leichtathletik.de-Check - Langstrecke Frauen
Die von internationalen Höhepunkten gespickte Saison 2012 ist Geschichte. Acht Medaillen bei Olympia in London (Großbritannien), einer erfolgreichen EM in Helsinki (Finnland) und einer Hallen-WM in Istanbul (Türkei) als Durchgangsstation sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2012 IM RÜCKBLICK |
Die Hoffnungen der deutschen Spitzenläuferinnen bei den großen internationalen Meisterschaften wurden nicht ganz erfüllt, dafür mischten eine Reihe junger Läuferinnen die Szene auf. Auf mehreren Ebenen deutet sich eine Wachablösung an.
Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) setzte noch einmal auf die Bahn, nachdem ein Ermüdungsbruch im Winter die gewünschten Trainingsumfänge für den Marathon unmöglich gemacht hatte. Dabei lieferte sie auf den 10.000 Metern solide Leistungen ab, hätte sich aber etwas mehr als EM-Platz fünf und Rang 17 bei Olympia erhofft. Mit dem Rennen in New York (USA; 4. November) steht der erste Marathon in diesem Jahr noch aus.
Über 5.000 Meter und 10.000 Meter konnte die Siegländerin ihre Sammlung von Deutschen Meistertiteln erweitern. Allerdings drängen mit Lisa Hahner (run2sky.com), sowie den Regensburgerinnen Maren Kock und Corinna Harrer junge Athleteinnen nach vorne, die schon bald in die Fußstapfen von Sabrina Mockenhaupt treten könnten.
Im Marathon hatte Irina Mikitenko (SC Gelnhausen) noch einmal von einer Olympia-Medaille geträumt, musste aber einsehen, dass diese nicht greifbar war. Platz 14 entsprach nicht den Erwartungen der 40-Jährigen.
Auch im Marathon hat eine Nachwuchsläuferin Hoffnung für die Zukunft gemacht: Anna Hahner (run2sky.com) kratzte gleich zweimal an der Marke von 2:30 Stunden.
UNSERE TOP DREI |
| Sabrina Mockenhaupt LG Sieg; 10.000 Meter 31 Jahre SB: 31:36,76 min PB: 31:14:21 min (2008) DM: 1. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 7. Platz Welt-Jahresbestenliste: 34. Platz |
| Irina Mikitenko SC Gelnhausen; Marathon 40 Jahre SB: 2:24:53 h PB: 2:19:19 h (2008) DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 7. Platz Welt-Jahresbestenliste: 23. Platz |
| Susanne Hahn SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken; Marathon 34 Jahre SB: 2:30:22 h PB: 2:28:49 h (2011) DM: 1. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 35. Platz Welt-Jahresbestenliste: 136. Platz |
UNSER HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Anna Hahner run2sky.com; Marathon 22 Jahre SB: 2:30:11 h PB: 2:30:11 h (2012) So jung und schon so schnell im Marathon: Anna Hahner hat mit ihrem Debüt über die 42,195 Kilometer beeindruckt und macht Hoffnung für die Zukunft. |
DER PECHVOGEL |
| Melanie Kraus TSV Bayer 04 Leverkusen, Marathon 38 Jahre SB: - PB: 2:27:58 h (2000) Mit 33:50 Minuten über 10 Kilometer auf der Straße hatte Melanie Kraus ihre Ambitionen auf einen Olympia-Start im Marathon angedeutet. Doch kurz vor dem geplanten Start in Düsseldorf knickte sie um und der Traum von der zweiten Olympia-Teilnahme platzte. |
2013 IM AUSBLICK |
Orientiert sich Sabrina Mockenhaupt wieder stärker auf die Straße, ist das Feld für die längeren Strecken auf der Bahn frei für den Nachwuchs. Maren Kock ist eine Kandidatin, die über 5.000 Meter das Zepter übernehmen könnte. Sie konzentriert sich dann im zweiten Jahr auf die längeren Strecken und darf sich deshalb berechtigte Hoffnungen machen, auch konstanter gute Zeiten anzubieten. Abzuwarten bliebt, wie häufig sich Teamkollegin Corinna Harrer auf den langen Strecken zeigen wird.
