leichtathletik.de-Analyse - Hindernis Männer
Die Olympische Leichtathletik-Saison 2008 ist Geschichte. Sowohl mit Enttäuschungen als auch mit freudigen Überraschungen im Gepäck kehrten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aus Peking (China) zurück. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2008, blickt voraus auf 2009 und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Wo stehen die DLV-Asse international?Der Tübinger Filmon Ghirmai war wieder einmal der beste deutsche Hindernisläufer. Mit 8:26,66 Minuten liegt er im europaweiten Vergleich allerdings nur auf Rang 28, weltweit rangiert er auf Position 68. „Das ist für uns indiskutabel und unbefriedigend“, stellt Disziplintrainer Werner Klein fest.
Während der verletzungsbedingten Abwesenheit von Filmon Ghirmai sicherte sich der zweitschnellste Deutsche, Steffen Uliczka (SG Kronshagen/Kieler TB; 8:34,42 min), den Titel bei den Deutschen Meisterschaften. Sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei der U20-WM war kein deutscher Hindernisläufer vertreten.
Die Bilanz 2008
„Dieses Jahr war ein herber Rückschlag für uns“, findet DLV-Disziplintrainer Werner Klein deutliche Worte. Die sechs besten Hindernisläufer erzielten 2008 8:44,69 Minuten, während es ein Jahr zuvor noch 8:37,14 Minuten gewesen waren. „Wir müssen uns vor allem wieder auf den Flachstrecken verbessern, denn diese sind für die Hindernisleistungen entscheidend“, erklärt er.
Filmon Ghirmai hatte im vergangenen Jahr noch knapp das Finale bei den Weltmeisterschaften verpasst, in diesem Jahr schaffte er den Sprung zu den Olympischen Spielen nicht. „Dabei war das Finale nach dem Frühjahrstrainingslager in Flagstaff noch durchaus realistisch“, sagt Werner Klein. „Danach hat Filmon individuelle Fehler gemacht und hatte auch noch Pech.“ Bei einem Wettkampf in Slowenien war ein Hindernis zehn Zentimeter zu hoch und der Tübinger verletzte sich.
Nachdem er deswegen auf die Deutschen Meisterschaften hatte verzichten müssen, konnte der 29-Jährige auch seine letzte Chance, im belgischen Heusden die Olympia-Norm zu laufen, nicht mehr nutzen.
„Auch Steffen Uliczka hat nicht alles gezeigt, was er kann. Seine Trainingsleistungen waren noch besser“, meint Werner Klein. „Mit seinem 3.000-Meter-Rennen bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid hat er angedeutet, dass eine Zeit unter 8:30 Minuten möglich gewesen wäre in diesem Jahr.“ Den 24-Jährigen bezeichnet er als einen der zuverlässigsten Läufer, allerdings nicht mit den nötigen Steigerungsraten.
Die Chancen 2009
„Trotz allem bin ich nicht allzu pessimistisch für das kommende Jahr“, sagt Werner Klein. Filmon Ghirmai wolle zwar anfangen, halbtags zu arbeiten, wolle aber im Hinblick auf die Weltmeisterschaften in Berlin trotzdem noch einmal alles in den Sport investieren. Und auch für Steffen Uliczka sieht der DLV-Disziplintrainer Chancen, in den Normbereich zu laufen.
Verstärkung werden die Hindernisläufer vom Wattenscheider Christoph Lohse bekommen, der im vergangenen Jahr noch bei der Hallen-WM über 1.500 Meter an den Start gegangen war. „Über diese Strecke hat er sein läuferisches Potential gezeigt. Und auch im Hindernisbereich ist er kein unbeschriebenes Blatt, hier hat er sich in der A-Jugend auch schon versucht“, erklärt Werner Klein.
„Insgesamt dürfen wir uns nicht verstecken“, gibt Werner Klein vor. „Im Olympia-Finale waren vier Europäer und ein Franzose hat eine Medaille gewonnen. Auch wir Europäer können konkurrenzfähig sein über die Hindernisse. Wir müssen es nur mit Mut angehen.“ Filmon Ghirmai traut er eine Zeit unter 8:20 Minuten zu, „und damit steht man in jedem Finale.“ Eines weiß Werner Klein sicher: „Wir sind ordentlich motiviert und wollen das Pech wieder abstreifen.“
Die Hoffnungsträger
Im Hinblick auf den Hindernisnachwuchs ist Werner Klein vorsichtig. „Man muss den jüngeren Läufern Zeit lassen. Gerade der Übergang von 2.000 zu 3.000 Meter Hindernis ist nicht ohne. Das ist etwas anderes als wenn man über 800 Meter in eine höhere Klasse aufsteigt, da bleibt die Strecke gleich.“ Ein Aspekt steht auch im Nachwuchsbereich für ihn an vorderster Stelle: „Man muss sich auf den Flachstrecken verbessern.“
Einige Läufer haben aber bereits ihr Potential angedeutet. Zu ihnen zählt er Jonas Frenzel (Ettlinger SV), Wurie Bah (LG Reinhardswald), Benedikt Karus und Julian Kreibich (beide LG Badenova Nordschwarzwald), die alle Jahrgang 1990 sind und die 2.000 Meter Hindernis in diesem Jahr unter sechs Minuten liefen.
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