leichtathletik.de-Analyse - Hochsprung Frauen
Die Olympische Leichtathletik-Saison 2008 ist Geschichte. Sowohl mit Enttäuschungen als auch mit freudigen Überraschungen im Gepäck kehrten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aus Peking (China) zurück. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2008, blickt voraus auf 2009 und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Wo stehen die DLV-Asse international?Mit Ariane Friedrich hat die deutsche Leichtathletik wieder eine Hochspringerin, die in der Weltspitze ganz oben mitmischt. Mit ihrer neuen Bestleistung von 2,03 Metern ist die Frankfurterin im internationalen Vergleich der Freiluftsaison hinter drei weiteren Europäerinnen die Nummer vier.
Dahinter klafft eine große Lücke. In den Club der besten Fünfzig der Welt wurden noch die Berlinerin Meike Kröger (1,91 m; 42. Platz) und Kimberly Jeß von der LG Rendsburg/Büdelsdorf (1,90 m; 49. Platz), die ihrerseits trotz erst 16 Jahren bereits die U20-Europaliste anführt, aufgenommen.
Im kontinentalen Vergleich der 20- bis 22-Jährigen gehören mit Meike Kröger (3.), der Leverkusenerin Julia Hartmann (1,89 m; 6.) und der Potsdamerin Annett Engel (1,87 m; 10.) drei DLV-Talente zu den ersten Zehn.
Die Bilanz 2008
Der steile Aufstieg von Ariane Friedrich steigerte das Interesse am deutschen Frauen-Hochsprung wieder immens. Bereits in der Hallensaison zog die 24-Jährige mit vier Zwei-Meter-Sprüngen und einer neuen Bestleistung von 2,02 Metern die Aufmerksamkeit auf sich. Die „Welt“ feierte die Hessin bereits als „Trägerrakete Ariane“.
Im Sommer ging der Steilflug dann ungebremst weiter. Sieben weitere Zwei-Meter-Wettkämpfe folgten. Der Höhepunkt war der Europacup-Sieg in Annecy (Frankreich) mit neuem Hausrekord von 2,03 Metern, der sie bis auf zwei Zentimeter an den deutschen Rekord heran brachte.
Was aber fehlte, war die edelmetall-glänzende Krönung bei einem internationalen Großereignis. In Valencia (Spanien) wurde Ariane Friedrich Achte der Hallen-WM. Bei den Olympischen Spielen in Peking (China) sprang Platz sieben heraus. In beiden Wettkämpfen war die Hoffnungsträgerin, die mit diesen Einsätzen ihre internationale Feuertaufe zu bestehen hatte, angeschlagen und deshalb in ihrer Leichtigkeit gehemmt.
DLV-Disziplintrainerin Brigitte Kurschilgen lobt die „fantastische Entwicklung“ von Ariane Friedrich, ganz so überraschend kam die Leistungssteigerung für sie aber nicht: „Im Vorjahr war Ariane mit 1,94 Metern hinter ihren bereits vorhandenen Fähigkeiten zurückgeblieben. Sie hätte schon da 1,97 Meter hoch springen können, dann hätten die zwei Meter jetzt auch nicht mehr so verwundert.“
Dass Meike Kröger den Sommer als Nummer zwei des deutschen Frauen-Hochsprungs abschloss, war für Brigitte Kurschilgen eine „tolle Überraschung“. Sie erklärt zur Athletin der LG Nord Berlin: „Mit einer solchen Entwicklung war nicht zu rechnen.“ Die 22-Jährige, die ein Freiwilliges Soziales Jahr in Kirgisien hinter sich hat und inzwischen Architektur studiert, stieg mit einer Steigerung ihrer Bestleistung um acht Zentimeter auf 1,93 Meter zur Deutschen Juniorenmeisterin auf.
Als dritte deutsche 1,90-Meter-Springerin des Sommers brachte sich Kimberly Jeß in Position. Die erst 16-Jährige meisterte diese Höhe noch spät in der Saison, nachdem sie zuvor mit 1,89 Metern Deutsche Vize-Meisterin bei den Juniorinnen geworden war. Höhepunkt ihres Jahres war allerdings der U20-WM-Titelgewinn in Bydgoszcz (Polen).
Sieben weitere Athletinnen, angeführt von der den Anschluss suchenden Julia Hartmann, haben 1,85 Meter oder mehr bewältigt und sich damit einen Top-Ten-Platz in der DLV-Jahresbestenliste erobert, zu dem in den letzten Jahren noch 1,82 bzw. 1,83 Meter gereicht hatten. Damit ist in der Breite ein leichter Aufwärtstrend festzustellen, während die Zahl der 1,90-Meter-Springerinnen sich mit dem Wert drei in einer bekannten Größenordnung bewegt.
Die Chancen 2009
Dass sie im Berliner Olympiastadion ihre Frau stehen und sich beflügeln lassen kann, hat Ariane Friedrich im Juni mit ihrem Zwei-Meter-Sprung beim DKB-ISTAF bewiesen. Jetzt ruft dort die Weltmeisterschaft. Ein gutes Omen? Brigitte Kurschilgen attestiert der Frankfurterin eine „Medaillenchance, wenn sie auf den Punkt da ist.“
Dahinter sieht die Disziplintrainerin weitere Athletinnen, die eine Chance haben, sich für die WM zu empfehlen. Als B-Norm zeichnet sich eine Höhe von 1,93 Metern ab, die A-Norm liegt voraussichtlich bei 1,95 Metern.
Meike Kröger fehlen nur noch zwei weitere Zentimeter, um an das Tor anzuklopfen. Ein WM-Start ist damit nicht ausgeschlossen, zumal sie die Chance auf ein solches Heimspiel zusätzlich beflügeln dürfte.
Julia Hartmann hat 1,93 Meter bereits einmal in der Halle überflogen. „Sie ist eine von denen, die 1,95 Meter springen können. Sie ist nicht untalentierter als Ariane Friedrich“, stellt ihr Brigitte Kurschilgen ein gutes Zeugnis aus.
Die in Jugendjahren heiß gehandelte Potsdamerin Annett Engel kann nach abgeschlossenem Abitur jetzt die Sportförderung der Bundeswehr in Anspruch nehmen, muss aber nach einem Jahr der Stagnation erst wieder zu alter Leichtigkeit finden.
Die Hoffnungsträgerinnen
Brigitte Kurschilgen führt Fakten an: „Ariane Friedrich ist mit 24 Jahren die Älteste. Das spricht für sich.“ Der deutsche Frauen-Hochsprung definiert sich hoffnungsfroh über die Jahrgänge 1984 bis 1987 plus Kimberly Jeß (1992) als das Supertalent.
„Sie ist eine überragende Athletin, bei der niemand weiß, wo es herkommt“, sagt die DLV-Disziplintrainerin über die U20-Weltmeisterin und attestiert der 16-Jährigen noch großes Potenzial. „Es ist bei ihr alles noch entwickelbar.“ Kimberly Jeß hat im nächsten Jahr die U18-WM in Brixen (Italien) fest im Visier, kann dort und vielleicht auch bei der U20-EM weiter für Furore sorgen.
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