leichtathletik.de-Check - Hochsprung Männer
Die WM in Moskau (Russland) ist der Höhepunkt des Jahres 2013 gewesen. Aber auch der Nachwuchs war bei U20- und U23-EM sowie der U18-WM international unterwegs. Dazu kamen Team- und Hallen-EM. leichtathletik.de blickt in den verschiedenen Diziplinbereichen auf das ereignisreiche Jahr zurück.
2013 IM RÜCKBLICK |
Er startet gut ins Jahr, konnte diesen Eindruck dann aber nicht bestätigen: Matthias Haverney (Foto: Gantenberg)
Es gibt wenig, was sich schönreden ließ. Mit 2,24 Metern stehen Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt) und Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf Platz eins der Deutschen Bestenliste. Das sind sogar noch zwei Zentimeter unter der deutschen Bestleistung aus dem Vorjahr, die damals schon die schwächste seit der Saison 1978 war und die Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen als „Seuchenjahr“ bezeichnete. Die Seuche setzt sich offenbar fort, denn auch in diesem Sommer wurden die deutschen Hochspringer, deren Sportart erfahrungsgemäß eine verletzungsintensive ist, erneut von einigen Problemen heimgesucht. Bestes, aber auch traurigstes Beispiel: Raúl Spank (Dresdener SC 1898), der aufgrund von Kniebeschwerden das ganze Jahr ausfiel. Seine Abwesenheit war schlicht nicht zu kompensieren.
Dabei hatte das Jahr gar nicht schlecht angefangen. Matthias Haverney floppte gleich zu Beginn der Hallensaison über 2,26 Meter, doch sowohl bei der Hallen-DM in Dortmund, wo er mit indiskutablen 2,15 Metern siegte, als auch bei der Hallen-EM in Göteborg (Schweden), wo er in der Quali mit 2,13 Metern ausschied, konnte er an diese Leistung anknüpfen. „Es scheint, als hätte ich das Hochspringen verlernt“, sagte der Dresdener damals entsprechend frustriert.
Auch unter freiem Himmel lief es nicht besser für den 28-Jährigen. Zwar holte er sich auch hier Gold bei der DM in Ulm, aber mit diesem Wettkampf und einer Jahresbestleistung von 2,22 Meter beendete er die Saison. Wenig besser erging es Martin Günther, der trotz guter Trainingsergebnisse nach seinem Achillessehnenriss vor zwei Jahren noch nicht an alte Leistungsstärke anknüpfen konnte.
Und auch Eike Onnen (LG Hannover) fand nicht in die Saison. Seine Ausbildung bei der Landespolizei raubte doch mehr Zeit als erwartet. So viel, dass er die Saison mit 2,12 Metern beendete. U20-Vizeweltmeister Falk Wendrich (TV Wattenscheid) vervollständigt den Verletzungsreigen, er beendete die Saison frühzeitig aufgrund eines Muskelfaserrisses.
Dabei braucht sich der Nachwuchs hingegen nicht zu verstecken. Mateusz Przybylko wurde etwa Fünfter bei der U23-EM in Tampere (Finnland) – mit Bestleistung von 2,24 Metern.
Bei der U20-EM in Rieti (Italien) trat Tobias Potye (FC Aschheim) gar in die Fußstapfen von Olympiasieger Dietmar Mögenburg, der 1979 ebenfalls Gold bei einer U20-EM geholt hatte.
