leichtathletik.de-Analyse – Siebenkampf
Der Leichtathletik-Sommer 2006 ist Geschichte. Die deutsche Szene war dabei vor allem von einer erfolgreichen EM in Göteborg (Schweden) gekennzeichnet. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2006, blickt auf 2007 voraus und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.
Lilli Schwarzkopf war die strahlende DLV-Siebenkämpferin des Sommers (Foto: Kiefner)
So stehen die DLV-Asse internationalDie deutschen Siebenkämpferinnen haben sich in der IAAF-Weltjahresbestenliste im Vergleich zum Vorjahr deutlich nach vorn geschoben und sichern sich gleich drei Plätze unter den Top Ten.
Allen voran steht die Paderbornerin Lilli Schwarzkopf, die mit starken 6.420 Punkten den fünften Platz belegt. Keine 50 Punkte dahinter landet die Leverkusenerin Jennifer Oeser (6.376 Punkte) auf Rang acht, nur drei Punkte vor Claudia Tonn (LC Paderborn).
Bei der Europameisterschaft in Göteborg gewann Lilli Schwarzkopf (LC Paderborn) mit einem dritten Rang ihre erste große internationale Medaille. Jennifer Oeser steigerte sich an gleicher Stelle deutlich und kämpfte sich überraschend auf Platz vier. Die dritte deutsche Teilnehmerin, Claudia Tonn, musste verletzungsbedingt auf einen Start verzichten, ihre Vertreterin Karin Ertl (LG Domspitzmilch Regensburg) reiste krankheitsbedingt ab.
Die Bilanz 2006
Spätestens nach der Europameisterschaft in Göteborg wurde auch auf internationalem Boden deutlich, dass der Siebenkampf in Deutschland wieder auf dem Vormarsch ist. "Wir haben uns in der Spitze und in der Breite deutlich verbessert. Endlich konnten wir wieder Leistungen um 6.400 Punkte beim Jahreshöhepunkt anbieten", blickt DLV-Disziplintrainer Klaus Baarck erleichtert auf die Saison zurück. Dabei ist er besonders stolz darauf, dass vor allem die "jungen Mädels" Druck auf die Spitze ausgeübt und damit "das Geschäft belebt" haben. Die beiden EM-Starterinnen Lilli Schwarzkopf und Jennifer Oeser sind Jahrgang 1983 und können international noch viel Erfahrung sammeln.
Umso höher sind ihre Leistungen bereits in dieser Saison einzuschätzen. Lilli Schwarzkopf steigerte sich im Verlauf der Saison mehrmals und belegte bei ihren Starts in Götzis (Österreich) und Ratingen sowie bei der Europameisterschaft immer einen Platz unter den besten Drei. Auf Grund ihrer stabilen, sehr guten Leistungen liegt sie auch in der World Combined Challenge des Weltverbandes IAAF auf dem dritten Rang.
Die Deutsche Meisterin und frühere U23-Europameisterin Jennifer Oeser überraschte nach einem schwierigen Jahr und einem Trainerwechsel bereits in ihrem ersten Mehrkampf der Saison. In Ratingen sicherte sie sich mit einer neuen Bestleistung eines der drei Tickets für die Europameisterschaft, um dort ihre Saison mit Platz vier und einer erneuten Bestleistung zu krönen. In fünf Mehrkämpfen beeindruckte die Leverkusenerin mit Leistungen über 6.000 Punkten und zeigte ihre deutlich verbesserte Wettkampfstabilität. In der Challenge-Wertung landete sie auf Platz acht.
Pech hatte dagegen Claudia Tonn, die als dritte Deutsche für die EM nominiert war. Bei den Deutschen Meisterschaften verletzte sich die Paderbornerin jedoch ausgerechnet in ihrer Paradedisziplin Weitsprung. Zuvor hatte sie sich mit sensationellen 6,75 Metern im Rahmen des Mehrkampfs in Ratingen sogar noch die zweite Qualifikation in einer Disziplin für Göteborg gesichert, musste dort aber auch auf diesen Start verzichten.
