leichtathletik.de-Check - Speerwurf Frauen
Die Saison 2011 mit einer erfolgreichen WM in Daegu (Südkorea) ist Geschichte. Guten WM-Leistungen, Erfolgen bei der Team-EM in Stockholm (Schweden) und der Hallen-EM in Paris (Frankreich) sowie anderen Meisterschaften und Meetings standen aber auch Enttäuschungen gegenüber. leichtathletik.de nimmt die einzelnen Disziplinbereiche noch einmal genau unter die Lupe.

2011 IM RÜCKBLICK |
Es war ein fast perfektes Jahr für die deutschen Speerwerferinnen. Gold bei der U18-WM, Bronze bei der U20-EM, Gold bei der U23-EM, Platz eins bei der Team-EM, Sieg im Diamond Race, Titel des „Rising Star“ der IAAF. Ein Ereignis fehlt in dieser Aufzählung: die WM in Daegu (Südkorea). Dort gab es Platz vier und fünf für die Athletinnen des DLV. Wahrlich kein schlechtes Ergebnis, aber eben nicht das, was sich alle Beteiligten erhofft hatten.
Noch in der Qualifikation für den Endkampf der Weltmeisterschaft warf Christina Obergföll (LG Offenburg) im ersten Versuch souverän 68,76 Meter, sieben Meter weiter als gefordert. Im Finale wurden es dann aber nur 65,24 Meter. Die Konkurrenz überbot sich dagegen an diesem Tag gegenseitig, Mariya Abakumova (Russland; 71,99 m) und Barbora Spotakova (Tschechische Republik; 71,58 m) warfen weiter als 71 Meter.
„Es war ein ganz hochkarätiger Wettkampf. So einen Speerwurfwettkampf habe ich noch nicht gesehen“, resümiert die Disziplintrainerin Maria Ritschel. Christina Obergföll hatte sich viel vorgenommen, wollte gleich mit dem ersten Versuch eine gute Weite erzielen. „Das ist ihr nicht gelungen und die anderen haben sehr weit vorgelegt. Sie hat es dann nicht mehr geschafft in den Bereichen mitzuwerfen.“
Für Christina Obergföll ist der vierte Platz eine Enttäuschung, hat sie doch in diesem Jahr fast alles gewonnen. „Sie hat eigentlich eine fantastische Saison geworfen“, ist die Disziplintrainerin mehr als zufrieden. „Ausgerechnet das WM-Finale war einer ihrer schwächsten Wettkämpfe in diesem Jahr.“
Ein guter Auftakt war die Team-EM in Stockholm (Schweden), bei der Christina Obergföll mit 66,20 Metern siegte und wichtige Punkte für die Mannschaft holte. Die nationalen Titelkämpfe konnte sie nach 2007 und 2008 bereits zum dritten Mal für sich entscheiden und übertraf in Kassel auch den bis dato bestehenden Meisterschaftsrekord, der nun bei 68,86 Metern liegt.
Zudem stand sie schon vor dem Finale der Diamond League in Zürich (Schweiz) als Diamond Race-Siegerin ihrer Disziplin fest. Der einzige Schatten über ihrer Saison ist das verpasste Podium von Daegu.
Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) dagegen freute sich über ihren fünften Platz bei der WM. „Sie hat eine sehr gute Entwicklung genommen und hat sich bei Weiten deutlich über 60 Meter stabilisiert. Bei der WM hat sie von der Platzierung her das Optimum herausgeholt“, ist Maria Ritschel sehr zufrieden mit der Saison ihrer Athletin. Auch bei der Deutschen Meisterschaft hat sie mit der Silbermedaille unterstrichen, dass sie die Nummer zwei in Deutschland ist.
Für Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) war es keine gute Saison. Im letzten Jahr wurde sie noch Europameisterin, in diesem steht eine Saisonbestleistung von 60,78 Metern zu Buche.
„Sie war ein bisschen unser Sorgenkind“, sagt die Trainerin über die speerwerfende Medizinstudentin. „Linda Stahl hatte gesundheitliche Probleme und eine sehr hohe Belastung im Studium. Am Ende war es vielleicht alles ein bisschen viel.“
Trotzdem wurde sie für die WM nominiert und erreichte dort auch das Finale. Allerdings konnte sie dort nicht antreten, da sie sich beim Aufwärmen eine Blockade in der Brustwirbelsäule zuzog. Irgendwie passt das ins Bild ihrer gesamten Saison.
