leichtathletik.de-Check - Hürdensprint Männer
Die Saison 2010 mit einer erfolgreichen EM ist Geschichte. Den guten Leistungen in Barcelona (Spanien), bei der Team-EM in Bergen (Norwegen) und der Hallen-WM in Doha (Katar) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2010 IM RÜCKBLICK |
Enttäuschung bei der DM für Alexander John (Foto: Gantenberg)
Mit der Europameisterschaft in Barcelona (Spanien) bot sich den Athleten eine erreichbare Aufgabe, sprinteten Alexander John (LAZ Leipzig), Matthias Bühler (LG Offenburg) und Helge Schwarzer (Hamburger SV) doch im letzten Jahr in die europäischen Top Ten.
Ganz so leicht taten sich die sehr jungen Hürdensprinter jedoch nicht. Mit Alexander John, der eine Saisonbestzeit von 13,47 Sekunden erreichte, gelang einem Athleten der Sprung in das EM-Finale, wo er mit 13,71 Sekunden Achter wurde. "Das war sehr tragisch, denn bis zur fünften Hürde lag er noch auf Rang zwei, dann rannte er in die Hürde", erinnert sich der ehemalige DLV-Bundestrainer und neue Cheftrainer Track, Cheick-Idriss Gonschinska.
Der zweite EM-Teilnehmer Matthias Bühler schied mit 13,99 Sekunden bereits im Halbfinale aus und Helge Schwarzer fehlte am Ende die zweite Normerfüllung. Man dürfe jedoch, so Cheick-Idriss Gonschinska, von den Athleten nicht verlangen, dass sie sich Jahr für Jahr kontinuierlich steigern. "Eine Linearität gibt es im Hürdensprint nicht", unterstreicht er.
Eine positive Entwicklung zeigten in diesem Jahr mit Jens Werrmann und Marlon Odom zwei Athleten des LAZ Zweibrücken. Mit 13,51 und 13,50 Sekunden sprinteten die beiden an die zweite und dritte Position der deutschen Jahresbestenliste und konnte sich im Vergleich zum letzten Jahr deutlich steigern. Leider gelang Marlon Odom diese Zeit nur einmal, so dass er am Ende die EM nur vom Fernseher aus verfolgen konnte. Der dritte Rang bewies jedoch nochmal seinen Aufwärtstrend in diesem Jahr.
Seinen Vereinskameraden Jens Werrmann traf es nach zwei Normerfüllungen noch härter, da ihn ein Bänderriss daran hinderte bei der Deutschen Meisterschaft und bei der Europameisterschaft zu starten.
Das gleiche Schicksal hatte auch der Wattenscheider Willi Mathiszik. Mit 13,56 Sekunden hatte er die Norm bereits einmal erfüllt, dann plagte ihn jedoch eine Entzündung an der Knochenhaut des Sitzbeins.
Bei den Deutschen Meisterschaften bot sich ein bekanntes Bild. Matthias Bühler sichert sich den Titel vor dem ewigen Zweiten Helge Schwarzer und einem glücklichen Dritten Marlon Odom. Alexander John kann diese Saison zwar als Jahresschnellster abschließen, doch auf den Freilufttitel muss er weiterhin warten. Nachdem er letztes Jahr auf das Finale verzichtete, bremste ihn in diesem Jahr eine Hürde aus und er landete statt im Ziel auf dem Bauch. "Alex tut sich noch ein wenig schwer, seine enorme Entwicklung auf der Bahn umzusetzen und so kommen dann die Stürze und Fehler zusammen", erklärt sein ehemaliger Heimtrainer Cheick-Idriss Gonschinska. Dennoch tritt er als Jahresbester von 2009 und 2010 die Nachfolge von Thomas Blaschek (LAZ Leipzig) an.
Der 29-Jährige, der über viele Jahre den deutschen Hürdensprint dominierte und 2006 bei den Europameisterschaften in Göteborg (Schweden) die Silbermedaille gewann, verlässt nach dieser Saison die Leichtathletik-Bühne. Nach zwei schweren Wadenverletzungen und andauernden Bemühungen an die nationale Spitze zurückzukehren, versucht sich Thomas Blaschek nun als Bob-Anschieber.