Die nachnominierte Regensburgerin Karin Ertl hatte die direkte Qualifikation in Ratingen trotz eines guten Mehrkampfs nur um wenige Punkte verpasst. Ein kurz vor der Europameisterschaft aufgetretener Infekt verhinderte dann in Göteborg die Teilnahme der erfahrensten deutschen Mehrkämpferin.
"Wir haben unsere Ziele trotz einiger Ausfälle in diesem Jahr erreicht", erklärt DLV-Disziplintrainer Klaus Baarck. "Die Jüngeren haben zur Spitze aufgeschlossen, Schwächen in verschiedenen technischen Disziplinen konnten wir deutlich verringern und ganz vorn hat es endlich zu einer Medaille gereicht." Beim derzeitigen Leistungsniveau braucht sich Klaus Baarck um den Siebenkampf im nächsten Jahr keine Sorgen zu machen. Denn auch bei der U20-Weltmeisterschaft in Peking (China) schlugen sich die Erfurterinnen Diana Rach als Fünfte und Romy Gürbig als Zehnte achtbar.
Die Chancen 2007
Klaus Baarck rechnet in der nächsten Saison mit "einem kleinen Luxusproblem" im Siebenkampf. "Acht Athletinnen haben das Zeug mehr als 6.000 Punkte zu machen, vier sollten in der Lage sein die 6.400 Punkte zu knacken." Die größten Chancen auf die drei Weltmeisterschaftstickets räumt er dabei den vier besten deutschen Siebenkämpferinnen Lilli Schwarzkopf, Jennifer Oeser, Claudia Tonn und Karin Ertl ein.
Nach ihrem verletzungsbedingten Saisonausstieg möchte auch Sonja Kesselschläger (SC Neubrandenburg) bei der Vergabe der Tickets nach Osaka (Japan) ein Wörtchen mitreden. "Nachdem Schwächen im Kraftbereich und in der Stabilisation erkannt und behoben wurden, ist Sonja momentan beschwerdefrei. Wir werden abwarten, wie sie die maximalen Intensitäten verkraftet", beschreibt Klaus Baarck die Situation um seine Athletin.
Mit so vielen leistungsstarken Athletinnen erhofft sich Klaus Baarck "bei der WM eine Medaille und zwei weitere Plätze unter den besten Zehn".
Die Deutsche Junioren-Meisterin Julia Mächtig (SC Neubrandenburg), die in diesem Jahr erstmals mehr als 6.000 Punkte überbot, kann die deutsche Spitze auf dem Weg zur WM vielleicht ein wenig ärgern. Für sie steht aber in erster Linie die U23-Europameisterschaft im Vordergrund.
Die Hoffnungsträgerinnen
Klaus Baarck sieht bei allen internationalen Aufgaben im nächsten Jahr "gute Chancen auf vordere Ränge". Berechtigte Hoffnungen auf eine Punktzahl jenseits der 6.000 macht sich vor allem die Leverkusenerin Christine Schulz. Nach langen Verletzungsproblemen ist sie momentan beschwerdefrei und hat mit der Bundeswehr als Arbeitgeber ein optimales Umfeld für den Sport gefunden.
Maren Schwerdtner (SC Neubrandenburg) hat in diesem Jahr 5.865 Punkte erzielt und ist eine hoffnungsvolle Kandidatin für die U23-Europameisterschaft.
Ebenfalls positive Leistungsentwicklungen zeigten die Deutsche A-Jugendmeisterin Marlen Buder (LG Nike Berlin) und Ulrike Hartz (ESV Nürnberg). Beide erzielten in Ratingen neue persönliche Bestleistungen und knackten dabei die 5.500 Punkte-Marke.
Die beiden jungen Erfurterinnen Diana Rach und Romy Gürbig haben bei der U20-WM bereits internationales Flair geschnuppert und werden auch für künftige internationale Aufgaben die hoffnungsvollsten Athletinnen aus dem Nachwuchsbereich sein.