leichtathletik.de-Check - Hochsprung Männer
Die von internationalen Höhepunkten gespickte Saison 2012 ist Geschichte. Acht Medaillen bei Olympia in London (Großbritannien), einer erfolgreichen EM in Helsinki (Finnland) und einer Hallen-WM in Istanbul (Türkei) als Durchgangsstation sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2012 IM RÜCKBLICK |
Was bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften noch vielversprechend begann, entpuppte sich im Saisonverlauf für die deutschen Hochspringer als Seuchenjahr. Raúl Spank (Dresdner SC 1898) überzeugte in Karlsruhe mit neuer Hallen-Bestleistung von 2,32 Meter, doch bei der Hallen-WM in Istanbul (Türkei) war sein Höhenflug schon wenig später mit Platz neun und 2,28 Metern jäh beendet.
Im Freien konnte keiner der deutschen Topathleten in den Bereich seiner Bestleistung vorstoßen. Die Gründe lassen sich auf einen Nenner bringen: die DLV-Hochspringer waren vom Verletzungspech verfolgt. Zum ersten Mal seit 2006 war die magische Höhe von 2,30 Meter für alle deutschen Athleten außer Reichweite.
Raúl Spank und sein Vereinskamerad Matthias Haverney hatten sich 2011 noch auf hohem Niveau ein packendes Duell um den deutschen Titel geliefert. 2012 laborierten beide an Achillessehnen-Beschwerden. Die Dresdner quälten sich bis zur DM in Bochum-Wattenscheid, blieben dort aber höhengleich mit 2,22 Metern und den Plätzen zwei und drei unter ihren Möglichkeiten.
Nur ein Athlet konnte im Sommer die B-Norm von 2,26 Metern für die EM in Helsinki überspringen, und das war Eike Onnen (LG Hannover). Der Deutsche Meister schaffte es in Helsinki bis ins Finale und belegte mit 2,20 Metern Rang zehn. Eine bessere Platzierung verhinderte – wie sollte es anders sein – eine Verletzung: Den Niedersachsen plagte ein Knochen-Ödem am Sprungfuß.
Als bei den Olympischen Spielen die Medaillen vergeben wurden, sahen die deutschen Hochspringer nur zu. Dagegen mischte bei der U20-WM in Barcelona (Spanien) ein Nachwuchs-Athlet kräftig vorne mit: Der erst 17 Jahre alte Falk Wendrich (LAZ Soest) gewann mit deutscher U18-Bestleistung von 2,24 Metern Silber und sorgte damit für das einzige Highlight der Saison.
UNSERE TOP DREI |
| Eike Onnen LG Hannover 30 Jahre SB: 2,26 m PB: 2,34 m (2007) DM: 1. Platz | EM: 10. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 31. Platz Welt-Jahresbestenliste: 52. Platz |
| Raúl Spank Dresdner SC 1898 24 Jahre SB: 2,25 m (Freiluft), 2,32 m (Halle) PB: 2,33 m (2009) DM: 3. Platz | Hallen-WM: 9. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 35. Platz Welt-Jahresbestenliste: 63. Platz |
| Martin Günther LG Eintracht Frankfurt 26 Jahre SB: 2,22 m PB: 2,24 m (2008), 2,30 (2010, Halle) DM: 4. Platz DLV-Jahresbestenliste: 5. Platz Europa-Jahresbestenliste: 56. Platz Welt-Jahresbestenliste: 107. Platz |
DER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Falk Wendrich LAZ Soest 17 Jahre SB: 2,24 m PB: 2,24 m (2012) Falk Wendrich war 2012 der Lichtstreif am düsteren Hochsprung-Horizont. Gleich zweimal floppte er über die neue deutsche U18-Bestleistung von 2,24 Meter und holte bei der U20-WM gegen die bis zu zwei Jahre ältere Konkurrenz Silber. |
DER PECHVOGEL |
| Matthias Haverney Dresdner SC 1898 28 Jahre SB: 2,25 m PB: 2,28 m (2011) Den fragwürdigen Titel „Pechvogel des Jahres“ hätten sich gleich mehrere Athleten verdient. Die Wahl fiel schließlich auf Matthias Haverney, der nach einem starken Jahr 2011 sogar mit Olympia-Ambitionen in die Saison gestartet war. Starke Achillessehnen-Beschwerden machten Mitte Juni den Traum von seinem ersten internationalen Einsatz seit 2005 zunichte. |
2012 IM AUSBLICK |
Raúl Spank will 2013 wieder zu Höhenflügen ansetzen (Foto: Gantenberg)
Es kann eigentlich nur besser werden! Denn die Ergebnisse des Jahres 2012 spiegeln nicht das eigentliche Leistungsvermögen der deutschen Hochspringer wieder. Grundvoraussetzung für bessere Leistungen ist allerdings, dass die Hoffnungsträger wieder verletzungsfrei trainieren und springen können.Für den noch immer leicht angeschlagenen Raúl Spank steht laut Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen noch ein Fragezeichen über der Hallensaison. So steht Eike Onnen ganz oben auf der Liste der Kandidaten für die Hallen-EM in Göteborg. Dass Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt) in der Halle hoch springen kann, hat er 2010 mit einem Satz über 2,30 Meter und einem achten Platz bei der Hallen-WM bewiesen. Vielleicht kann er zwei Jahre nach seinem Achillessehnen-Riss wieder an alte Höhenflüge anknüpfen.
Eine hohe Hürde stellt im Sommer die Qualifikation für die WM in Moskau (Russland) dar. Sind Raúl Spank und Eike Onnen in Topform, können sie den Sprung ins DLV-Team schaffen und dort auch mit einer Finalteilnahme liebäugeln.