In der Jugend gibt es einige Speerwerferinnen, die herausragende Leistungen gebracht haben. Den Anfang machte dabei Christin Hussong (TV Thaleischweiler), die bei der U18-WM in Lille (Frankreich) mit 59,74 Metern einen neuen Meisterschaftsrekord aufstellte und die Konkurrenz regelrecht deklassierte.
„Es ist im Training gute Arbeit geleistet worden. Das war eine Überraschungsleistung“, lobt die Bundestrainerin ihr jüngstes Talent. Die IAAF belohnte Christin Hussong mit dem Titel des „Rising Star 2011“. Auch den nationalen Jugendtitel sicherte sie sich souverän.
Als würde ihr Sarah Meyer (SC Potsdam) in nichts nachstehen wollen, warf diese nur eine Woche später im Finale der U23-EM im vierten Versuch 59,29 Meter und gewann damit ebenfalls Gold.
Laura Henkel (SC Potsdam) sorgte bei der U20-EM für den nächsten Podestplatz deutscher Speerwerferinnen. Mit neuer Bestleistung von 55,37 Metern belegte sie in Tallin (Estland) den dritten Rang. Zudem entschied sie die Deutschen Jugendmeisterschaften für sich, bei denen sie ihre Bestleistung noch einmal um 15 Zentimeter steigerte.
UNSERE TOP DREI |
| Christina Obergföll LG Offenburg 30 Jahre SB: 69,57 m PB: 70,20 m (2007) DM: 1. Platz | WM: 4. Platz DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz Europa-Jahresbestenliste: 3. Platz Weltjahresbestenliste: 3. Platz |
| Katharina Molitor TSV Bayer 04 Leverkusen 28 Jahre SB: 64,67 m PB: 64,67 m (2011) DM: 2. Platz | WM: 5. Platz DLV-Jahresbestenliste: 2. Platz Europa-Jahresbestenliste: 5. Platz Weltjahresbestenliste: 6. Platz |
| Linda Stahl TSV Bayer 04 Leverkusen 26 Jahre SB: 60,78m PB: 66,81m (2010) DM: 5. Platz DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz Europa-Jahresbestenliste: 11. Platz Weltjahresbestenliste: 17. Platz |
DIE HOFFNUNGSTRÄGERIN |
| Christin Hussong TV Thaleischweiler 17 Jahre SB: 59,74 m PB: 59,74 m Auch der Weltverband IAAF ist auf das außergewöhnliche Talent von Christin Hussong aufmerksam geworden und hat sie zum "Rising Star" gekürt. Gemeinsam mit den anderen starken Nachwuchswerferinnen gilt es die 60 Meter in Angriff zu nehmen und sich dort zu stabilisieren. |
2012 IM AUSBLICK |
Wie schon in den letzten Jahren wird Esther Eisenlauer (SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken) die Winterwurf-Challenge in Angriff nehmen. „Im letzten Jahr hatte sie gesundheitliche Probleme, hat aber trotzdem gute Leistungen gebracht.“ Die Disziplintrainerin Maria Ritschel traut ihr die Qualifikation für die Europameisterschaft in Helsinki (Finnland) und die Olympischen Spiele in London (Großbritannien) durchaus zu, ob es jedoch zu einer Nominierung reicht, ist genauso unsicher wie bei Sarah Mayer.
„Ihr Ziel sollte es sein die Norm für die EM zu schaffen. Sollte eine andere krank sein, könnte sie als Kandidatin stehen“, erklärt die Bundestrainerin die Herangehensweise für die nächste Saison.
Als Anwärterinnen auf die drei Plätze für das deutsche Team sind zu allererst die drei besten aus dieser Saison zu nennen: Christina Obergföll, Katharina Molitor und Linda Stahl. Diese drei führen die Bestenliste an und bringen schon länger gute Leistungen. Nur falls sich eine verletzen sollte, könnten sich Sarah Meyer oder Esther Eisenlauer berechtigte Hoffnungen auf einen Startplatz für die Europameisterschaften oder die Olympischen Spiele im DLV-Team machen.
Daraus wird deutlich, dass geplant ist mit der stärksten Mannschaft sowohl die EM als auch die Olympischen Spiele zu bestreiten. Ein B-Team für die EM und eine A-Mannschaft für Olympia zu nominieren, ist nicht die Absicht des DLV.