Die Regensburgerin wäre auch für die U23-EM die aussichtsreichste Kandidatin auf eine Langstrecken-Nominierung, dürfte aber eher auf die Mittelstrecke setzen. Zuzutrauen ist die 5.000-Meter-Norm außerdem Julia Hämmer (LG Limes/Rems) und Elena Burkard (LG Badenova Nordschwarzwald).
Im Marathon kann Anna Hahner von der WM träumen, nachdem es für Olympia so knapp nicht gereicht hatte. Die deutschen Frauen haben die Norm für den Weltcup schon unterboten, der in Moskau gleichzeitig mit der WM ausgetragen wird. Schwester Lisa hat bei ihrem Marathon-Debüt in Frankfurt (24. Oktober) ebenfalls die Chance darauf.
Mit Sabrina Mockenhaupt und Susanne Hahn (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) ist in Moskau natürlich auch wieder zu rechnen. Irina Mikitenko will auch noch einmal auf die Marathon-Strecke gehen, aber wahrscheinlich bei einem der großen Stadt-Rennen.
Das sagt der Bundestrainer |
Herr Kirschbaum, wie fällt Ihre Bilanz für das EM- und Olympiajahr 2012 aus?
Tono Kirschbaum:
Der Durchschnittswert der Top 5 über 5.000 Meter zeigt einen klaren Aufwaertstrend. Dieser drückt sich unter anderem in den neuen Bestzeiten von Maren Kock und Lisa Hahner aus. Maren Kock blieb zwar bei der EM unter ihren Moeglichkeiten, hat aber aufgrund ihrer in 2012 erbrachten Unterdistanzleistungen das Potential, um sich in den kommenden Jahren für die internationalen Meisterschaften zu qualifizieren.
Lisa Hahner hingegen dürfte ihre Stärken eher auf den längeren Strecken ausspielen. Gespannt sein darf man sicherlich auf einen Start von Corinna Harrer, die sowohl in der Unter- als auch in der Überdistanz hervorragende Leistungen aufweist.
Über 10.000 Meter ist es einmal mehr Sabrina Mockenhaupt, die die Bestenliste anführt, wie auch über 5.000 Meter. Ihr Abschneiden bei der EM und bei Olympia blieb zwar hinter ihren eigenen Erwartungen zurück, muss aber im Kontext einer langen Verletzungpause zu Beginn des Jahres gesehen werden.
Hinter Sabrina Mockenhaupt zeigt die Entwicklung von Corinna Harrer, Maren Kock und den Hahner-Zwillingen, dass sich diese Strecke deutlich entwickelt hat.
Mit den im April 2012 erzielten 2:24:53 Stunden gehoert Irina Mikitenko weiterhin zu den Topläuferinnen auf Weltniveau. Leider konnte sie aber, die in sie gesetzten Erwartungen bei Olympia nicht erfüllen. Aufgrund des Streckenprofils und der taktisch bedingten Tempowechsel konnte Irina Mikitenko nicht an die im Vorfeld erbrachten Leistungen anknüpfen.
Susanne Hahn lieferte einmal mehr 2012 solide Leistungen ab, die sie auch zukünftig zu einem wertvollen Mitglied der Nationalmannschaft machen.
Beeindruckend war der Einstieg von Anna Hahner auf dieser Strecke. Mit 2:30:14 Stunden verfehlte sie die OS Norm nur knapp. Mit ihrer Leistung von Berlin bestätigte sie ihr Potential, auf dieser Strecke eine feste Grösse zu werden.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate?
Tono Kirschbaum: Das Marathonrennen von Anna Hahner in Duesseldorf hat mir besonders imponiert. Nicht nur aufgrund der tollen Zeit für den ersten Start, sondern auch ihre Einstellung haben mich sehr beeindruckt.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison?
