leichtathletik.de-Check - Hochsprung Männer
Die Saison 2010 mit einer erfolgreichen EM ist Geschichte. Den guten Leistungen in Barcelona (Spanien), bei der Team-EM in Bergen (Norwegen) und der Hallen-WM in Doha (Katar) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2010 IM RÜCKBLICK |
Raúl Spank (Dresdner SC 1898) fühlte sich 2009 in der Weltspitze pudelwohl, als er sich im Berliner Olympiastadion WM-Bronze holte. Daran wollte er auch 2010 anknüpfen, doch schon im Dezember gab es einen Dämpfer, als er sich verletzte und operiert werden musste. Lange brauchte er, um wieder fit zu werden.
Die Hallensaison fiel für Raúl Spank aus, aber Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt) sprang in die Bresche. Bei der Hallen-DM steigerte er sich überraschend auf eine neue Bestleistung von 2,30 Metern, holte den Meistertitel. Auch bei der Hallen-WM schlug er sich wacker, überstand die Qualifikation mit 2,26 Metern souverän und wurde im Finale mit 2,24 Metern Achter.
Hoffnung also für den Sommer, doch die EM-Norm von 2,28 Metern sollte dann für alle Athleten eine zu hohe Hürde darstellen.
Raúl Spank war zwar körperlich wieder fit, gewann auch den Titel bei den Deutschen Meisterschaften. Er selbst war überzeugt, auch in Barcelona eine gute Leistung bringen zu können, doch die Nominierungsgremien des DLV sprachen sich gegen ihn aus, eben weil er die von ihm einmal zu springende Norm von 2,28 Meter nicht geschafft hatte. Man wollte ihm keine Sonderrolle zubilligen, es nützte ihm nichts, dass er darauf verwies, dass er eben ein besonderer Athlet sei, der auch früher unter schwierigen Voraussetzungen immer seine Leistung gebracht habe. Und auch sein Satz von 2,30 Meter beim Sieg in Eberstadt half ihm hinterher nicht mehr, bewies aber sein Leistungsvermögen.
Von den anderen Hochspringern schaffte ebenfalls keiner die EM-Norm. Am ehesten hatte man mit Martin Günther gerechnet. Doch gerade durch die 2,30 Meter war ein besonderer Druck entstanden. So konnte er in den Wettkämpfen nie sein normales Leistungsniveau anbieten.
Auch Benjamin Lauckner (LAC Erdgas Chemnitz) und Matthias Haverney (Dresdner SC 1898) kämpften vergeblich um die 2,28 Meter, bei 2,25 Metern war für sie Endstation. „Benjamin Lauckner bewegt sich ja schon seit einigen Jahren auf einem Niveau von 2,25 Metern und man hofft immer, dass mal der Knoten platzt“, schätzt DLV-Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen ein.
Einfacher ist da die Erklärung bei Matthias Haverney, der seit eineinhalb Jahren ebenso wie Raúl Spank in Dresden von Jörg Elbe trainiert wird. Er zog sich im April im Trainingslager einen Bänderriss am Knie zu und litt lange darunter. So gesehen waren die 2,25 Meter im ersten Wettkampf schon eine große positive Überraschung. „Bei Matthias sehe ich sehr positiv, dass sich nach und nach eine technische Veränderung einstellt. Es ist ja immer schwierig, ein eingefahrenes Bewegungsmuster zu verändern, und er ist auf einem guten Weg.“
Zu den Sorgenkindern zählt nach wie vor Eike Onnen (LG ASV/DSHS Köln). Nachdem er verletzungsbedingt einen Start bei der WM in Berlin verpasste, war er im Herbst 2009 nach Köln gegangen, hatte sich dort der Trainingsgruppe um 2,34-Meter-Springer Kabelo Kgosiemang (Botswana) angeschlossen. Doch auch 2010 hatte er weiter mit Fußproblemen zu kämpfen. „Wenn er gesund ist, ist er ein Topathlet, kann 2,30 Meter und höher springen“, sieht es Brigitte Kurschilgen optimistisch.
Nicht ganz nach Wunsch verlief für Mateusz Przybylko ( TSV Bayer 04 Leverkusen) die U20-WM in Moncton (Kanada). „Schon beim Einspringen lief es nicht, denn die da aufgelegten 2,10 Meter waren einfach ungewohnt hoch für ihn und auch für viele andere Springer“, schildert Brigitte Kurschilgen ihre Eindrücke. „Und im Wettkampf hatte er dann auch mit seinen Nerven zu kämpfen.“ So war es kein Wunder, dass er in der Quali mit 2,10 Metern ausschied. Danach aber zeigte er in weiteren Wettkämpfen, dass er ein höheres Vermögen als diese 2,10 Meter hatte.
UNSERE TOP DREI |
| Raúl Spank Dresdner SC 1898 22 Jahre SB: 2,30 m PB: 2,33 m (2009) DM: 1. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 10. Platz Welt-Jahresbestenliste: 15. Platz |
| Martin Günther LG Eintracht Frankfurt 24 Jahre SB: 2,23 m PB: 2,24 m (2008) DM: 2. Platz DLV-Jahresbestenliste: 4. Platz Europa-Jahresbestenliste: 51. Platz Welt-Jahresbestenliste: 84. Platz |
| Benjamin Lauckner LAC Erdgas Chemnitz 23 Jahre SB: 2,25 m PB: 2,26 m (2007) DM: 6. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 38. Platz Welt-Jahresbestenliste: 59. Platz |
DER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Mateusz Przybylko TSV Bayer 04 Leverkusen 18 Jahre SB/PB: 2,16 m Deutscher Jugendmeister drinnen wie draußen, Deutscher Juniorenmeister und U20-WM-Starter. An Mateusz Przybylko führt national kein Weg als Hoffnungsträger vorbei. |
DER PECHVOGEL |
| Eike Onnen LG ASV/DSHS Köln 28 Jahre SB: 2,22 m PB: 2,34 m (2007) Eike Onnen kämpfte auch 2010 mit Fußproblemen, so dass er seine nach wie vor vorhandenen großen Potenzen nicht ausreizen konnte. |
2011 IM AUSBLICK |
Für die Hallen-EM in Paris (Frankreich) rechnet DLV-Trainerin Brigitte Kurschilgen vor allem mit zwei Athleten. „Ich hoffe, dass Raúl Spank wieder fit ist und Martin Günther seine tolle Leistung vom Vorjahr wiederholt.“ Die Quali-Norm wird wohl bei 2,27 Metern liegen und diese Höhe ist für beide möglich. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass noch ein dritter Athlet eine Überraschung bringt.
