leichtathletik.de-Check - Hürdensprint Männer
Die WM in Moskau (Russland) ist der Höhepunkt des Jahres 2013 gewesen. Aber auch der Nachwuchs war bei U20- und U23-EM sowie der U18-WM international unterwegs. Dazu kamen Team- und Hallen-EM. leichtathletik.de blickt in den verschiedenen Diziplinbereichen auf das ereignisreiche Jahr zurück.
2013 IM RÜCKBLICK |
Die besten Zeiten des Jahres gingen 2013 auf das Konto des Leipzigers Erik Balnuweit – und zwar in der Halle und im Freien. Im Finale der Hallen-Europameisterschaften in Göteborg (Schweden) steigerte der 25-Jährige seine Bestleistung über 60 Meter Hürden auf 7,58 Sekunden und wurde Fünfter. Es sollte aus deutscher Sicht in der Männerklasse das stärkste internationale Ergebnis des Jahres bleiben.
Die Freiluft-Saison war für die deutschen Hürdensprinter geprägt von der vergeblichen Jagd nach der hohen WM-Norm, die der Weltverband IAAF auf 13,40 Sekunden gesetzt hatte. Nur ein Athlet schaffte über die zweite DLV-Norm den Sprung ins WM-Aufgebot, und das war Erik Balnuweit. In Mannheim hatte er sich Ende Mai auf 13,44 Sekunden gesteigert. In Moskau (Russland) war für ihn nach 13,68 Sekunden und Platz fünf schon nach dem WM-Vorlauf Endstation.
Groß war die Enttäuschung beim Offenburger Matthias Bühler, der als Deutscher Meister mit einer Saison-Bestzeit von 13,45 Sekunden ebenfalls Ansprüche auf den WM-Startplatz angemeldet hatte, mit einer Klage aber scheiterte. Auch Alexander John (LAZ Leipzig), in den vergangenen Jahren stets bei internationalen Höhepunkten mit dabei, haderte mit seinen Leistungen. Zwar reichte es für ihn in 13,49 Sekunden zu DM-Silber, körperliche Probleme bremsten ihn aber im Saisonverlauf immer wieder aus, sodass die Zeiten der Vorjahre für ihn unerreicht blieben.
In der U23-Altersklasse feierte Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) seinen ersten großen internationalen Erfolg. Zwei Jahre zuvor hatte er bei der U20-EM in Tallinn (Estland) nach einem Fehlstart noch alle Medaillenträume begraben müssen. Bei der U23-EM in Tampere (Finnland) gab’s mit Platz drei in 13,66 Sekunden endlich das heiß ersehnte Edelmetall für den 20-Jährigen.
Hinter Gregor Traber klafft im Nachwuchs-Bereich noch eine große Lücke. Die U20-EM in Rieti (Italien) fand ohne deutsche Beteiligung statt. Erfreulich dagegen die Leistungen im U18-Bereich. 16 und 17 Jahre jung sind Henrik Hannemann (LG Neumünster) und Florian Lickteig (TV Dudenhofen), und mit der Halbfinal-Teilnahme bei der U18-WM in Donetsk (Ukraine) sowie neuen Bestleistungen von 13,64 und 13,65 Sekunden setzten sie 2013 schon ein erstes Ausrufungszeichen.
UNSERE TOP DREI |
| Erik Balnuweit LAZ Leipzig 25 Jahre SB: 13,44 sec PB: 13,44 sec (2013) DM: 3. Platz | WM: 5. Platz VL DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 10. Platz Welt-Jahresbestenliste: 33. Platz |
| Matthias Bühler LG Offenburg 27 Jahre SB: 13,45 sec PB: 13,34 sec (2012) DM: 1. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 11. Platz Welt-Jahresbestenliste: 38. Platz |
| Gregor Traber LAV Stadtwerke Tübingen 20 Jahre SB: 13,49 sec PB: 13,47 sec (2012) DM: 4. Platz | U23-EM: 3. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 15. Platz Welt-Jahresbestenliste: 46. Platz |
UNSER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Henrik Hannemann LG Neumünster 16 Jahre SB: 13,64 sec (0,914 m) PB: 13,64 sec (2013) Er war der jüngste Athlet im DLV-Team für die U18-WM: In 13,67 Sekunden verpasste Henrik Hannemann als Halbfinal-Vierter nur knapp Bestleistung und Finale. Auch Florian Lickteig (TV Dudenhofen; 13,65 sec) hinterließ 2013 einen starken Eindruck. |
2014 IM AUSBLICK |
Das Jahr 2014 steht ganz unter dem Zeichen der EM in Zürich (Schweiz), die für die deutschen Athleten fast ein Heimspiel werden könnte. Im Hürdensprint werden die drei Startplätze umkämpft sein wie eh und je. Denn die Norm dürfte für viele deutsche Athleten im Bereich des Möglichen liegen – 2012 waren für die Teilnahme in Helsinki (Finnland) 13,61 Sekunden gefordert.
