leichtathletik.de-Check - Sprint Männer
Die WM in Moskau (Russland) ist der Höhepunkt des Jahres 2013 gewesen. Aber auch der Nachwuchs war bei U20- und U23-EM sowie der U18-WM international unterwegs. Dazu kamen Team- und Hallen-EM. leichtathletik.de blickt in den verschiedenen Diziplinbereichen auf das ereignisreiche Jahr zurück.
2013 IM RÜCKBLICK |
Für die deutschen Sprinter war es ein Hammer-Jahr. In der Staffel ist es nach dem deutschen Rekord (38,02 sec) vom Vorjahr und dem verpassten Olympia-Finale gelungen, eine Zeit im Rekord-Bereich beim Saisonhöhepunkt, dem WM-Finale (38,04 sec) abzurufen. Zu einer Medaille fehlte nicht viel, Rang vier ist aller Ehren wert.
Schlüssel zum Erfolg sind die verbesserten Einzelleistungen. Mit Martin Keller (LAZ Leipzig; 10,07 sec) und Julian Reus (TV Wattenscheid 01; 10,08 sec) sind gleich zwei Sprinter ganz nah an den deutschen Rekord (10,06 sec) gelaufen. Zwar haben sie dabei von den optimalen Bedingungen in Weinheim profitiert, aber auch die Zeiten übers Jahr gesehen zeigen ein insgesamt verbessertes Leistungsniveau, auch in der Breite.
Auf europäischer Ebene gelang mit Julian Reus und seinem sechsten Platz bei der Hallen-EM nach sieben Jahren wieder einem deutschen Sprinter der Sprung in ein großes Finale - ein Fingerzeig fürs nächste Jahr.
Gleichzeitig zeichnet sich ein Generationswechsel ab. Verletzungen verhinderten schnelle Zeiten von Tobias Unger (VfB Stuttgart) und Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01), zwei Leistungsträger der vergangenen Jahre, die aber noch einmal angreifen wollen.
Besonders im Team ist auch der Nachwuchs stark. Bei der U23-EM schrammte das DLV-Quartett mit Platz vier ebenfalls knapp an einer Medaille vorbei. Gleich zweimal Edelmetall gab es dafür bei der U20-EM. Unbekümmert und ohne Angst vor der Konkurrenz rannte Robert Polkowski (LT DSHS Köln) zu Bronze im Einzel über 100 Meter und durfte gemeinsam mit seinen Staffelkollegen auf dem Podest sogar noch eine Stufe höher klettern.
UNSERE TOP DREI |
| Julian Reus TV Wattenscheid 01 25 Jahre SB: 10,08 sec / 20,36 sec PB: 10,08 sec (2013) / 20,36 sec (2013) DM: 1. Platz 100m&200m | WM: 4. Platz Staffel Hallen-EM: 6. Platz 60m DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz 200m Europa-Jahresbestenliste: 8. Platz 200m Welt-Jahresbestenliste: 36. Platz 200m |
| Martin Keller LAZ Leipzig 27 Jahre SB: 10,07 sec PB: 10,07 sec (2013) DM: 2. Platz 100m | WM: 4. Platz Staffel DLV-Jahresbestenliste: 1. Platz 100m Europa-Jahresbestenliste: 8. Platz 100m Welt-Jahresbestenliste: 35. Platz 100m |
| Sven Knipphals VfL Wolfsburg 28 Jahre SB: 10,20 sec PB: 10,20 sec (2013) DM: 3. Platz 100m | WM: 4. Platz Staffel DLV-Jahresbestenliste: 3. Platz 100m Europa-Jahresbestenliste: 22. Platz 100m Welt-Jahresbestenliste: 93. Platz 100m |
UNSER HOFFNUNGSTRÄGER |
| Robert Polkowski LT DSHS Köln 20 Jahre SB: 10,40 sec PB: 10,40 sec (2013) Selbstbewusst ist Robert Polkowski bei der U20-EM zu Bronze über 100 Meter gesprintet. Außerdem gab es noch Silber mit der Staffel. |
DER PECHVOGEL |
| Tobias Unger VfB Stuttgart 34 Jahre SB: - PB: 10,14 sec (2010) Eine Knieoperation machte die gesamte Saison zu Nichte. Richtung EM-Saison 2014 will Tobias Unger die Spikes aber nochmal schnüren. Mit Alexander Kosenkow hatte auch ein anderer Routinier in diesem Jahr mit vielen Verletzungen zu kämpfen. |
2014 IM AUSBLICK |
Was in der Staffel bei der WM in Moskau (Russland) schon gelungen ist, könnte bei der EM in Zürich (Schweiz) auch im Einzel klappen. Geht die Entwicklung weiter wie in den vergangenen beiden Jahren, sollte mindestens ein deutscher Sprinter in der Lage sein, ein Einzelfinale bei der EM zu erreichen.
Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit vor dem Saisonhöhepunkt einige Rennen gegen starke europäische Konkurrenz auszutragen, ohne dabei in einem B-Lauf in einem Diamond League-Meeting unterzugehen.
Die Strategie des DLV-Teams ist in den letzten Jahren aufgegangen. Wenn die passenden Bedingungen dazukommen, ist sogar historisches möglich, wie eine Steigerung des 28 Jahre alten deutschen Rekordes über 100 Meter.
Mit der Staffel sehen die Chancen ganz anders aus. Zum zweiten Mal hintereinander war das DLV-Team das jahresschnellste in Europa. Der Durchbruch in neue Sphären mit einer 37 vor dem Komma ist zum Greifen nah. Damit ist es sogar möglich, einmal ganz oben zu stehen. Angeführt von Briten und Franzosen gibt es aber auch andere Teams, die auf diesem Niveau mithalten können. So wird in Zürich am Ende die Staffel Gold holen, die den besten Tag erwischt. Das deutsche Team mischt mittendrin mit.
DAS SAGT DER BUNDESTRAINER |
Ronald Stein, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2013 aus?
Ronald Stein: 2013 war ein sehr erfolgreiches Jahr für den Deutschen Männersprint. Der vierte Platz in Moskau war die beste Platzierung einer deutschen Staffel seit 1983. Es gab eine tolle Entwicklung der Einzelzeiten über 100 Meter mit dem besten 3er-, 5er- und 10er-Schnitt aller Zeiten als Grundlage für Staffelzeiten im Weltspitzenbereich. Hier möchte ich mich besonders bei allen Heimtrainern und Mitarbeitern meines Kompetenztaems für eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit bedanken.
Was oder wer war für Sie das ganz persönliche Highlight der vergangenen Monate? Ronald Stein:
Es gab drei Highlights für mich als Heimtrainer und als Bundestrainer: Das 100-Meter-Rennen in Clermont, als Martin Keller 9,99 Sekunden mit zuviel Rückenwind lief. Ich denke, dass damit eine psychologische Barriere gebrochen wurde. Es zeigt, dass deutsche Sprinter unter optimalen Bedingungen und in absoluter Topform auch bei regulärem Wind unter 10,00 Sekunden laufen können. Ein weiteres Highlight war die Vorstellung von Julian Reus bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm über 100 und 200 Meter mit dem neuen Meisterschaftsrekord von 10,14 Sekunden. Und natürlich der 4.Platz in Moskau mit der 4x100-Meter-Staffel. Schade, dass wir die Kanadier, die wir in Weinheim und im WM-Vorlauf geschlagen haben, im Finale nicht halten konnten. Ich war aber trotzdem mit der Zeit und Platzierung sehr zufrieden.
Mit welchen Aufgaben und Zielen gehen Sie in die kommende Saison? Ronald Stein:
Meine Aufgabe für das kommende Jahr, sehe ich darin, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzuführen. Der Männersprint hat sich in den letzten beiden Jahren sehr progressiv entwickelt und ist auf einem guten Weg, die gesteckten Ziele bis 2016 zu erfüllen. Natürlich wollen wir in Zürich gegen die Briten, Franzosen und Holländer um die Goldmedaille kämpfen. Nach Bronze 2010, Silber 2012, ist die Goldmedaille unser Ziel. Auf den Einzelstrecken möchten wir jeweils mit einem Athleten im Finale vertreten sein. Und vielleicht wackelt im nächsten Jahr wieder der ein oder andere deutsche Rekord.
