leichtathletik.de-Analyse - Kugelstoßen Frauen
Das Leichtathletik-Jahr 2007 ist Geschichte. Die deutsche Szene war dabei vor allem von einer erfolgreichen WM in Osaka (Japan) gekennzeichnet. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2007, blickt auf 2008 voraus und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.

„Mit Nadine Kleinert und Petra Lammert mischen zwei Athletinnen weiterhin in der Weltspitze mit“, urteilt DLV-Disziplintrainer Klaus Schneider. „Das Ergebnis von Osaka mit einer Bronzemedaille von Nadine Kleinert (SC Magdeburg) und dem fünften Rang von Petra Lammert (SC Neubrandenburg) spricht für sich.
Schon vor der WM lagen beide Athletinnen in der Weltjahresbestenliste mit vorn, so dass ihre Plätze im Vorderfeld keine Überraschungen waren. Etwas überraschte allerdings, dass Nadine Kleinert die Medaille holte und vor Petra Lammert klassiert war. Vor Osaka hatte Petra Lammert mit ihren 20,04 Metern den dritten Rang in der Weltjahresbestenliste hinter Valerie Vili (Neuseeland) und Nadzeya Ostapchuk (Weißrussland) eingenommen, Nadine Kleinert lag da mit 19,38 „nur“ auf Rang fünf.
Aber die erfahrene Athletin stieß zum Saisonhöhepunkt in Osaka mit 19,77 Metern Jahresbestweite. So wünscht es sich wohl jeder Trainer. „Letztendlich konnten wir die Position, die wir in der Vergangenheit hatten, auch in diesem Jahr untermauern. Aus jedem Wettbewerb, auch in den Nachwuchsklassen, haben wir eine Medaille mitgebracht,“ lautete das Fazit von Klaus Schneider.
Die Bilanz 2007
Nadine Kleinert hatte mit ihrem WM-Auftritt in Osaka den optimalen Höhepunkt der Saison. Damit bewährte sich die neue Strategie des Trainer-Athlet-Gespanns. „Wir sind in diesem Jahr anders an die Saisongestaltung herangegangen, haben die Hallensaison weggelassen und dafür eine lange Phase des allgemeinen Trainings praktiziert“, blickt Heimtrainer Klaus Schneider zurück. „Die Kondition wurde vor allem im Fitnesscenter und dort mit ausgeprägtem Spinning-Training, das heißt mit Radfahren mit hohen Intensitäten, geschaffen. Nadine hatte bereits im Winter einen guten athletischen Zustand.“
Nicht reibungslos verlief dann allerdings der Einstieg in die Wettkampfsaison. Um Punkte für die Teilnahme am Weltfinale in Stuttgart zu sammeln, bestritt sie zwei Wettkämpfe in Brasilien, doch anschließend war sie einige Tage krank. „Eine schlimme Viruserkrankung wurde noch gerade so verhindert“, schätzte sie später ein. Aber diese Trainingspause unterbrach die Kontinuität des Leistungsaufbaus. Allerdings, so räumt der Trainer ein, „war es im nachhinein vielleicht gar nicht so verkehrt, nochmals neu aufzutanken. Seit dem Meeting in Bochum-Wattenscheid hat sich bei Nadine jedenfalls der notwendige Kick eingestellt und von da an ging es aufwärts. Am Schluss war ihr Trainingszustand fast so wie in ihren besten Zeiten. Emotional war sie gut aufgestellt, und sie war sich selbst sicher, dass sie das, was sie im Training anbot, auch im Wettkampf abrufen könnte.“ Und der Trainer schiebt noch ein weiteres Lob nach: „Das ist eben ihre Stärke.“
Stark zeigte sich Petra Lammert am Anfang der Saison. Die vorläufige Krönung schaffte sie mit ihrem 20,04-Meter-Stoß am 26. Mai in Zeven. Danach stieg natürlich die Erwartungshaltung stark an, bei ihr und bei ihrem Trainer Dieter Kollark. Vielleicht hemmte sie das ein wenig. Außerdem registrierte sie, dass Nadine Kleinert immer besser wurde, und das wirkte sich auf sie wohl eher negativ aus. Sicher rechnete sie trotzdem mit einer Medaille in Osaka, doch das klappte dann nicht. „Man muss ihr zugute halten, dass sie eine junge Athletin ist, die aus solchen Sachen nur lernen kann. Aber ihr fünfter Platz von Osaka mit einer Weite von 19,33 Metern war kein Einbruch. Wenn man den Schnitt ihrer Leistungen im Jahr sieht, geht diese Platzierung in Ordnung“, analysiert Klaus Schneider.
Nicht in Ordnung fand er, dass das eigentliche Ziel, mit drei Frauen nach Osaka zu reisen, nicht erreicht wurde. Denise Hinrichs (SC Neubrandenburg) sollte eigentlich diese dritte Frau sein, und ihre Hallensaison mit der besten Weite von 18,28 Metern ließ auch darauf schließen, dass anschließend im Freien die WM-Norm von 18,50 Metern möglich sein würde. Allerdings hatte sie vorher im Winter eine Fußoperation, und dadurch geriet ihre Vorbereitung doch nicht optimal. Unter diesen Aspekten ist auch ihr zweiter Rang bei der U23-EM in Debrecen (Ungarn) als Erfolg anzusehen. Sie stieß die Kugel dort auf 17,56 Meter. Gold wäre sicher bei besserer Form möglich gewesen. Josephine Terlecki (LG Ohra-Hörselgas) wurde mit 16,53 Metern bei dieser EM Sechste und blieb damit im Bereich ihrer Bestleistung.
