leichtathletik.de-Analyse - Dreisprung Männer
Die Olympische Leichtathletik-Saison 2008 ist Geschichte. Sowohl mit Enttäuschungen als auch mit freudigen Überraschungen im Gepäck kehrten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aus Peking (China) zurück. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2008, blickt voraus auf 2009 und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Wo stehen die DLV-Asse international?Charles Friedek (Team Referenznetzwerk Leverkusen) kommt zurück - zwar Stück für Stück, doch die 17-Meter-Marke wurde endlich wieder geknackt. Umso ärgerlicher war es für ihn, diese Marke nur einmal übersprungen zu haben. Damit fehlte ihm ein weiterer Satz über die 17 Meter, um als deutscher Vertreter ein Ticket zu den Olympischen Spielen nach Peking (China) zu ergattern.
Bei den Olympischen Spielen in Athen (Griechenland) 2004 waren mit Charles Friedek und Andreas Pohle (ASV Erfurt) noch zwei deutsche Springer vertreten.
Mit gesprungenen 17,04 Metern sicherte sich Charles Friedek im europaweiten Vergleich den 17. Platz und weltweit positionierte er sich auf Rang 32.
Die Bilanz 2008
Dank Charles Friedek gibt es im Jahr 2008 wieder einen deutschen 17-Meter-Springer. DLV-Disziplintrainerin Elke Bartschat ist sehr glücklich darüber: „Charles Friedek war nach den letzten beiden Jahren eine große Überraschung, so wie er sich nach vielen Verletzungen wieder rangekämpft hat. Das hat mich sehr gefreut und war sicherlich so nicht zu erwarten gewesen. Dass es mit der Olympianorm dann so knapp nicht gereicht hat, war sehr schade.“
Seiner deutschen Konkurrenz zeigte der Weltmeister von 1999 jedoch die kalte Schulter. Erst einen halben Meter hinter ihm reihen sich der Erfurter Andreas Pohle mit 16,50 Metern und der Münsteraner Daniel Kohle mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 16,39 Metern ein.
„Daniel Kohle sprang nach einem Verletzungsjahr gleich eine neue Bestleistung. Er hat sich stark entwickelt, aber es muss jetzt noch was kommen“, erkennt Elke Bartschat das Potential des 25-Jährigen. Andreas Pohle blieb diese Saison unter seinen Möglichkeiten und will nun umso mehr die Saison 2009 nutzen, um sich wieder stärker zu präsentieren.
Diese drei Springer dominierten sowohl die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Sindelfingen, als auch die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg. Dort hieß es immer: Charles Friedek vor Andreas Pohle und Daniel Kohle.
Hinter diesem Trio reihen sich Rudolf Helping (LG ASV/DSHS Köln) mit 15,72 Metern und der 20-jährige Matthias Uhrig (TSV Freudenstadt) mit 15,71 Metern ein.
Charles Friedek war somit die positive Überraschung in einer sonst sehr enttäuschenden Saison für die deutschen Dreispringer.
„Dieses Ergebnis kommt nicht sehr unerwartet, weil wenn man die Jahre zurückverfolgt, war im Nachwuchsbereich niemand da außer dem Wattenscheider Konstantin Gens und auch auf seine Leistung konnte man sich nicht verlassen. Danach war einfach niemand, es gab eine riesengroße Lücke. Gerade im Dreisprung sind die Athleten über 20 Jahre alt, bis sie einmal einen entsprechenden Stand haben. Von daher muss man, denke ich, zufrieden sein, dass unten so nach und nach Jungs kommen, die auf die Zukunft hoffen lassen“, zieht Elke Bartschat Bilanz.
Die Chancen 2009
Charles Friedek will sich noch mal richtig reinknien für die Heim-WM in Berlin im nächsten Jahr.
„Die Norm wird so ausfallen, wie bei den Olympischen Spielen in Peking, mit einer A-Norm, die bei 17,10 Metern lag und einer B-Norm von zweimal anzubietenden 17,00 Metern. Ich traue das dem Charles sehr wohl zu, wenn er gesund bleibt. Er hat dieses Jahr wieder Sicherheit bekommen, die er vorher einfach nicht mehr hatte. Diese Sicherheit kann er jetzt für Berlin nutzen. Ich hoffe auch, dass sich hinter Charles noch ein anderer Springer rantasten kann. Es würde mich sehr freuen, wenn wir nicht ´nur´ mit einem Springer bei der WM an den Start gehen würden“, wünscht sich Elke Bartschat.
Jedoch weiß sie auch, dass es einfach noch eine große Lücke gibt: „Der Nachwuchs ist noch nicht soweit. Wir müssen einfach weiterhin abwarten.“
Die Auswertungen der Olympischen Spiele sind jedoch schon gemacht und so ist Elke Bartschat einiges aufgefallen: „Um die Qualifikation zu meistern und dann ins Finale zu kommen, sind eigentlich keine 17 Meter gefordert. Das waren immer nur um die 16,80 bis 16,90 Meter. Die größte Hürde ist, denke ich, die Qualifikation im Vorfeld. Mit 17 Metern war man dann immer unter den besten Fünf dabei.“
Auch die Hallensaison wird von allen Springern bestritten und somit auch die Hallen-EM in Turin (Italien) ein Ziel sein. Für die einen ein etwas näheres, für die anderen ein ferneres.
Alle anderen internationalen Meisterschaften werden vom Nachwuchs ins Visier genommen. So strebt der Freudenstädter Matthias Uhrig einen Start bei der U23-EM in Kaunas (Litauen) an. Die U20-EM in Novi Sad (Serbien) ist das Ziel von Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) und Patrick Rädler (TSV Freudenstadt). Gregor Traber (VfB LC Friedrichshafen) und Tom Kustak (SC Neubrandenburg) sollen bei der U18-WM in Brixen (Italien) zeigen, wie weit sie sind.
Die Hoffnungsträger
An deutschem Nachwuchs fehlt es den Dreispringern grundsätzlich nicht. Jedoch sind sie alle noch zu jung, um die Lücke zu dem 37-jährigen Charles Friedek zu schließen. „Matthias Uhrig war leider auch verletzt, doch hoffe ich, dass er 2009 endlich mal im Wettkampf zeigt, was er im Training anbietet“, erklärt Elke Bartschat.
Hinter Matthias Uhrig folgen noch die 18-jährigen Patrick Rädler und Manuel Ziegler, die sich schon bewiesen haben. Vorne weg Patrick Rädler, der 2007 bei der U18-WM in Ostrava (Tschechische Republik) im Finale auf den siebten Platz sprang. „Leider konnte Patrick diese Saison nicht im Dreisprung antreten, da er sich im Schulunterricht eine Bänderverletzung zugezogen hat, die dann nicht so verheilt ist, wie wir es gehofft hatten“, ist Elke Bartschat enttäuscht.
Manuel Ziegler konnte sich jedoch trotz eines gebrochenen kleinen Zehs um die 15 Meter und darüber stabilisieren.
Mit dem 15-jährigen Tom Kustak und dem 16-jährigen Gregor Traber kommen noch zwei Hoffnungen hinterher. Die beiden sind zwar noch sehr jung, doch man merkt, dass junge Dreispringer nachrücken, die Großes vor haben. „Das dauert jedoch noch und geht nicht von heute auf morgen. Besonders nicht im Dreisprung. Man muss bedenken, dass der Dreisprung als Disziplin erst ab der Altersklasse M15 angeboten wird“, erklärt Elke Bartschat.
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