leichtathletik.de-Check - Hochsprung Frauen
Die Saison 2010 mit einer erfolgreichen EM in Barcelona ist Geschichte. Den guten Leistungen in Barcelona, bei der Team-EM in Bergen (Norwegen) und der Hallen-WM in Doha (Katar) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2010 IM RÜCKBLICK |
2009 glänzte Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) bei der WM mit einem spektakulären Bronze-Auftritt im Berliner Olympiastadion, 2010 sollte daran nahtlos angeknüpft werden. Doch ihr Körper spielte lange Zeit nicht mit. Schon in der Hallensaison plagte sie sich mit Ischiasbeschwerden, eine Entzündung der Patellasehne am Knie verhinderte einen Start bei der Hallen-WM. Eine weitere Knieverletzung folgte.
„Insofern war der dritte Platz bei der EM in Barcelona mit 2,01 Metern ein sehr erfreuliches Ergebnis“, lobt DLV-Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen. „Sie hat damit wieder unter Beweis gestellt, dass sie eine Kämpferin ist.“
Allerdings war Ariane Friedrich in Barcelona die einzige deutsche Vertreterin. „Anfang des Jahres hatten wir für die EM noch auf mindestens zwei Athletinnen gehofft“, so Brigitte Kurschilgen. „Nach der Hallensaison sah es auch sehr gut aus, denn da hatte Meike Kröger bei der DM in Karlsruhe mit einem 2-Meter-Satz geglänzt.“ Bei der Hallen-WM blieb die Berlinerin aber mit 1,85 Metern in der Quali hängen.
Danach zog sie sich eine Verletzung am Wadenbein zu und durfte sechs Wochen das Bein nicht belasten. Sie trainierte nur unspezifisch, fing erst spät mit den Sommerwettkämpfen an und scheiterte bei der DM in Braunschweig knapp an 1,91 Metern. „Sie hat sehr stressige Jahre hinter sich, mit Verletzungen im Vorjahr, mit hohem zeitlichen Einsatz im Architektur-Studium“, so Brigitte Kurschilgen. „Ich hatte den Eindruck, dass in diesem Jahr einfach mal die Luft raus war.“
Die Berlinerin Julia Wanner, die im vergangenen Jahr 1,93 Meter hoch gesprungen war, schlug sich 2010 mit Verletzungsproblemen herum, durfte den Sprungfuß wegen eines Knochenödems nicht belasten. Damit fiel für sie die Sommersaison ins Wasser. Annett Engel (SC Potsdam) war mit 1,88 Metern erfolgversprechend in die Hallensaison gestartet, zog sich wenig später im Training aber einen Bänderriss zu. Deshalb konnte sie in der Sommersaison nicht ihr wahres Leistungsniveau abrufen.
Erfreulich war die Entwicklung von Marie-Laurence Jungfleisch (LG Rothaus-Breisgau), die in ihrem ersten Jahr bei den Erwachsenen 1,90 Meter übersprang. Sie ist eine große, sprunggewaltige Athletin, die sich 2009 an die deutsche Spitze im Jugendbereich kämpfte. Und diese Entwicklung setzte sie nun fort, auch wenn sie in ihren Leistungen noch nicht stabil ist.
Bei der U20-WM in Moncton (Kanada) fehlte Titelverteidigerin Kimberly Jeß (TSV Bayer 04 Leverkusen), die mit diversen Problemen zu kämpfen hatte und nicht an ihr altes Leistungsvermögen anknüpfen konnte. Nadja Kampschulte (TG Harkort Wetter) war immerhin 1,82 Meter hoch gesprungen und hätte bei der WM gute Chancen gehabt, erlitt jedoch eine Verletzung am Sprungfuß.
Mit Mehrkämpferin Deborah Brodersen (LG Weserbergland) und Alexandra Plaza (LG ASV/DSHS Köln) waren zwei B-Jugendliche in Kanada am Start. Beide scheiterten jedoch schon in der Qualifikation.
