leichtathletik.de-Check - Diskuswurf Frauen
Die WM in Moskau (Russland) ist der Höhepunkt des Jahres 2013 gewesen. Aber auch der Nachwuchs war bei U20- und U23-EM sowie der U18-WM international unterwegs. Dazu kamen Team- und Hallen-EM. leichtathletik.de blickt in den verschiedenen Diziplinbereichen auf das ereignisreiche Jahr zurück.
2013 IM RÜCKBLICK |
Eine Leistenverletzung aus der unmittelbaren Vorbereitung auf den Sommer drohte die Saison von Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) zu beenden, bevor sie richtig begonnen hatte. Immerhin hatte die Vize-Weltmeisterin von Daegu (Südkorea) vorher beim Winterwurf-Europacup schon die WM-Norm locker abgehakt (66,69 m), ohne dabei eine Weite zu setzen, an der sie sich den Rest des Sommers die Zähne auszubeißen drohte. Es war die Verletzung, die eine Steigerung verhinderte. Es folgten schwierige Wochen, in denen sich die Deutsche Nummer eins der letzten Jahre aufrappelte, der Konkurrenz stellte, aber auch mit mäßigen Wettkampf-Weiten vorlieb nehmen musste.
Pünktlich zu den Deutschen Meisterschaften war das Niveau dann wieder so gut, dass es zum Titel reichte. Auch Richtung WM ging es aufwärts. Es war allerdings nicht mehr möglich, zum Saisonhöhepunkt den Leistungsstand der vergangenen Jahre zu erarbeiten. Die 64,47 Meter und Rang vier waren das Maximum, was unter diesen Umständen in Moskau rauszuholen war.
Julia Fischer (SCC Berlin) legte einen bärenstarken Saisoneinstieg hin und vertrat die deutschen Farben auch bei der Team-EM als Zweite erfolgreich. Danach verlor sie den Faden und bei DM und WM konnte sie ihre eigentlichen Fähigkeiten nicht entfalten - trotzdem bleibt unterm Strich eine Steigerung der Bestleistung auf 66,04 Meter stehen.
Starke Weiten am laufenden Band erzielte Anna Rüh (SC Neubrandenburg) die noch im Alter von 19 Jahren begann, die internationale Konkurrenz in der Diamond League aufzumischen. Gold gab es bei der U23-EM. Eine Verletzung kam danach einem WM-Start in die Quere, die aber so schnell ausgestanden war, dass zum Saisonende noch einmal Starts möglich waren.
Shanice Craft (MTG Mannheim) holte trotz Verletzungsproblemen Silber bei der U23-EM. Noch eine internationale Medaille gab es bei der U18-WM in Donetsk (Ukraine): Silber für Claudine Vita (SC Neubrandenburg).
UNSERE TOP DREI |
| Nadine Müller Hallesche Leichtathletik-Freunde 27 Jahre SB: 66,69 m PB: 68,89 m (2012) DM: 1. Platz | WM: 4. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 2. Platz Welt-Jahresbestenliste: 4. Platz |
| Anna Rüh SC Neubrandenburg 20 Jahre SB: 64,33 m PB: 64,33 m (2013) DM: 2. Platz | U23-EM: 1. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 6. Platz Welt-Jahresbestenliste: 12. Platz |
| Julia Fischer SCC Berlin 23 Jahre SB: 66,04 m PB: 66,04 m (2012) DM: 4. Platz | WM: 13. Platz Quali DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 4. Platz Welt-Jahresbestenliste: 7. Platz |
DIE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Claudine Vita SC Neubrandenburg 17 Jahre SB: 52,95 m PB: 52,95 m (2013) Neben Anna Rüh hat der DLV mit Shanice Craft und Kristin Pudenz im U23-Bereich zwei weitere heiße Eisen im Feuer. In deren Fußstafen will U18-Athletin Claudine Vita treten und hat in diesem Jahr mit Silber bei der U18-WM den ersten Schritt getan. |
DER PECHVOGEL |
| Shanice Craft MTG Mannheim 20 Jahre SB: 60,77 m PB: 62,92 m (2012) Den Diskus musste Shanice Craft 2013 häufig liegen lassen - Adduktorenprobleme. Trotzdem reichte es zu Silber bei der U23-EM und die Teilnahme bei Weltmeisterschaften wird die 20-Jährige bestimmt in Zukunft noch erreichen, mit Kugel oder Diskus oder vielleicht beiden Fluggeräten? |
2014 IM AUSBLICK |
Bloß keine neuen Verletzungen - davon hat es 2013 genug gegeben. Wenn das gelingt, können die DLV-Athletinnen bei der EM in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August 2014) mit einem ähnlich starken Ergebnis rechnen, wie bei der vorolympischen EM 2012, als es Silber sowie die Ränge vier und fünf gab. Der Platz ganz vorne wird unter normalen Umständen Sandra Perkovic (Kroatien) nicht zu nehmen sein.
