leichtathletik.de-Check - Hammerwurf Frauen
Die von internationalen Höhepunkten gespickte Saison 2012 ist Geschichte. Acht Medaillen bei Olympia in London (Großbritannien), einer erfolgreichen EM in Helsinki (Finnland) und einer Hallen-WM in Istanbul (Türkei) als Durchgangsstation sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2012 IM RÜCKBLICK |
Die beiden besten deutschen Hammerwerferinnen waren auf den Punkt topfit: Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt) steigerte im Olympia-Finale ihre Bestleistung auf 76,05 Meter und belegte in einem hochklassigen Wettbewerb einen starken fünften Platz. Der Hammer ihrer Vereinskameradin Betty Heidler landete bei 77,12 Metern. Nachdem diese Weite endlich auch in den offiziellen Ergebnislisten auftauchte, durfte der Rotschopf über Olympia-Bronze jubeln.
Beide Frankfurterinnen mussten auf dem Weg nach London einige Stolpersteine überwinden. Kathrin Klaas verletzte sich Anfang Juni in Eugene (USA) bei einem Sturz am Kopf und musste mit fünf Stichen genäht werden. Aufgrund einer Zwangspause verpasste sie die Deutschen Meisterschaften, bei der EM in Helsinki trat sie wieder in den Ring und schrammte mit einer Weite von 70,44 Metern als Vierte nur knapp am Podium vorbei.
Betty Heidler machte in Wattenscheid DM-Titel Nummer acht perfekt. Nach Helsinki reiste die Weltrekordlerin rund zehn Tage später als Medaillenkandidatin. Aber in der Qualifikation erwischte sie einen schwarzen Tag, schleuderte den Hammer zweimal ins Netz und im dritten Durchgang nach Netzberührung auf 65,09 Meter - das reichte nicht für das Finale. In London wischte sie die Zweifel beiseite und zeigte, dass sie es besser kann. Außerdem entschied sie im dritten Jahr in Folge die Hammerwurf-Challenge des Weltverbands IAAF für sich.
Nach dem Karriere-Ende von Andrea Bunjes ist das Loch im deutschen Hammerwurf der Frauen hinter Betty Heidler und Kathrin Klaas größer denn je. Fast zwölf Meter beträgt der Rückstand der drittbesten Deutschen Carolin Paesler (Hallesche Leichtathletik-Freunde).
Auch in der Jugend sind die besten Werferinnen deutlich von der Weltspitze entfernt. Für die U20-WM in Barcelona (Spanien) konnte sich keine U20-Athletin qualifizieren. Susen Küster (Hallesche Leichtathletik-Freunde) und Vanessa Pfeifer (ASV Erfurt) fehlte für die Norm rund ein halber Meter. Ein Hoffnungsschimmer: beide gehörten 2012 dem jüngeren U20-Jahrgang an und können im kommenden Jahr Anlauf auf die U20-EM nehmen.
UNSERE TOP DREI |
| Betty Heidler LG Eintracht Frankfurt 29 Jahre SB: 78,07 m PB: 79,42 (2011) DM: 1. Platz | EM: 17. Quali | OS: 3. Platz DLV-Bestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 3. Platz Welt-Jahresbestenliste: 3. Platz |
| Kathrin Klaas LG Eintracht Frankfurt 28 Jahre SB: 76,05 m PB: 76,05 m (2012) DM: DNS | EM: 4. Platz | OS: 5. Platz DLV-Bestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 8. Platz Welt-Jahresbestenliste: 9. Platz |
| Carolin Paesler Hallesche Leichtathletik-Freunde 21 Jahre SB: 65,18 m PB: 65,18 m (2012) DM: 3. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 65. Platz Welt-Jahresbestenliste: 102. Platz |
DIE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Vanessa Pfeifer ASV Erfurt 18 Jahre SB: 58,39 m PB: 58,39 m (2012) Zur Norm für die U20-WM fehlten 61 Zentimeter. So setzte Vanessa Pfeifer alles auf die Jugend-DM, wo sie den Hammer auf 57,68 Meter schleuderte und sich den Titel holte. Gemeinsam mit Susen Küster ist sie Hoffnungsträgerin für die U20-EM 2013. |
2013 IM AUSBLICK |
Betty Heidler und Kathrin Klaas sind seit fast einem Jahrzehnt die deutschen Leistungsträgerinnen im Hammerwurf. Wenn sie gesund bleiben, wird sich das auch im Jahr 2013 nicht ändern, denn weitere nationale Konkurrenz brauchen sie nicht zu fürchten.
Die Qualifikation für die WM in Moskau (Russland) sollte für die Frankfurterinnen nur Formsache sein, die Finalteilnahme für beide das Minimalziel. Dort werden sie auf starke internationale Konkurrenz treffen, doch eine Medaille ist drin. Betty Heidler hat schließlich WM-Silber aus Daegu (Südkorea) zu verteidigen.
Kathrin Klaas hat mit dem Trainerwechsel von Bundestrainer Michael Deyhle zum Leverkusener Helge Zöllkau deutlich gemacht, dass sie sich nicht mit der Rolle der deutschen Nummer zwei zufrieden geben will. Es wird spannend sein zu beobachten, ob sie ihre ein Jahr ältere Vereinskollegin auf nationaler und internationaler Bühne herausfordern kann.
Für den U23-Nachwuchs steht die U23-EM in Tampere (Finnland) auf dem Programm. Die Kandidatinnen um Anjulie Vester und Svenja Kern (beide LG Eintracht Frankfurt) müssen sich für ein Ticket nach Finnland im kommenden Jahr steigern. Besser stehen die Chancen für Susen Küster und Vanessa Pfeifer auf eine Teilnahme bei der U20-EM in Rieti (Italien) - werfen sie auf einem ähnlichen Niveau wie 2012, sollte es mit der Norm und der Nominierung klappen.
