leichtathletik.de-Check - Hürdensprint Frauen
Die Saison 2011 mit einer erfolgreichen WM in Daegu (Südkorea) ist Geschichte. Guten WM-Leistungen, Erfolgen bei der Team-EM in Stockholm (Schweden) und der Hallen-EM in Paris (Frankreich) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2011 IM RÜCKBLICK |
Die Hallensaison gehörte der besten deutschen Hürdensprinterin Carolin Nytra (MTG Mannheim). Trotz Verletzungsproblemen sprintete sie in der Topzeit von 7,80 Sekunden zum Hallen-EM-Titel. Nur drei deutsche Athletinnen waren je schneller. „Diese Zeit ist sogar höher einzuschätzen als ihre Freiluft-Bestzeit von 12,57 Sekunden“, betont Disziplintrainer Rüdiger Harksen, der Carolin Nytra seit Anfang des Jahres auch als Heimtrainer betreut.
Doch ein Angriff auf ihre Freiluft-Bestzeit blieb 2011 aus: Die 26-Jährige zog sich im Trainingslager in Monte Gordo (Portugal) einen Muskelfaserriss zu. Kaum war der überstanden, plagten sie Dauerschmerzen im Rücken, zurückzuführen auf eine Labilität im unteren Lendenwirbel-Bereich. Anfang August entschied sich die Mannheimerin schließlich dazu, die Saison abzubrechen. „Wir haben alles probiert, damit Caro starten kann, aber am Ende ist uns die Zeit weggelaufen“, erklärt Rüdiger Harksen.
In die Bresche sprang auf eindrucksvolle Weise die Leipzigerin Cindy Roleder. In 13,10 Sekunden gewann sie Bronze bei der U23-EM in Ostrava (Tschechische Republik). Die gleiche Zeit bescherte ihr beim DM-Finale in Kassel den deutschen Meistertitel. Mit neuer Bestzeit von 12,91 Sekunden machte sie eine Woche später die WM-Nominierung perfekt.
In Daegu (Südkorea) konnte die 22-Jährige diese Leistung noch einmal bestätigen: In erneut 12,91 Sekunden belegte sie im WM-Halbfinale Platz fünf. „Ich muss Cindy ein ganz großes Kompliment machen“, lobt der Disziplintrainer. „Sie hat sich für eine junge Athletin sehr, sehr gut präsentiert. In ihrem Alter sind nur wenige Deutsche so schnell gelaufen.“
Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) hätte für einen WM-Start ihre Bestleistung von 12,96 aus dem Vorjahr bestätigen müssen. Die 24-Jährige startete mit vielversprechenden, aber windunterstützten 12,91 Sekunden in die Saison. Doch ähnlich wie Carolin Nytra hatte auch sie im weiteren Saisonverlauf mit Rückenproblemen zu kämpfen. So blieb die WM-Norm für sie unerreicht. „Für Nadine war es ein kleines Seuchenjahr“, stellt Rüdiger Harksen fest.
Der Disziplintrainer hätte sich gewünscht, mit mindestens zwei Athletinnen nach Daegu zu fahren. Zu den WM-Kandidatinnen hatte er im Vorfeld auch Anne-Kathrin Elbe (LAZ Leipzig) gezählt. Sie hätte für eine Nominierung ihre Bestzeit von 13,08 Sekunden deutlich steigern müssen, kam aber im vergangenen Jahr nicht über eine Zeit von 13,15 Sekunden hinaus.
Für die Athletinnen des Jahrgangs 1991, die 2010 als A-Jugendliche in die Weltspitze sprinteten, lief es ebenfalls nicht ganz rund: Bei Miriam Hehl (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) hinterließ die Doppelbelastung von Studium und Leistungssport Spuren. Auch Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) blieb 13 Hundertstelsekunden über ihrer Bestzeit und Jenna Pletsch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) konnte wegen einer Knie-OP keine Wettbewerbe absolvieren. „Wir hatten eine durchwachsene Saison“, bilanziert Rüdiger Harksen.
