leichtathletik.de-Analyse - Gehen Frauen
Der Leichtathletik-Sommer 2006 ist Geschichte. Die deutsche Szene war dabei vor allem von einer erfolgreichen EM in Göteborg (Schweden) gekennzeichnet. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2006, blickt auf 2007 voraus und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Sabine Zimmer ging auf den sechsten EM-Platz (Foto: Kiefner)
Wo stehen die DLV-Asse international?"Die Geherinnen haben Anschlussniveau zur Weltspitze, was bedeutet, beim Jahreshöhepunkt unter den ersten Zwölf ankommen zu können", schätzt DLV-Disziplintrainer Ronald Weigel die Situation ein. "Für eine Medaille reicht es im Moment nicht, da müsste man ein Leistungsniveau von 1:25 Stunden über die 20 Kilometer haben." Das bedeutet aber nicht, dass man diese Zeit unbedingt gehen müsste, denn Wetter, Strecke und vieles andere mehr spielen im Gehsport auch eine wichtige Rolle. Aber man muss eben solch ein Niveau anbieten können.
Die Potsdamerin Sabine Zimmer bestätigte bei der EM in Göteborg mit dem sechsten Platz in einer Zeit von 1:29:56 Stunden ihr Leistungsvermögen, während das ihrer Vereineinskollegin Melanie Seeger mit einem elften Rang in 1:31:29 Stunden nicht gelang. Hinter den beiden klafft eine große Lücke. "Es ist uns nicht gelungen, bei den anderen Athletinnen, besonders bei Maja Landmann, eine deutliche Leistungssteigerung, die notwendig gewesen wäre, zu erreichen", meint der Trainer ein wenig enttäuscht.
Die Bilanz 2006
Das Leistungsniveau ist bei Europameisterschaften mit dem Weltnvieau gleichzusetzen, nur wenige Spitzenathletinnen wie etwa die Australierinnen kommen aus anderen Erdteilen. So gesehen kann man mit dem Göteborg-Ergebnis von Sabine Zimmer zufrieden sein, zumal sie ihre Konstanz zuvor schon mit dem elften Platz beim Weltcup nachwies. Das hatte sie unter heimatlichen Trainingsbedingungen erreicht, ohne Höhentraining, ohne spezielles Kraft-Ausdauertraining. "Sie wird im nächsten Jahr an ihre Reserven gehen, also auch verstärkt Höhentraining praktizieren", schaut Ronald Weigel voraus.
Melanie Seeger konnte ihr Leistungsziel bei der EM nicht erreichen. Sie hatte das Wettkampfjahr zwar mit einem Grand Prix-Sieg in Rio Major (Portugal) gut begonnen, konnte das aber dann nicht fortsetzen. In den letzten Jahren hat sie viel mit Höhentraining gearbeitet, das wurde 2006 reduziert. Hinzu kam, dass sie wegen einer Nierenbeckenentzündung in der direkten Vorbereitung auf Göteborg Trainingsausfall hatte.
Die Chancen 2007
Die Lage im nächsten Jahr wird ähnlich der im Vorjahr sein. Sicher werden nur Sabine Zimmer und Melanie Seeger um die Qualifikation für die WM in Osaka (Japan) kämpfen können. Die Norm von 1:31:45 Stunden sollte bei normaler Vorbereitung für beide keine allzu hohe Hürde sein. "Die anderen Athletinnen sind zu weit weg", gibt sich Ronald Weigel keinen Illusionen hin.
Für die U23-EM ist Maja Landmann (PTSV Jahn Freiburg) die einzige Kandidatin. Sie muss allerdings ihre Leistung deutlich steigern, um die Norm von 1:38 Stunden gehen zu können.
Für die Junioren-EM stehen mit Jenny Grasse (Erfurter LAC) und Sonja Birkemeyer (LG Osnabrück) zwei Athletinnen bereit, die sich bei entsprechenden Leistungen qualifizieren könnten.
Die Hoffnungsträgerinnen
"Wir haben im Nachwuchs einige Athletinnen, bei denen Hoffnung besteht. Von Maja Landmann, Jenny Grasse und Sonja Birkemeyer erhoffe ich mir weitere Fortschritte", blickt Ronald Weigel voraus. Aber, so seine Einschränkung, "es ist alles eine Frage des Trainings. Für den Nachwuchs müssen die Übungsleiter besser geschult werden, damit sie das nötige Wissen weitervermitteln können und außerdem müssen die Trainingsmaßstäbe in Richtung Weltniveau erhöht werden."