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER |
Michael Deyhle, wie fällt Ihre Bilanz für das EM- und Olympiajahr 2012 aus?
Michael Dehyle:
Wenn wir nur die Olympischen Spiele betrachten eigentlich sehr gut. Die sind genauso abgelaufen, wie wir geplant hatten, mit zwei Athletinnen unter den besten Acht und den Plätzen drei und fünf. Das Ergebnis war fast optimal, viel besser geht es nicht, da müssen wir mit den Füßen auf dem Boden bleiben.
Bei den Europameisterschaften können wir mit dem vierten Platz von Kathrin Klaas nach ihrer Verletzung hochzufrieden sein. Das Abschneiden von Betty Heidler war so natürlich nicht geplant. Wir haben ihr Ausscheiden so hingenommen und das Beste draus gemacht. Die EM war ohnehin nur als Durchgangsstation, ähnlich wie ein Meeting, gedacht.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Michael Dehyle:
Neben den Olympischen Spielen war das der Gewinn der Hammer League durch Betty Heidler und das insgesamt gute Abschneiden von Kathrin Klaas. Damit waren wir hochzufrieden.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Michael Dehyle:
Wir wollen bei den Weltmeisterschaften in Moskau wieder beide Athletinnen unter den ersten Acht platzieren, wobei wir hoffen, dass möglichst auch ein Medaillenplatz dabei ist. Wenn es sogar zwei werden, hätte ich auch nichts dagegen!
Im Nachwuchsbereich wäre es schon ein Erfolg, wenn bei den internationalen Meisterschaften jeweils eine Athletin die Qualifikation überstehen würde. Das sollte das Nahziel sein, und das ist schwer genug, da wir im Nachwuchsbereich erhebliche Defizite haben.
ZAHLEN UND FAKTEN |
78,07 - Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt)
76,05 - Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt)
65,18 - Carolin Paesler (Hallesche LAF)
65,07- Gabi Wolfarth (Unterländer LG)
62,30 - Daniela Manz (TSV Bayer 04 Leverkusen)
62,28 - Mareike Nannen (LG Eintracht Frankfurt)
60,61 - Anjulie Vester (LG Eintracht Frankfurt)
60,46- Svenja Kern (LG Eintracht Frankfurt)
60,18 - Kirsten Münchow (VfR Evesen)
58,76 - Sarah Lippold (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
Olympia: 3. Platz (Betty Heidler; 77,14 m); 5. Platz (Kathrin Klaas; 76,05 m)
EM: 4. Platz (Kathrin Klaas; 70,44 m)
U20-WM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 70,00 m | Schnitt Top 10 | |
2005 | Susanne Keil (72,74), Betty Heidler (72,19), Kathrin Klaas (70,91) | 66,69 |
2006 | Betty Heidler (76,55), Kathrin Klaas (71,67), Susanne Keil (70,35) | 66,29 |
2007 | Betty Heidler (75,77), Kathrin Klaas (73,45), Susanne Keil (70,36) | 66,72 |
2008 | Betty Heidler (74,11), Kathrin Klaas (70,39) | 65,30 |
2009 | Betty Heidler (77,12), Kathrin Klaas (74,23), Andrea Bunjes (70,37) | 65,50 |
2010 | Betty Heidler (76,38), Kathrin Klaas (74,53) | 64,12 |
2011 | Betty Heidler (79,42), Kathrin Klaas (75,48) | 65,40 |
2012 | Betty Heidler (78,07), Kathrin Klaas (76,05) | 64,90 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 72,74 (S. Keil) | 77,06 (Lysenko/RUS) | 4,32 | 77,06 (Lysenko/RUS) | 4,32 |
2006 | 76,55 (B. Heidler) | 77,80 (Lysenko/RUS) | 1,25 | 77,80 (Lysenko/RUS) | 1,25 |
2007 | 75,77 (B. Heidler) | 77,30 (Lysenko/RUS) | 1,53 | 77,30 (Lysenko/RUS) | 1,53 |
2008 | 74,11 (B. Heidler) | 77,32 (Miankova/BLR) | 3,21 | 77,32 (Miankova/BLR) | 3,21 |
2009 | 77,12 (B. Heidler) | 77,96 (Wlodarczyk/POL) | 0,84 | 77,96 (Wlodarczyk/POL) | 0,84 |
2010 | 76,38 (B. Heidler) | 78,30 (Wlodarczyk/POL) | 1,92 | 78,30 (Wlodarczyk/POL) | 1,92 |
2011 | 79,42 (B. Heidler) | 79,42 (B. Heidler) | 0,00 | 79,42 (B. Heidler) | 0,00 |
2012 | 78,07 (B. Heidler) | 78,69 (Miankova/BLR) | 0,62 | 78,69 (Miankova/BLR) | 0,62 |
WAS AUFFÄLLT |
- Betty Heidler hat im vierten Jahr in Folge eine internationale Medaille gewonnen und kann auf das zweitstärkste Jahr ihrer Karriere verweisen
- Kathrin Klaas konnte den Abstand zu Betty Heidler verkleinern
- Hinter dem deutschen Spitzenduo klafft eine riesige Lücke
- Der Zehnerschnitt ist wieder unter 65 Meter gefallen
leichtathletik.TV:
Betty Heidler siegt in Fränkisch-Crumbach Betty Heidler immer auf gepackten Koffern
Carolin Paesler beste Hammerwerferin
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