Rund lief es dagegen für den deutschen Nachwuchs. Bei der U20-EM schafften es gleich zwei deutsche Starterinnen ins Finale: Die erst 17-jährige Franziska Hofmannn (LAZ Erdgas Chemnitz) belegte Platz fünf, Svenja Rieck (LG Wennigsen) wurde Achte. Alexandra Burghardt (LAZ Inn) wurde bei der U18-WM Vierte, und Monika Zapalska (TuS Lintorf) gewann beim Europäischen Jugendolympia-Festival (EYOF) Silber.
UNSERE TOP DREI |
| Cindy Roleder LAZ Leipzig 22 Jahre SB: 12,91 sec PB: 12,91 sec (2011) DM: 1. Platz | WM: 5. Platz HF DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 9. Platz Welt-Jahresbestenliste: 33. Platz |
| Anne-Kathrin Elbe LAZ Leipzig 24 Jahre SB: 13,15 sec PB: 13,08 sec (2010) DM: 2. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 37. Platz Welt-Jahresbestenliste: 92. Platz |
| Nadine Hildebrand LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg 24 Jahre SB: 13,16 sec PB: 12,96 sec (2010) DM: 3. Platz DLV-Jahresbestenliste: 4. Platz Europa-Jahresbestenliste: 38. Platz Welt-Jahresbestenliste: 97. Platz |
UNSERE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Alexandra Burghardt LAZ Inn 17 Jahre SB: 13,42 sec (0,76 m) PB: 13,42 sec (2011) Alexandra Burghardt beeindruckte bei der U18-WM mit neuer Bestzeit und Platz vier. Auch ohne die Hürden war sie pfeilschnell unterwegs: Als Startläuferin der deutschen U20-Staffel holte sie bei der U20-EM mit neuem Jugend-Europarekord die Goldmedaille. |
DER PECHVOGEL |
| Carolin Nytra MTG Mannheim 26 Jahre SB: - PB: 12,57 sec (2010) Carolin Nytra musste die Sommersaison abbrechen, ohne einen einzigen Wettkampf absolviert zu haben. Ein Muskelfaserriss und anhaltende Rückenschmerzen machten ihren Traum vom WM-Finale zunichte. |
2012 IM AUSBLICK |
Die Chancen stehen gut, dass wir Cindy Roleder auch 2012 wieder im Nationaltrikot sehen (Foto: Chai)
In Cindy Roleder wird die Mannheimerin im kommenden Jahr eine starke nationale Konkurrentin finden, die mit großem Selbstbewusstsein in die Olympiasaison starten kann. Diesen beiden Athletinnen räumt der Disziplintrainer die größten Chancen auf ein Ticket für London ein. Doch auch Nadine Hildebrand traut er die Norm von 12,92 Sekunden zu. Für Anne-Kathrin Elbe gilt es, ihre hohe Grundschnelligkeit über den Hürden umzusetzen, dann ist auch für sie eine Zeit unter 13 Sekunden möglich.
Einem Doppelstart in Helsinki (21. bis 27. Juni) und London (3. bis 12. August) stehe nichts im Wege, verkündet Rüdiger Harksen: „Die Europameisterschaften sind eine hervorragende Vorbereitung für die Olympischen Spiele. Wichtig ist ein dosiertes Training und viel Fingerspitzengefühl im Saisonaufbau.“
Auch die jüngeren Athletinnen haben die Weichen für eine erfolgreiche Saison gestellt: Jenna Pletsch hat ein Studium in Mannheim begonnen und sich der Trainingsgruppe des Disziplintrainers angeschlossen. Miriam Hehl hat ihren Studiengang gewechselt, um mehr Zeit für den Sport zu haben. Mit Pamela Dutkiewicz und Carina Schöckel (LG Ratio Münster) stehen zwei weitere Hürdensprinterinnen des Jahrgangs 1991 in den Startlöchern.
Die U20-Athletinnen kämpfen im Juli in Barcelona (Spanien) um Weltmeister-Titel. Zu rechnen ist hier sicher wieder mit Alexandra Burghardt, die im kommenden Jahr in die A-Jugend aufrückt. „Alexandra ist ein herausragendes Talent, sowohl über die Hürden als auch im Flachsprint“, sagt Rüdiger Harksen.
