leichtathletik.de-Check - Hindernis Frauen
Die von internationalen Höhepunkten gespickte Saison 2012 ist Geschichte. Acht Medaillen bei Olympia in London (Großbritannien), einer erfolgreichen EM in Helsinki (Finnland) und einer Hallen-WM in Istanbul (Türkei) als Durchgangsstation sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2012 IM RÜCKBLICK |
Die Hindernisläuferinnen haben sich im deutschen Mittel- und Langstreckenbereich eindrucksvoll die Vorreiter-Rolle erkämpft: Platz drei und vier sowie eine weitere Finalistin bei der EM in Helsinki, Platz sieben und acht bei den Olympischen Spielen in London – ein Traumergebnis, mit dem noch vor einigen Jahren kaum zu rechnen war.
Die Gesichter dieses Erfolges sind vor allem Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) und Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt), und beide haben eine bemerkenswerte Geschichte zu erzählen: Die Deutsche Rekordhalterin Antje Möldner-Schmidt meldete sich nach schwerer Krankheit mit ihrer EM-Medaille eindrucksvoll in der Weltspitze zurück. Und die acht Jahre jüngere Gesa Felicitas Krause deutete in ihrem ersten Jahr in der Aktivenklasse mit neuem U23-Europarekord an, dass ihr die Zukunft gehört.
Die Aufsteigerin des Jahres ist jedoch Sanaa Koubaa (LG Stadtwerke Hilden). Im Alter von 27 Jahren schaffte sie es in Wattenscheid als Zweite erstmals aufs Treppchen einer Deutschen Meisterschaft. Bei der EM in Helsinki krönte sie ihre starke Saison mit Bestzeit von 9:43,08 Minuten im Vorlauf und Platz 14 im Finale.
Und im Nachwuchs-Bereich machte mit Maya Rehberg (SC Rönnau 74) eine Athletin von sich reden, die auch noch im kommenden Jahr der U20-Altersklasse angehören wird. Die Norddeutsche rannte bei der U20-WM in Barcelona (Spanien) über 3.000 Meter Hindernis (10:03,09 min) auf Platz sechs. Zehn Tage später bei der U20-DM in Mönchengladbach verbesserte sie den Deutschen U20-Rekord über 2.000 Meter von Gesa Felicitas Krause auf 6:22,06 Minuten.
UNSERE TOP DREI |
| Antje Möldner-Schmidt 28 Jahre LC Cottbus SB: 9:21,78 min PB: 9:18,54 min (2009) DM: 1. Platz | EM: 3. Platz | OS: 7. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 3. Platz Welt-Jahresbestenliste: 9. Platz |
| Gesa-Felicitas Krause LG Eintracht Frankfurt 20 Jahre SB: 9:23,52 min PB: 9:23,52 min (2012) DM: 4. (1.500 m) | EM: 4. Platz | OS: 8. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 4. Platz Welt-Jahresbestenliste: 10. Platz |
| Sanaa Koubaa LG Stadtwerke Hilden 27 Jahre SB: 9:43,08 min PB: 9:43,08 min (2012) DM: 2. | EM: 14. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 28. Platz Welt-Jahresbestenliste: 61. Platz |
UNSER PECHVOGEL |
| Jana Sussmann LT Haspa Marathon Hamburg 22 Jahre SB: 10:20,18 min PB: 9:43,28 min (2011) Noch vor einem Jahr schwamm WM-Starterin Jana Sussmann auf einer Welle des Erfolgs. 2012 blieb die 21-Jährige aufgrund von gesundheitlichen Problemen 37 Sekunden über ihrer Bestzeit und nahm sich nach einer enttäuschenden DM eine Auszeit. |
UNSERE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Maya Rehberg SC Rönnau 74 18 Jahre SB: 10:03,09 min PB: 10:03,09 min (2012) Platz sechs bei der U20-WM, deutscher U20-Rekord über 2.000 Meter Hindernis: Maya Rehberg hat sich 2012 glänzend präsentiert und hat 2013 noch ein weiteres Jugendjahr vor sich. |
2013 IM AUSBLICK |
Eigentlich schade, dass es in der Halle keine Hindernisrennen gibt – der DLV hätte für die Hallen-EM in Göteborg (Schweden) gleich mehrere heiße Eisen im Feuer. So liegt der Fokus im Sommer auf der WM in Moskau. Drei Athletinnen darf der DLV in die russische Hauptstadt schicken, die besten Aussichten auf eine Nominierung haben Antje Möldner-Schmidt und Gesa Felicitas Krause. Ein ähnlich gutes Ergebnis wie in London mit zwei Top Acht-Platzierungen ist in Reichweite.
