 2009 wieder herankommt. Sie muss einfach technisch noch lernen, die Geschwindigkeit, die sie hat, besser umzusetzen. Dann glaube ich, werden wir auch bei ihr wieder Sprünge deutlich über die 13 Meter sehen“, ist sich Elke Bartschat sicher.
Theresa Greb präsentierte sich in der Halle auch mit Sprüngen über 13 Meter, doch konnte sie diese Leistung im Freien auf Grund einer Verletzung nicht mehr festigen.
Und dass die Mühle sich jetzt angefangen hat zu drehen, sieht man auch im U18-Bereich. Denn auch dort gibt es einige junge Talente, die sich bewusst mit dem Dreisprung auseinandersetzen.
„Man sieht, wenn es einmal läuft, dann kommen unten auch immer wieder gute Springerinnen nach. So soll es die nächsten Jahre einfach weiterlaufen, dann wird der deutsche Frauen-Dreisprung auch international wieder ankommen. Die gewisse Breite haben wir jetzt endlich erreicht“, ist Elke Bartschat sehr zufrieden mit den Entwicklungen.Mehr Analysen:
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