leichtathletik.de-Check - Kugelstoßen Frauen
Die Saison 2011 mit einer erfolgreichen WM in Daegu (Südkorea) ist Geschichte. Guten WM-Leistungen, Erfolgen bei der Team-EM in Stockholm (Schweden) und der Hallen-EM in Paris (Frankreich) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2011 IM RÜCKBLICK |
Die Vorzeichen standen zu Jahresbeginn alles andere als gut für das Team der DLV-Kugelstoßerinnen: Petra Lammert beendete Ende vergangenen Jahres ihre Kugelstoßkarriere. Die EM-Sechste wechselte aus gesundheitlichen Gründen vom Ring in den Eiskanal zum Bobfahren. Im Januar zog sich Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01) einen Kreuzbandriss zu und fiel für den Rest der Saison aus.
Unterm Hallendach ließ sich der übrige Kader davon wenig beeindrucken und trumpfte mit einer hervorragenden Hallen-EM auf. In Paris (Frankreich) holten Christina Schwanitz (LV 90 Thum) und Josephine Terlecki (SC Magdeburg) Silber und Bronze, Platz sechs ging an Sophie Kleeberg (LV 90 Thum). „Wir haben dort die Gunst der Stunde genutzt“, räumt DLV-Bundestrainer Klaus Schneider zufrieden ein. Denn die europäische Spitze war in Paris nicht komplett am Start.
Auf die Hallensaison verzichtet hatte die führende DLV-Stoßerin Nadine Kleinert (SC Magdeburg). Die 36-Jährige legte ihren Fokus von Beginn an auf die WM in Daegu (Südkorea). Dort gelang der dreimaligen Vize-Weltmeisterin noch einmal ein respektables Ergebnis: Bei ihrer achten WM-Teilnahme zog die Grande Dame des Kugelstoßens zum achten Mal ins Finale ein. Allerdings verletzte sie sich bereits beim Aufwärmen. Nachdem sie mit 19,26 Metern im ersten Versuch ihre Saisonbestleistung aufstellte, musste sie später aufgeben und schloss WM Nummer acht mit Rang acht ab.
„Sie zeichnet seit Jahren aus, dass sie ihre beste Leistung im Jahr zum wichtigsten Zeitpunkt erreicht“, betont Klaus Schneider. Insgesamt blieb Nadine Kleinert dennoch unter der Leistungsstabilität und -spitze aus den Vorjahren. So musste sie, wenn auch unter widrigen Kasseler Bedingungen, den deutschen Meistertitel an Christina Schwanitz abtreten.
Die neue Deutsche Meisterin zeigte, dass ihr im Vorjahr vollzogener Wechsel zum LV 90 Thum und dem dortigen Trainer Sven Lang offenbar Früchte trägt. Christina Schwanitz kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, allerdings getrübt von einem verpatzten Auftritt im WM-Finale. Neben ihrer Silbermedaille bei der Hallen-EM gewann die 25-Jährige drinnen und draußen die nationalen Titel und steigerte sich im Vorjahresvergleich um fast einen Meter.
„Sie hat die Kurve gekriegt und bringt wieder Leistungen im Bereich ihrer alten Bestleistung“, sagt Klaus Schneider, der zugleich einschränkt: „Die Erwartungshaltung bei der WM war aber eine andere.“
In Daegu zog sie gemeinsam mit Nadine Kleinert ins Finale ein. Dort kam sie allerdings nicht über enttäuschende 17,96 Meter hinaus und verpasste als Zwölfte den Endkampf. In der Qualifikation hatte sie noch mit 19,20 Meter Saisonbestleistung gestoßen. „Bei Höhepunkten liegen bei ihr immer noch die Nerven blank und sie findet nicht zu ihrer Bestleistung“, bedauert der Bundestrainer.
Josephine Terlecki konnte die Lücke von Denise Hinrichs zumindest ansatzweise füllen. Sie war zu Jahresbeginn zum SC Magdeburg gewechselt, wo sie mit Nadine Kleinert unter Bundestrainer Klaus Schneider trainiert. Mit Silber bei der Deutschen Hallen-Meisterschaft und Bronze bei der Hallen-EM machte die 25-Jährige früh auf sich aufmerksam. In Kassel holte sie Bronze bei den Deutschen Meisterschaften und verbesserte im Juli ihre Bestleistung auf 18,29 Meter. Daraufhin wurde sie trotz fehlender A-Norm kurzerhand als Starterin Nummer drei für Daegu nominiert. Dort sammelte sie mit Platz 18 in der Qualifikation zumindest internationale Erfahrung.