ZAHLEN UND FAKTEN |
Die Jahresbesten
100m:
10,07 - Martin Keller (LAZ Leipzig)
10,08 - Julian Reus (TV Wattenscheid)
10,20 - Sven Knipphals (VfL Wolfsburg)
10,21 - Lucas Jakubczyk (SCC Berlin)
10,24 - Peter Emelieze (ASV Köln)
10,28 - Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid)
10,33 - Matthias Lindner (SC Magdeburg)
10,33 - Roy Schmidt (LAZ Leipzig)
10,34 - Aleixo Platini Menga (TSV Bayer Leverkusen)
10,34 - Patrick Domogala (MTG Mannheim)
200m:
20,36 - Julian Reus (TV Wattenscheid)
20,67 - Aleixo Platini Menga(TSV Bayer Leverkusen)
20,73 - Sven Knipphals (VfL Wolfsburg)
20,75 - Robin Erewa (TSV Bayer Leverkusen)
20,79 - Maximilian Kessler (SCC Berlin)
20,82 - Sebastian Ernst (TSV Bayer Leverkusen)
20,86 - Eric Krüger (SC Magdeburg)
20,90 - Patrick Domogala (MTG Mannheim)
21,03 - Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid)
21,06 - Kamghe Gaba (LG Stadtwerke München)
Internationale Endkampf-Platzierungen 2013
WM: 4. Lucas Jakubczyk, Sven Knipphals, Julian Reus, Martin Keller (Staffel)
Hallen-EM: 6. Julian Reus (60m)
U23-EM: 4. Yannick Höcker, Patrick Domogala, Roy Schmidt, Robin Erewa (Staffel)
U20-EM: 2. Bastian Heber, Robert Polkowski, Maximilian Ruth, Sebastian Schürmann (Staffel); 3. Robert Polkowski (100m)
U18-WM: keine
Entwicklung des Spitzenniveaus 100m
Athleten < 10,25 sec | Schnitt Top 10 | |
2005 | Tobias Unger (10,16) | 10,35 |
2006 | Ronny Ostwald (10,24) | 10,37 |
2007 | keine | 10,37 |
2008 | Tobias Unger (10,17), Martin Keller (10,23) | 10,31 |
2009 | Tobias Unger (10,18), Stefan Schwab (10,19), Marius Broening (10,24) | 10,29 |
2010 | Tobias Unger (10,14) | 10,30 |
2011 | Alex Schaf (10,20) Sven Knipphals (10,23), Tobias Unger (10,24) | 10,35 |
2012 | Julian Reus (10,09) Lucas Jakubczyk (10,20), Tobias Unger (10,20) | 10,27 |
2013 | Martin Keller (10,07), Julian Reus (10,08), Sven Knipphals (10,20) Lucas Jakubczyk (10,21), Peter Emelieze (10,24) | 10,24 |
Entwicklung des Spitzenniveaus 200m
Athleten < 20,55 sec | Schnitt Top 10 | |
2005 | Tobias Unger (20,20), Sebastian Ernst (20,45) | 20,79 |
2006 | keine | 20,90 |
2007 | Till Helmke (20,37), Tobias Unger (20,48) | 20,71 |
2008 | Daniel Schnelting (20,53) | 20,75 |
2009 | Robert Hering (20,41), Alexander Kosenkow (20,43), Aleixo Platini Menga (20,52) | 20,78 |
2010 | Sebastian Ernst (20,38) | 20,81 |
2011 | Sebastian Ernst (20,51) | 20,97 |
2012 | Aleixo Platini Menga (20,33), Sebastian Ernst (20,53) | 20,68 |
2012 | Julian Reus (20,36) | 20,80 |
Entwicklung Jahresbestleistungen 100m
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 10,16 (T. Unger) | 9,99 (Pognon/FRA) | 0,17 | 9,77 (Powell/JAM) | 0,39 |
2006 | 10,24 (R. Ostwald) | 9,99 (Obikwelu/POR) | 0,25 | 9,77 (Powell/JAM) | 0,47 |
2007 | 10,26 (C. Blum) | 10,06 (Obikwelu/POR) | 0,20 | 9,74 (Powell/JAM) | 0,52 |
2008 | 10,17 (T. Unger) | 10,00 (Chambers/GBR) | 0,17 | 9,69 (Bolt/JAM) | 0,48 |
2009 | 10,18 (T. Unger) | 10,00 (Chambers/GBR) | 0,18 | 9,58 (Bolt/JAM) | 0,60 |
2010 | 10,14 (T. Unger) | 9,97 (Lemaitre/FRA) | 0,17 | 9,78 (Gay/USA; Carter/JAM) | 0,36 |
2011 | 10,20 (A. Schaf) | 9,92 (Lemaitre/FRA) | 0,28 | 9,76 (Bolt/JAM) | 0,44 |
2012 | 10,09 (J. Reus) | 9,91 (Martina/NED) | 0,18 | 9,63 (Bolt/JAM) | 0,46 |
2013 | 10,07 (M. Keller) | 9,91 (Dasaolu/GBR) | 0,16 | 9,75 (Gay/USA) | 0,32 |
Entwicklung Jahresbestleistungen 200m
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
2005 | 20,20 (T. Unger) | 20,15 (Malcolm/GBR) | 0,05 | 19,89 (Spearmon/USA) | 0,31 |
2006 | 20,65 (T. Unger) | 20,01 (Obikwelu/POR) | 0,64 | 19,63 (Carter/USA) | 1,02 |
2007 | 20,37 (T. Helmke) | 19,89 (Ndure/NOR) | 0,48 | 19,62 (Gay/USA) | 0,75 |
2008 | 20,53 (D. Schnelting) | 20,25 (Malcolm/GBR) | 0,28 | 19,30 (Bolt/JAM) | 1,23 |
2009 | 20,41 (R. Hering) | 20,04 (Guliyev/AZE) | 0,37 | 19,19 (Bolt/JAM) | 1,22 |
2010 | 20,38 (S. Ernst) | 20,16 (Lemaitre/FRA) | 0,22 | 19,56 (Bolt/JAM) | 0,82 |
2011 | 20,51 (S. Ernst) | 19,80 (Lemaitre/FRA) | 0,71 | 19,26 (Blake/JAM) |