Tono Kirschbaum:
Es gilt das gleiche wie bei den Männern: Insgesamt verfügt die deutsche Langstreckenszene nur über eine dünne Leistungsspitze. Allerdings gibt es eine Reihe talentierter Nachwuchsathleten, die in den nächsten beiden Jahren den Anschluss an das europäische Niveau schaffen können. Zusammen mit dem IAT in Leipzig ist ein klares trainingsmethodisches Konzept ausgearbeitet worden, um den Abstand zum internationalen Topbereich zu schließen. Dabei wird es entscheidend sein, inwieweit Athleten und Heimtrainer bereit sind, gemeinsam den Weg zu gehen, um die internationale Konkurrenzfähigkeit zu entwickeln. Diese Läufer gilt es optimal zu fördern.
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten5.000 m:15:16,89 - Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg)
15:27,65 - Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg)
15:28,71 - Simret Restle-Apel (PSV GW Kassel)
15:47,48 - Eleni Gebrehiwot (TV Wattenscheid)
15:49,83 - Lisa Hahner (run2sky.com)
16:07,33 - Anna Hahner (run2sky.com)
16:13,73 - Mareike Schrulle (ASV Köln)
16:18,49 - Veronica Pohl (TSV Bayer Leverkusen)
16:23,86 - Jana Soethout (LG Telis Finanz Regensburg)
16:38,85 - Julia Hämmer (LG Limes/Rems)
10.000 m:
31:36,76 - Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg)
32:41,50 - Simret Restle-Apel (PSV GW Kassel 05)
33:13,62 - Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg)
33:29,14 - Maren Kock (LG Telis Finanz Regensburg)
33:38,49 - Lisa Hahner (run2sky.com)
33:57,53 - Jana Soethout (LG Telis Finanz Regensburg)
34:44,89 - Veronica Pohl (TSV Bayer Leverkusen)
34:49,62 - Marina Hilschenz (LG Wedel/Pinneberg)
34:56,38 - Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München)
35:01,22 - Friederike Kallenberg (LV Pliezhausen)
Marathon:
2:24:53 - Irina Mikitenko (SC Gelnhausen)
2:30:14 - Anna Hahner (run2sky.com)
2:30:22 - Susanne Hahn (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
2:38:17 - Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar)
2:39:03 - Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt)
2:45:03 - Silke Optekamp (PSV GW Kassel)
2:45:11 - Monika Heiß (LG Telis Finanz Regensburg)
2:45:34 - Christl Viebahn (LAZ Puma Rhein/Sieg)
2:47:20 - Steffi Volke (LG Telis Finanz Regensburg)
2:47:32 - Sandra Lüring (LG Ratio Münster)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2012
Olympia: keine
EM: 5. Platz Sabrina Mockenhaupt (10.000 m; 32:16,55 min)
U20-WM: keine
Hallen-WM: keineEntwicklung des Spitzenniveaus (5.000 m)
Athleten <15:30 min | Schnitt Top 10 | |
2005 | Sabrina Mockenhaupt (15:09,39) | 16:14,26 |
2006 | Sabrina Mockenhaupt (15:11,38); Irina Mikitenko (15:28,00) | 16:15,43 |
2007 | Sabrina Mockenhaupt (15:10,32) | 16:17,77 |
2008 | Sabrina Mockenhaupt (15:27,08) | 16:18,03 |
2009 | Sabrina Mockenhaupt (14:59,88) | 16:06,52 |
2010 | Sabrina Mockenhaupt (15:06,93) | 16:12,65 |
2011 | Sabrina Mockenhaupt (15:24,30) | 16:08,65 |
