leichtathletik.de-Check - Hürdensprint Männer
Die Saison 2009 mit einer mitreißenden und erfolgreichen Heim-WM ist Geschichte. Den guten Leistungen in Berlin und bei der Hallen-EM sowie einigen anderen Meisterschaften standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2009 IM RÜCKBLICK |
„Die Gesamtentwicklung unserer Youngsters in Bezug auf ihre Bestleistung ist bemerkenswert“, sagt DLV-Disziplintrainer Cheick-Idriss Gonschinska. „Eine solche Entwicklung hatte sich in den vergangenen Jahren angedeutet, jetzt haben die Jungs sie umgesetzt.“ Dabei gab es vor allem in der Breite eine gute Entwicklung. „Einen solchen Schnitt in den Top 10 hatten wir lange nicht mehr, vielleicht noch nie.“
Besonders positiv ist dabei, dass die deutschen Top-Hürdensprinter allesamt sehr jung sind. Mit Erik Balnuweit, Willi Mathiszik (beide LAZ Leipzig) und Helge Schwarzer (Hamburger SV) bei der Hallen-EM in Turin sowie Alexander John (LAZ Leipzig), Matthias Bühler (LG Offenburg) und Helge Schwarzer bei der WM schickte der DLV keinen Athleten ins Rennen, der älter als 25 Jahre war. Gerade unter diesen Gesichtspunkten müssen die Leistungen überaus positiv bewertet werden.
Vor allem im Hürdensprint spielt Erfahrung, vor allem in internationalen Drucksituationen, eine besondere Rolle, weiß Cheick-Idriss Gonschinska. „Diese wichtigen Erfahrungen konnten unsere jungen Athleten noch nicht genug sammeln.“ Mit Alexander John und Helge Schwarzer erreichten zwei DLV-Sprinter in Berlin das Halbfinale, „mit etwas Glück hätte es auch für das Finale gereicht. Das Niveau hatten sie“, betont der Disziplintrainer. 13,43 Sekunden reichten für den Finaleinzug – eine Zeit, die alle drei deutschen WM-Starter in diesem Jahr unterboten haben.
Insgesamt freut sich Cheick-Idriss Gonschinska vor allem über die große Leistungsdichte in der deutschen Spitze. Insgesamt sechs Hürdensprinter unterboten die WM-Norm, unter ihnen auch der Leipziger Thomas Blaschek, der sich nach einer Verletzung zu Beginn des Jahres später noch stark zurückmeldete, und Jens Werrmann aus Zweibrücken, der sich nach zwei Jahren mit Verletzungen wieder mitten in der deutschen Spitze platzierte.
Im Nachwuchsbereich überzeugte vor allem Gregor Traber vom VfB Friedrichshafen mit einem starken fünften Platz bei der U18-WM in Brixen (Italien). Paul Dittmer (MTV Hanstedt 1911) und Erik Balnuweit bei der U23-EM in Kaunas (Litauen) sowie Richard Bienasch (1. LAV Rostock) und Julian Marquart (Hallesche Leichtathletik-Freunde) bei der U20-EM in Novi Sad (Serbien) verpassten den Einzug in das Finale oft nur um Hundertstelsekunden.
UNSERE TOP DREI |
| Alexander John LAZ Leipzig 23 Jahre SB: 13,35 sec PB: 13,35 sec (2009) DM: auf Finale verzichtet | WM: 8. Platz Halbfinale DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 5. Platz Welt-Jahresbestenliste: 22. Platz |
| Matthias Bühler LG Offenburg 23Jahre SB: 13,36 sec PB: 13,36 sec (2009) DM: 1. Platz | WM: 6. Platz Vorlauf DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 7. Platz Welt-Jahresbestenliste: 24. Platz |
| Helge Schwarzer Hamburger SV 23Jahre SB: 13,39 sec PB: 13,39 sec (2009) DM: 2. Platz | WM: 7. Platz Halbfinale DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 9. Platz Welt-Jahresbestenliste: 30. Platz |
UNSER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Gregor Traber VfB Friedrichshafen 16 Jahre SB: 13,58 sec (91,4 cm) PB: 13,58 sec (2009) Gregor Traber überzeugte bei der U18-WM mit einem sehr guten fünften Platz. Wenn er, der ebenfalls auch ein hervorragender Dreispringer ist, dem Hürdenlauf treu bleibt, kann er in den kommenden Jahren für weitere gute Ergebnisse sorgen. |
2010 IM AUSBLICK |
„Die Entwicklung in diesem Jahr macht uns für die EM im kommenden Jahr und auch für die Olympischen Spiele 2012 sehr optimistisch“, sagt Cheick-Idriss Gonschinska. Matthias Bühler, Alexander John, Erik Balnuweit und Richard Bienasch absolvieren derzeit ihre Grundausbildung bei der Bundeswehr. „Bei ihnen müssen wir abwarten, wie sie diese Situation verarbeiten. Alle anderen peilen eine Hallensaison mit Teilnahme bei der Hallen-WM in Doha an“, bestätigt er. Für die zwei Startplätze in Katar erwartet er einen harten Kampf, da „sicher mehrere die Norm unterbieten werden“.