Doch ein Selbstläufer wird die U20-WM-Qualifikation für die Bayerin sicher nicht: Monika Zapalska und Sandra Gottschalk (TuS Jena) waren im vergangen Jahr nur wenig langsamer als die 17-Jährige. Franziska Hofmann und Svenja Rieck konnten über die A-Jugend-Hürden schon internationale Erfahrung sammeln. „Bei den Jugendlichen muss man abwarten. Da machen wir keinen Druck“, betont der Disziplintrainer.
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten12,91 - Cindy Roleder (LAZ Leipzig)
13,14 - Jennifer Oeser (TSV Bayer Leverkusen)
13,15 - Anne-Kathrin Elbe (LAZ Leipzig)
13,16 - Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)
13,32 - Lilli Schwarzkopf (LG Rhein/Wied)
13,43 - Pamela Spindler (LG Telis Finanz Regensburg)
13,46 - Amina Ferguen (LG Hannover)
13,48 - Maren Schwerdtner (Hannover 96)
13,50 - Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01)
13,52 - Miriam Hehl (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)Internationale Endkampf-Platzierungen 2011
WM: keine
U23-EM: 3. Platz (Cindy Roleder; 13,10 sec)
U20-EM: 5. Platz (Franziska Hofmann; 13,80 sec) und 8. Platz (Svenja Rieck; 13,97 sec)
U18-WM: 4. Platz (Alexandra Burghardt; 13,42 sec)
Hallen-EM: 1. Platz (Carolin Nytra; 7,80 sec)Entwicklung des Spitzenniveaus
Jahr | Athletinnen <13,00 sec | Schnitt Top 10 |
2005 | Kirsten Bolm (12,59), Tina Klein (12,97) | 13,24 |
2006 | Kirsten Bolm (12,65) | 13,31 |
2007 | keine | 13,28 |
2008 | Carolin Nytra (12,82) | 13,24 |
2009 | Carolin Nytra (12,78) | 13,36 |
2010 | Carolin Nytra (12,57), Nadine Hildebrand (12,96), Cindy Roleder (12,98) | 13,16 |
2011 | Cindy Roleder (12,91) | 13,31 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 12,59 (K. Bolm) | 12,59 (Bolm/GER) | 0,00 | 12,43 (Perry/USA) | 0,16 |
2006 | 12,65 (K. Bolm) | 12,52 (Kallur/SWE) | 0,13 | 12,43 (Perry/USA) | 0,22 |
2007 | 13,14 (A. Funck) | 12,49 (Kallur/SWE) | 0,65 | 12,44 (Perry/USA) | 0,70 |
2008 | 12,82 (C. Nytra) | 12,50 (Onyja/ESP) | 0,32 | 12,43 (Jones/USA) | 0,39 |
2009 | 12,78 (C. Nytra) | 12,67 (O'Rourke/IRE) | 0,11 | 12,46 (Foster-H./USA) | 0,32 |
2010 | 12,57 (C. Nytra) | 12,57 (Nytra/GER) | 0,00 | 12,52 (Lopes-Schl./CAN) | 0,05 |
2011 | 12,91 (C. Roleder) | 12,56 (Porter/GBR) | 0,35 | 12,28 (Pearson/AUS) | 0,63 |
WAS AUFFÄLLT |
- Gleich drei Siebenkämpferinnen haben den Sprung in die Top 10 des deutschen Hürdensprints geschafft – allen voran Jennifer Oeser, die mit 13,14 Sekunden die zweitschnellste Zeit des Jahres hinlegte.
- Mit Ausnahme von Cindy Roleder und den Siebenkämpferinnen konnte sich keine der Top-Hürdensprinterinnen im Jahr 2011 verbessern.
- International sorgte die Australierin Sally Pearson mit einer Zeit von 12,28 Sekunden für die beste Leistung seit 19 Jahren – und dafür, dass der Abstand der Deutschen zur Weltspitze auf 63 Hundertstelsekunden wuchs.
- Den deutschen Hürdensprinterinnen gehört die Zukunft: Zwölf der 16 besten Athletinnen sind 24 Jahre oder jünger.
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