Im Nachwuchsbereich konnten sich mit Gregor Traber (VfB Friedrichshafen) und Julian Marquart (Hallesche Leichtathletik-Freunde) zwei Athleten für die U20-WM in Moncton (Kanada) qualifizieren. Dort scheiterten beide jedoch im Halbfinale. "Gregor konnte verletzungsbedingt nicht besser abschneiden, aber er hat ein enormes Potenzial und wird einmal in die deutsche Spitze laufen", ist sich Cheick-Idriss Gonschinska sicher. Auch den Deutschen Jugendmeister machten die beiden unter sich aus. Am Ende hatte Gregor Traber in 13,67 Sekunden die Nase vorn. Mit 13,56 Sekunden stellte der 18-Jährige auch eine neue Bestleistung auf.
UNSERE TOP DREI |
| Alexander John LAZ Lepizig 24 Jahre SB: 13,47 sec PB: 13,35 sec (2009) DM: DNF | EM: 8. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 9. Platz Welt-Jahresbestenliste: 30. Platz |
| Matthias Bühler LG Offenburg 24 Jahre SB: 13,55 sec PB: 13,36 sec (2009) DM: 1. Platz | EM: 12. Platz DLV-Jahresbestenliste: 5. Platz Europa-Jahresbestenliste: 16. Platz Welt-Jahresbestenliste: 49. Platz |
| Helge Schwarzer Hamburger SV 24 Jahre SB: 13,54 sec PB: 13,39 sec (2009) DM: 2. Platz | EM: DNS DLV-Jahresbestenliste: 4. Platz Europa-Jahresbestenliste: 13. Platz Welt-Jahresbestenliste: 46. Platz |
UNSERE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Gregor Traber LAV asics Tübingen 17 Jahre SB: 13,56 sec (0,99 m) PB: 13,56 sec (2010) Aufwärts geht es jedes Jahr für Gregor Traber. Im letzten Jahr ist er bereits Hoffnungsträger gewesen und diese Position erkämpft er sich in diesem Jahr als Deutscher A-Jugendmeister und Halbfinalist der U20-WM erneut. Nachdem er sich nun voll auf den Hürdensprint konzentriert, sind weitere Leistungssprünge absehbar. |
DER PECHVOGEL |
| Jens Werrmann LAZ Zweibrücken 25 Jahre SB: 13,51 sec PB: 13,51 sec (2010) Gleich als erster deutscher Hürdensprinter knackte Jens Werrmann die EM-Norm und das gleich mehrere Male. Damit wurde der Zweibrücker zu einem heißen EM-Kandidaten. Bei einem Dauerlauf knickte der 25-Jährige jedoch um und riss sich zwei von drei Außenbändern. Sein Start bei den Deutschen Meisterschaften musste abgesagt werden und auch der EM-Traum platzte. |
2011 IM AUSBLICK |
Im nächsten Jahr soll die deutsche Staffel wieder jubeln (Foto: Kiefner)
Wenn der neue Bundestrainer Hürdensprint Rüdiger Harksen über seinen Kader spricht, fängt er fast an zu schwärmen. „Ich habe eine tolle Truppe, die in ihren Leistungen sehr homogen ist. Sieben Athleten können um die 13,50 Sekunden laufen und damit haben wir eine ganz hohe Kaderqualität.“
Der gesamte Kader ist nun im besten Hürdenalter angekommen. „Langsam ist die Erfahrung da und die nötige Abgezocktheit, die im Hürdensprint sehr wichtig ist. Es handelt sich schließlich um eine hoch komplexe, technische Aufgabe“, erklärt Rüdiger Harksen.
Das Ziel ist es deswegen im nächsten Jahr mit drei Athleten zur WM nach Daegu (Südkorea) zu fahren. „Ich will gar keinen von den Athleten hervorheben, aber Alexander John und Matthias Bühler konnten in den letzten beiden Jahren die meiste internationale Erfahrung sammeln.“ Rüdiger Harksens Wunsch ist es, dort auch mal wieder einen deutschen Vertreter im Finale zu sehen. Dies hängt von der Tagesform und beim Hürdensprint auch vom Glück ab. „Das Leistungsvermögen ist da und eine 40er Zeit könnte für das Finale schon ausreichen“, zeigt der Bundestrainer die Möglichkeiten auf.
Die Hallensaison nimmt jeder Athlet mit und auch dort will Rüdiger Harksen mit drei Athleten vertreten sein. Davon sollten vom Leistungsvermögen auch zwei den Sprung ins Finale der Hallen-EM schaffen. „Helge Schwarzer ist zum Beispiel ein Hallenfuchs und auch Willi Mathiszik blüht in der Halle immer richtig auf“, bemerkt Rüdiger Harksen. Er ist sich jedoch auch sicher, dass es wieder einen spannenden Kampf um die Tickets sowohl nach Paris als auch nach Daegu geben wird.