Ebenfalls mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte Melina Brenner (LG Wipperfürth), die einzige Starterin bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur. In der Halle war sie 1,83 Meter hoch gesprungen, doch danach erlitt sie einen Ermüdungsbruch, musste sechs Wochen pausieren und kam erst am Ende der Saison wieder in Form. Sie war in Singapur noch nicht soweit, um eine bessere Leistung abrufen zu können, und schied in der Qualifikation mit 1,73 Metern aus.
Auffällig bei den Hochspringerinnen, wie auch bei ihren männlichen Disziplinkollegen, waren die häufigen Verletzungen. DLV-Trainerin Brigitte Kurschilgen sieht eine der Ursachen dafür in den Spezifika der Disziplin Hochsprung.
„Wir haben keine axiale Belastung, das heißt weil man in einer Kurve anläuft und aus der Kurve abspringt, ist der Fuß in einer besonderen Weise belastet. Wir kooperieren schon seit Jahren auch im Nachwuchsbereich mit der Sportmedizin in Sendenhorst, um Schwachstellen frühzeitig aufzudecken. Akute Verletzungen können dennoch auftreten und eine Saison beeinträchtigen.“
UNSERE TOP DREI |
| Ariane Friedrich LG Eintracht Frankfurt 26 Jahre SB: 2,02 m PB: 2,06 m (2009) DM: 1. Platz | EM: 3. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Bestenliste: 2. Platz Welt-Jahresbestenliste: 3. Platz |
| Meike Kröger LG Nord Berlin 24 Jahre SB: 1,88 m | Halle 2,00 m PB: 1,93 m (2009) | Halle 2,00 m (2010) DM: 2. Platz | EM: DNS DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Bestenliste: 48. Platz Welt-Jahresbestenliste: 72.Platz |
| Marie-Laurence Jungfleisch LC Rothaus-Breisgau 20 Jahre SB: 1,90 m PB: 1,90 m (2010) DM: 4. Platz | EM: DNS DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Bestenliste: 25. Platz Welt-Jahresbestenliste: 44. Platz |
DIE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Nadja Kampschulte TG Harkort Wetter 18 Jahre SB: 1,82 m PB: 1,82 m (2009/2010) Nadja Kampschulte schaffte in diesem Jahr 1,82 Meter. Bei der U20-WM in Moncton (Kanada) hätte sie eine gute Chance gehabt, aber eine Verletzung am Sprungfuß machte einen Start unmöglich. |
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DER PECHVOGEL |
| Julia Wanner LAC Berlin 23 Jahre SB: -- PB: 1,93 m (2009) Julia Wanner schlug sich 2010 mit Verletzungsproblemen herum, durfte den Sprungfuß wegen eines Knochenödems nicht belasten. Damit fiel für sie die Sommersaison ins Wasser. Wird sie fit, ist mit ihr 2011 zu rechnen. |
2011 IM AUSBLICK |
Für die Hallen-EM in Paris bieten sich einige Athletinnen an. Allen voran Ariane Friedrich, die dort ihren Titel aus Turin (Italien) verteidigen würde. Bei Meike Kröger ist es noch nicht klar, ob sie die Hallensaison ernsthaft angehen wird. Die Verletzung des Sommers ist ausgeheilt, doch die Architekturstudentin schreibt gegenwärtig ihre Bachelor-Arbeit, die sehr anspruchsvoll und zeitintensiv ist.
Brigitte Kurschilgen zählt auch noch auf Julia Hartmann (TSV Bayer 04 Leverkusen), die vor einiger Zeit mitten in der deutschen Spitze war, aber seit zwei Jahren ihre verbesserten konditionellen Werte im Wettkampf noch nicht zeigen kann. Inzwischen hat sie mit Hans-Jörg Thomaskamp einen neuen Trainer.
Ebenfalls einen neuen Trainer hat Marie-Laurence Jungfleisch, die nach Stuttgart umgezogen ist und dort von Tamas Kiss trainiert wird. Für sie scheinen die als EM-Norm geforderten 1,92 Meter nicht unerreichbar zu sein, denn schließlich ist sie schon 1,90 Meter hoch gesprungen.