Positiv entwickelt hat sich auch Sophie Kleeberg. Im Winter konnte sie einen hervorragenden sechsten Platz bei der Hallen-EM erringen. Mit neuer Bestleistung von 17,92 gewann die 21-Jährige Silber bei der U23-EM in Ostrava (Tschechische Republik). Ihr zweites Silber holte sie bei der Universiade im chinesischen Shenzen. Auch national zeigte sie, dass sie bald zur deutschen Spitze aufschließen könnte: Sie wurde Dritte der Deutschen Hallen-Meisterschaft, Vierte der Freiluft-DM und siegte bei den Juniorinnen.
Im Jugendbereich ist nach wie vor Lena Urbaniak (LG Filstal) hervorzuheben. Die 19-Jährige wurde in Tallinn (Estland) U20-Europameisterin. Ihre Bestleistung konnte sie auf 16,65 Meter steigern. Ihre Schwester und Vereinskollegin Katinka Urbaniak gewann mit 14,71 Metern Bronze bei der U18-WM in Lille (Frankreich).
UNSERE TOP DREI |
| Nadine Kleinert SC Magdeburg 36 Jahre SB: 19,26 m PB: 20,20 (2009) DM: 2. Platz | WM: 8. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 4. Platz Welt-Jahresbestenliste: 10. Platz |
| Christina Schwanitz LV 90 Thum 25 Jahre SB: 19,20 m PB: 19,31 (2008) DM: 1. Platz | Hallen-EM: 2. Platz | WM: 12. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 6. Platz Welt-Jahresbestenliste: 12. Platz |
| Josephine Terlecki SC Magdeburg 25 Jahre SB: 18,29 m PB: 18,29 (2011) DM: 3. Platz | Hallen-EM: 3. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 12. Platz Welt-Jahresbestenliste: 23. Platz |
DIE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Lena Urbaniak LG Filstal 19 Jahre SB: 16,65 m PB: 16,65 m (2011) Die 19-Jährige holte Gold bei der U20-EM in Tallinn (Estland) und verbesserte bei der Junioren-DM in Bremen ihre Bestleistung aus dem Vorjahr um 85 Zentimeter auf 16,65 Meter. |
DER PECHVOGEL |
| Denise Hinrichs TV Wattenscheid 01 24 Jahre SB: 17,81 m (Halle) PB: 19,47 m (2009) Ende Januar sorgte sie für die Hiobsbotschaft im deutschen Kugelstoß-Team. Beim Hallen-Meeting in Nordhausen verletzte sich EM-Achte von Barcelona (Spanien) schwer. Diagnose: Kreuzbandriss im linken Knie. Nach der Operation im Februar fiel die Wattenscheiderin für die WM-Saison aus. Ihr großes Ziel sind nun die Olympischen Spiele. |
2012 IM AUSBLICK |
Die Zielsetzung der WM gilt auch für die Olympischen Spiele in London (Großbritannien): „Wenn wir es erreichen, zwei Mädels ins Finale zu kriegen, haben wir sicher etwas gekonnt“, gibt Klaus Schneider die Richtung vor. Um die drei Tickets werden sich wohl die derzeit vier besten Deutschen und die wieder genesene Denise Hinrichs streiten.
2012 wird die Abschiedstournee von Nadine Kleinert. In Magdeburg betreut sie bereits jetzt Nachwuchstalente aus dem Wurf- und Stoßbereich und will langfristig in den Trainerberuf einsteigen. Abtreten möchte die 36-Jährige am liebsten als beste Deutsche. Sie wird sich den Deutschen Meistertitel zurückholen wollen, um anschließend im Olympischen Finale noch einmal ihre Klasse unter Beweis zu stellen. Erneut an die 20-Meter-Marke heran zu stoßen, traut ihr Bundestrainer Klaus Schneider ohne weiteres zu. Ob sie dieses Potenzial noch besitzt, könnte sich schon bei der Hallen-WM in Istanbul (Türkei) zeigen, die Nadine Kleinert anvisiert.
Bei Christina Schwanitz ist die Nervosität bei Großwettkämpfen das drängendste Problem. Sie muss sich mehr Sicherheit erarbeiten und die Nerven in den Griff bekommen. „Dann ist sie durchaus in der Lage, stabil in die Bereiche zu kommen, die interessant sind für Platz zwei bis sechs“, meint der Bundestrainer.
Josephine Terlecki wird für das Olympiaticket erneut Bestleistung stoßen müssen. Die 18,40 Meter scheinen aber in realistischer Nähe. „Ihre Entwicklung muss nächstes Jahr Richtung 19 Meter gehen“, fordert Klaus Schneider. Im besten Fall kann sie in Magdeburg von Nadine Kleinert lernen. „Die Chemie stimmt zwischen den beiden“, sagt ihr gemeinsamer Heimtrainer.