UNSERE TOP DREI |
| Martin Günther LG Eintracht Frankfurt 27 Jahre SB: 2,24 m PB: 2,24 m (2008), 2,30 m (2010, Halle) DM: 2. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 34. Platz Welt-Jahresbestenliste: 72. Platz |
| Mateusz Przybylko TSV Bayer 04 Leverkusen 21 Jahre SB: 2,24 m (Freiluft), 2,21 m (Halle) PB: 2,24 m (2013) DM: 3. Platz | U23-EM: 5. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 34. Platz Welt-Jahresbestenliste: 80. Platz |
DER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Tobias Potye FC Aschheim 18 Jahre SB: 2,20 m PB: 2,20 m (2013) Er hat sich in diesem Jahr super entwickelt. Tobias Potye sprang bei der U20-Europameisterschaft in Rieti (Italien) zu Gold - und steigerte dabei seine Bestleistung um drei Zentimeter auf 2,20 Meter. |
DER PECHVOGEL |
| Raúl Spank Dresdner SC 1898 25 Jahre SB: keine PB: 2,33 m (2009) Gleich zweimal musste der WM-Dritte von 2009 in diesem Jahr unters Messer. Wegen anhaltender Knieschmerzen konnte Raúl Spank in diesem Jahr gar nicht erst in Erscheinung treten. Nach einer OP an der Patellasehne sind die Probleme jetzt überwunden und er hat sein Leben komplett neu geordnet. Mit seinem neuen Trainer Rainer Pottel und neuem Verein (LG Nord Berlin) soll es im kommenden Jahr wieder auf Höhenjagd gehen. |
2014 IM AUSBLICK |
Raúl Spank will 2014 wieder fliegen (Foto: Chai)
Sie können es besser. Das haben die deutschen Hochspringer in der Vergangenheit bereits gezeigt. Martin Günther sprang bereits in der Halle über 2,30 Meter, Matthias Havereny 2,28 Meter und Raúl Spank und Eike Onnen sowieso schon mehrfach über die 2,30er Marke. Grundvoraussetzung, um an diese Leistungen wieder anzuknüpfen, ist vor allem eins: Gesundheit. Raúl Spank ist nach seiner Knie-Operation bereits wieder guter Dinge. Der neue Trainer (Rainer Pottel), die neue Heimat und der neue Verein (LG Nord Berlin) sollen Rückenwind für das kommende Jahr geben. Denn da ruft die Europameisterschaft in Zürich (Schweiz; 12. bis 17. August), die viele deutsche Leichtathleten aufgrund der örtlichen Nähe schon fast zur Heim-EM ausgerufen haben. Mindestens zwei deutsche Hochspringer will Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen dort sehen.
Doch auch der Nachwuchs kann im kommenden Sommer wieder auf sich aufmerksam machen. Tobias Potye und auch der in diesem Sommer verletzte Falk Wendrich sind Kandidaten für die U20-WM, die in Eugene (USA) stattfinden wird, schließlich ist Wendrich sogar der aktuelle Vize-Weltmeister in dieser Klasse.
DAS SAGT DIE BUNDESTRAINERIN |
Im Aktiven-Bereich war die Leistung leider nicht gut. Wir hatten wieder einige Verletzungssorgen, es zeigt sich immer wieder, dass der Hochsprung eine verletzungsanfällige Disziplin ist. Aber nichtsdestotrotz waren die Leistungen unterdurchschnittlich. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Hallen- und Freiluft-Meisterschaften wider.
Gut waren hingegen die Leistungen der Nachwuchsspringer. Sowohl Mateusz Przybylko als auch Tobias Potye haben sich dieses Jahr glänzend präsentiert.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Das waren die beiden Nachwuchsspringer Mateusz Przybylko und Tobias Potye. Mateusz Przybylko ist in der Halle und unter freiem Himmel eine persönliche Bestleistung gesprungen, bei der U23-EM war er auf den Punkt fit und ist mit Bestleistung von 2,24 Metern Fünfter geworden. Über diese Entwicklung freue ich mich sehr. Aber natürlich auch der U20-EM-Titel von Tobias Potye war ganz stark. Der Nachwuchs macht Spaß.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Das übergeordnete Ziel ist, mindestens zwei Athleten zur EM nach Zürich zu schicken. Mein großer Wunsch ist, dass Raúl Spank gesund bleibt, sich gut in Berlin einlebt und der Trainer- und Ortswechsel die erhofften neuen Reize bringt. Er ist schließlich als 20-Jähriger schon 2,32 Meter gesprungen, das sind beste Voraussetzungen, um mit 25 Jahren noch höher zu springen.
