leichtathletik.de-Check - Langhürden Frauen
Die Saison 2011 mit einer erfolgreichen WM in Daegu (Südkorea) ist Geschichte. Guten WM-Leistungen, Erfolgen bei der Team-EM in Stockholm (Schweden) und der Hallen-EM in Paris (Frankreich) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.
2011 IM RÜCKBLICK |
2010 hatte im Langhürdenbereich der Frauen Hoffnung gemacht, dass nach Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt) mit ihrem neunten Rang bei der EM in Barcelona (Spanien) und dem Einsatz von ihr und Jill Richards (SCC Berlin) in der Staffel ähnliches auch 2011 möglich sei.
Zudem setzte man auf junge Athletinnen wie Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach), Anja Bork (TSV Gomaringen), Inga-Maria Müller (Hannover 96), Laura Hansen (TSV Bayer 04 Leverkusen) oder Anna Raukuc (Emder LG), die bereits zu Jugendzeiten schnelle Zeiten ablieferten und dort auch internationale Medaillen abräumten.
Doch die Wirklichkeit sah anders aus. „Wenn man einen Strich unter das Jahr 2011 zieht und die absoluten Zahlen zusammenrechnet, ist es nicht viel, was gekommen ist“, zieht DLV-Disziplintrainer Edgar Eisenkolb ein ernüchterndes Fazit.
Doch hat er gleich eine erste Erklärung parat. „Wir haben ein sehr kompliziertes Jahr mit einer Verletzungshäufigkeit erlebt, wie wir sie noch nie hatten." Den Sprung zur WM schaffte keine Läuferin, die A-Norm von 55,50 Sekunden und die B-Norm von 55,80 Sekunden wurden nicht erreicht.
Aber, man nimmt es dem Bundestrainer ab, wenn er nicht alles schwarz malt. „Im Sinne von messbarem Erfolg, und darum geht nun mal im Leistungssport, ist in diesem Jahr nicht viel passiert. Aber allein, was bei der Meisterung dieser schwierigen Situation an Lerneffekten, an positiver Motivation, an Fähigkeiten im Krisenmanagement für das kommende Jahr herausgekommen ist, ist für meine Begriffe viel.“
Und er fügt an: "Vielleicht kann man aus solchen Jahren viel mehr lernen, mehr persönliche Kraft schöpfen. Und man kann auch als Athlet gemeinsam mit den Trainern mehr über den eigenen Weg, über den persönlichen Einsatz nachdenken.“
Am besten kam Christiane Klopsch durch die Saison. Mit einer persönlichen Bestzeit von 56,97 Sekunden, dem deutschen Meistertitel und dem sechsten Platz bei der U23-EM war sie vollauf zufrieden, auch wenn sie vielleicht noch eine etwas schnellere Zeit angepeilt hatte.
„Vielleicht hat auch das ideale Rennen in dieser Saison gefehlt“, räumt Edgar Eisenkolb ein, „aber insgesamt war es für sie und ihre Trainerin Sieglinde Weber ein sehr erfolgreiches Jahr."
Zu hoch lag für sie allerdings die WM-Norm. Dafür kam eigentlich nur Fabienne Kohlmann in Frage, wenn man als Ausgangsbasis deren Niveau von 2010 nimmt. Wenn da nicht die Verletzungsproblematik wäre. Die ganze Saison 2010 klagte sie schon über Kniebeschwerden, aber erst spät ließ sie das operativ beheben. Der Rehaprozess zog sich bis Januar 2011 hin.
Dann folgte ein sehr gutes Trainingslager, doch am vorletzten Trainingstag stürzte sie während einer Trainingseinheit über die Hürde. „Ich habe schon manche Stürze gesehen, aber selten so einen schlimmen“, erinnert sich Edgar Eisenkolb. „Aber es ging noch einigermaßen glimpflich aus, doch vier Wochen Trainingspause warfen sie wieder zurück.“ So gesehen musste man mit der Saisonbestzeit von 58,97 Sekunden noch zufrieden sein.
Tina Kron (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) ist eine gestandene Athletin, die in der Vergangenheit schon mit 55er Zeiten aufwartete. Sie investierte in diesem Jahr mehr in ihr Studium, um es beenden zu können, und sich dann besser auf Olympia vorbereiten zu können. Aber trotzdem hatte sich die Deutsche Vizemeisterin eine schnellere Zeit als 57,09 Sekunden versprochen.
Jill Richards plagte sich lange mit einem Fußproblem herum, sodass sie erst spät in die Saison einsteigen konnte. Mit 57,36 Sekunden musste sie sich begnügen.
Auch Inga-Maria Müller hatte das ganze Jahr über mit kleineren Verletzungen zu tun, sodass sie nicht ihr volles Leistungsvermögen erreichen konnte.
