leichtathletik.de-Check - Kugelstoßen Frauen
Die Saison 2009 mit einer mitreißenden und erfolgreichen Heim-WM ist Geschichte. Den guten Leistungen in Berlin und bei der Hallen-EM sowie einigen anderen Meisterschaften standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2009 IM RÜCKBLICK |
„Das war der Wettkampf meines Lebens“, hat es Nadine Kleinert (SC Magdeburg) nach ihrem WM-Auftritt im Berliner Olympiastadion, den sie mit neuer persönlicher Bestweite von 20,20 Metern und der Silbermedaille krönte, treffend ausgedrückt. Klaus Schneider, DLV-Disziplintrainer und gleichzeitig auch ihr Heimtrainer, stimmte dem zu. „Der Wettkampf war über alle Zweifel erhaben, es war der Punkt auf dem I. Das Ganze hatte sich zwar in der Vorbereitung in Kienbaum angedeutet. Aber Sicherheit, dass die 20 Meter fallen, hatten wir nicht.“
Es ist schon ein Phänomen, wie sich die Magdeburgerin gerade in internationalen Wettkämpfen immer motivieren kann und fast schon eine sichere Medaillenbank ist. Sie braucht diese starke Konkurrenz, bei nationalen Wettkämpfen tut sie sich da wesentlich schwerer. In ihrer ganzen Karriere kam sie beispielsweise bei Deutschen Meisterschaften bisher nur dreimal über 19 Meter.
„Vom Typ her kann man sie ein wenig mit David Storl vergleichen, sowohl von der körperlichen Größe als auch von der Schnellkraft her“, zieht der Trainer einen Vergleich. Aggressiv kann Nadine Kleinert sein, wenn sie will. Gerade deshalb wäre aus ihr vielleicht auch eine sehr gute Boxerin geworden, aber vor Jahresfrist ließ sie ihr Herz sprechen, und das meinte: „Bleib' beim Kugelstoßen.“ Wie das WM-Silber von Berlin zeigt, keine falsche Entscheidung.
Doch Nadine Kleinert hält nicht allein die deutsche Fahne im Kugelstoßen hoch. Bereits zur Hallen-EM in Turin (Italien) überzeugten Petra Lammert (SC Neubrandenburg) und Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01) mit Gold und Silber, doch später musste Petra Lammert verletzungsbedingt die Saison abbrechen.
Denise Hinrichs war aber weiter auf dem richtigen Weg, gewann die U23-EM mit 19,18 Metern, steigerte sich in Dessau auf 19,35 Meter. Doch dann zog sie sich eine Rückenverletzung zu, die sich negativ aufs Training auswirkte. „Entsprechend schlecht war ihr körperlicher Zustand in Berlin, sodass sogar die Frage stand, ob man sie überhaupt hätte starten lassen sollen. Eine Weite von 18,39 Metern und der elfte Platz spiegeln bei weitem nicht ihr wahres Können wider“, meint Klaus Schneider.
Die dritte WM-Starterin Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) hatte die Saison über gesundheitliche Probleme und deshalb auch nur wenig Wettkämpfe. Das führte dazu, dass für sie die WM psychisch nur schwer zu verkraften war. „Sie stand total neben sich“, brachte es Klaus Schneider auf den Punkt. Nur so ist der zwölfte Platz im Finale mit einer Weite von 17,84 Metern zu erklären.
Bei der U20-EM schlugen sich Samira Burkhardt (VfL Sindelfingen) mit Platz zwei und Sophie Kleeberg (LV 90 Thum) mit Platz drei achtbar. Der Pechvogel in dieser Altersklasse war die Magdeburgerin Lina Berends, die sich im Mai das Kreuzband riss. Klaus Schneider, ihr Heimtrainer, erklärt dazu: „Es war schon tragisch, denn sie war auf einem sehr guten Weg.“
Die Beste der Welt wurde Drehstoßerin Lena Urbaniak (LG Filstal) in der U18-Klasse. Die Schwerinerin Laurine Norman belegte bei den Nachwuchs-Titelkämpfen in Brixen (Italien) den vierten Platz.
UNSERE TOP DREI |
| Nadine Kleinert SC Magdeburg 34 Jahre SB: 20,20 m PB: 20,20 m (2009) DM: 2. Platz | WM: 2. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 1. Platz Welt-Jahresbestenliste: 3. Platz |
| Denise Hinrichs TV Wattenscheid 01 22 Jahre SB: 19,47 m PB: 19,47 m (2009) DM: 1. Platz | WM: 11. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 5. Platz Welt-Jahresbestenliste: 7. Platz |
| Christina Schwanitz SV Neckarsulm 23 Jahre SB: 19,06 m PB: 19,31 m (2008) DM: 3. Platz, WM: 12. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 8. Platz Welt-Jahresbestenliste: 13. Platz |
UNSERE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Lena Urbaniak LG Filstal 17 Jahre SB/PB: 15,61 m Drehstoßerin Lena Urbaniak bestimmte das Geschehen in der B-Jugend. Ihre Saison, in deren Verlauf sie sich auch standesgemäß den nationalen Nachwuchstitel holte, krönte sie mit dem überzeugenden Gewinn des U18-WM-Golds. |
DER PECHVOGEL |
| Petra Lammert SC Neubrandenburg 25 Jahre SB: 19,02 m PB: 20,04 m (2007) DLV-Jahresbestenliste: 4. Platz Europa-Bestenliste: 9. Platz Welt-Jahresbestenliste: 14. Platz Nach überstandener Ellbogenverletzung wollte Petra Lammert unbedingt in Berlin dabei sein, doch trotz intensiver medizinischer Behandlung hatte sie bei starken Belastungen nach wie vor Schmerzen. Deshalb musste sie Ende Juni die WM-Saison abbrechen. Daraufhin wurde sie am Ellenbogen des Stoßarmes operiert und befindet sich gegenwärtig in der Reha. |
2010 IM AUSBLICK |
Bei der Hallen-WM in Doha (Katar, 12. bis 14. März) dürfen zwei Frauen starten, drei werden sich aller Voraussicht dafür bewerben. Allen voran Nadine Kleinert, wahrscheinlich Denise Hinrichs, die allerdings im Winter ziemlich bei der Polizeiausbildung eingebunden ist, und wahrscheinlich auch Christina Schwanitz, die bei der Bundeswehr gegenwärtig ihre Grundausbildung absolviert. Für Petra Lammert wird es wohl noch zu früh sein.