2012 | Sabrina Mockenhaupt (15:16,89); Maren Kock (15:27,65) Simret Restle-Apel (15:28,71) | 15:57,28 |
Athleten <32:00 min | Schnitt Top 10 | |
2005 | Sabrina Mockenhaupt (31:21,28) | 34:42,36 |
2006 | Sabrina Mockenhaupt (31:40,28); Irina Mikitenko (31:44,82) | 34:05,10 |
2007 | Sabrina Mockenhaupt (31:56,09) | 34:38,11 |
2008 | Sabrina Mockenhaupt (31:14,21); Irina Mikitenko (31:57,71) | 34:14,36 |
2009 | Sabrina Mockenhaupt (31:27,56) | 34:39,24 |
2010 | Sabrina Mockenhaupt (31:23,86) | 33:50,21 |
2011 | Sabrina Mockenhaupt (31:44,52) | 34:22,00 |
2012 | Sabrina Mockenhaupt (31:36,76) | 33:48,92 |
Athleten <2:28 h | Schnitt Top 10 | |
2005 | Luminita Zaituc (2:26:44) | 2:39:35 |
2006 | Keine | 2:37:32 |
2007 | Irina Mikitenko (2:24:51) | 2:34:08 |
2008 | Irina Mikitenko (2:19:19); Sabrina Mockenhaupt (2:26:26) | 2:33:13 |
2009 | Irina Mikitenko (2:22:11) | 2:35:23 |
2010 | Sabrina Mockenhaupt (2:26:21); Irina Mikitenko (2:26:40) | 2:39:01 |
2011 | Irina Mikitenko (2:22:18) | 2:37:55 |
2012 | Irina Mikitenko (2:24:53) | 2:35:47 |
Entwicklung Jahresbestleistungen (5.000 m)
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 15:09,39 (S. Mockenhaupt) | 14:40,71 (Pavey/GBR) | 28:68 | 14:28,98 (Defar) | 40,41 |
2006 | 15:11,38 (S. Mockenhaupt) | 14:39,96 (Pavey/GBR) | 31:42 | 14:24,53 (Defar/ETH) | 46,85 |
2007 | 15:10,32 (S. Mockenhaupt) | 14:56,39 (Augusto/POR) | 13,93 | 14:16,63 (Defar/ETH) | 53,69 |
2008 | 15:27,08 (S. Mockenhaupt) | 14:23,75 (Shobukhova/RUS) | 1:03,33 | 14:11,15 (Dibaba/ETH) | 1:15,93 |
2009 | 14:59,88 (S. Mockenhaupt) | 14:42,06 (Konovalova/RUS) | 17,82 | 14:33,65 (Dibaba/ETH) | 26,23 |
2010 | 15:06,93 (S. Mockenhaupt) | 14:31,52 (Abeylegesse/TUR) | 35,41 | 14:27,41 (Cheruiyot/KEN) | 39.52 |
2011 | 15:24,30 (S. Mockenhaupt) | 14:46,30 (Checa/ESP) | 38,00 | 14:20,87 (Cheruiyot/KEN) | 1:03,43 |
2012 | 15:16,89 (S. Mockenhaupt) | 15:02,00 (J. Bleasdale/GBR) | 14,89 | 14:35,62 (V. Cheruiyot/KEN) | 41,27 |
Entwicklung Jahresbestleistungen (10.000 m)
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 31:21,28 (S. Mockenhaupt) | 30:33,75 (Bomogolova/RUS) | 47,53 | 30:15,67 (Dibaba/ETH) | 1:05,62 |
2006 | 31:40,28 (S. Mockenhaupt) | 30:21,67 (Abeylegesse/TUR) | 1:18,61 | 30:21,67 (Abeylegesse/TUR) | 1:18,61 |
2007 | 31:56,09 (S. Mockenhaupt) | 31:22,80 (De Vos/BEL) | 33,29 | 31:00,27 (Tufa/ETH) | 55,82 |
2008 | 31:14,21 (S. Mockenhaupt) | 29:56,34 (Abeylegesse/TUR) | 1:17,87 | 29:54,66 (Dibaba/ETH) | 1:19,55 |
2009 | 31:27,56 (S. Mockenhaupt) | 30:30,93 (Shobukhova) | 1:06,63 | 29:53,80 (Melkamu/ETH) | 1:33,76 |
2010 | 31:23,86 (S. Mockenhaupt) | 31:10,23 (Abeylegesse/TUR) | 13,63 | 31:04,52 (Melkamu/ETH) | 19,34 |
2011 | 31:44,52 (S. Mockenhaupt) | 31:33,42 (Felix/POR) | 11,10 | 30:38,35 (Jepkosgei Kipyego/KEN) | 1:06,17 |
2012 | 31:36,76 (S. Mockenhaupt) | 30:53,20 (J. Pavey/GBR) | 43,56 | 30:20,75 (T. Dibaba/ETH) | 1:16,01 |
Entwicklung Jahresbestleistungen (Marathon)
Jahr | Deutschland | Europa |
|