Kann Nadine Müller durchtrainieren, ist ihr am ehesten zuzutrauen, der Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin auf die Pelle zu rücken. Ein Niveau von 65 bis 66 Metern hat sich die Deutsche Meisterin schon mehrfach erarbeitet, vielleicht ist noch eine Steigerung drin.
Stabile Weiten im Bereich von 64 Metern sind das Ziel von Julia Fischer und Anna Rüh. Beide haben sich schon in diesem Bereich bewegt und sind auch für Ausrutscher über die 65 Meter hinaus gut.
Ein EM-Ticket streitig machen, könnte den beiden Shanice Craft, aber auch Athletinnen wie Sabine Rumpf (LSG Goldener Grund Selters) oder Kristin Pudenz (SC Potsdam) könnten in den Kampf um die Startplätze eingreifen.
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER |
Wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2013 aus?
Werner Goldmann:
Nach den Olympischen Spielen von London 2012, konnten wir in unserem Team eine sehr gute Ausgangsposition für den folgenden Olympiazyklus 2013 bis 2016 feststellen. Alle Leistungsträger im Diskuswerfen der Frauen waren zu diesem Zeitpunkt im besten Trainingsalter, und verfügten über ein hohes Leistungsvermögen, um die folgende Etappe bis zu den Olympischen Spielen 2016 erfolgreich gestalten zu können.
Für das WM-Jahr 2013 hatten wir uns das hohe Leistungsziel gestellt, mit drei Athletinnen erfolgreich an den Weltmeisterschaften in Moskau teilzunehmen. Dabei sollte unsere leistungsstärkste Athletin, Nadine Müller, möglichst eine Medaille erringen, und die anderen beiden Starterinnen das Finale erreichen, und da eine Platzierung unter den besten zehn Diskuswerferinnen erreichen.
Das Ergebnis der Weltmeisterschaften von Moskau ist bekannt. Entgegen unserer Zielstellung, konnten wir nur zwei Athletinnen für eine Teilnahme entwickeln.
Nadine Müller belegte nach einer völlig verkorksten Vorbereitung, aufgrund einer langwierigen Verletzung im Hüftgelenksbereich, einen sehr guten vierten Platz mit einer Leistung von 64,47 Metern. Unsere zweite Starterin, Julia Fischer, schied leider etwas unglücklich, in der Qualifikation als 13. mit einer Leistung von 60,09 Metern aus.
Unsere beiden weiteren Kandidatinnen für eine Teilnahme an den Weltmeisterschaften, Anna Rüh und Shanice Craft, fielen in der Wettkampfsaison durch Verletzungen aus, und konnten deshalb nicht, wie geplant, in das Geschehen eingreifen. Beide haben aber zuvor, bei den Europameisterschaften der U23 mit Gold und Silber ihre Aufgaben in diesem Wettkampfjahr hervorragend gelöst. Bei diesem Wettkampfhöhepunkt belegte unsere dritte Starterin, Kristin Pudenz, einen sehr guten vierten Platz.
Im Nachwuchsbereich waren wir bei der WM der U18 in Donetsk mit zwei Starterinnen vertreten. Claudine Vita belegte im Finale mit einer hervorragenden Bestleistung von 52,59 m den Silberrang. Lara Kempka qualifizierte sich für das Finale, belegte da aber leider nur den zwölften Platz.
Bei den Europameisterschaften der U20 waren wir mit drei Starterinnen vertreten.
Nach dem erfolgreichen Auftreten unser besten Nachwuchsathletinnen der letzten Jahre, Anna Rüh, Shanice Craft und Kristin Pudenz bei den vergangenen Nachwuchshöhepunkten war uns gemeinsam bewusst, dass wir in diesem Jahr die Erwartungen etwas herunterschrauben mussten. Dennoch konnten wir in unserem Team mit Julie Hartwig eine Athletin entwickeln, die in diesem Trainings- und Wettkampfjahr mi einer erzielten Bestleistung von 54,54 m eine sehr gute Leistungsentwicklung nachweisen konnte.
Bei optimalem Verlauf war deshalb eine Medaille in diesem Wettkampf nicht unmöglich. Leider schied sie in der Qualifikation aus. Der erste große internationale Wettkampfeinsatz ihrer sportlichen Kariere war offensichtlich noch eine Nummer zu groß. Rebecca Müller belegte im Finale den zehnten und Katinka Urbaniak den zwölften Rang.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Werner Goldmann:
Ein besonderes Highlight der vergangenen Saison war für mich der vierte Platz von Nadine Müller im WM–Finale von Moskau. Trotz massiver Belastungsprobleme in der Saison konnte sie erneut nachweisen, dass sie zur absoluten Weltspitze im Diskuswerfen der Frauen gehört.
Aber auch die sehr guten Leistungen unserer jungen Athletinnen, Anna Rüh, Shanice Craft und Kristin Pudenz bei der EM U23 und die sensationelle Leistung von Claudine Vita im Finale der U18-WM waren für mich ebenfalls ein Highlight.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Werner Goldmann:
Im nächsten Jahr stehen im Spitzenbereich die Europameisterschaften in Zürich an.
