leichtathletik.de-Analyse - Speerwurf Frauen
Das Leichtathletik-Jahr 2007 ist Geschichte. Die deutsche Szene war dabei vor allem von einer erfolgreichen WM in Osaka (Japan) gekennzeichnet. leichtathletik.de nimmt die einzelnen DLV-Disziplinbereiche unter die Lupe, macht eine Momentaufnahme, bilanziert das Jahr 2007, blickt auf 2008 voraus und stellt die aktuellen Hoffnungsträger vor.

In der Weltjahresbestenliste steht Christina Obergföll (LG Offenburg) mit 70,20 Metern auf Platz eins, Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 65,78 Metern hinter Barbora Spotakova (Tschechische Republik, 67,12 m) auf Position drei und Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 62,80 Metern auf Rang 13. Damit wird deutlich, dass die deutschen Speerwerferinnen die Weltspitze anführen, was auch vom Europarekord, den Christina Obergföll mit 70,20 Metern beim Europacup warf, untermauert wurde.
Allerdings schnappte Barbora Spotakova den beiden besten Deutschen in Osaka (Japan) das WM-Gold vor der Nase weg. Das brachte DLV-Disziplintrainerin Maria Ritschel zu folgender Aussage: „Osaka hat gezeigt, dass es in der Welt zumindest noch eine gibt, die in der höchsten Liga mitwirft. Sie hat die stärkeren Nerven und das bessere Ende für sich gehabt. Aber wenn man bei einer Weltmeisterschaft Platz zwei und drei erreicht, dann kann man nicht von einer Niederlage sprechen.“ Achtbar schlug sich auch die dritte Teilnehmerin in Osaka, Linda Stahl, die im Finale Achte wurde und vorher in der Qualifikation mit 62,80 Metern eine persönliche Bestleistung geworfen hatte.
Die Bilanz 2007
Christina Obergföll hat eine unglaubliche Saison hinter sich, fast alle Wettkämpfe hat sie gewonnen, bis auf die WM in Osaka und das Weltfinale in Stuttgart. Dazu stellte sie in München mit 70,20 Metern einen neuen Europarekord auf. „Ich wüsste nicht, wie sie es noch besser hätte machen können“, meint Maria Ritschel. „Sicherlich hat ihr der I-Punkt mit dem WM-Gold gefehlt. Aber wenn man diese mit der vergangenen Saison vergleicht, dann hat sie diesmal wesentlich stabiler, selbstbewusster und technisch sicherer geworfen.“
Die Saison von Steffi Nerius verlief nicht ganz rund. Sie hatte mit vielen Verletzungen und gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die immer wieder kleine Rückschläge brachten. Trotzdem hat sie sowohl als WM-Dritte als auch als Drittplazierte in der Weltjahresbestenliste ausgezeichnet abgeschnitten. „Steffi Nerius ist für uns eine ganz wertvolle Athletin“, betont die Disziplintrainern. Im sechsten Jahr in Folge gewann die 35-Jährige eine Medaille bei einem internationalen Großereignis.
Linda Stahl schaffte als dritte deutsche Athletin den Sprung nach Osaka. „Linda ist uns seit langem als ehrgeizige und zielstrebige Athletin bekannt“, sagt Maria Ritschel. „Schon im Winter hatte sie mit sehr guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und durfte deswegen auch zur Winterwurf-Challenge fahren.“ Linda Stahl setzte die hervorragende Entwicklung im Sommer mit dem Titel bei der U23-EM fort. Die 22-Jährige gewann mit einer Weite von 62,17 Metern, mit der sie zu diesem Zeitpunkt auf Platz acht in der Weltjahresbestenliste lag und damit ihre Nominierung für Osaka rechtfertigte. In Japan lieferte sie dann einen souveränen Wettkampf ab, überstand ohne Probleme die Qualifikation und wurde im Finale Achte.
Für Mareike Rittweg (LV 90 Thum) reichte es nicht ganz für die Nominierung, ihr fehlte ein wenig die notwendige Stabilität. So blieb sie mit ihrer besten Weite von 60,63 Metern knapp unter der geforderten WM-Norm von 61,00 Metern. Ein kleines Trostpflaster für sie war der Start bei der Universiade im thailändischen Bangkok.
Annika Suthe (TSV Bayer 04 Leverkusen), die bei der U23-EM in Debrecen (Ungarn) den zweiten Platz hinter Linda Stahl belegt hatte, trat zwar noch anschließend bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt an. Dort hatte sie allerdings so große Schmerzen in der Schulter, dass sie danach die Saison abbrechen musste. Diese Probleme waren bereits 2006 aufgetreten, und letztendlich entschied sie sich für eine Operation.