Einen Start bei der Hallen-WM erachtet er schon allein aus dem Grund des Erfahrungen-Sammelns als überaus wichtig. „Solche Druck-Situationen müssen wir suchen.“ Für den Sommer gibt es vor allem ein Ziel: Die deutschen Hürdensprinter sollen sich bei Zeiten um 13,40 Sekunden stabilisieren. „Dann kann man bei einer EM auch für eine Überraschung sorgen.“
Für die kontinentalen Meisterschaften in Barcelona (Spanien; 26. Juli bis 1. August) erwartet er einen heißen Kampf um die Tickets. „Ich rechne damit, dass sich die besten sieben bis acht Hürdensprinter aus diesem Jahr qualifizieren können“, prognostiziert er. „Selbst ein Thomas Blaschek als EM-Zweiter und ein Jens Werrmann als EM-Sechster müssen damit rechnen, nicht dabei zu sein.“
Generell ist es ihm um die Zukunft des deutschen Hürdensprints nicht bange. „Thomas Blaschek ist mit seinen 28 Jahren jetzt im besten Hürden-Alter. Alle anderen stehen noch am Beginn ihrer Entwicklung.“ Das Ziel für die kommenden Jahre lautet: „Wir wollen uns mindestens in der europäischen Spitze festsetzen.“
Für die U20-WM in Moncton (Kanada) sieht er eine Reihe von Athleten, die die Qualifikation schaffen können. Beste Chancen schreibt er Julian Marquart zu, der die meiste Erfahrung mitbringt. „Er könnte vielleicht sogar vom Finale träumen.“
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten
13,35 - Alexander John (LAZ Leipzig)
13,36 - Matthias Bühler (LG Offenburg)
13,39 - Helge Schwarzer (Hamburger SV)
13,49 - Willi Mathiszik (LAZ Leipzig)
13,51 - Jens Werrmann (LAZ Zweibrücken)
13,53 - Thomas Blaschek (LAZ Leipzig)
13,59 - Erik Balnuweit (LAZ Leipzig)
13,61 - Marlon Odom (LAZ Zweibrücken)
13,72 - Martin Hoffmann (LG ASV/DSHS Köln)
13,75 - David Filipowski (TV Wattenscheid 01)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2009
WM: keine
U23-EM: keine
U20-EM: keine
U18-WM: 5. Platz (Gregor Traber; 13,74 sec)
Hallen-EM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten < 13,50 sec | Schnitt Top 10 | |
2005 | Thomas Blaschek (13,31) | 13,66 |
2006 | Thomas Blaschek (13,33) | 13,74 |
2007 | Thomas Blaschek (13,33) | 13,71 |
2008 | Thomas Blaschek (13,49) | 13,67 |
2009 | Alexander John (13,35), Matthias Bühler (13,36), Helge Schwarzer (13,39), Willi Mathiszik (13,49) | 13,53 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 13,31 (T. Blaschek) | 12,97 (Doucouré/FRA) | 0,34 | 12,97 (Doucouré/FRA) | 0,34 |
2006 | 13,33 (T. Blaschek) | 13,15 (Olijars/LAT) | 0,18 | 12,88 (Liu/CHN) | 0,45 |
2007 | 13,33 (T. Blaschek) | 13,22 (Demydyuk/UKR) | 0,11 | 12,92 (Liu/CHN) | 0,41 |
2008 | 13,31 (T. Blaschek) | 13,22 (Doucouré/FRA) | 0,09 | 12,87 (Robles/CUB) | 0,44 |
2009 | 13,35 (A. John) | 13,30 (Turner/GBR) | 0,05 | 13,04 (Robles/CUB) | 0,31 |
WAS AUFFÄLLT |
- Die besten Hürdensprinter in Europa und auch weltweit waren in diesem Jahr deutlich langsamer als in den Vorjahren, während die deutsche Top-Zeit sehr konstant ist. Folglich schmolz der Abstand zur europäischen und Welt-Spitze
- Thomas Blaschek musste seine Spitzenposition der letzten Jahre in Deutschland aufgeben
- Die besten deutschen Hürdensprinter sind noch sehr jung - Ende des Jahres wird das Durchschnittsalter der zehn besten Hürdensprinter des Jahres nicht einmal 25 Jahre betragen
- Die durchschnittliche Saisonbestzeit der zehn besten Hürdensprinter in diesem Jahr ist so schnell wie lange nicht mehr
- Im deutschen Spitzenbereich unter 13,50 Sekunden, der in den vergangenen Jahren stets nur von Thomas Blaschek besetz war, haben sich dieses Jahr vier Athleten platziert
leichtathletik.de-Check - Sprint Männer
leichtathletik.de-Check - Sprint Frauen
leichtathletik.de-Check - 400 Meter Männer
leichtathletik.de-Check - 400 Meter Frauen
leichtathletik.de-Check - Mittelstrecke Männer
leichtathletik.de-Check - Mittelstrecke Frauen
leichtathletik.de-Check - Langstrecke Männer
leichtathletik.de-Check - Langstrecke Frauen