Zu den Kandidaten zählen wieder die Leipziger Erik Balnuweit und Alexander John, EM-Vierter von 2012, sowie Matthias Bühler. Der Offenburger geht in der Saison-Vorbereitung neue Wege und schwitzt seit kurzem unter der Sonne Arizonas in Phoenix (USA). Dort hat er sich der Trainingsgruppe von Weltrekordler Aries Merritt und dessen deutschen Coach Andreas Brehm angeschlossen.
Auch Gregor Traber peilt nach 2012 die zweite EM-Teilnahme an. Und in Hamburg trainiert Helge Schwarzer nach einer schwierigen Saison fleißig, um sich 2014 wieder in der deutschen Spitze zurückzumelden.
Bevor es allerdings nach Zürich geht, könnten im März einige Hürdensprinter bei der Hallen-WM in Sopot (Polen) Station machen. Wenn er die Form des Jahres 2013 mit in die Hallensaison nimmt, darf hier besonders Erik Balnuweit mit einem Startplatz liebäugeln.
Auf die U20-Athleten wartet mit den U20-Weltmeisterschaften in „Tracktown“ Eugene (USA) ein echtes Highlight, für das es sich zu kämpfen lohnt. Aussichtsreichster Kandidat ist wohl Florian Lickteig, der allerdings erst einmal den Umstieg auf die U20-Hürden meistern muss. Henrik Hannemann ist der deutsche Kandidat Nummer eins für die Olympischen Jugendspiele in Nanjing (China).
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER |
Herr May, wie fällt Ihre Bilanz für das WM- Jahr 2013 aus?
Das letzte Jahr war im Hürdensprint von Höhen und Tiefen geprägt. Leider konnten viele Athleten im Kader nicht ihr eigentliches Potenzial abrufen. Das hatte unterschiedliche Gründe, die hauptsächlich auf unglückliche Verletzungen zurückzuführen waren. Entsprechend konnten auch die anvisierten Leistungen im Sommer nur vereinzelt abgerufen werden. Es gab aber auch einen tollen dritten Platz für Gregor Traber bei der U23-EM, der hart umkämpft war, und einen beeindruckenden Hürdensprint im Hallen-EM-Finale von Erik Balnuweit mit neuer persönlicher Bestleistung.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Ich war sehr beeindruckt davon, mit welcher Entschlossenheit und mit welchen teilweise großen Entbehrungen und Schmerzen um einen Startplatz bei der WM gekämpft wurde. Das Finale der Hallen-EM war ein echter Knaller auf einem außerordentlich hohen Niveau. Mein Dank geht auch an die Kollegen und Teampartner, die sich auch an Wochenenden und Feiertagen für die Athleten den A… aufreißen. Es gab aber auch persönliche Enttäuschungen für mich.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
In erster Linie müssen alle Leistungsträger fit und gesund in die kommende Saison gehen, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Um das zu erreichen, müssen wir gut und klug zusammenarbeiten sowie uns selbst und unsere Teampartner weiter fordern. Bei der letzten Europameisterschaft gab es im Finale eine Zeit von 13,38 Sekunden von Alexander John mit einem guten vierten Platz. Das Ziel im nächsten Jahr sollte bei einer intensiven Zusammenarbeit mit den Athleten und Kollegen Heimtrainern sein, bei der EM in Zürich die individuell beste Form abrufen zu können. Ich gehe aber sehr optimistisch auf die Aufgaben zu, weil ich ein sehr gutes und kompetentes Team hinter mir habe.
