leichtathletik.de-Analyse - Hammerwurf Frauen
Die Olympische Leichtathletik-Saison 2008 ist Geschichte. Sowohl mit Enttäuschungen als auch mit freudigen Überraschungen im Gepäck kehrten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aus Peking (China) zurück. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2008, blickt voraus auf 2009 und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Wo stehen die DLV-Asse international?Bei den Olympischen Spielen in Peking vertraten Betty Heidler und Kathrin Klaas (beide LG Eintracht Frankfurt) die deutschen Farben im Hammerwurf der Frauen. Weltmeisterin Betty Heidler zählte im Vorfeld zu den DLV-Medaillenhoffnungen, doch im Olympischen Finale reichte es für sie lediglich zu Platz neun. Kathrin Klaas scheiterte bereits in der Qualifikation.
„Die Saison ist nicht im gewünschten Maße abgelaufen“, muss DLV-Disziplintrainer Michael Deyhle, der sowohl die Frauen als auch die Männer betreut, rückblickend feststellen. „Für Betty war das Ziel eine Platzierung unter den ersten Acht mit Tendenz Bronze. Insgesamt hätten wir gerne beide Starterinnen unter den ersten Zwölf gehabt.“
Die Leistungen der vorherigen Wochen und Monate hatten jedoch schon darauf hingedeutet, dass dieses Ziel schwer zu erreichen sein würde. Mit 74,11 Metern, geworfen schon Ende Mai in Wiesbaden, belegt Betty Heidler Rang 13 der Weltjahresbestenliste. Kathrin Klaas findet sich mit 70,39 Metern auf Rang 32 wieder. Europaweit bedeuten diese Weiten Platz elf und 27. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten die beiden Frankfurterinnen anderthalb beziehungsweise drei Meter weiter geworfen und es weltweit auf die Plätze fünf und zehn geschafft.
Nach weiteren DLV-Athletinnen sucht man in den europäischen Top 30 vergeblich. In der U23-Altersklasse reihten sich hier Joana Hahn (TV St. Wendel; 62,55 m), Kristin Steinert (LG Eintracht Frankfurt; 61,28 m) und Melanie Motzenbäcker (MTG Mannheim; 61,02 m) auf den Rängen 16, 21 und 22 ein. Noch weiter hinaus kam die erst 19-jährige Gabi Wolfarth (LG Eintracht Frankfurt), die mit 62,59 Metern in den U20-Bestenlisten weltweit Platz sechs und kontinental Platz vier inne hat.
Die Bilanz 2008
Eine Achterbahn mit zu vielen Talfahrten sei die Olympiasaison für die deutschen Hammerwerferinnen gewesen, fasst Michael Deyhle zusammen. „Wir waren schon ein wenig ratlos, denn das körperliche Befinden war hervorragend, und auch die Vorbereitung ist ganz normal abgelaufen.“
Dabei begann das Jahr für Betty Heidler vielversprechend. Gleich vier Mal übertraf die 25-Jährige bei ihrem ersten Wettkampf im Februar die 70-Meter-Marke. Kurz darauf ging es ins Trainingslager nach Südafrika, wo sie in einem Wettkampf in Pretoria die 73-Meter-Marke nur um neun Zentimeter verfehlte. So gehörte sie zur Gruppe der ersten DLV-Athleten, die bereits Ende Mai für die Olympischen Spiele nominiert wurden.
Wenig später gelang ihr in Wiesbaden mit 74,11 Metern der erste 74-Meter-Wurf der Saison - dass dieser 2008 ihr bester bleiben sollte, war zu dem Zeitpunkt nicht abzusehen. Beim Europacup in Annecy (Frankreich) wurde sie dann aber mit 69,67 Metern nur Sechste, und auch bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg konnte sie sich angesichts ihrer Weite von 68,64 Metern nicht recht über den vierten Titelgewinn in Folge freuen: „Das war ein schlechter Wettkampf und eine schlechte Weite. Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt.“
So war das Abschneiden in Peking ein Spiegelbild des gesamten Saisonverlaufs. Die Qualifikationsweite von 71,50 Metern übertraf sie um einen Zentimeter, im Finale gelang ihr dann aber nur ein gültiger Versuch, für den 70,06 Meter gemessen wurden. Zu wenig für den Einzug in den Endkampf. „Irgendwie hat sich das alles in der Saison schon angedeutet“, gab sie anschließend zur Auskunft.
Ganz ähnlich ging es der zweitbesten Deutschen, ihrer Vereinskameradin Kathrin Klaas. Die 24-Jährige, die ihre Bestleistung im vergangenen Jahr auf 73,45 Meter steigern konnte, tat sich unerwartet schwer, die zweimal geforderte Olympia-Norm von 70,00 Metern zu übertreffen. Mit Weiten von 70,14 Metern und 70,39 Metern, erzielt bei zwei unterschiedlichen Wettkämpfen, leistete sie schließlich Maßarbeit.