Doch auch Sanaa Koubaa und die Zweite der U23-EM 2011 Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg), die nach einer schwierigen Saison mit gesundheitlichen Problemen mittlerweile wieder auf einem guten Weg ist, könnten an das Tor nach Moskau anklopfen.
Eine Chance auf Edelmetall hat Gesa Felicitas Krause bei der U23-EM, die im finnischen Tampere stattfindet. Als U23-Europarekordlerin wird sie dort zu den Favoritinnen zählen. Unterstützung könnte sie von Jannika John (LAC Quelle Fürth) oder Regina Neumayer (VfB LC Friedrichshafen) erhalten, die beide ebenfalls dem Jahrgang 1992 angehören.
Für Maya Rehberg steht die U20-EM in Rieti (Finnland) auf dem Programm. Ob die vielseitige Athletin dort allerdings die Hindernisse oder doch lieber eine andere Strecke in Angriff nimmt, bleibt abzuwarten. Als Dritte der europäischen U20-Bestenliste könnte sie über 3.000 Meter Hindernis eventuell sogar mit einer Medaille liebäugeln.
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER |
2012 war für den Hindernislauf der Frauen ein fantastisches Jahr! Platz sieben und acht bei den Olympischen Spielen, zwei Athletinnen in den Nationenpunkten, das gab es in den Lauf-Wettbewerben schon lange nicht mehr. Überragende Leistungen haben wir auch bei der EM gesehen. Die Medaille von Antje Möldner-Schmidt ist da leider ein bisschen untergegangen, obwohl die Konkurrenz dort genauso am Start war. Mit dem vierten Platz von Gesa Felicitas Krause und der Finalteilnahme von Sanaa Koubaa war das alles in allem ein herausragendes, ein phänomenales Ergebnis, das keiner so erwartet hatte.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Da tue ich mich schwer. Es ist natürlich eine besondere Situation, zwei Athletinnen auf ähnlichem Niveau im Olympiafinale zu haben. Das ist auch in vielen anderen Nationen nicht alltäglich. Da fällt es mir schwer, jemanden herauszugreifen. Antje Möldner-Schmidt hat nach ihrem Comeback sicherlich einen besonderen Stellenwert, aber auch Gesa Felicitas Krause in ihren jungen Jahren mit dem U23-Europarekord – da schätze ich beide ähnlich ein.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Die Weltmeisterschaften in Moskau stehen natürlich an erster Stelle. Dort gilt es, das Niveau zu stabilisieren und wieder in die Nationenpunkte zu laufen, vielleicht auch den einen oder anderen Platz besser zu sein. Für Gesa Felicitas Krause steht außerdem die U23-EM im Fokus. Dort kann sie sogar den Titel gewinnen, wobei das nicht so einfach werden wird, wie es vielleicht auf dem Papier aussieht. Maya Rehberg ist sicherlich eine heiße Medaillenkandidatin für die U20-EM. Sie hat ja schon 2012 bewiesen, dass sie, was die Strecken betrifft, sehr breit aufgestellt ist.