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten
13,44 - Erik Balnuweit (LAZ Leipzig)
13,45 - Matthias Bühler (LG Offenburg)
13,49 - Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen)
13,49 - Alexander John (LAZ Leipzig)
13,78 - Helge Schwarzer (Hamburger SV)
13,81 - Julian Marquart (Hallesche LAF)
13,84 - Sebastian Barth (LG Würm Athletik)
13,85 - Rico Freimuth (Hallesche LAF)
13,86 - Marlon Odom (LAZ Zweibrücken)
13,91 - Paul Dittmer (MTV Hanstedt)
Internationale Endlauf-Platzierungen 2013
WM: keine U23-EM: 3. Platz (Gregor Traber; 13,66 sec) U20-EM: keine U18-WM: keine
Hallen-EM: 5. Platz (Erik Balnuweit, 7,58 sec)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten < 13,50 | Schnitt Top 10 | |
2005 | Thomas Blaschek (13,31) | 13,66 |
2006 | Thomas Blaschek (13,33) | 13,74 |
2007 | Thomas Blaschek (13,33) | 13,71 |
2008 | Thomas Blaschek (13,49) | 13,67 |
2009 | Alexander John (13,35), Matthias Bühler (13,36), Helge Schwarzer (13,39), Willi Mathiszik (13,49) | 13,53 |
2010 | Alexander John (13,47) | 13,62 |
2011 | Alexander John (13,45), Willi Mathiszik (13,48), Erik Balnuweit (13,49) | 13,66 |
2012 | Matthias Bühler (13,34), Alexander John (13,35), Erik Balnuweit (13,46), Gregor Traber (13,47) | 13,62 |
2013 | Erik Balnuweit (13,44), Matthias Bühler (13,45), Gregor Traber (13,49), Alexander John (13,49) | 13,69 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 13,31 (T. Blaschek) | 12,97 (Doucouré/FRA) | 0,34 | 12,97 (Doucouré/FRA) | 0,34 |
2006 | 13,33 (T. Blaschek) | 13,15 (Olijars/LAT) | 0,18 | 12,88 (Liu/CHN) | 0,45 |
2007 | 13,33 (T. Blaschek | 13,22 (Demydyuk/UKR) | 0,11 | 12,92 (Liu/CHN) | 0,41 |
2008 | 13,49 (T. Blaschek) | 13,22 (Doucouré/FRA) | 0,19 | 12,87 (Robles/CUB) | 0,44 |
2009 | 13,35 (A. John) | 13,30 (Turner/GBR) | 0,05 | 13,04 (Robles/CUB) | 0,31 |
2010 | 13,47 (A. John) | 13,27 (Svoboda/CZE) | 0,20 | 12,89 (Oliver/USA) | 0,58 |
2011 | 13,45 (A. John) | 13,22 (Turner/GBR) | 0,23 | 12,94 (Oliver/USA) | 0,51 |
2012 | 13,34 (M. Bühler) | 13,09 (Shubenkov/RUS) | 0,25 | 12,80 (Merritt/USA) | 0,54 |
2013 | 13,44 (E. Balnuweit) | 13,12 (Martinot Lagarde/FRA) | 0,32 | 13,00 (Oliver/USA) | 0,44 |
WAS AUFFÄLLT |
- Der Zehnerschnitt ist in diesem Jahr der schwächste seit 2007.
- Mit vier Athleten unter 13,50 Sekunden können sich die Leistungen in der deutschen Spitze sehen lassen - nur der Ausreißer nach oben fehlte.
- Hinter den deutschen Top Vier klafft eine große Lücke von fast drei Zehnteln auf den fünftbesten deutschen Hürdensprinter des Jahres Helge Schwarzer (Hamburger SV; 13,78 sec).
- Kein DLV-Athlet konnte sich über die hohe WM-Norm direkt für die Weltmeisterschaften in Moskau qualifizieren.
- Der Abstand zur europäischen Spitze ist mit 0,32 Sekunden so hoch wie seit 2005 nicht.
- Die Weltspitze, angeführt von David Oliver (USA; 13,00 sec), war langsamer unterwegs als in den drei Jahren zuvor.
- In der U20-Altersklasse holte sich ein Mehrkämpfer den deutschen Hürden-Titel: Tim Nowak (LG Hohenlohe) war wie schon im Vorjahr und in der Halle schneller als die Spezialisten.
leichtathletik.TV
Erik Balnuweit kommt Moskau näher
Matthias Bühler fit für Ulm
Julian Marquart Hürdenmeister
Tim Nowak knapp vor Marcel Jastrzembski
Kai Köllmann Schnellster im Hürdenwald
Mehr: leichtathletik.de-Check - Sprint Männer leichtathletik.de-Check - Sprint Frauen leichtathletik.de-Check - 400 Meter Männer leichtathletik.de-Check - 400 Meter Frauen leichtathletik.de-Check - Mittelstrecke Männer leichtathletik.de-Check - Mittelstrecke Frauen
leichtathletik.de-Check - Langstrecke Männer
leichtathletik.de-Check - Langstrecke Frauen