leichtathletik.de-Analyse - Kugelstoßen Männer
Das Leichtathletik-Jahr 2007 ist Geschichte. Die deutsche Szene war dabei vor allem von einer erfolgreichen WM in Osaka (Japan) gekennzeichnet. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2007, blickt auf 2008 voraus und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.

„Wir sind vom Verletzungspech arg gebeutelt worden und konnten deshalb den Aufwärtstrend der letzten Jahre nicht bestätigen“, lautet das Kurzfazit des DLV-Disziplintrainers Werner Goldmann. Drei Athleten sollten nach Osaka fliegen, mit Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) und Peter Sack (LAZ Leipzig) schafften aber nur zwei die Norm. Andy Dittmar (LG Ohra-Hörselgas) und Detlef Bock (TV Wattenscheid 01) konnten aus Verletzungsgründen die WM-Norm nicht angreifen. In Osaka kam Ralf Bartels immerhin ins Finale und wurde mit 20,45 Metern Siebter. Peter Sack musste wegen einer Brustmuskel-Zerrung die Qualifikation abbrechen. In der Weltbestenliste liegt Peter Sack mit 21,00 Metern auf Rang 8 und Ralf Bartels mit 20,75 Metern auf Platz 12. Damit gehörten beide zur erweiterten Weltspitze.
Die Bilanz 2007
Differenziert geht der DLV-Trainer bei der Einzelkritik vor. „Zu Beginn der Saison hatten wir mit Ralf Bartels, Peter Sack, Andy Dittmar und Detlef Bock vier Athleten, die 2006 im Bereich der WM-Norm von 20,30 Metern gelandet waren, also gute Aussichten für die Nominierung hatten. Aber alle vier hatten die ganze Saison 2007 über mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Und so gesehen geht der siebte Rang von Ralf Bartels in Osaka in Ordnung. Insgesamt war unter diesen Gesichtspunkten nicht viel mehr möglich.“
Ralf Bartels hat seit längerer Zeit Knieprobleme, die in diesem Jahr doch stärker als gewohnt auftraten. Obwohl er physisch stark war, führten diese Probleme zu technischen Mängeln, die letztlich eine bessere Leistung verhinderten. Und hinzu kam dann noch, dass er manchmal selbst an sich zweifelte. Kein Wunder, wenn es nicht läuft. Darüber hinaus trat mit Peter Sack ein sehr starker Gegner auf den Plan. Ralf Bartels selbst aber sah das eher positiv. „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Letztendlich aber war die Saison für ihn nicht befriedigend. Wie stark seine Knieprobleme waren, über der er nie öffentlich geklagt hatte, zeigt sich jetzt, da er sich einer Knieoperation unterziehen musste. Gegenwärtig befindet sich Ralf Bartels in der Reha.
Peter Sack nahm in diesem Jahr eine exzellente Entwicklung, vor allem war er sehr stabil in seinen Leistungen. Eindeutig erwies er sich als bester deutscher Kugelstoßer, was er oftmals im Zweikampf mit Ralf Bartels bewies. Glanzpunkt waren die 21,00 Meter in Schönebeck. Aber im entscheidenden Wettkampf in Osaka konnte er wegen seiner Verletzungsprobleme nicht sein Können beweisen. Einige Wochen später, beim DKB-Cup in Elstal, stieß er wieder ordentlich und konnte diesen Cup gewinnen. Damit erreichte er wenigstens eines seiner beiden Saisonziele.
Andy Dittmar fiel bereits im Winter mit einer Brustmuskelverletzung aus und konnte auch im Sommer nicht bei Wettkämpfen antreten. Deshalb war es ihm nicht möglich, an seinen guten Auftritt bei der EM in Göteborg 2006, wo er Siebter wurde, anzuknüpfen.
Detlef Bock hatte starke Ellenbogenprobleme, versuchte es trotzdem in einigen Wettkämpfen, doch die Ergebnisse waren so mäßig, dass er die Saison abbrach, ehe sie so richtig begonnen hatte. Er wurde inzwischen am Ellenbogen operiert und befindet sich gegenwärtig ebenso wie Andy Dittmar wieder im Training.