Die Hürde vor der Nominierung für die Freiluft-WM in Daegu (Südkorea) wird dann ebenfalls die Quali-Norm sein, die wahrscheinlich bei 2,30 Metern liegen dürfte. „Raúl Spank sehe ich dafür als sicheren Kandidaten, wenn er denn gesund ist“, blickt die Bundestrainerin voraus. „Aber auch Martin Günther kann eine solche Höhe springen.“
Eike Onnen ist schon mal 2,34 Meter gesprungen, und für einen solchen Athleten ist es damit auch psychologisch leichter, wieder in solche Höhen zu fliegen. Aber bei ihm ist die Gesundheit der springende Punkt.
Für Raúl Spank ist das Ziel für die WM klar: „Ich will wieder um eine Medaille kämpfen.“ Sein Selbstbewusstsein hat er nach der Enttäuschung des Jahres 2010 nun wiedergefunden.
Für die U23-EM in Ostrava (Tschechische Republik) macht sich eine Dreiergruppe Hoffnung auf eine Nominierung. Oliver Bräutigam (SC Potsdam) hat immerhin die 2,20 Meter in diesem Jahr bewältigt. Allerdings hat er noch nicht die nötige Konstanz in seinen Wettkämpfen erreicht. Zudem wird er 2011 Prüfungen zu absolvieren haben. Sven Tarnowski (TV Rheinfelden) und Hendrik Meier (Hannover 96) sind die beiden anderen Kandidaten, die beide 2010 durch Bänderrisse gehandicapt waren. Für Hendrik Meier bleibt zudem abzuwarten, wie er den Wechsel nach Stuttgart zu Trainer Tamas Kiss verkraftet.
Für die U20-EM in Tallinn (Estland) ist Mateusz Przybylko der aussichtsreiche Kandidat, dem die Norm von 2,15 Metern keine Mühe bereiten sollte. Zwar hatte auch er am Ende der Saison einen Bänderriss, aber gegenwärtig trainiert er wieder beschwerdefrei.
„Ansonsten sieht es im männlichen Jugendbereich recht schwach aus, die Decke ist da sehr dünn“, urteilt DLV-Trainerin Brigitte Kurschilgen. Und sie nennt auch den Hauptgrund dafür: „ Wir konkurrieren in der männlichen Jugend vom Typ her mit den Spielsportarten, eben Handball, Volleyball, Basketball. Viele Jugendliche sind einfach Mannschaftssportler.“
ZAHLEN UND FAKTEN |
2,30 - Raúl Spank (Dresdner SC 1898)
2,25 - Matthias Haverney (Dresdner SC 1898)
2,25 - Benjamin Lauckner (LAC Erdgas Chemnitz)
2,23 - Martin Günther (LG Eintracht Frankfurt)
2,22 - Eike Onnen (LG ASV/DSHS Köln)
2,20 - Sebastian Kneifel (TSV Bayer 04 Leverkusen)
2,20 - Oliver Bräutigam (SC Potsdam)
2,16 - Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)
2,15 - Tim Riedel (TV Wattenscheid 01)
2,13 - Hendrik Meier (Hannover 96)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
EM: keine
U20-WM: keine
Olympische Jugendspiele: keine
Hallen-WM: 8. Platz (Martin Günther; 2,24 m)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten >= 2,30 Meter | Schnitt Top 10 | |
2005 | Roman Fricke (2,30) | 2,21 |
2006 | keine | 2,19 |
2007 | Eike Onnen (2,34) | 2,21 |
2008 | Raul Spank (2,32), Eike Onnen (2,31) | 2,22 |
2009 | Raul Spank (2,33) | 2,22 |
2010 | Raul Spank (2,30) | 2,21 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 2,30 (R. Fricke) | 2,38 (Sokolovskyy/UKR) | 0,08 | 2,38 (Freitag/RSA; Sokolovskyy/UKR) | 0,08 |
2006 | 2,28 (E. Onnen) | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 |
2007 | 2,34 (E. Onnen) | 2,35 (Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 | 2,35 (Thomas/BAH; Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 |
2008 | 2,32 (R. Spank) | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 |
2009 | 2,33 (R. Spank) | 2,35 (Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 | 2,35 (Manson/USA; Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 |
2010 | 2,30 (R. Spank) | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 |
WAS AUFFÄLLT |
- Raúl Spank ist weiterhin der überragende deutsche Hochspringer
- Trotz Verletzung konnte Raúl Spank mit den 2,30 Metern von Eberstadt den Abstand zur absoluten Weltspitze gering halten.
- Der Top-Ten-Durchschnitt Deutschlands ist weiterhin recht stabil.
- Tonangebend: Russland stellt zum fünften Mal in Folge einen Welt- und Europajahresbesten.
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