Für Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen), den Siebten der U20-EM 2011, liegt der Fokus auf der U23-EM in Tampere (Finnland). Falk Wendrich hat sich mit seinen Leistungen in die Reihe der Medaillenkandidaten für die U20-EM in Rieti (Italien) geschoben.
DAS SAGT DIE BUNDESTRAINERIN |
Das war ein Seuchenjahr! Wir hatten eine ungewöhnlich große Häufung an Verletzungen – Raúl Spank, Matthias Haverney, auch Eike Onnen, der zwar bei der EM dabei war aber dort mit einem Knochenödem am Sprungfuß angetreten ist. Mateusz Przybylko hat sich im März einen Bänderriss zugezogen und ist erst spät in die Saison eingestiegen, Sven Tarnowski hatte einen Meniskus-Riss und musste operiert werden.
Der einzige, der einigermaßen gesund war, war Martin Günther. Aber der hatte im Vorjahr die Achillessehnen-Verletzung. Es gab nicht wirklich Lichtblicke, das muss man einfach sagen. Zwei Drittel des Kaders haben nach der DM die Saison beendet.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Wenn man den Nachwuchs mit einbeziehen darf, dann war das natürlich die Entwicklung von Falk Wendrich. Mit der Silbermedaille bei der U20-WM konnte er, man muss schon sagen unerwartet, punkten. Denn auch er hatte sich im März einen Bänderriss zugezogen.
Beim Hochsprung-Meeting in Eberstadt im September war er sogar in einer noch besseren Form als in Barcelona. Der gerissene Sprung über 2,27 Meter war sehr knapp und lässt darauf hoffen, dass Falk in Zukunft auch 2,30 Meter springen kann. Das Ziel ist aber zunächst eine Stabilisierung um 2,25 Meter und die Teilnahme an der U20-EM.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Ich wünsche mir einfach, dass alle Athleten gesund durchkommen! Raúl Spank ist noch immer nicht ganz verletzungsfrei, hat Knieprobleme. Ich habe ihm dazu geraten keine Hallensaison bestreiten, sondern sich die Zeit zu nehmen, lange Grundlagen aufzubauen. Denn er tendiert dazu, sich schnell mit intensiven und harten Trainingseinheiten in Form bringen zu wollen.
Eike Onnen ist eine Wundertüte – das meine ich nicht despektierlich: Wenn er gesund ist, ist er in der Lage, sehr hohe Höhen zu springen. Ich hoffe, dass er über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei trainieren kann, um wieder an frühere Erfolge anzuknüpfen.
Im Nachwuchsbereich sind wir bei den Herren insgesamt nicht so breit aufgestellt wie bei den Damen. Mateusz Przybylko traue ich die Norm für die U23-EM zu. Falk Wendrich ist unser Kandidat für die U20-EM.
ZAHLEN UND FAKTEN |
2,26 - Eike Onnen (LG Hannover)
2,25 - Raul Spank (Dresdner SC 1898)
2,25 - Matthias Haverney (Dresdner SC 1898)
2,24 - Falk Wendrich (LAZ Soest)
2,22 - Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt)
2,20 - Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)
2,18 - Benjamin Lauckner (LAC Erdgas Chemnitz)
2,16 - René Stauß (VfL Sindelfingen)
2,15 - Sebastian Kneifel (TSV Bayer 04 Leverkusen)
2,14 - Sven Tarnowski (TV Rheinfelden)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
OS: keine
EM: keine
U20-WM: 2. Platz (Falk Wendrich, 2,24 m)
Hallen-WM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten >= 2,30 Meter | Schnitt Top 10 | |
2005 | Roman Fricke (2,30) | 2,21 |
2006 | keine | 2,19 |
2007 | Eike Onnen (2,34) | 2,21 |
2008 | Raul Spank (2,32), Eike Onnen (2,31) | 2,22 |
2009 | Raul Spank (2,33) | 2,22 |
2010 | Raul Spank (2,30) | 2,21 |
2011 | Raul Spank (2,32), Eike Onnen (2,31) | 2,22 |
2012 | keiner | 2,21 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 2,30 (R. Fricke) | 2,38 (Sokolovskyy/UKR) | 0,08 | 2,38 (Freitag/RSA; Sokolovskyy/UKR) | 0,08 |
2006 | 2,28 (E. Onnen) | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 |
2007 | 2,34 (E. Onnen) | 2,35 (Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 | 2,35 (Thomas/BAH; Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 |
2008 | 2,32 (R. Spank) | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 |
2009 | 2,33 (R. Spank) | 2,35 (Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 | 2,35 (Manson/USA; Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 |
2010 | 2,30 (R. Spank) | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 |
2011 | 2,32 (R. Spank) | 2,36 (Dmitrik/RUS; Shustov/RUS) | 0,04 | 2,37 (Williams/USA) | 0,05 |
2012 | 2,26 (E. Onnen) | 2,39 (Ukhov/RUS) | 0,13 | 2,39 (Ukhov/RUS; Barshim/QAT) | 0,13 |
WAS AUFFÄLLT |
- Die Jahres-Bestleistung von Eike Onnen ist die schwächste seit 1978, als Carlo Thränhardt und André Schneider als Jahresbeste ebenfalls 2,26 Meter sprangen.
- Der Abstand zur Weltspitze mit den 2,39 Meter-Springern Ivan Ukhov (Russland) und Mutaz Essa Barshim (Katar) hat sich deutlich vergrößert und ist mit 13 Zentimetern so groß wie seit 1974 nicht.
- Mit Falk Wendrich hat ein 17-Jähriger den Sprung in die deutschen Top Vier geschafft und bereits angedeutet, dass bei 2,24 Metern noch lange nicht Schluss sein soll.
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