ZAHLEN UND FAKTEN |
9:21,78 – Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus)
9:23,52 – Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt)
9:43,08 – Sanaa Koubaa (LG Stadtwerke Hilden)
10:03,09 – Maya Rehberg (SC Rönnau 74)
10:04,31 – Verena Dreier (SG Wenden)
10:08,77 – Friederike Feil (LG Olympia Dortmund)
10:17,75 – Regina Neumeyer (VfB LC Friedrichshafen)
10:20,15 – Jannika John (LAC Quelle Fürth)
10:20,18 – Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg)
10:21,03 – Agata Strausa (LAC Quelle Fürth)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2011
EM: 3. Platz (Antje Möldner-Schmidt, 9:36,37 min); 4. Platz (Gesa Felicitas Krause; 9:38,20 min); 14. Platz (Sanaa Koubaa; 10:02,33 min)
OS: 7. Platz (Antje Möldner-Schmidt; 9:21,78 min), 8. Platz (Gesa Felicitas Krause; 9:23,52 min)
U20-WM: 6. Platz (Maya Rehberg; 10:03,09 min)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten < 10:00 min | Schnitt Top 10 | |
2005 | Verena Dreier (9:56,70) | 10:27,41 |
2006 | Verena Dreier (9:48,50) | 10:22,44 |
2007 | Verena Dreier (9:53,25), Julia Hiller (9:57,79) | 10:19,89 |
2008 | Antje Möldner (9:29,86), Julia Hiller (9:42,72) | 10:06,54 |
2009 | Antje Möldner (9:18,54); Julia Hiller (9:55,47), Verena Dreier (9:56,45) | 10:09,64 |
2010 | Gesa-Felicitas Krause (9:47,78), Verena Dreier (9:50,25), Susi Lutz (9:58,48) | 10:10,72 |
2011 | Gesa-Felicitas Krause (9:32,74), Jana Sussmann (9:43,28) | 10:08,86 |
2012 | Antje Möldner-Schmidt (9:21,78), Gesa Felicitas Krause (9:23,52), Sanaa Koubaa (9:43,08) | 10:00,37 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 9:56,70 (V. Dreier) | 9:20,49 (Volkova/RUS) | 36,21 | 9:15,04 (Inzikuru/UGA) | 41,66 |
2006 | 9:48,50 (V. Dreier) | 9:17,15 (Frankiewicz/POL) | 31,35 | 9:17,15 (Frankiewicz/POL) | 31,35 |
2007 | 9:53,25 (V. Dreier) | 9:06,57 (Volkova/RUS) | 46,68 | 9:06,57 (Volkova/RUS) | 46,68 |
2008 | 9:29,86 (A. Möldner) | 8:58,81 (Galkina/RUS) | 31,05 | 8:58,81 (Galkina/RUS) | 31,05 |
2009 | 9:18,54 (A. Möldner) | 9:07,32 (Dominguez/ESP) | 11,22 | 9:07,32 (Dominguez/ESP) | 11,22 |
2010 | 9:47,78 (G. Krause) | 9:17,07 (Dominguez/ESP) | 30,71 | 9:11,71 (Chemos/KEN) | 36,07 |
2011 | 9:32,72 (G. Krause) | 9:07,03 (Zaripova/RUS) | 25,71 | 9:07,03 (Zaripova/RUS) | 25,71 |
2012 | 9:21,78 (A. Möldner-Schmidt) | 9:05,02 (Zaripova/RUS) | 16,79 | 9:05,02 (Zaripova/RUS) | 16,79 |
WAS AUFFÄLLT |
- Der Top-Ten-Schnitt hat sich in den vergangenen Jahren fast durchgehend gesteigert und 2012 einen neuen Spitzenwert erreicht.
- Antje Möldner-Schmidt, Gesa Felicitas Krause & Co. zauberten 2012 nicht nur schnelle Zeiten auf die Bahn, sondern konnten ihre Topleistungen pünktlich zum Saison-Höhepunkt abrufen.
- Die drei besten Deutschen waren dem Rest der nationalen Konkurrenz 2012 recht deutlich voraus. In den Top Ten folgen aber vier Athletinnen der Jahrgänge 1990 und jünger, was für die Zukunft hoffen lässt.
- Zum zweiten Mal nach 2009, als Antje Möldner-Schmidt deutschen Rekord lief, ist der Abstand zur internationalen Spitze wieder unter 20 Sekunden geschrumpft.
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