Aber um die drei Plätze bei der Europameisterschaft in Barcelona (Spanien; 26. Juli bis 1. August) wird dann ein Quartett kämpfen. „Ich hoffe nur, dass sich nicht wieder jemand vorher verletzt, wie in den letzten beiden Jahren“, meint DLV-Trainer Klaus Schneider. „Zwei Finalplätze werden angestrebt, für Nadine Kleinert oder Petra Lammert ist eine Medaille das Ziel“, gibt der Trainer die Richtung vor.
Lena Urbaniak und Laurine Normann sind die Kandidatinnen für die U20-WM in Kanada. Beide haben dort Finalaussichten.
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten
20,20 - Nadine Kleinert (SC Magdeburg)
19,47 - Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01)
19,06 - Christina Schwanitz (Neckarsulmer SU)
19,02 - Petra Lammert (SC Neubrandenburg)
16,88 - Samira Burkhardt (VfL Sindelfingen)
16,82 - Josephine Terlecki (LG Ohra Hörselgas)
16,62 - Heike Koderisch (SC Magdeburg)
16,46 - Sophie Kleeberg (LV 90 Thum)
15,93 - Meike Naumann (TSV Frankenberg)
15,64 - Nadja Mesloh (Wiesbadener LV)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2009
WM: 2. Platz (Nadine Kleinert), 11. Platz (Denise Hinrichs), 12. Platz (Christina Schwanitz)
U23-EM: 1. Platz (Denise Hinrichs)
U20-EM: 2. Platz (Samira Burkhardt), 3. Platz (Sophie Kleeberg)
U18-WM: 1. Platz (Lena Urbaniak), 4. Platz (Laurine Normann)
Hallen-EM: 1. Platz (Petra Lammert), 2. Platz (Denise Hinrichs)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten > 18,00 m | Schnitt Top 10 | |
2005 | Nadine Kleinert (20,06), Petra Lammert (19,81), Astrid Kumbernuss (19,16), Christina Schwanitz (18,84) | 18,03 |
2006 | Petra Lammert (19,64), Nadine Kleinert (19,15) | 17,26 |
2007 | Petra Lammert (20,04), Nadine Kleinert (19,77), Denise Hinrichs (18,08) | 17,57 |
2008 | Nadine Kleinert (19,89), Christina Schwanitz (19,31), Denise Hinrichs (19,07), Petra Lammert (19,04), Josephine Terlecki (18,00) | 17,57 |
2009 | Nadine Kleinert (20,20), Denise Hinrichs (19,47), Christina Schwanitz (19,06), Petra Lammert (19,02) | 17,61 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 20,06 (Kleinert) | 21,09 (Ostapchuk/BLR) | 1,03 | 21,09 (Ostapchuk/BLR) | 1,03 |
2006 | 19,64 (Lammert) | 20,56 (Ostapchuk/BLR) | 0,92 | 20,56 (Ostapchuk/BLR) | 0,92 |
2007 | 20,04 (Lammert) | 20,48 (Ostapchuk/BLR) | 0,44 | 20,54 (Vili/NZL) | 0,50 |
2008 | 19,89 (Kleinert) | 20,98 (Ostapchuk/BLR) | 1,09 | 20,98 (Ostapchuk/BLR) | 1,09 |
2009 | 20,20 (Kleinert) | 20,20 (Kleinert) | 0,00 | 21,07 (Vili/NZL) | 0,87 |
WAS AUFFÄLLT |
- 2009 setzte sich Nadine Kleinert erstmals an die europäische Spitze. National hat sie im zweiten Jahr nacheinander wieder das Heft in der Hand und die Gegnerinnen im Griff.
- Vier Jahre lang dominierte zuvor Nadzeya Ostaptschuk in Europa und meistens auch in der Welt. Jetzt scheint sie von Valerie Vili abgelöst zu werden, mit der noch lange Jahre zu rechnen ist.
- Der 10er-Schnitt in Deutschland blieb in den letzten Jahren recht stabil, auf einem Niveau von rund 17,60 Metern. Er ist ein deutliches Abbild, dass zwischen den ersten Vier und dem „Rest“ ein großer Weitenunterschied besteht.
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