Bei der U20-EM in Tallinn (Estland) sollte für Gregor Traber das Finale ein Ziel sein. In diesem Jahr steht er in der europäischen Bestenliste auf Rang vier, wobei zwei Athleten, die vor ihm stehen, im nächsten Jahr nicht mehr in der Jugend starten. Martin Vogel (LAC Erdgas Chemnitz) liegt auf Rang acht der Bestenliste und hat somit auch gute Chancen in Tallinn. Streicht man die Athleten des Jahrgangs 1991, so befindet er sich direkt hinter Gregor Traber auf Rang drei.
Die U23-EM in Ostrava (Tschechische Republik) wird am ehesten Richard Bienasch (1.LAV Rostock) in Angriff nehmen. "Seine Leistungsstagnation lag an der Grundausbildung, die er bestritt ohne in der Sportfördergruppe zu sein. Das war eine enorme Doppelbelastung", bemerkt Cheick-Idriss Gonschinska.
Bei Julian Marquart muss man sehen, wie er den Sprung von der Jugend- zur Männerhürde bewältigt.
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten
13,47 - Alexander John (LAZ Leipzig)
13,50 - Marlon Odom (LAZ Zweibrücken)
13,51 - Jens Werrmann (LAZ Zweibrücken)
13,54 - Helge Schwarzer (Hamburger SV)
13,55 - Matthias Bühler (LG Offenburg)
13,56 - Willi Mathiszik (TV Wattenscheid)
13,65 - Erik Balnuweit (LAZ Leipzig)
13,73 - Paul Dittmer (MTV Hanstedt)
13,79 - David Filipowski (TV Wattenscheid)
13,88 - Thomas Blaschek (LAZ Leipzig)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2010
EM: 8. Platz (Alexander John; 13,71)
U20-WM: keine
Olympische Jugendspiele: keine
Hallen-WM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten < 13,50 | Schnitt Top 10 | |
2005 | Thomas Blaschek (13,31) | 13,66 |
2006 | Thomas Blaschek (13,33) | 13,74 |
2007 | Thomas Blaschek (13,33) | 13,71 |
2008 | Thomas Blaschek (13,49) | 13,67 |
2009 | Alexander John (13,35), Matthias Bühler (13,36), Helge Schwarzer (13,39), Willi Mathiszik (13,49) | 13,53 |
2010 | Alexander John (13,47) | 13,62 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 13,31 (T. Blaschek) | 12,97 (Doucouré/FRA) | 0,34 | 12,97 (Doucouré/FRA) | 0,34 |
2006 | 13,33 (T. Blaschek) | 13,15 (Olijars/LAT) | 0,18 | 12,88 (Liu/CHN) | 0,45 |
2007 | 13,33 (T. Blaschek | 13,22 (Demydyuk/UKR) | 0,11 | 12,92 (Liu/CHN) | 0,41 |
2008 | 13,49 (T. Blaschek) | 13,22 (Doucouré/FRA) | 0,19 | 12,87 (Robles/CUB) | 0,44 |
2009 | 13,35 (A. John) | 13,30 (Turner/GBR) | 0,05 | 13,04 (Robles/CUB) | 0,31 |
2010 | 13,47 (A. John) | 13,27 (Svoboda/CZE) | 0,20 | 12,89 (Oliver/USA) | 0,58 |
WAS AUFFÄLLT |
- Nach dem positiven Aufwärtstrend des letzten Jahres, wo gleich drei Hürdensprinter unter 13,40 Sekunden blieben, gelang dies in diesem Jahr keinem Athleten.
- Somit ist auch der Abstand zur Europa- und Weltspitze wieder größer geworden.
- Alexander John konnte die Spitzenposition aus dem vergangenen Jahr behaupten, diese hat also seit 2005 ein Hürdensprinter des LAZ Leipzigs inne.
leichtathletik.de-Check - Sprint Männer
leichtathletik.de-Check - Sprint Frauen
leichtathletik.de-Check - 400 Meter Männer
leichtathletik.de-Check - 400 Meter Frauen
leichtathletik.de-Check - Mittelstrecke Männer
leichtathletik.de-Check - Mittelstrecke Frauen
leichtathletik.de-Check - Langstrecke Männer
leichtathletik.de-Check - Langstrecke Frauen