Unser Ziel besteht darin, mit drei Athletinnen erfolgreich bei diesen Meisterschaften an den Start zu gehen. Dabei soll mindestens eine Medaille, durch Nadine Müller, und zwei weitere Platzierungen unter den sechs besten Diskuswerferinnen in Europa erzielt werden. Vielleicht können Anna Rüh oder Julia Fischer, wenn es ihnen gelingt, eine weitere Leistungssteigerung beziehungsweise Stabilisierung zu erreichen, ebenfalls in den Medaillenkampf eingreifen.
Die Qualifikationsnorm für die Europameisterschaften sollten mindestens vier Athletinnen, vielleicht aber sogar fünf Athletinnen erreichen. Für Konkurrenz im eigenen Lager in der folgenden Wettkampsaison, auf hohem Niveau, ist daher gesorgt.
Im Nachwuchsbereich haben wir mit Claudine Vita und Lara Kempka auch im nächsten Jahr zwei Athletinnen im Team, die erfolgreich an der WM der U20 teilnehmen können.
ZAHLEN UND FAKTEN |
66,69 - Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde)
66,04 - Julia Fischer (SCC Berlin)
64,33 - Anna Rüh (SC Neubrandenburg)
60,77 - Shanice Craft (MTG Mannheim)
59,90 - Sabine Rumpf (LSG Goldener Grund Selters)
59,74 - Kristin Pudenz (SC Potsdam)
59,23 - Heike Koderisch (SC Magdeburg)
58,88 - Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth)
57,12 - Julia Bremser (LSG Goldener Grund Selters)
56,87 - Jessica Kolotzei (SC Neubrandenburg)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2013 (Top 8)
WM: 4. Nadine Müller (64,47 m)
U23-EM: 1. Anna Rüh (61,45 m); S. Craft (58,64 m); 4. Kristin Pudenz (55,31 m)
U20-EM: keine
U18-WM: 2. Claudine Vita (52,59 m)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 62,00 | Schnitt Top 10 | |
2005 | Franka Dietzsch (66,56) | 58,67 |
2006 | Franka Dietzsch (68,51) | 58,50 |
2007 | Franka Dietzsch (68,06), Nadine Müller (62,93), Jana Tucholke (62,31) | 58,90 |
2008 | keine | 58,31 |
2009 | Nadine Müller (63,43 ), Franka Dietzsch (62,50) | 58,36 |
2010 | Nadine Müller (67,78), Sabine Rumpf (62,21) | 58,12 |
2011 | Nadine Müller (66,99) | 59,36 |
2012 | Nadine Müller (68,89), Julia Fischer (64,22), Anna Rüh (63,38 m), Shanice Craft (62,92 m) | 61,73 |
2013 | Nadine Müller (66,69), Julia Fischer (66,04), Anna Rüh (64,33 m) | 60,96 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 66,56 (F. Dietzsch) | 66,81 (Cechlová/CZE) | 0,25 | 66,81 (Cechlová/CZE) | 0,25 |
2006 | 68,51 (F. Dietzsch) | 68,51 (Dietzsch) | 0,00 | 68,51 (Dietzsch) | 0,00 |
2007 | 68,06 (F. Dietzsch) | 68,06 (Dietzsch) | 0,00 | 68,06 (Dietzsch) | 0,00 |
2008 | 61,81 (S. Rumpf) | 67,89 (Yatchenko/BLR) | 6,08 | 67,89 (Yatchenko/BLR) | 6,08 |
2009 | 63,43 (N. Müller) | 65,40 (Sadova/RUS) | 1,97 | 66,40 m (Li/CHN) | 2,97 |
2010 | 67,78 (N. Müller) | 67,78 (N. Müller) | 0,00 | 67,78 (N. Müller) | 0,00 |
2011 | 66,99 (N. Müller) | 67,96 (Perković/CRO) | 0,96 | 67,98 (Li/CHN) | 0,98 |
2012 | 68,89 (N. Müller) | 70,69 (Pishchalnikova/RUS) | 1,80 | 70,69 (Pishchalnikova/RUS) | 1,80 |
2013 | 66,69 (N. Müller) | 68,96 (Perkovic/CRO) | 2,30 | 68,96 (Perkovic/CRO) | 2,30 |
WAS AUFFÄLLT |
- Verletzungssorgen haben eine noch bessere Bilanz der DLV-Athletinnen durchkreuzt
- Julia Fischer, Anna Rüh und Shancie Craft konnten ihren Leistungssprung aus dem vergangenen Jahr trotzdem mindestens bestätigen
- Sandra Perkovic hat ihre Disziplin so stark dominiert wie sonst kaum jemand in diesem Jahr
Julia Fischer überrascht sich selbst
Anna Rüh mit 20-Zentimeter-Sieg
Nadine Müller und Anna Rüh werden nicht warm
Anna Rüh vor Shanice Craft
Katinka Urbaniak wirft sich nach Rieti
Julie Hartwig über 50 Meter
Claudine Vita mit konstanter Serie
Mehr:
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