Schon im Februar 2007 war Vivian Zimmer (Hallesche Leichtathletik-Freunde), eine weitere WM-Kandidatin, ebenfalls an der Schulter operiert worden. „Damit war aus dem vorher recht großen Kreis der Kandidatinnen für die WM eine recht übersichtliche Gruppe geworden“, drückt es DLV-Trainerin Ritschel aus.
Zufrieden konnte sie mit dem Ergebnis der U23-EM in Debrecen sein, wo Linda Stahl und Annika Suthe die ersten beiden Plätze belegten und Franziska Krebs (SCC Berlin) Achte wurde. Bei der U20-EM im niederländischen Hengelo war der DLV diesmal erstmalig nicht mit Speerwerferinnen vertreten. Die dafür prädestinierten Athletinnen kamen nicht verletzungsfrei durch die Saison. Sarah Nöh (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatte sich im Winterwettkampf durch einen Sturz eine Schulterverletzung zugezogen und stieg erst sehr spät in die Saison ein. Katharina Gruber (ASV Landau) verletzte sich beim Hallenser Werfertag am Rücken, was sie in den folgenden Monaten sichtlich behinderte.
Bei der U18-WM schnupperte Sarah Mayer (SC Potsdam; Jahrgang 1991), erstmals internationale Wettkampf-Luft. Sie nahm insgesamt eine sehr gute Entwicklung und warf am Ende der Saison noch fast 50 Meter. „Ich denke, dass das eine Athletin ist, die uns in der Zukunft noch viel Freude machen wird“, schätzt Maria Ritschel ein.
Die Vorschau 2008
Für den Kampf um die drei Plätze bei den Olympischen Spielen in Peking (China) bieten sich vor allem die drei WM-Teilnehmerinnen an, für die die wahrscheinliche Norm von 60,50 Metern keine wirkliche Hürde sein sollte. Daneben muss man auch Mareike Rittweg und die weitere Leverkusenerin Katharina Molitor in den Kandidatenkreis einbeziehen. „Vorsichtig wäre ich mit einer Aussage über Vivian Zimmer und Annika Suthe. Für beide heißt primär das Ziel nicht Olympia, sondern gesund und damit auch belastbar zu werden“, denkt Maria Ritschel.
Für den Auftritt bei den Olympischen Spielen selbst gibt sie folgende Zielstellung aus: „Wir wollen drei deutsche Frauen im Endkampf haben und mindestens eine Medaille erkämpfen. Wenn es zwei Medaillen werden sollten, sind wir sehr glücklich. Wir hoffen, dass wir mit den Leistungen im Jahr 2008 unsere Position, die wir uns in diesem Jahr erkämpft haben, untermauern können. Ich unterschätze aber nicht Barbora Spotakova, die am Jahresende nochmals gezeigt hat, dass sie sehr, sehr stark ist und durchaus in solche Regionen wie Christina Obergföll, das heißt in die Region des Europarekordes, werfen kann. Ich würde uns nicht von vornherein in die Favoritenrolle für Olympia manövrieren wollen“, dämpft sie euphorische Erwartungen. Zumal mit der kubanischen Weltrekordhalterin Osleidys Menendez in diesem Jahr eine Top-Athletin verletzungsbedingt gefehlt hat, im nächsten Jahr aber wieder mit von der Partie sein dürfte.
Für die U20-WM sind nach gegenwärtigem Stand Sarah Nöh (Jahrgang 1989), Sarah Mayer (1991) und Nicola Leidl (1. FC Passau; 1989) die aussichtsreichsten Kandidatinnen, aber es gibt auch noch andere Athletinnen, die in diese Region hineinwerfen können.
Die Hoffnungsträgerinnen
„Unsere Hoffnungen für die Zukunft tragen auf alle Fälle solche Athletinnen wie Annika Suthe , Vivian Zimmer und Sandra Schaffarzik (ESV Nürnberg Rbf.), die jetzt in der zweiten Reihe hinter den drei WM-Teilnehmerinnen stehen, aber das Potential haben, wenn sie gesund sind, über 60 Meter zu werfen“, erklärt Maria Ritschel.
„Das gilt auch für die beiden etwas älteren Athletinnen Mareike Rittweg und Katharina Molitor. Unsere Aufgabe ist es, all diese Athletinnen behutsam aufzubauen, damit sie später in die Fußstapfen von Steffi Nerius treten können. Für die Zukunft braucht uns jedenfalls nicht bange zu sein.“
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