Gelingt Sophie Kleeberg noch einmal ein Leistungssprung, könnte die Jüngste im deutschen Spitzen-Quintett ebenfalls an der Olympianorm kratzen. Spannend wird die Frage, wo sich Denise Hinrichs nach ihrer langen Verletzungspause einsortieren kann und inwieweit sie ihren Kreuzbandriss auch mental verarbeitet hat.
Bundestrainer Klaus Schneider zeigt sich zuversichtlich: „Was sich bisher im Training an Ergebnissen andeutet, ist recht positiv. Wir hoffen, dass die nächste Saison für sie wieder erfolgreich werden kann.“ Die Wattenscheiderin könnte bereits in der Hallensaison wieder an den Start gehen.
ZAHLEN UND FAKTEN |
19,26 - Nadine Kleinert (SC Magdeburg)
19,20 - Christina Schwanitz (LV 90 Thum)
18,29 - Josephine Terlecki (SC Magdeburg)
17,92 - Sophie Kleeberg (LV 90 Thum)
17,09 - Samira Burkhardt (VfL Sindelfingen)
16,65 - Lena Urbaniak (LG Filstal)
16,07 - Kristin Zaumsegel (TuS Jena)
16,02 - Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01)
16,01 - Anna Rüh (SC Neubrandenburg)
15,55 - Luise Weber (ASV Erfurt)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
WM: 8. Platz Nadine Kleinert (19,26 m)
U23-EM: 2. Platz Sophie Kleeberg (17,92 m); 8. Platz Samira Burkhardt (16,38 m)
U20-EM: 1. Platz Lena Urbaniak (16,31 m); 3. Platz Anna Rüh (16,01 m); 5. Platz Kristin Zaumsegel (15,77 m)
U18-WM: 3. Platz Katinka Urbaniak (14,71 m)
Hallen-EM: 2. Platz Christina Schwanitz (18,65 m); 3. Platz Josephine Terlecki (18,09 m); 6. Platz Sophie Kleeberg (17,63 m)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 18,00 | Schnitt Top 10 | |
2005 | Nadine Kleinert (20,06), Petra Lammert (19,81), Astrid Kumbernuss (19,16), Christina Schwanitz (18,84) | 18,03 |
2006 | Petra Lammert (19,64), Nadine Kleinert (19,15) | 17,26 |
2007 | Petra Lammert (20,04), Nadine Kleinert (19,77), Denise Hinrichs (18,08) | 17,57 |
2008 | Nadine Kleinert (19,89), Christina Schwanitz (19,31), Denise Hinrichs (19,07), Petra Lammert (19,04), Josephine Terlecki (18,00) | 17,57 |
2009 | Nadine Kleinert (20,20), Denise Hinrichs (19,47), Christina Schwanitz (19,06), Petra Lammert (19,02) | 17,61 |
2010 | Nadine Kleinert (19,64), Petra Lammert (19,42), Denise Hinrichs (18,79), Christina Schwanitz (18,28) | 17,63 |
2011 | Nadine Kleinert (19,26), Christina Schwanitz (19,20), Josephine Terlecki (18,29) | 17,21 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 20,06 (N. Kleinert) | 21,09 (Ostapchuk/BLR) | 1,03 | 21,09 (Ostapchuk/BLR) | 1,03 |
2006 | 19,64 (P. Lammert) | 20,56 (Ostapchuk/BLR) | 0,92 | 20,56 (Ostapchuk/BLR) | 0,92 |
2007 | 20,04 (P. Lammert) | 20,48 (Ostapchuk/BLR) | 0,44 | 20,54 (Vili/NZL) | 0,50 |
2008 | 19,89 (N. Kleinert) | 20,98 (Ostapchuk/BLR) | 1,09 | 20,98 (Ostapchuk/BLR) | 1,09 |
2009 | 20,20 (Kleinert) | 20,20 (Kleinert/GER) | 0,00 | 21,07 (Vili/NZL) | 0,87 |
2010 | 19,64 (N. Kleinert) | 20,95 (Ostapchuk/BLR) | 1,29 | 20,95 (Ostapchuk/BLR) | 1,29 |
2011 | 19,26 (N. Kleinert) | 20,94 (Ostapchuk/BLR) | 1,68 | 21,24 (Adams/NZL) | 1,98 |
WAS AUFFÄLLT |
- Ohne Petra Lammert (Karriereende) und Denise Hinrichs (Verletzung) fiel der 10er-Schnitt in Deutschland deutlich unter das Niveau der vergangenen Jahre.
- Erstmals seit 2007 konnten nur drei Stoßerinnen mehr als 18 Meter erzielen.
- Aufgrund der absolut geringeren deutschen Bestweite von Nadine Kleinert ist der Abstand zur Europa- und Weltspitze so deutlich wie seit Jahren nicht mehr.
- Die Weißrussin Nadzeya Ostapchuk und die Neuseeländerin Valerie Adams wechseln sich weiter beständig an der Weltspitze ab.
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