Viele gesundheitliche Probleme hatte Christina Schwanitz (SV Neckarsulm). Schon das zweite Jahr in Folge fiel sie fast komplett aus. Sie hatte eine Operation am Zehengrundgelenk, der Heilprozess zog sich lange hin. Erst im Herbst stieg sie wieder ins Wettkampfgeschehen ein, stieß am 20. Oktober in Igersheim 17,05 Meter. Das ist als ein Erfolg zu werten, der für 2008 optimistisch stimmt.
Eine für sie optimale Platzierung erreichte Isabell von Loga (SR Yburg Steinbach) mit dem dritten Platz bei der U20-EM in Hengelo (Niederlande). Sie ist zwar ein sehr athletischer Typ, aber von der Figur nicht gerade eine Kugelstoßerin. Mittlerweile ist sie zum Studium in die USA gegangen. Außer ihr war bei der U20-EM keine andere Deutsche am Start.
Besser sah es dagegen bei den noch jüngeren Athletinnen aus. Bei der U18-WM war man so erfolgreich wie noch nie. Samira Burkhardt (VfL Sindelfingen ) wurde in Ostrava (Tschechische Republik) mit 15,36 Metern Zweite, Sophie Kleeberg (LV 90 Thum) mit 14,94 Metern Dritte.
Ein Ausrufezeichen muss man auch hinter den Auftritt von Lina Berends (SC Magdeburg) setzen. Bei Europäischen Olympischen Jugendfestival in Belgrad (Serbien) setzte sie sich mit 14,73 Metern durch und kam damit auch recht dicht an ihre Jahresbestweite von 14,99 Metern heran. Von der Statur her ist sie eine richtige Kugelstoßerin, man darf einiges von ihr in Zukunft erwarten.
Die Vorschau 2008
Die zwei freien Plätze bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Valencia (Spanien) werden sicherlich ausgenutzt. Klar ist, dass Nadine Kleinert dort antreten will, und wahrscheinlich wird auch Petra Lammert diese Wettkampfchance suchen. Beide werden dann sicherlich im Vorderfeld eine gute Rolle spielen.
Christina Schwanitz sollte noch ohne Ambitionen sein, in Valencia anzutreten, sich allerdings aller Voraussicht nach bei Hallenwettkämpfen sehen lassen, wenn sich ihre Gesundheit weiter positiv entwickelt.
Erst später ins Training wird Denise Hinrichs einsteigen, die zunächst ihre Ausbildung bei der Bundespolizei fortsetzen wird.
Im Sommer nehmen wohl vier Athletinnen den Kampf um die Tickets nach Peking auf. Die Olympianorm wird wahrscheinlich wieder im Bereich von 18,50 Metern liegen. Kein Problem für Nadine Kleinert und Petra Lammert, vielleicht auch keines für Christina Schwanitz, die vor ihrer Verletzungspause schon mal 18,84 Meter gestoßen hat. Denise Hinrichs sollte bei einer kleinen Steigerung ebenfalls nicht an der Norm scheitern.
„Drei Athletinnen sollen nach Peking“, das ist das Ziel von DLV-Trainer Klaus Schneider. „Wie in den letzten Jahren wollen wir dann zwei Athletinnen im Finale dabei haben und eine Medaille erobern.“
Trotz der vielen Schlagzeilen und Berichte über einen Wechsel von Nadine Kleinert zum Boxport ist es wohl klar, dass sie zuerst mit aller Konsequenz die Olympischen Spiele in Peking (China) angeht. Seit Anfang September hat sie mit dem allgemeinen athletischen Training begonnen, anschließend war bis Ende November wechselweise Fitnessstudio, Boxtraining und spezielles leichtathletischen Training angesagt. Ab Dezember ist dann nur noch Fitnessstudio und Leichtathletik vorgesehen.
„Das Boxtraining fand nur sporadisch statt, nur im technischen Bereich“, berichtet Klaus Schneider. „Es wird auch kein reines Boxtraining im spezifischen Bereich geben.“ Generell ging die Initiative zum Probetraining vom Magdeburger SportEvent Steinforth-Stall aus, der natürlich die körperlichen und mentalen Voraussetzungen von Nadine Kleinert immer aus nächster Nähe beobachten konnte. Nadine Kleinert selbst war und ist im Prinzip nicht gegen einen Wechsel in den Boxring. „Insgesamt können wir uns über die sprunghaft gestiegene Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für Nadine Kleinert nicht beklagen, sehen das alles sehr positiv“, urteilt Klaus Schneider.
Für die U20-Weltmeisterschaft in Bydgoszcz (Polen) steht ein starkes Quartett bereit, das sich um zwei Plätze streiten wird. Dazu gehören Samira Burkhardt, Sophie Kleeberg, Lina Berends und Anna Stengl (Hallesche LA-Freunde). Die am Ende nominierten zwei jungen Athletinnen werden dann mit guten Aussichten zur WM fahren.
Die Hoffnungsträgerinnen
Wie schon beschrieben, muss man abwarten, wofür sich Nadine Kleinert nach 2008 entscheidet, für die Leichtathletik oder für das Boxen. Unabhängig von dieser Entscheidung liegen die größten Hoffnungen von DLV-Trainer Klaus Schneider daneben auf den drei anderen Athletinnen Petra Lammert, Christina Schwanitz und Denise Hinrichs. „Josephine Terlecki muss früher oder später mit in diesen Kreis hineinkommen, wenn man Richtung 2012 blickt. Die anderen jungen Athletinnen müssen sich ebenfalls hocharbeiten.“
Insgesamt lässt der Trainer keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Traditionen der Kugelstoßerinnen weiter fortgesetzt werden können. „Es sind, nimmt man mal Nadine Kleinert heraus, alles jüngere Athletinnen. Das lässt uns weiter positiv in die Zukunft schauen.“
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