UNSERE TOP DREI |
| Christiane Klopsch LG Ovag Friedberg-Fauerbach 21 Jahre SB: 56,97 sec PB: 56,97 (2011) DM: 1. Platz | U23-EM: 6. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 28. Platz Welt-Jahresbestenliste: 75. Platz |
| Tina Kron SV schlau.com Saar 05 29 Jahre SB: 57,09 sec PB: 55,58 sec (2007) DM: 2. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 31. Platz Welt-Jahresbestenliste: 83. Platz |
| Jill Richards SCC Berlin 24 Jahre SB: 57,36 sec PB: 56,34 (2010) Junioren-DM: 4. Platz DLV-Jahresbestenliste: 4. Platz Europa-Jahresbestenliste: 38. Platz Welt-Jahresbestenliste: 106. Platz |
UNSERE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Anna Raukuc Emder LG 21 Jahre SB: 57,94 sec PB: 57,94 (2011) Anna Raukuc gehört zu den wenigen Spitzenläuferinnen des DLV, die 2011 ihre Bestzeit gesteigert haben. Genauso wie Christiane Klopsch, Anja Bork, Laura Hansen, Inga-Maria Müller und natürlich auch Fabienne Kohlmann liegt die Zukunft noch vor ihr. Wie für die anderen genannten jungen Läuferinnen, sind weitere Steigerungen möglich. |
DER PECHVOGEL |
| Fabienne Kohlmann LG Karlstadt/Gambach/Lohr 22 Jahre SB: 58,97 sec PB: 55,49 sec (2010) Die 22-jährige Fabienne Kohlmann war inmitten der vielen Pechvögel ohne Zweifel der allergrößte, auch weil sich ihre Verletzungsmisere, verstärkt durch den Sturz im Trainingslager, praktisch von 2010 bis 2011 durchzog. |
2012 IM AUSBLICK |
Zum Kandidatenkreis für die EM in Helsinki (Finnland) zählt DLV-Trainer Edgar Eisenkolb viele Athletinnen: Fabienne Kohlmann, Jill Richards, Tina Kron, Christiane Klopsch, Laura Hansen, Inga-Maria Müller, Anja Bork und Anna Raukuc. Für eine Überraschung könnte auch Claudia Wehrsen (LT DSHS Köln) sorgen.
Die Norm von 56,30 Sekunden sollte für alle machbar sein, wobei der Trainer vorsichtig ist: „Zwei sollten es schaffen, aber wir werden uns nicht beschweren, wenn das Kontingent voll ausgereizt wird.“
Am meisten erhofft er sich von Fabienne Kohlmann: „Wenn sie gesund ist, wird sie sich sicherlich das Finale vornehmen." Damit könnte sie sich auf den Spuren einer Heike Meißner, Sylvia Rieger oder Claudia Marx bewegen. „Das sind durchaus Fußtapfen, die man betreten darf.“
Die Situation im Hinblick auf die Olympischen Spiele in London (Großbritannien) schätzt Trainer Edgar Eisenkolb als schwieriger ein. „Mit Fabienne Kohlmann können wir rechnen, wenn alles richtig läuft. Für alle anderen wird es schwer werden, die Norm von wohl 55,40 Sekunden zu laufen."
Für die U20-WM in Barcelona (Spanien) gibt es eine ganze Reihe von Kandidatinnen der Jahrgänge 1993 und 1994. Es sind Karolina Pahlitzsch (LG Nike Berlin), Christine Salterberg (TuS Köln rrh.), Kristina Reßler (TSV Peiting ) oder Isabell Hergenröther (TSV Bad Kissingen).
Zwar ist das Leistungsniveau dieser Athletinnen nicht ganz so hoch wie in früheren Jahren in der U20, aber „man muss auch sehen, dass in diesem Altersbereich und auf dieser Strecke große Entwicklungen möglich sind“, sagt Edgar Eisenkolb.
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten
56,97 - Christiane Klopsch (LG ovag Friedberg-Fauerbach)
57,09 - Tina Kron (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
57,36 - Claudia Wehrsen (LT DSHS Köln)
57,36 - Jill Richards (SCC Berlin)
57,94 - Anna Raukuc (Emder LG)
58,69 - Anja Bork (TSV Gomaringen)
58,97 - Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt)
59,13 - Christina Kupprion (Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg)
59,31 - Kim Carina Schmidt (LT DSHS Köln)
59,41 - Frederike Hogrebe (LT DSHS Köln)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2011
WM: keine U23-EM: 6. Platz Christiane Klopsch (57,05 sec)
U20-EM: keine U18-WM: keineEntwicklung des Spitzenniveaus
Athleten < 56 sec | Schnitt Top 10 | |
2005 | Claudia Marx (55,59), Ulrike Urbansky (55,94) | 57,71 |
2006 | Claudia Marx (54,80) | 57,59 |
2007 | Ulrike Urbansky (55,21), Tina Kron (55,58), Jonna Tilgner (55,96) | 57,51 |
2008 | Jonna Tilgner (55,73) | 57,69 |
2009 | Jonna Tilgner (55,71), Tina Kron (55,99) | 57,15 |
2010 | Fabienne Kohlmann (55,49) | 57,37 |
2011 | keine | 57,37 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 55,59 (C. Marx) | 52,90 (Pechonkina/RUS) | 2,69 | 52,90 (Pechonkina/RUS) | 2,69 |
2006 | 54,80 (C. Marx) | 53,14 (Nosova/RUS) | 1,66 | 53,02 (Demus/USA) | 1,78 |
2007 | 55,21 (U. Urbansky) | 53,50 (Pechonkina/RUS) | 1,71 | 53,28 (Williams/USA) | 1,93 |
2008 | 55,73 (J. Tilgner) | 53,84 (Danvers/GBR) | 1,89 | 52,64 (Walker/JAM) | 3,09 |
2009 | 55,71 (J. Tilgner) | 53,95 (Morosanu/ROU) | 1,76 | 52,42 (Walker/JAM) | 3,29 |
2010 | 55,49 (F. Kohlmann) | 52,92 (Antyukh/RUS) | 2,57 | 52,82 (Demus/USA) | 2,67 |
2011 | 56,97 (C. Klopsch) | 53,29 (Hejnova/CZE) | 3,68 | 52,47 (Demus/USA) | 4,50 |
WAS AUFFÄLLT |
- Der Top-Ten-Schnitt ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,77 sec langsamer geworden, keine Überraschung bei dem Verletzungspech
- Der Abstand der schnellsten Deutschen zur Weltspitze und zur europäischen Spitze ist angewachsen
- Keine Deutsche hat eine Zeit unter 56 Sekunden geschafft
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