Das Talent von Christin Hussong soll behutsam weiter entwickelt werden, sie soll sich ganz in Ruhe auf die U20-WM in Barcelona (Spanien) vorbereiten. „Es ist nicht das Ziel sie so zu pushen, dass sie ernsthaft an einen Start bei Olympia denkt. Sie soll bei der U20-WM ihre Aufgabe erfüllen“, verdeutlicht Maria Ritschel den langsamen, aber kontinuierlichen Aufbau der Nachwuchsathletin.
Ähnliches gilt auch für Laura Henkel, die sich im nächsten Jahr im Bereich ihrer Bestleistung stabilisieren soll, um eine gute Ausgangsposition für die U23-Europameisterschaft 2013 in Kazan (Russland) zu schaffen.
ZAHLEN UND FAKTEN |
69,57m Christina Obergföll (LG Offenburg)
64,67m Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen)
60,78m Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen)
59,74m Christin Hussong (TV Thaleischweiler)
59,41m Esther Eisenlauer (SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken)
59,29m Sarah Meyer (SC Potsdam)
58,24m Mareike Rittweg (LV 90 Thum)
56,08m Susanne Rosenbauer (LG Augsburg)
55,52m Laura Henkel (SC Potsdam)
53,65m Janice Waldvogel (TV Lenzkirch)
Internationale Endkampf-Platzierungen (Top 8)
WM: 4. Platz Christina Obergföll (65,24 m); 5. Platz Katharina Molitor (64,32 m)
U23-EM: 1. Platz Sarah Meyer (59,29 m)
U20-EM: 3. Platz Laura Henkel (55,37 m)
U18-WM: 1. Platz Christin Hussong (59,74 m)
Entwicklung des Spitzenniveaus
Athleten >65,00 m | Schnitt Top 10 | |
2005 | Christina Obergföll (70,03), Steffi Nerius (66,52) | 59,23 |
2006 | Christina Obergföll (66,91), Steffi Nerius (65,82) | 59,83 |
2007 | Christina Obergföll (70,20), Steffi Nerius (65,78) | 60,89 |
2008 | Christina Obergföll (69,81), Steffi Nerius (68,34), Linda Stahl (66,06) | 60,49 |
2009 | Christina Obergföll (68,59), Steffi Nerius (67,30) | 60,83 |
2010 | Christina Obergföll (68,63), Linda Stahl (66,81) | 59,85 |
2011 | Christina Obergföll (69,57) | 59,70 |
Entwicklung Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 70,03 (C. Obergföll) | 70,03 (Obergföll/GER) | 0,00 | 71,70 (Menendez/CUB) | 0,67 |
2006 | 66,91 (C. Obergföll) | 66,91 (Obergföll/GER) | 0,00 | 66,91 (Obergföll/GER) | 0,00 |
2007 | 70,20 (C. Obergföll) | 70,20 (Obergföll/GER) | 0,00 | 70,20 (Obergföll/GER) | 0,00 |
2008 | 69,81 (C. Obergföll) | 72,28 (Spotakova/CZE) | 2,47 | 72,28 (Spotakova/CZE) | 2,47 |
2009 | 68,59 (C. Obergföll) | 68,92 (Abakumova/RUS) | 0,87 | 68,92 (Abakumova/RUS) | 0,87 |
2010 | 68,63 (C. Obergföll) | 68,89 (Abakumova/RUS) | 0,26 | 68,89 (Abakumova/RUS) | 0,26 |
2011 | 69,57 (C. Obergföll) | 71,99 (Abakumova/RUS) | 2,42 | 71,99 (Abakumova/RUS) | 2,42 |
WAS AUFFÄLLT |
- Christina Obergföll führt das siebente Jahr in Folge die deutsche Bestenliste an.
- Nur drei Werferinnen erzielten Weiten über 60 Meter. 2009 und 2010 waren es jeweils fünf.
- Obwohl Christina Obergföll eine stärkere Saisonbestleistung hat als im Vorjahr, ist die Weltspitze über zwei Meter entfernt.
- Der Zehner-Schnitt ist ein wenig schwächer als im Jahr zuvor.
- Bei allen internationalen Nachwuchs-Meisterschaften waren deutsche Athletinnen auf dem Podium.
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