leichtathletik.de-Check - Hammerwurf Männer
Die Saison 2010 mit einer erfolgreichen EM ist Geschichte. Den guten Leistungen in Barcelona (Spanien), bei der Team-EM in Bergen (Norwegen) und der Hallen-WM in Doha (Katar) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2010 IM RÜCKBLICK |
Dieses EM-Jahr verlief für die deutschen Hammerwerfer unbefriedigend, was auch DLV-Bundestrainer Michael Deyhle einräumen muss. „Eigentlich hätten wir mit Markus Esser, Jens Rautenkranz und den jüngeren Athleten ein gutes Potential, aber den Athleten gelang es nicht, mental den letzten Schritt zu machen.“ So kam letztendlich mit dem Leverkusener Markus Esser nur einer durch, und für den war dann im Olympiastadion von Barcelona schon in der Quali Endstation.
Negativ wirkte sich aus, dass sich mit Sergej Litvinov (LG Eintracht Frankfurt) der stärkste Hammerwerfer in der Saison entschied, nicht für Deutschland, sondern zukünftig für Russland zu starten. „Blut ist dicker als Wasser“, kann sich Michael Deyhle in den Athleten hineinfühlen. „Er hat sich zwar in Deutschland wohlgefühlt, doch seine Wurzeln sind russisch, seine Bindung an den in Russland als Trainer arbeitenden Vater war sehr stark und auch die Fernbeziehung zu seiner weißrussischen Ehefrau ließ ihn am Ende diesen Entschluss fassen.“
Hoffnungen hatte man auf Jens Rautenkranz gesetzt, der bereits im Februar im südafrikanischen Trainingslager 76,65 Meter warf. „Normalerweise ist es dann kein Problem, bis zum Jahreshöhepunkt noch den einen Meter bis zur EM-Norm draufzulegen“, sagt der Trainer. Aber das gelang dem Mainzer nicht, er fand die ganze Saison über nicht zu seiner Form.
Abstriche muss man dagegen bei Benjamin Boruschewski (TSV Bayer 04 Leverkusen) machen, der zwar gute athletische Voraussetzungen mitbringt, aber im Prinzip ein „Freizeit-Hammerwerfer“ ist, da ganztägig im Beruf eingespannt. Unter diesem Aspekt ist das Ergebnis von 74,94 Metern noch beachtenswert.
So blieb also mit Markus Esser nur noch einer übrig, der aber voller Erwartungen und Hoffnungen nach Barcelona flog. „Er war gut vorbereitet, strotzte bis Barcelona vor Selbstbewusstsein. Aber irgendwie ist das Selbstbewusstsein auf dem Weg vom Callroom ins Stadion verlorengegangen“, urteilt DLV-Trainer Michael Deyhle. Markus Esser scheiterte schon in der Qualifikation, und das war für alle enttäuschend, am meisten für ihn selbst.
Bei der U20-WM in Moncton (Kanada) kam Paul Hützen (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) auf den achten Rang, Tristan Schwandke (TV Hindelang) schied in der Qualifikation aus. „Paul Hützen war eine positive Überraschung“, urteilt Michael Deyhle. „Er präsentierte sich erstaunlich gut, ist nun auch in den B-Kader aufgenommen worden.“
Insgesamt aber fordert Michael Deyhle von den jungen Leuten, dass sie sich höhere Ziele setzen. „Sie müssen begreifen, dass mit 70 Metern nicht die Weltspitze erreicht ist. Es muss immer Richtung 80 Meter gehen. Es fehlt mir manchmal die Leidenschaft, ganz nach vorn kommen zu wollen.“
UNSERE TOP DREI |
| Markus Esser TSV Bayer 04 Leverkusen 30 Jahre SB: 78,87 m PB: 81,10 m (2006) DM: 1. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 7. Platz Welt-Jahresbestenliste: 9. Platz |
| Sergej Litvinov LG Eintracht Frankfurt 24 Jahre SB: 78,98 m PB: 78,98 m (2010) DM: - DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 6. Platz Welt-Jahresbestenliste: 8. Platz |
| Jens Rautenkranz USC Mainz 28 Jahre SB: 76,65 m PB: 77,35 m (2008) DM: 4. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 22. Platz Welt-Jahresbestenliste: 28. Platz |
DER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Tristan Schwandke TV Hindelang 18 Jahre SB: 69,03 m (6 kg) PB: 69,03 m (2010) Tristan Schwandke blieb zwar bei der U20-WM unter seinen Möglichkeiten und mit 66,12 Metern in der Quali hängen, hatte aber vorher mit 69,03 Metern Bestleistung erzielt. Bei der Jugend-DM gewann er mit 67,78 Metern den Titel. |
2011 IM AUSBLICK |