Während bei den vier Arrivierten Verletzungsprobleme dominierten, hatte Marco Schmidt (VfL Sindelfingen) sein bisher bestes Jahr. Schon früh in der Saison erzielte er seine Jahresbestleistung von 19,52 Metern, aber auch später hielt er sich wacker, wurde bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt mit 19,41 Metern Dritter. Mit ihm kommt ein junger Athlet (Jg. 83) nach vorn, der auch durchaus eine Chance hat, in den Normbereich für die Olympischen Spiele zu stoßen.
Mit 18,32 Metern konnte auch Candy Bauer (LV 90 Thum /Jg. 86) ein gutes Ergebnis erzielen. Er hat sich auf die Drehstoßtechnik umgestellt, und mit ihm ist in Zukunft ebenfalls zu rechnen. Auch Julian Dobbrunz (FSV Sarstedt) hat mit 18,29 Metern eine ansprechende Entwicklung genommen. Allerdings erreichten beide letztendlich nicht ihr Ziel, sich für die U23-EM zu qualifizieren.
Auch bei der U20-EM trat kein deutscher Kugelstoßer an. „Das ist tatsächlich ein schwächerer Jahrgang“, beurteilt es Werner Goldmann. Dafür zeigten die beiden Teilnehmer bei der U18-WM, David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) und Hendrik Müller (SC Neubrandenburg), eine ausgezeichnete Leistung. David Storl, ein junger Mann von fast zwei Meter Körpergröße, gewann die Goldmedaille mit 21,40 Metern. Hendrik Müller überstand ohne Probleme die Qualifikation. Aber im Finale hatte er drei ungültige Versuche und konnte nicht um die Medaillen mitkämpfen.
Die Vorschau 2008
Ein eventueller Start von Kugelstoßern bei der Hallen-WM in Valencia hängt weitgehend vom Genesungsprozess der einzelnen Athleten ab. Fest steht aber, dass Ralf Bartels dort nicht starten wird. Das Hauptaugenmerk des Jahres liegt naturgemäß auf den Olympischen Spielen. Diesmal sind es nicht nur vier Kandidaten, die sich um die drei Tickets nach Peking bewerben werden, sondern mit Marco Schmidt ist ein Fünfter hinzugekommen, der auch den einen oder anderen der Arrivierten schlagen könnte. „So gesehen ist die Situation 2008 besser als in den Vorjahren“, meint Werner Goldmann. „Und trotz der Misere in diesem Jahr blicken wir sehr optimistisch ins Olympiajahr.“
Die Qualifikationsnorm für Olympia wird wahrscheinlich wie bei der Weltmeisterschaft in Osaka wieder um 20,30 Meter liegen. Das Ziel ist erneut, drei Athleten an den Start zu bringen. „Einer von ihnen soll im Finale stehen, das heißt die Plätze 3 bis 8 belegen, und die anderen beiden sollen sich unter den ersten 12 eingruppieren“, so das Kampfziel.
Für die U20-WM in Bydgoszcz (Polen) stehen vier Kandidaten zur Auswahl, die um die zwei Fahrkarten kämpfen. Das sind David Storl, Hendrik Müller, Thomas Schmitt (TuS Buir) und Tobias Ernst (Schweriner SC)
Die Hoffnungsträger
„Auch wenn man über Olympia hinaus die Jahre 2009 und 2010 betrachtet, wird sich im Erwachsenen-Bereich nichts Wesentliches ändern“, schätzt Werner Goldmann die Situation ein. „Marco Schmidt ist jetzt hinzugekommen, und der eine oder andere könnte es auch noch schaffen. Aber der Abstand zum Leistungsvermögen, das die anderen haben, 20,30 Meter und weiter zu stoßen, ist doch ziemlich groß.“
Die jungen Athleten wie David Storl, Hendrik Müller, Thomas Schmitt und Tobias Ernst geben zwar für die Zukunft viel Hoffnung, aber Werfer brauchen naturgemäß eine längere Zeit, ehe sie in Spitzenregionen vorstoßen. „Es muss alles klappen, und das kann man heute noch nicht einschätzen. In der nahen Zukunft müssen wir uns weiter auf die älteren, erfahrenen Athleten verlassen.“
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