leichtathletik.de-Analyse - Langhürde Frauen
Die Olympische Leichtathletik-Saison 2008 ist Geschichte. Sowohl mit Enttäuschungen als auch mit freudigen Überraschungen im Gepäck kehrten die Athleten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) aus Peking (China) zurück. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2008, blickt voraus auf 2009 und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Wo stehen die DLV-Asse international? Auf Platz 28 im weltweiten und auf Platz 13 im europaweiten Vergleich befindet sich Deutschlands gegenwärtig schnellste Langhürdlerin Jonna Tilgner. Erneut gelang der 23 Jahre alten Bremerin in dieser Saison eine Steigerung ihrer persönlichen Bestzeit auf 55,73 Sekunden. Ohne Ulrike Urbansky und Claudia Marx (beider Erfurter LAC) präsentieren sich die deutschen Frauen über 400 Meter Hürden in der absoluten Spitze schmaler, aber im Gesamten leistungsdichter.Immerhin weisen alle Läuferinnen unter den Top-Ten Zeiten unter 59 Sekunden auf - Christina Kupprion (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) kommt als Zehnte mit 58,55 Sekunden daher. Im Vergleich: Die Vorjahreszehnte Cornelia Moll (LG Karlsruhe) lief in ihrem schnellsten Rennen 2007 59,29 Sekunden.
Die Bilanz 2008
Bei den Olympischen Spielen fehlten deutsche Athletinnen auf dieser Strecke. Die Norm von 55,35 Sekunden konnte keine anbieten. Doch Jonna Tilgner bewies nach ihrem kometenhaften Aufstieg 2007 auch in diesem Jahr, dass sie zu den aufstrebenden Läuferinnen über die Stadionrunde gehört. Ohne Hürden verbesserte die seit einigen Wochen frischverheiratete Jonna Tilgner ihre Bestleistung auf 51,90 Sekunden und auch in ihrer Lieblingsdisziplin 400 Meter Hürden steigerte sie sich erneut. Bei den Deutschen Meisterschaften entlief sie in 55,73 Sekunden ihrer nationalen Konkurrenz um Längen.
Nur von der Tribüne aus beobachtete Vorjahresmeisterin Ulrike Urbansky das Geschehen auf der Bahn. Nach einem Achillessehnen-Anriss im April musste die Erfurterin, die in diesem Jahr Zehnkämpfer Dennis Leyckes (Erfurter LAC) geheiratet hat, ihre Olympia-Träume begraben. Ähnlich erging es ihrer Vereinskameradin Claudia Marx. Die EM-Vierte erlitt erneut einen Ermüdungsbruch und startete nicht über die Hürden. Der Versuch, sich bei den Deutschen Meisterschaften für die 4x400-Meter-Staffel zu qualifizieren, brachte keinen Erfolg.
Nicht ganz an ihr Vorjahresniveau kam die Saarbrückerin Tina Kron heran. Bei den Titelkämpfen in Nürnberg lief die 27-Jährige auf den zweiten Platz, in ihrem besten Saisonrennen in Kassel erzielte sie 56,89 Sekunden.
Einen weiteren Schritt nach vorne in der Leistungsentwicklung nahm die Kölnerin Claudia Wehrsen. Die Deutsche Studentenmeisterin verbesserte sich auf 57,71 Sekunden und nahm damit den dritten Rang bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg ein.
Um eine Position besser in den nationalen Top-Ten ist die fast sechs Jahre jüngere Laura Hansen platziert. Bei den U20-Weltmeisterschaften im polnischen Bydsgoszcz stürmte die 18-Jährige auf den fünften Platz in 57,46 Sekunden, am Ende fehlten gar nur 38 Hundertstelsekunden auf Bronze. „Sie hat Herausragendes geleistet“, lobt Bundestrainer U23/U20 Dietmar Chounard die junge Sonsbeckerin.
Beim Kampf um den zweiten Startplatz bei der U20-WM setzte sich Christiane Klopsch (TSV Friedberg-Fauerbach) gegen Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt) durch. In Bydgoszcz erreichte die 18-Jährige das Halbfinale, ihre Bestzeit stellte sie Ende Mai in Jena in 58,09 Sekunden auf. Nicht an ihre Vorjahresleistungen konnte Fabienne Kohlmann anknüpfen. In ihrem schnellsten Saisonrennen (58,08 sec) blieb sie deutlich über der Leistung, die sie beim Titelgewinn 2007 bei den U20-Europameisterschaften im niederländischen Hengelo (56,42 sec) gezeigt hatte.
Vorschau 2009
Für die Heim-WM in Berlin rechnen sich einige Läuferinnen Chancen aus. Neben Jonna Tilgner sind das vor allem die erfahrenen Ulrike Urbansky, Tina Kron und Claudia Marx, die hoffen, verletzungsfrei durch das letzte Karrierejahr zu kommen. Alle haben bewiesen, dass sie das Potential für schnelle Zeiten über die zehn Hürden haben.
Gut aufgestellt sieht sich Dietmar Chounard für die U23- beziehungsweise U20-Europameisterschaften. Kandidatinnen für diese Titelkämpfe sind unter anderem die bereits erwähnten Laura Hansen, Fabienne Kohlmann und Christiane Klopsch.
Die Hoffnungsträger
„Wir haben sieben junge Athletinnen unter 60 Sekunden in diesem Jahr gehabt, da blickt man mit guten Erwartungen in die Zukunft“, sagt Dietmar Chounard. Gemeinsam mit den Disziplintrainern und den Heimtrainern will er darauf achten, dass sich die Umfeldbedingungen auch in Zukunft optimal mit dem Sport vereinbaren lassen.
Viele Talente beenden ihre Schule und wollen wie beispielsweise Christiane Klopsch ein Studium aufnehmen. „Sport und Studium zu vereinbaren“, gilt für Dietmar Chounard als große Herausforderung. Nur dann können aus Hoffnungsträgern Leistungsträger im Erwachsenenbereich werden.
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