Für die WM in Daegu (Südkorea) hat DLV-Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen eine Zielvorstellung: „Zwei Athletinnen wären gut, drei wären eine Überraschung.“ Fest rechnet sie mit Ariane Friedrich. „Sie wird wie immer um eine Medaille kämpfen.“
Meike Kröger wird ihre Bachelorarbeit im Frühjahr abschließen und sich dann wieder voll auf den Hochsprung konzentrieren können. Dem Schützling von Jan-Gerrit Keil ist zuzutrauen, dass sie die WM-Norm von 1,95 oder 1,96 Metern schafft. Dann sollte auch für sie in Daegu der Einzug ins Finale möglich sein.
Für die U23-EM Ostrava (Tschechische Republik) ist Marie-Laurence Jungfleisch die erste Kandidatin. Sie sollte sich 2011 im Bereich von 1,87 bis 1,90 Meter stabilisieren. Damit hätte sie auch Medaillenchancen. Andere Athletinnen liegen im Moment noch zurück, doch Chancen haben auch sie, wenn sie einen Sprung nach vorn, sprich nach oben, machen.
Im Hinblick auf die U20-EM in Tallinn (Estland) gibt es eine Reihe von Springerinnen, die das Vermögen haben, die Norm von 1,82 Meter zu schaffen. Die B-Jugendliche Alexandra Plaza ist eine Kandidatin für die U18-WM in Lille (Frankreich), wenn sie die Leistung dieses Jahres bestätigen kann.
ZAHLEN UND FAKTEN |
2,02 - Ariane Friedrich (LG Frankfurt)
1,90 - Marie-Laurence Jungfleisch (LC Rothaus Breisgau)
1,88 - Meike Kröger (LG Nord Berlin)
1,88 - Annett Engel (SC Potsdam)
1,88 - Bianca Schmid (LG ovag Friedberg-Fauerbach)
1,86 - Melanie Bauschke (LG Nike Berlin)
1,84 - Julia Hartmann (TSV Bayer 04 Leverkusen)
1,83 - Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen)
1,83 - Christina Kiffe (ASC Darmstadt)
1,82 - Nadja Kampschulte (TG Harkort Wetter)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
EM: 3. Platz (A. Friedrich; 2,01 m)
U20-WM: keine
Olympische Jugendspiele: keine
Hallen-WM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 1,95 | Schnitt Top 10 | |
2005 | keine | 1,86 |
2006 | keine | 1,87 |
2007 | keine | 1,86 |
2008 | Ariane Friedrich (2,03) | 1,89 |
2009 | Ariane Friedrich (2,06) | 1,90 |
2010 | Ariane Friedrich (2,02) | 1,87 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 1,90 (D. Rath; A. Friedrich; B. Kähler) | 2,03 (Bergqvist/SWE) | 0,13 | 2,03 (Bergqvist/SWE) | 0,13 |
2006 | 1,91 (M. Skotnik; J. Hartmann; A. Friedrich) | 2,06 (Bergqvist/SWE) | 0,15 | 2,06 (Bergqvist/SWE) | 0,15 |
2007 | 1,94 (A. Friedrich) | 2,07 (Vlasic/CRO) | 0,13 | 2,07 (Vlasic/CRO) | 0,13 |
2008 | 2,03 (A. Friedrich) | 2,06 (Vlasic/CRO) | 0,03 | 2,06 (Vlasic/CRO) | 0,03 |
2009 | 2,06 (A. Friedrich) | 2,08 (Vlasic/CRO) | 0,02 | 2,08 (Vlasic/CRO) | 0,02 |
2010 | 2,02 (A. Friedrich) | 2,05 (Vlasic/CRO) | 0,03 | 2,05 (Vlasic/CRO; Howard Lowe/USA) | 0,03 |
WAS AUFFÄLLT |
- Mit Ariane Friedrich bestimmte auch 2010 eine deutsche Springerin das Weltniveau mit.
- Der Schnitt der TOP 10 ging in diesem Jahr wieder etwas zurück.
- Sprangen 2009 immerhin fünf Athletinnen 1,90 Meter und höher, schafften das 2010 mit Ariane Friedrich und Marie-Laurence Jungfleisch nur zwei. Hier wird die Verletzungsmisere sichtbar.
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