leichtathletik.de-Analyse – Langstrecke Frauen
Das Leichtathletik-Jahr 2007 ist Geschichte. Die deutsche Szene war dabei vor allem von einer erfolgreichen WM in Osaka (Japan) gekennzeichnet. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2007, blickt auf 2008 voraus und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.

Schnellste Deutsche Läuferin auf der Bahn über 5.000 Meter (15:10,32 min) und 10.000 Meter (31:56,09 min) war wie schon im Vorjahr Sabrina Mockenhaupt. Platz acht bzw. sieben bedeuten ihre Zeiten im europäischen Vergleich. Irina Mikitenko, in den vergangenen Jahren Garant für schnelle Bahnzeiten, legte in diesem Jahr ihr ganzes Hauptaugenmerk auf ihr Marathon-Debüt.
Das zahlte sich aus. Die Wattenscheiderin spulte in Berlin die 42,195 Kilometer in 2:24:51 Stunden ab und nimmt damit auf Anhieb Platz drei in der ewigen deutschen Bestenliste ein. Auf der gleichen Position findet sie sich auf der europäischen Jahresbestenliste wieder. Vor ihr reihen sich gegenwärtig nur die Rumänin Constantina Tomescu (2:23:55 h) und die Niederländerin Lornah Kiplagat (2:24:46 h) ein.
Die Bilanz 2007
Die starken Auftritte der Frauen auf der Marathon-Distanz lösten einiges an Begeisterung aus. Denn auch Sabrina Mockenhaupt überzeugte bei ihrer Premiere. „Es war mein härtester Wettkampf und der härteste Kampf gegen mich selbst“, erzählte die gebürtige Siegerländerin nach ihrem Einstand in Köln. In 2:29:33 Stunden unterbot sie die Norm für die Olympischen Spiele (2:31:00 h) und schilderte im Anschluss anschaulich ihr Leiden auf den letzten Kilometern: „Meine Beine haben total versagt, aber mein Wille war stärker. Ich habe mir die ganze Zeit nur gedacht: wann kommt endlich der Dom? Wann kommt endlich die dämliche Deutzer Brücke?“
Für diese Schinderei hatte sie auf einen Start bei den Weltmeisterschaften in Osaka verzichtet. Ihre Angriffe auf die Norm über 10.000 Meter oder 5.000 Meter hat sie im Juni abgebrochen. In einem Trainingslager in Sankt Moritz (Schweiz), wo sich auch Irina Mikitenko aufhielt, bereitete sich die Kölnerin auf den Marathon intensiv vor. Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt ihren sechsten Titel über 5.000 Meter zu gewinnen.
Irina Mikitenko trat auf der Bahn nur einmal in Erscheinung. In Zeulenroda bei den Deutschen Meisterschaften über 10.000 Meter wurde sie Zweite hinter Sabrina Mockenhaupt. Mit Halbmarathon-Starts in Frankfurt, Berlin (69:46 min) und bei den nationalen Titelkämpfen in Bad Liebenzell machte sich die 35-Jährige fit für die 42,195 Kilometer. „Gar nicht anstrengend“ fand Irina Mikitenko ihren ersten Marathon. Im Anschluss belohnte sie sich mit einem Urlaub auf der griechischen Insel Kreta.
Luminita Zaituc verpasste einen Start bei der WM, das Knie spielte nicht mit. Davor hat die Läuferin von der LG Braunschweig beim Düsseldorf-Marathon (2:29:37 h) triumphiert. In Frankfurt tritt sie zum Dreikampf mit Ulrike Maisch (1. LAV Rostock) und Melanie Kraus (TSV Bayer 04 Leverkusen) an.
Europameisterin Ulrike Maisch, Leichtathletin des Jahres 2006, hatte das ganze Jahr mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Einen geplanten Start in Hamburg musste sie absagen. Bei den Deutschen Meisterschaften ging sie über die 5.000 Meter an den Start, die sie als Fünfte (16:42,24 min) beendete. Auf die WM musste sie jedoch verzichten. In Frankfurt bestreitet sie ihren ersten Marathon seit ihrem Titelgewinn im Vorjahr in Göteborg (Schweden).
Zwei Deutsche waren bei den Weltmeisterschaften über die 42,195 Kilometer dabei. Melanie Kraus war als 20. die Beste des Duos. Der Schützling von Paul Wellmann schlug sich in der Hitze von Osaka prächtig. Nach 2:37:20 Stunden kam sie ins Ziel. Auf dem Weg nach Japan war die Leverkusenerin in Düsseldorf gelaufen (2:30:38 min).
Zweite Asien-Fahrerin war Susanne Hahn. Nach 2:47:29 Stunden beendete die Saarbrückerin auf Rang 43 völlig erschöpft das Rennen. „Im Nachhinein stellt sich da die Frage, ob es sich gelohnt hat, in Osaka zu laufen, gerade wenn ich sehe, wie toll die Bedingungen am Wochenende in Berlin waren. Wie schnell wäre ich wohl dort gelaufen?“, schreibt sie auf ihrer Homepage.
Diese Frage musste sich Claudia Dreher (LG Ihleläufer Burg) erst gar nicht stellen. Eine Fußverletzung verhinderte einen Auftritt beim internationalen Großereignis. In Frankfurt wird sie auch nicht dabei sein. Einen Angriff auf die Olympia-Norm will die 36-Jährige jetzt im Frühjahr unternehmen.
Die Chancen 2008
Auf zahlreiche Kandidatinnen kann DLV-Disziplintrainer Detlef Uhlemann für den Olympia-Marathon bauen. „All unsere Starterinnen sind gut vorbereitet und mental stark, dazu wirkt sich die Konkurrenz leistungsfördernd aus“, sagt er über die guten Leistungen seiner Läuferinnen. Wie die Mannschaft für Peking (China) aussehen wird, hängt viel von der Gesundheit der DLV-Frauen ab. Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt haben sich in gute Ausgangspositionen gebracht. Wobei letztere auch einen Start auf der Bahn nicht ganz ausschließen will. „Das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Das werde ich erst später entscheiden.“
Kann man auf der Straße aus dem Vollen schöpfen, sieht es auf der Bahn anders aus. Eine der Leistungsträgerinnen auf den flachen Strecken, die Frankfurterin Simret Restle, liebäugelt mit einem Wechsel auf die 3.000 Meter Hindernis, wo sie bessere Chancen sieht, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.
Die Hoffnungsträger
Die Frankfurterin Katharina Heinig, Tochter von der deutschen Rekordhalterin im Marathon, Katrin Dörre-Heinig, nimmt in der Jugend-Bestenliste über 3.000 Meter (9:32,41 min) und 5.000 Meter (16:48,54 min) klar die Spitzenposition ein. Das Talent reiste zwar zu den U20-Europameisterschaften nach Hengelo (Niederlande) an, musste dann jedoch auf einen Start verzichten. Auch bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm verhinderte die Verletzung an der Wade einen Auftritt der 18-Jährigen.
Eine gute Entwicklung hat die gerade mal 17 Jahre alte Julia Börner genommen. Die Chemnitzerin verbesserte ihre 3.000-Meter-Zeit bei der Bauhaus-DLV-Junioren-Gala auf 9:36,24 Minuten.
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