Für das kommende Jahr setzt DLV-Trainer Michael Deyhle vor allem wieder auf Markus Esser. „Wir wollen auch neue Wege gehen und haben deshalb eine Trainingsgemeinschaft mit Leverkusen gegründet. Markus wird in der neuen Saison mit den Frankfurter Frauen trainieren, alle Trainingslager und Teamwochen mit uns gemeinsam bestreiten. Heimtrainer bleibt Helge Zöllkau.“ So sollen neue Reize gesetzt werden. „Wir möchten ihn dahin bringen, wohin er körperlich und von seinen Fähigkeiten her gehört, unter die besten Acht der Welt.“
Er soll aber möglichst nicht wieder nur als einziger Hammerwerfer bei der WM in Südkorea an den Start gehen. Allerdings hegt Michael Deyhle einige Zweifel, ob einer von den anderen die wahrscheinliche Norm von 77,50 Metern werfen kann. „Am ehesten käme wohl Jens Rautenkranz in Frage, doch der steht im Moment ohne Trainer da, denn Holger Klose, sein bisheriger Trainer, hat die Kooperation mit ihm aufgekündigt. Für Benjamin Boruschewski wird es sicher schwierig, neben seiner Arbeit richtig anzugreifen.“
Hoffnungen setzt Michael Deyhle auf den 24-jährigen Sven Möhsner (TSV Bayer 04 Leverkusen). „Er bringt körperlich das Potential mit, hat sich aber in diesem Jahr nicht weiterentwickelt. Wir haben 75 Meter von ihm erwartet, geschafft hat er 73,45 Meter. Doch das kann im nächsten Jahr schon wieder besser aussehen.“
Für die U23-EM in Ostrava (Tschechische Republik) bieten sich vor allem Richard Olbrich (SVG GW Bad Gandersheim) und Johannes Bichler (SV Achenmühle) an. Die Norm von wahrscheinlich 69 Metern sollte nicht das Hindernis sein. Neben den beiden hat auch Paul Hützen Chancen, sich zu qualifizieren.
„Für die U20-EM in Tallinn haben wir mit Tristan Schwandke und Maximilian Becker (LG Eintracht Frankfurt) zwei heiße Eisen im Feuer“, ist Michael Deyhle optimistisch. „Ich denke, dass Nachwuchstrainer Joachim Lipske, der eine gute Arbeit leistet, beide soweit bringt, dass sie die Norm werfen können.“
ZAHLEN UND FAKTEN |
78,98 - Sergej Litvinov (LG Eintracht Frankfurt)
78,87 - Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen)
76,65 - Jens Rautenkranz (USC Mainz)
74,94 - Benjamin Boruschewski (TSV Bayer 04 Leverkusen)
73,68 - Alexander Ziegler (LG Staufen)
73,45 - Sven Möhsner (TSV Bayer 04 Leverkusen)
72,49 - Marcus Kahlmeyer (Hannover 96)
71,67 - Andreas Sahner (LC Rehlingen)
69,47 - Jerrit Lipske (LG Stadtwerke München)
68,83 - Richard Olbrich (SVG GW Bad Gandersheim)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
EM: keine
U20-WM: 8. Platz (Paul Hützen; 67,22)
Olympische Jugendspiele: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 77,00 m | Schnitt Top 10 | |
2005 | Markus Esser (80,00), Karsten Kobs (79,46), Holger Klose (79,23) | 73,65 |
2006 | Markus Esser (81,10), Karsten Kobs (80,82) | 74,20 |
2007 | Markus Esser (80,68), Karsten Kobs (77,92) | 72,46 |
2008 | Markus Esser (79,97), Jens Rautenkranz (77,35) | 73,87 |
2009 | Markus Esser (79,43), Sergej Litvinov (77,98) | 74,07 |
2010 | Sergej Litvinov (78,98), Markus Esser (78,87) | 73,90 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 80,00 (Esser) | 86,73 (Tikhon/BLR) | 6,73 | 86,73 (Tikhon/BLR) | 6,73 |
2006 | 81,10 (Esser) | 82,95 (Devyatovskiy/BLR) | 1,85 | 82,95 (Devyatovskiy/BLR) | 1,85 |
2007 | 80,68 (Esser) | 83,63 (Tikhon/BLR) | 2,95 | 83,63 (Tikhon/BLR) | 2,95 |
2008 | 79,97 (Esser) | 84,51 (Tikhon/BLR) | 4,54 | 84,51 (Tikhon/BLR) | 4,54 |
2009 | 79,43 (Esser) | 82,58 (Kozmus/SLO) | 3,15 | 82,58 (Kozmus/SLO) | 3,15 |
2010 | 78,98 (S. Litvinov) | 80,59 (Charfreitag/SVK) | 1,61 | 80,99 (Murofishi/JPN) | 2,01 |
WAS AUFFÄLLT |
- Der Schnitt Top 10 stagnierte in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr, nachdem er zuvor drei Jahre ständig anstieg.
- Der Abstand zur Weltspitze hat sich im Vergleich zu den letzten drei Jahren beträchtlich verringert. Ein Zeichen, dass das internationale Spitzenniveau gesunken ist.
- Sergej Litvinov und Markus Esser liegen in der Europa-Jahresbestenliste auf den Plätzen sechs und sieben. Für beide wäre bei der EM in Barcelona mehr drin gewesen, aber Markus Esser patzte und Sergej Litvinov startete nicht.
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