Einen Aufschwung erhoffe ich mir auch wieder von Martin Günther, er ist schließlich auch schon über 2,30 Meter gesprungen und hat das Vermögen. Auch Mateusz Przybylko traue ich die EM-Norm zu, wenn er sich so hervorragend weiter entwickelt wie in diesem Jahr.
ZAHLEN UND FAKTEN |
2,24 - Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt)
2,24 - Mateusz Przybylko (TSV Bayer Leverkusen)
2,22 - Matthias Haverney (Dresdner SC 1898)
2,20 - Tobias Potye (FC Aschheim)
2,18 - Falk Wendrich (TV Wattenscheid)
2,17 - Rene Stauß (LAV Stadtwerke Tübingen)
2,16 - Torsten Sanders (Weseler TV)
2,15 - Hendrik Meier (LAV Stadtwerke Tübingen)
2,15 - David Nopper (LG Sigmaringen)
2,15 - Tim Schenker (LAC Erdgas Chemnitz)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
WM: keine
U23-EM: 5. Platz (Mateusz Przybylko, 2,24 m)
U20-EM: 1. Platz (Tobias Potye, 2,20 m)
U18-WM: keine
Hallen-EM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten >= 2,30 Meter | Schnitt Top 10 | |
2005 | Roman Fricke (2,30) | 2,21 |
2006 | keine | 2,19 |
2007 | Eike Onnen (2,34) | 2,21 |
2008 | Raul Spank (2,32), Eike Onnen (2,31) | 2,22 |
2009 | Raul Spank (2,33) | 2,22 |
2010 | Raul Spank (2,30) | 2,21 |
2011 | Raul Spank (2,32), Eike Onnen (2,31) | 2,22 |
2012 | keiner | 2,21 |
2013 | keiner | 2,18 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 2,30 (R. Fricke) | 2,38 (Sokolovskyy/UKR) | 0,08 | 2,38 (Freitag/RSA; Sokolovskyy/UKR) | 0,08 |
2006 | 2,28 (E. Onnen) | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 |
2007 | 2,34 (E. Onnen) | 2,35 (Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 | 2,35 (Thomas/BAH; Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 |
2008 | 2,32 (R. Spank) | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 |
2009 | 2,33 (R. Spank) | 2,35 (Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 | 2,35 (Manson/USA; Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 |
2010 | 2,30 (R. Spank) | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 |
2011 | 2,32 (R. Spank) | 2,36 (Dmitrik/RUS; Shustov/RUS) | 0,04 | 2,37 (Williams/USA) | 0,05 |
2012 | 2,26 (E. Onnen) | 2,39 (Ukhov/RUS) | 0,13 | 2,39 (Ukhov/RUS; Barshim/QAT) | 0,13 |
2013 | 2,24 (Günther; Przybylko) | 2,41 (Bondarenko/UKR) | 0,17 | 2,41 (Bondarenko/UKR) | 0,17 |
WAS AUFFÄLLT |
- Der Top-Ten-Schnitt ist mit 2,18 Metern so schwach wie seit 2006 nicht mehr.
- Mit Mateusz Przybylko, Tobias Potye und Falk Wendrich sind gleich drei Nachwuchsspringer unter den Top Fünf.
- 17 Zentimeter sind im Hochsprung fast schon zwei Welten. So groß war der Abstand zur Weltspitze mindestens seit dem Jahr 1970 nicht. Wobei zu bedenken ist, dass Bohdan Bondarenkos Jahresbestleistung von 2,41 Metern die Beste seit dem Jahr 1994 ist. Damals sprang der Kubaner Javier Sotomayor 2,42 Meter.
- Die deutsche Jahres-Bestleistung ist mit 2,24 Metern die schwächste seit 1974. In dem Jahr sprang Heinz-Günter Zimmer 2,22 Meter.
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