leichtathletik.de-Analyse - Gehen Frauen
Die Olympische Leichtathletik-Saison 2008 ist Geschichte. Sowohl mit Enttäuschungen als auch mit freudigen Überraschungen im Gepäck kehrten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aus Peking (China) zurück. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2008, blickt voraus auf 2009 und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Wo stehen die DLV-Asse international?Für die beiden Spitzen-Geherinnen des DLV, Sabine Zimmer (TV Wattenscheid 01) und Melanie Seeger (SC Potsdam), waren die Erwartungen für die Höhepunkte des Jahres recht hoch: „Wir wollten mit beiden eine Platzierung unter den besten Acht erreichen“, sagt DLV- Disziplintrainer Ronald Weigel. „Das ging sowohl beim Weltcup als auch bei den Olympischen Spielen nicht auf.“ Sabine Zimmer wurde beim Weltcup 13., bei Olympia 15. Melanie Seeger platzierte sich beim Weltcup als 15., in Peking als 23.
In der Jahres-Weltbestenliste liegt Sabine Zimmer mit ihrer 20-Kilometer-Zeit von 1:29:40 Stunden auf Rang 32, Melanie Seeger mit 1:30:08 Stunden auf Rang 37. „Der Sprung in die direkte Weltspitze ist nicht gelungen, seit dem Vorjahr hat sich daran nichts geändert. Der Abstand zu den Siegleistungen ist noch zu groß gewesen.“
Positiv erwähnt Ronald Weigel, dass beide Athletinnen seit vielen Jahren immer beim Jahreshöhepunkt dabei waren. Melanie Seeger ist seit 1999 (außer 2000) stets bei internationalen Meisterschaften am Start, Sabine Zimmer seit 2003. „Wir haben leider keine anderen Geherinnen, die sich so entwickelt haben. Aber auf diese beiden war stets Verlass.“
Die Bilanz 2008
Die Trainer hatten sich bei beiden Spitzenathletinnen wesentlich mehr ausgerechnet, zumal die Trainingsleistungen hoffnungsvoll gestimmt hatten. Ronald Weigel betont dabei, dass sich beide professionell vorbereitet haben, gemeinsam mit ihren Trainern Michael Klabuhn (Melanie Seeger) und Heiko Schulze (Sabine Zimmer) das ganze Jahr über gut gearbeitet haben. „Bis zum Vorbereitungslager in Japan waren die Meldungen von ihnen gut, aber dann konnte die Leistung beim Höhepunkt nicht abgerufen werden“, bilanziert der DLV-Trainer.
An Dopingspekulationen über die russischen Geherinnen, die nach wie vor die Weltspitze dominieren, will sich der DLV-Trainer nicht beteiligen, zumal sie auch nicht zur Trainingsgruppe der überführten Männer gehörten und niemand von den Frauen gesperrt wurde.
Überrascht war Ronald Weigel von der Leistungsentwicklung der weltbesten Geher nicht. „Die von mir im Jahr 2004 getroffenen Prognosen sind 2008 alle eingetroffen. In allen drei Disziplinen, also über 20 Kilometer der Frauen und auf beiden Männerdistanzen wurden Weltrekorde aufgestellt. Die Weltspitze ist näher zusammengerückt, und die Siegleistungen sind ebenfalls in den von mir vorausgesagten Bereichen gewesen.“
DLV-Nachwuchstrainerin Manja Berger hatte große Hoffnungen darauf gesetzt, dass zwei Athletinnen den Sprung zum internationalen Jahreshöhepunkt, den U20-Weltmeisterschaften in Bydgoszcz (Polen), schaffen würden. „Mit den beiden Potsdamerinnen Christin Elß aus Potsdam, die bei Michael Klabuhn trainiert, und Sandra Krause, die von mir trainiert wird, hatten wir dafür zwei Kandidatinnen.“ Doch beide schafften nicht die geforderte Qualifikationsnorm von 48:00 Minuten. Christin Elß ging die 10 Kilometer in 48:47 Minuten, Sandra Krause die gleiche Distanz in 48:55 Minuten. Da beide damit auch nicht in der U20-Jahresweltbestenliste unter die besten 15 Athletinnen kamen, konnten sie nicht nominiert werden.
Die Chancen 2009
DLV-Disziplintrainer Ronald Weigel setzt auch für die WM 2009 in Berlin (15. bis 23. August) auf Sabine Zimmer und Melanie Seeger. „Platzierungen zwischen Top-Acht bis Top-Zwölf sind im Bereich des Möglichen. Die Qualifikationsnorm von 1:31:40 Stunden wird für beide keine Hürde sein.“ Doch um vorn mitmischen zu können, muss es eine deutliche Leistungssteigerung geben, damit es auf dem Berliner Kurs „Unter den Linden“ kein böses Erwachen gibt.
„Die Weltspitze wird nicht langsamer gehen“, sagt Ronald Weigel voraus. „Sicherlich werden einige ältere Athletinnen aus anderen Ländern aufhören, aber es kommen immer wieder neue hinzu. Es wird nicht einfach, aber es ist eine Herausforderung für beide.“ Mit einer dritten Athletin, die sich qualifizieren könnte, ist nicht zu rechnen. Zu weit liegen alle anderen zurück.
Beim Nachwuchs setzt Manja Berger vor allem auf ihren eigenen Schützling, die 1992 geborene Charlyn Czychy (SC Potsdam). „Sie ist eine aussichtsreiche Kandidatin für die U18-WM in Brixen (Italien; 8. bis 12. Juli) und könnte darüberhinaus in den nächsten Jahren den Anschluss zur deutschen Spitze schaffen.
Für die U20-EM in Novi Sad (Serbien; 23. bis 26. Juli) sieht es dagegen weniger rosig aus. Gleiches gilt auch für die U23-EM in Kaunas (Litauen; 16. bis 19. Juli), wobei dort immerhin die Möglichkeit besteht, dass Christin Elß und Sandra Krause nun einen neuen erfolgreichen Anlauf nehmen und die Qualifikation für den internationalen Höhepunkt schaffen.
Jenny Grasse (Erfurter LAC), die 2007 noch bei der U20-EM in Hengelo (Niederlande) gestartet war und von der man sich für die Zukunft einiges erwartet hatte, hat inzwischen ein Studium in Jena aufgenommen und ihre Leistungssportkarriere beendet.
Die Hoffnungsträger
Die Hoffnungen für die Zukunft liegen im Frauen-Gehen vor allem auf Sabine Zimmer und Melanie Seeger. Es ist nicht abzusehen, ob in den nächsten Jahren eine Nachwuchsathletin aufschließen kann, wobei es bei einem Talent wie Charlyne Czychy nicht auszuschließen ist.
Doch resignieren wollen sowohl der Verantwortliche für die Erwachsenen, Ronald Weigel, als auch die Nachwuchsverantwortliche Manja Berger nicht. Sie setzen darauf, dass über den Deutschen Geherpokal, der unter Leitung von Udo Schaeffer Jahr für Jahr abgehalten wird, neue Talente gefunden werden, die Spaß am Gehen finden und auch die nötige Ausdauer mitbringen. Darüberhinaus sollen die wenigen Gehzentren, vor allem in Potsdam, Erfurt und Berlin, ausgebaut und unterstützt werden.
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