Immer wieder hatte sie mit technischen Problemen zu kämpfen und musste in Nürnberg sogar den Ring ohne gültigen Versuch verlassen. Bei den Olympischen Spielen kam sie in der Qualifikation nicht über 67,54 Meter hinaus und belegte schließlich Platz 24 von insgesamt 52 Starterinnen.
Mit respektvollem Abstand folgten 2008 die weiteren deutschen Hammerwerferinnen. „In der Breite haben wir Probleme“, muss Michael Deyhle feststellen. „Auch Andrea Bunjes ist einfach nicht in die Gänge gekommen.“
Andrea Bunjes ist ein weiteres Mitglied der Trainingsgruppe des DLV-Trainers bei der LG Eintracht Frankfurt und seit dem Rücktritt von Susanne Keil, die Ende des vergangenen Jahres ihre Karriere beendete, die deutsche Nummer drei. In Nürnberg wurde sie aufgrund des Patzers von Kathrin Klaas Deutsche Vize-Meisterin. Die 32-Jährige hatte es vor vier Jahren in Athen (Griechenland) ins Olympische Finale geschafft, in diesem Jahr verfehlte sie mit ihrer Saison-Bestweite von 67,35 Metern die Norm jedoch deutlich.
Im Juniorinnen-Bereich konnte vor allem Joana Hahn mit soliden Leistungen aufwarten. Vom Disziplintrainer erhält sie dabei Lob für ihre gute Technik. Die 22-Jährige übertraf bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Recklinghausen als einzige Werferin die 60-Meter-Marke und verteidigte mit 60,87 Metern ihren Titel. Dabei hatte sie aufgrund einer Bauch-OP im Mai noch mit einem Trainingsrückstand zu kämpfen.
Auf den Plätzen zwei und drei reihten sich die gleichaltrigen Melanie Motzenbäcker und Daniela Manz (LG Bonn/Troisdorf/Niederkassel) ein. Die ein Jahr jüngere Kristin Steinert, 2008 zweitbeste Werferin im U23-Bereich, wurde hier lediglich Sechste. „Kristin hat ein wenig die Nerven verloren“, erklärt Michael Deyhle und fügt hinzu: „Insgesamt ist die U23 bei weitem nicht da, wo wir sie brauchen.“
Die Chancen 2009
Die Liste der Kandidatinnen für die Weltmeisterschaften in Berlin ist sehr übersichtlich: Zum dritten Mal in Folge haben Betty Heidler und Kathrin Klaas die besten Aussichten, den DLV beim Jahreshöhepunkt zu vertreten. Dahinter steht ein Fragezeichen.
„Für Andrea Bunjes ist die WM-Teilnahme das ganz große Ziel zum Abschluss ihrer Karriere. Sie soll die Lücke für Berlin schließen“, hofft Michael Deyhle. Für die Deutsche Meisterin des Jahres 2004 wäre es nach 2003 der zweite Auftritt bei Weltmeisterschaften.
Aus dem Kreise der deutschen Juniorinnen zählen Kristin Steinert und Gabi Wolfarth, die 2008 den Sprung in die deutschen Top Ten schafften, zu den Kandidatinnen für eine Teilnahme bei den U23-Europameisterschaften in Kaunas (Litauen).
Die Hoffnungsträgerinnen
Während sich die U23-Juniorinnen in der Olympiasaison noch nicht in der deutschen Spitze etablieren konnten, machten die Leistungen der Jugendlichen Hoffnungen für die Zukunft. Gabi Wolfarth, die sich im vergangenen Winter der LG Eintracht Frankfurt anschloss, gelangen dabei die weitesten Würfe.
Mitte Juni stellte sie mit 62,59 Metern eine neue persönliche Bestleistung auf und war so bereits in ihrem letzten Jahr in der A-Jugend besser als die deutschen Juniorinnen. Bei den U20-Weltmeisterschaften in Bydgoszcz (Polen) hatte sie mit einer Medaille geliebäugelt, musste sich aber schließlich ein wenig enttäuscht mit 58,69 Metern und Rang sechs zufrieden geben.
Zweite deutsche Starterin in Bydgoszcz war Carolin Paesler (VfB Germania Halberstadt), die noch dem jüngeren A-Jugend-Jahrgang angehört. Die 18-Jährige übertraf 2008 erstmals die 60-Meter-Marke und ist mit ihrer neuen Bestleistung von 60,67 Metern weltweit auf Rang 16 zu finden. Bei der U20-WM schaffte sie es ins Finale und wurde Elfte.
Auch die gleichaltrige Mareike Nannen (SV Holtand) gehört zum Kreis derjenigen Werferinnen, mit denen der Disziplintrainer für die Zukunft rechnet. Sie schraubte ihre Bestweite auf 58,51 Meter und knackte damit ebenfalls die Norm für die U20-Weltmeisterschaften, bei denen jedoch nur zwei Athletinnen pro Nation startberechtigt waren.
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